Darf in der SEK I ein Fach komplett wegfallen?

Meine Tochter besucht seit diesem Jahr die 5. Klasse eines Gymnasiums (in NRW). Nach dem üblichen Trubel der ersten Tage stand bald der Stundenplan fest. Doch schon in der ersten Woche in der dieser Stundenplan galt erreichte uns die Nachricht, dass das Fach Physik (2 Wochenstd) ersatzlos gestrichen werden muss.
Dieses Fach gibt es regulär erst wieder ab Klasse 7.
Als Eltern sind wir jetzt ziemlich irritiert. Da in der 6. Klasse eh die Wochenstundenzahl nochmal angehoben wird (inkl. Nachmittagsunterricht), ist es auch nicht möglich dann dort das Versäumte nachzuholen. In den letzten Tagen habe ich versucht Informationen zusammenzutragen, habe aber keinen „Fall“ gefunden, der mir da weiterhilft. Tausendfach werden die Wege beschrieben wen man wann wo und wie ansprechen soll, wenn ein Lehrer wochenlang krank ist oder ein Fach oft ausfällt. Mir geht es allerdings darum, dass ein Fach komplett gestrichen wird. Wie verhält es sich mit den sog. Kernlehrplänen genau?? Diese stellen u.a. ja auch die Grundlage für die Lernstandserhebungen in Klasse 8 dar. Wie soll ein Kind, dass bis zum Abitur 8 statt 9 Jahre Zeit hat auch NOCH ein Jahr in diesem Fach aufholen?
Es wird wohl auch nicht (wie es teilweise in der Grundschule noch praktiziert wurde) ein Teil des Stoffes in anderen Fächern übernommen; der neue Stundenplan ist bereits 2 Wochenstd. kürzer.

Moin erstmal,

wird in NRW nicht in erstmal NaWi (Naturwissenschaften, also Bio, Chemie und Physik) in den Kl. 5 + 6 unterrichtet?

Gruß Volker

Die Stundentafeln für die Klassen sehen so aus:

Klasse 5:
Biologie 2 Std
Chemie 0 Std
Physik 2 Std

Klasse 6:
Biologie 2
Chemie 0 Std
Physik 0 Std

Klasse 7:
Biologie 0 Std
Chemie 2 Std
Physik 1+1 Std (je nach Förderbedarf)

Zur Zeit hat die Klasse 29 Wochenstunden, in der 6. werden es dann 30-33. Also für meine Begriffe unmöglich nochmal 2 dazuzupacken.

Laut Lehrplan sollen Wärmelehre, Elektrizität und Optik durchgenommen werden um dann in Klasse 7 mit Mechanik fortzufahren.

Moin,

es hat sich ja vlt. etwas geändert oder es ist an verschiedenen Schulen unterschiedlich. Ich habe 2005 in NRW an einem Gymnasium NaWi unterrichtet. Bin jetzt aber wieder an meinem Hauptwohnsitz in Kiel und verfolge natürlich nicht alle Änderungen.

Gruß Volker

Hallo,

wenn an der Schule keine (bzw. nicht ausreichend) entsprechenden Lehrer vorhanden sind, dann kann das Fach eben nicht unterrichtet werden.

Bittet eure Elternvertreter, nach dem genauen Grund zu fragen. (Es wird sicherlich am „Mangelfach“ liegen, aber vielleicht gibt es noch mehr Informationen.)

Der Schule sind die Hände gebunden, sie kann zwar immer wieder an die Schulverwaltung melden, dass sie Physiklehrer benötigt, aber wenn die Verwaltung nicht die Stellen zuweist und eine entsprechende Ausschreibung erlaubt, kann die Schule nichts an der Situation ändern.

Insofern solltet ihr dann, wenn ihr die Fakten kennt, als Elternschaft bei der entsprechenden Behörde Druck machen. In so einem Fall bewegt sich viel eher etwas, als wenn die Schule wöchentlich den Mangel meldet. (Insofern arbeitet mit der Schule zusammen, nicht gegen sie, Druck auf den Klassenlehrer oder Schulleiter kann nichts an der Einstellungspolitik im Regierungsbezirk ändern.)

Außerdem denke ich, dass manche Inhalte des Physik-Unterrichts sicher in den anderen Fächern (Mathe, Chemie, Bio) aufgegriffen werden - auch wenn es nicht heißt: Die nächsten zwei Wochen machen wir statt Mathe Physik.

OT: Darf in der SEK I ein Fach komplett wegfallen?
Hallo!

Der Schule sind die Hände gebunden, sie kann zwar immer wieder
an die Schulverwaltung melden, dass sie Physiklehrer benötigt,
aber wenn die Verwaltung nicht die Stellen zuweist und eine
entsprechende Ausschreibung erlaubt, kann die Schule nichts an
der Situation ändern.

Es könnte dann aber auch so langsam die Realität eintreten, dass die Verwaltung die Stellen ausschreibt, aber einfach keiner da ist, der sie besetzen kann. Gerade bei Physik ist es ja wirklich kein Geheimnis, dass es kaum noch Bewerber gibt.

Ich hatte in meiner Schulzeit ein Jahr kein Sozialkunde (was ich überlebt und trotzdem später studiert habe) und im Leistungskurs ein halbes Jahr kein Deutsch. Weil keine Lehrer da waren.

Da hilft nur Terz machen von allen Seiten, bloß nicht abwarten, ob irgendwas von selbst passiert. Denn es passiert nichts. Und nicht nur der Elternvertreter, sondern alle. Da merkt man dann auch schnell, wie ‚interessiert‘ die Eltern wirklich sind…

Grüße!

Hallo Sonne,

bei Physik ist es
ja wirklich kein Geheimnis, dass es kaum noch Bewerber gibt.

Genau so ist das.

Da hilft nur Terz machen von allen Seiten,

Aber jetzt mal ganz pragmatisch: gegen wen und was soll man Terz machen? Es gibt seit Jahren kaum noch jemanden der Physik studieren will und wenn doch, geht derjenige in die Industrie.
Keine Schule, kein Schulamt und kein Kultusminister hortet die Physiklehrer irgendwo und rückt sie nicht raus. Es gibt einfach keine. Die Verantwortlichen würden sicher auch lieber ohne diesen Mangel leben.
Soll man nun Terz gegen die Studenten machen und sie zwangsverpflichten, Naturwissenschaften zu studieren? Oder gegen die Schule, gegen das Schulamt oder gegen den Kultusminister? Die werden dir alle Recht geben, dass die Situation besch… ist, aber sie können doch keine Bewerber aus dem Hut zaubern.

Denn wenn man schon zum Protest aufruft, sollte man doch auch wissen, gegen wen sich dieser Protest richten soll und was man bezwecken will und nicht nur aus Aktionismus heraus Terz machen.

bloß nicht
abwarten, ob irgendwas von selbst passiert.

Wie sehen deine konkreten Vorschläge aus?

Gruß
Roland

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Hi,

Aber jetzt mal ganz pragmatisch: gegen wen und was soll man
Terz machen? Es gibt seit Jahren kaum noch jemanden der Physik
studieren will und wenn doch, geht derjenige in die Industrie.
Keine Schule, kein Schulamt und kein Kultusminister hortet die
Physiklehrer irgendwo und rückt sie nicht raus. Es gibt
einfach keine. Die Verantwortlichen würden sicher auch lieber
ohne diesen Mangel leben.

naja, um in in den unteren Klassenstufen Physik zu unterrichten, muß man aber nicht zwangsweise Physik studiert haben. Diesen Stoff sollte doch jeder Naturwissenschaftler auf dem Kasten haben (sag’ ich als Ing. jetzt mal so platt).

Es mag dabei beamtenrechtliche Schwierigkeiten geben, das ist dann aber kein Problem fehlender Lehrer sondern fehlenden Willens (und da kann man ganz gut Terz machen).

Gruß Stefan

Moin Stefan,

naja, um in in den unteren Klassenstufen Physik zu
unterrichten, muß man aber nicht zwangsweise Physik studiert
haben. Diesen Stoff sollte doch jeder Naturwissenschaftler auf
dem Kasten haben (sag’ ich als Ing. jetzt mal so platt).

Wenn Du meinst, dass die Aufgaben gelöst werden können hast Du Recht. Es geht aber um die Vermittlung des Stoffes.

Ich hatte in der Quinta (6.-Kl.) einen Kunstlehrer, der uns Mathematik lehren sollte, eine Katastrophe!

Etwas übertrieben, aber bei jeder Wortmeldung zitterte er ob er wieder was falsch gemacht hat.

Gerade bei den Grundlagen sind solide ausgebildete Lehrer wichtig.

In der OS kann man dann evtl. mit Diskussion, Gesprächen die Fragen, Probleme langsam ähnlich wie in der Uni angehen.

Gruß Volker

Hallo Goosi,

naja, um in in den unteren Klassenstufen Physik zu
unterrichten, muß man aber nicht zwangsweise Physik studiert
haben. Diesen Stoff sollte doch jeder Naturwissenschaftler auf
dem Kasten haben (sag’ ich als Ing. jetzt mal so platt).

Ja, natürlich. Aber die Situation ist doch die gleiche: es studiert kaum noch jemand Ingenieurwissenschaften. Ich weiß nicht, wieviele Ingenieure inzwischen in Deutschland fehlen, aber es sind jede Menge.
Und wenn dann tatsächlich einer seinen Abschluss als Ing. macht, der geht doch nicht in die Schule, nur um darauf zu warten, dass gleich gegen ihn Terz gemacht wird. Wenn der gescheit ist, geht der in die Industrie, wenn nicht, hat er an der Schule auch nichts verloren.

Es mag dabei beamtenrechtliche Schwierigkeiten geben

Die gibt es eigentlich nicht. Im Prinzip kann jeder Lehrer werden, nur nicht jeder Lehrer Beamter.
Und es werden ja auch händeringend Quereinsteiger gesucht.

das ist
dann aber kein Problem fehlender Lehrer sondern fehlenden
Willens (und da kann man ganz gut Terz machen).

Ich verstehs immer noch nicht. Alle Verantwortlichen wollen, dass sich Bewerber melden. Es melden sich aber keine, da es wohl keine gibt. Jetzt kannst man natürlich mit dem Fuß aufstampfen und behaupten, die müssen aber nur genug „wollen“, dann fallen die irgendwie vom Himmel, aber das hat doch mit der Realität nichts zu tun.
Ich wollte als Kind auch immer den Osterhasen sehen, der hat sich aber trotzdem nicht gezeigt. Lag bestimmt an meinem fehlenden Willen, oder?

Gruß
Roland

Hallo,

Es mag dabei beamtenrechtliche Schwierigkeiten geben, das ist
dann aber kein Problem fehlender Lehrer sondern fehlenden
Willens (und da kann man ganz gut Terz machen).

Nein, das hat mit Beamtenrecht überhaupt nichts zu tun. Es gibt Lehrer, die ihr Leben lang mit TVöD-Bezügen leben (früher BAT). Es gibt auch etliche Quereinsteiger.
Jetzt mal abgesehen von den vielleicht vorhandenen, vielleicht nicht vorhandenen pädagogischen Fähigkeiten von Quereinsteigern: es gibt in manchen Fächern einfach nicht genug Willige (wie andere auch schon sagen).
Nachdem verschiedene Bundesländer in anderen Bundesländern „gewildert“ haben (will heißen: gezielt Lehrer abgeworben haben) und massiv auch bei Ingenieuren geworben haben, wenn auch nur mit mäßigem Erfolg, wird jetzt versucht in anderen Ländern Lehrer zu finden, die des Deutschen mächtig sind.
Bis jetzt auch nur mit sehr magerem Erfolg.

Gruß
Elke

Hi

Naja, vielleicht sollte man den Lehrenden an den Unis mal klar machen, dass auch LEHRE ihr Job ist.

Soweit ich das aus den Physik Fachschaften höre (habe da drei zur Auswahl) wollen viele halt viiiiel lieber forschen und lassen das die Studenten spüren.

Dazu wird gesiebt ohne Ende, als wären es Massenstudiengänge!
Bei Germanistik mit 5000+ Studenten kann ich gründliches Sieben verstehen, aber Physik, da gibt es wirklich nicht so viele (in Bochum kaum mehr als Religionswissenschaftler, und wir sind ein Nischenfach dass erst seit 3 Jahren existiert hier existiert).

Natürlich sollte eine gewisse Qualität herrschen, aber Studenten sind auch nicht bescheuert und merken durchaus, ob eine Prüfung nur schwer war und sie evtl. nicht genug getan haben, oder ob da jemand seine Kurse kleinhalten will.
Darum wechseln viele, die mit Physik angefangen haben, das Studienfach oder brechen demotiviert ab.

Und da beginnt ein Teufelskreis:
Die Kurse sollen offiziell klein bleiben um die Qualität der Lehre zu verbessern.
Durch das Siebsystem werden Studenten aber nicht umverteilt sondern vergrault oder gleich abgeschreckt.
Dadurch schrumpfen die Studiengänge und die Univerwaltung denkt sich: Prima, dann brauchen wir ja nicht so viele Stellen.
Obwohl die dringend notwendig werden.

Und da sich die NaWi-Dozenten wie es scheint nicht so einfach wie die seit Jahren überlaufenden GeWis damit abfinden, große Seminare mit mehr als 20 Leuten abzuhalten, wird der Mangel ein Problem. Dann gibt es halt nicht so viele Plätze und möglichst viele solle raus.

Dadurch bleibt natürich der Nachwuchs weg und wo kein Nachwuchs ist könnten keine Stellen besetzt werden wenn sie denn offen sind, und so weiter und so fort…

Dadurch mangelt es natürlich auch an den Schulen und die Gelegenheit wird verpasst, Leute für Physik zu begeistern. Dann hat man wenig interessierte Studenten, die paar sind aber immer noch zu viel für einig Unis, weil es zu wenig Lehrende gibt… etc. pp.

Das Problem ist, wie so oft, auch hausgemacht.

lg
Kate

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gemeinsame Antwort
Hi,

ein Künstler ist nun mal kein Naturwissenschaftler. Aber ein Biologe, ein Chemiker oder auch ein Mathematiker sollte doch in den Grundlagen der Physik so sicher sein um den Stoff vermitteln zu können (zumindest dürften diese Lehrer keine grundlegenden Schwierigkeiten haben sich die notwendigen Fakten anzueignen). Es geht um die Grundlagen und nicht um Feinheiten - die müssen eigentlich alle Naturwissenschaftler beherrschen.

Bei „Naturwissenschaftler“ dachte ich auch nicht an Ingenieure sondern an Pädagogen mit naturwissenschaftlichen Fächern. Ein guter Ingenieur ist noch lange kein guter Lehrer.

Ich weiß (noch) nicht, wie viele Lehrer mit naturwissenschaftlicher Ausbildung zur Verfügung stehen. Da Orlando in seinen Anmerkungen aber das Physikstudium explizit nannte, wollte ich anmerken daß dieses nicht zwingend ist um die Grundlagen der Physik vermitteln zu können.
Ich konnte und kann mir aber vorstellen, daß es beamtenrechtlich schwierig ist einen Biologielehrer zum Physikunterricht zu verpflichten und daß dies ein Teil des Problems ist. Das zu ändern wäre aber wirklich nur eine Frage des Wollens.

Aber warum soll ein Ing. nicht in die Schule wollen? Sicher ist das ein anstrengender Job mit jeder Menge Problemen. Aber wenn jemand glaubt in der Industrie wäre es so viel besser, dann irrt er. Auch hier ist nicht alles Gold was glänzt und der Druck kann imens sein (gerade für Ingenieure).
Es soll wirklich Menschen geben, denen eine Lehrtätigkeit große Freude bereitet. Ich denke nicht, daß wir schon so weit sind zu sagen „wer Nichts wird wird Lehrer…“

Gruß Stefan

Moin,

Aber ein
Biologe, ein Chemiker oder auch ein Mathematiker sollte doch
in den Grundlagen der Physik so sicher sein um den Stoff
vermitteln zu können

das mag ja sein, nur sind auch diese Lehrer nicht üppig gesäht.
In diesen Fächern fallen auch gerne mal Stunden aus, weil nicht genug Lehrer vorhanden sind.
Ein Freund ist Chemielehrer und er hat mich schon ernsthaft gefragt, ob ich nicht einen auf Lehrer machen möchte.

Gandalf

Hi,

Ich weiß (noch) nicht, wie viele Lehrer mit naturwissenschaftlicher Ausbildung zur Verfügung stehen.

Zahlen, diagramme, Tabellen, … hab ich auch nicht, nur eine persönliche Erfahrung am Gymnasium. Als ich im Februar 2004 in Bayern mein 2. Staatsexamen in der Tasche hatte, musste man mit der Fächerkombination Mathematik / Physik nur das 2. (und natürlich 1.) Staatsexamen bestehen und bekam einen Job - man konnte sich sogar wünschen, an welche Schule man wollte, dennn es gab mehr Stellen als Bewerber (normalerweise wird man vom Ministerium einfach einer Schule zugeteilt). Insofern waren die entsprechenden Referendare schnell versorgt.
Eine Kollegin hat mit ca. 2,0 (ich glaub sogar ein oder zwei Zehntel besser) und der Kombination Deutsch / Französisch nichts bekommen.
Wenn ich den Physik- und Mathematiklehrern anmeiner Schule heute so zuhöre, hat sich die Situation nicht verändert. Aktuell haben wir eine Chemielehrerin in Teilzeit, die aus der Industrie zu uns kam.

Aber warum soll ein Ing. nicht in die Schule wollen?

Wenn man in Bayern bei Antritt der Lehrertätigkeit über 45 ist, kann man nicht mehr verbeamtet werden. mnan bekommtnur noch Angestelltenverträge. Die neuen Angestelltenverträge bieten ein Anfangsgehalt von 2700 brutto. Lohnsteuerpflichtig, Sozialabgaben… Dieses Bruttoeinstiegsgehalt ist unabhängig von Alter, Familienstand, Berufserfahrung, Qualität des Abschlusses etc. Muss ich noch mehr sagen? (bruttogehalt eines Angestellten Lehrers gleichen Alters nach BAT und eines Beamten gleichen Alters liegen ca. 2000 Euro höher, beim Beamten mit dementsprechend niedrigen Abzügen)

und nein, ich beschwere mich nicht. Aber die Frage war ja, warum Ingenieure nicht in die Schulen wechseln.

Die Franzi

Hallo,

Es könnte dann aber auch so langsam die Realität eintreten,
dass die Verwaltung die Stellen ausschreibt, aber einfach
keiner da ist, der sie besetzen kann. Gerade bei Physik ist es
ja wirklich kein Geheimnis, dass es kaum noch Bewerber gibt.

Du hast natürlich Recht, dass es Mangelfächer gibt. Dieser Mangel wird verwaltet - und führt dazu, dass es in meinem Bekanntenkreis zwei fast fertige Physik-Referendare gibt, die willig wären, nach dem Referendariat im Schulbetrieb zu bleiben. Sie haben Schulen gefunden, die Bedarf hätten - aber sie dürfen nicht eingestellt werden, da ihre Fächerkombination (mit einem weiteren MINT-Fach) nicht von jeder Schule ausgeschrieben werden darf - um die Bewerber gut im Bundesland zu verteilen, so die Theorie. In der Praxis bedeutet dies, dass die beiden die Fühler ausstrecken, ob sie nicht außerhalb der Schule „unterkommen“ können - sie werden wohl keine Probleme haben. Ergebnis der Mangelverwaltung: Zwei potentielle Physiklehrer weniger…

Hallo!

Da fehlt mir jetzt fast das Mitleid. Die sollten sich mal auf eine Landesgrenze stellen und laut aussprechen, dass sie Physik haben. Da kommen garantiert mehrere ziemlich gut bezahlte Angebote reingeflattert. Wenn jeder Referendar wegen einer Absage aufgeben würde, hätten wir wahnsinnig viele arbeitslose Lehrer und kaum noch besetzte Stellen. Ob sie in der freien Wirtschaft eher an ihrem Wunschort bleiben, wage ich zu bezweifeln.

Kommt zwar auch immer auf die persönliche Situation an, aber auch Lehrer müssen heute flexibel und mobil sein. Ich fresse einen Besen, wenn ich nur die knapp 300 km weiter muss, die ich mir wünsche. Ich rechne eher mit wesentlich mehr. Habe halt kein Physik und kein Latein. Aber noch ist es ja nicht zu spät, sich davon was anzueignen :wink:

Grüße!

Hallo!

Aber jetzt mal ganz pragmatisch: gegen wen und was soll man
Terz machen? Es gibt seit Jahren kaum noch jemanden der Physik
studieren will und wenn doch, geht derjenige in die Industrie.
Keine Schule, kein Schulamt und kein Kultusminister hortet die
Physiklehrer irgendwo und rückt sie nicht raus. Es gibt
einfach keine. Die Verantwortlichen würden sicher auch lieber
ohne diesen Mangel leben.

Da hast du sicherlich recht. Aber sich stillschweigend in die Ecke setzen und abwarten, bringt wohl noch weniger. Ich würde dem Schulleiter aufs Dach steigen, der natürlich darauf verweist, dass ihm die Hände gebunden sind und die Regionalschulämter oder wie auch immer die entsprechend heißen die Verantwortlichen sind. Dann geht es dorthin, dann per Beschwerde oder Petition zum Landtag, die Presse ist an sowas immer interessiert. Allerdings darf sowas nicht an einem Elternteil hängen bleiben, da müssen viele/alle mitmachen. Es heißt sonst gern auf den höheren Ebenen: Hat sich ja keiner beschwert, scheint also nicht allzu schlimm zu sein.

Ganz konkret sehen die Vorschläge anders aus: Da muss man, wie andere bereits gesagt haben, an der Basis ansetzen. Lehramtsstudenten mit Mathe und Physik werden ja aus dem Hörsaal raus von der Industrie abgeworben - wer kann es ihnen verdenken? So schön so ein Beamtengehalt ist, irgendwann ist Schluss nach oben. Wer ärgert sich schon gern freiwillig mit Eltern und Schulbehörden rum, wenn er sich in der Forschung austun kann? Wozu muss ein Mathelehrer der Sek I ein Studium absolvieren, das dem der Mathe-Diplomer entspricht? Und dann wird im Umkehrschluss versucht, diese Leute an die Schulen zu holen. Habe es erst gestern wieder gesehen: BaWü sucht händeringend Berufsschullehrer, mittlerweile sogar mit FH-Abschluss. Einziger Knackpunkt: Die erreichen im Einkommen nie das, was sie als Einstiegsgehalt in jeder großen deutschen Firma bekommen. In Zeiten der Wirtschaftskrise sicher kein ganz schlechtes Angebot (immerhin Jobsicherheit), aber sonst…
Sachsen beispielsweise, das Land, das keinen Lehrer verbeamtet, bei dem ausgrund von Zwangsteilzeit das Einstiegsgehalt laut TV-L bei 1.300 Euro für einen Junglehrer liegt, der immerhin 5 Jahre studiert und 2 Jahre den Deppen für billiges Geld gemacht hat, - was aber kein großes Problem ist, denn Sachsen stellt eh kaum was ein -, gibt jetzt Studenten, die eine gewünschte Fächerkombination wie z.B. !!! Mathe-Latein !!! studieren, eine Einstellungszusage! Wie realitätsfern kann man eigentlich sein?! Sehr, anscheinend…

Das Problem scheint noch nicht akut genug zu sein, sonst würde man nicht nur quatschen, sondern endlich mal versuchen zu handeln.

Grüße!

Hallo Sonne,

Da hast du sicherlich recht. Aber sich stillschweigend in die
Ecke setzen und abwarten, bringt wohl noch weniger.

Deshalb hatte ich nach praktischen Vorschlägen gefragt.

Ich würde
dem Schulleiter aufs Dach steigen,

So, und da gehts schon los. Für mich das wichtigste Argument, dass ich - trotz abgeschlossenem Physikstudium - kein Lehrer sein möchte und lieber in der Industrie arbeite. Ich hätte absolut keine Lust, dass jeder sich dazu berufen fühlt mir aufs Dach zu steigen, für Dinge, die ich nicht zu verantworten habe. Warum soll ich mir das freiwillig antun?

Des weiteren wüsste ich nicht, warum man dem aufs Dach steigen soll. Der ist doch auf deiner Seite. Der hat doch jeden Tag das Problem, dass er einen Mangel verwalten muss und nicht weiß, wie er die Stunden mit entsprechenden Lehrkräften besetzen soll. Der wird in regelmäßigen Abständen Personal anfordern und jedes Mal leer ausgehen. Anschließend muss er sich von Eltern, die natürlich alles besser wissen, vorhalten lassen, dass er zu blöd ist, sich zu kümmern, und dass man ihm erst einmal so richtig aufs Dach steigen muss, dass er aktiv wird. Meine Güte, was für ein beschissener Job und da wundert es dich, dass es zu wenig Nachwuchs an den Schulen gibt?

verweist, dass ihm die Hände gebunden sind

Ja, ihm sind die Hände gebunden, weil er kein Personal bekommt. Und er bekommt keins, weil es keins gibt.

und die
Regionalschulämter oder wie auch immer die entsprechend heißen
die Verantwortlichen sind.

Nein, immer noch nicht! Verantwortlich ist die allgemeine Situation, dass es nicht genügend Bewerber gibt. Und es gibt nicht genügend Bewerber, weil die entsprechenden Fächer bei den Studenten unbeliebt sind.

Dann geht es dorthin, dann per
Beschwerde oder Petition zum Landtag, die Presse ist an sowas
immer interessiert.

Und die Ämter und der Landtag holen jetzt die Knadidaten aus dem Keller, die es aber gar nicht gibt.

Ach ja, und gut dass du die Presse nicht vergessen hast:

http://www.welt.de/die-welt/vermischtes/hamburg/arti…
http://www.landeszeitung.de/lokales/hochschule/news/…
http://bildungsklick.de/pm/68227/lehrermangel-physik…
http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article…
http://www.ov-online.de/index2.php?option=com_conten…

usw, usw.
Und das jedes Jahr aufs Neue.
Nur kann die Presse auch keine Kandidaten herbeizaubern.

Ganz konkret sehen die Vorschläge anders aus: Da muss man, wie
andere bereits gesagt haben, an der Basis ansetzen.

Aha. Da kommen wir der Sache schon Näher. Das Schulamt ist aber zweifellos nicht die Basis.

Lehramtsstudenten mit Mathe und Physik werden ja aus dem
Hörsaal raus von der Industrie abgeworben - wer kann es ihnen
verdenken?

Eben. Und noch einmal: selbst wenn sie nicht abgeworben werden würden, es gibt zu wenig.

So schön so ein Beamtengehalt ist, irgendwann ist
Schluss nach oben. Wer ärgert sich schon gern freiwillig mit
Eltern und Schulbehörden rum, wenn er sich in der Forschung
austun kann?

Siehste.

Problem scheint noch nicht akut genug zu sein, sonst würde
man nicht nur quatschen, sondern endlich mal versuchen zu
handeln.

Klar. Gut zusammengefasst.
Wir können jetzt noch lange darüber quatschen, dass der Schulleiter doch bitteschön etwas einfordern soll, was es gar nicht gibt. Wir können ihn auch dafür zur Sau machen, dass er nicht das bekommt, was ihm zusteht (nämlich Personal), wir können Terz machen, uns beschweren und zur Presse gehen, damit alle Welt weiß, was er für ein Trottel ist, da er es nicht fertig bringt etwas herbeizuzaubern, was gar nicht existiert.

Du könntest dir eine goldene Nase verdienen, wenn du ein Patentrezept hättest, wie man die Studenten dazu bringt, Mathe und Naturwissenschaften zu studieren. Unendlich viele Politiker, Schulleiter, Lehrer, Eltern, Schüler und Pressevertreter wären jedem dankbar, der weiß, wie man Leute, die gerade mal ein Stück Kreide festhalten können, an die Schule bringt.

Gruß
Roland

Hallo,

Da fehlt mir jetzt fast das Mitleid. Die sollten sich mal auf
eine Landesgrenze stellen und laut aussprechen, dass sie
Physik haben.

… und nebenbei erwähnen, dass sie Kinder und pflegebedürftige, nicht umzugsfähige Angehörige haben …

Noch Fragen?