Hallo,
Da war die Woche wieder was in den Nachrichten:
In welchem Bundesland die Kinder von Arbeitern, ALG2-Empfängern oder Migranten eine wieviel mal geringere Chance auf eine Schulbildung am Gymnasium haben. Der Konsens ist: Die Chancengleichheit fehlt!?!
Wer genau sagt/beklagt das eigentlich?
Ich komme da nicht ganz mit. Was hat das mit der Chancengleichheit zu tun? Auf welche Weise wird es denn Radovan Mitrovic im Gegensatz zu Paul Müller bei gleichem Notendurchschnitt erschwert, aufs Gymnasium zu kommen? Weiß das vllt jemand?
Ich befürchte, dass es hierauf nicht die eine richtige Antwort gibt. Immerhin reden wir hier ja auch über 16 Schulsysteme. Die Chancengleichheit kann auch nicht am gleichen Notendurchschnitt festgemacht werden, obwohl es auch hier bereits Ungleichheiten gibt. Es gibt Bundesländer/Schulen, wo bei gleichen Noendurchschnitten die Kinder von Akademikern oder Beamten häufiger eine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen als andere.
Letztlich geht es aber erstmal überhaupt darum, ob alle Kinder die gleiche Chance auf Bildung haben.
Oder liegt es vielleicht daran,
dass 2 Akademiker letztlich statistisch intelligentere Kinder haben, als 2 Arbeiter?
Weil das vererblich ist?
dass Alg2-Empfänger nicht zu ihrer Tochter sagen: "Jackeline: Gute Noten sind sexy! Leistung lohnt sich!!
Könnte sein. Und wäre es hier dann Aufgabe des Staates für bessere Chancen von Jackeline zu sorgen?
dass Radovans Eltern sich nicht für die Hausaufgaben ihres Sohnes unteressieren?!
Glaub ich eher nicht. Es gibt zwar eine bestimmte Gruppe von Migrationshintergründlern, die sich mit Bildung besonders schwer tut, viele andere Gruppen legen da jedoch viel Wert drauf und geben das letzte Hemd für die Bildung ihres Kindes her.
Wer kann mir erklären, warum (mal wieder) „das System an allem schuld“ ist?
So verkürzt ist das sicher nicht richtig. Aber es könnte durchaus diskutiert werden, ob der Staat mit seiner Schulpflicht auch eine etwas höhere Bringschuld hat. Es will mir nicht ganz in den Kopf, dass Kinder der sog. bildungsfernen Schichten ein Leben lang mit ihren Eltern gestraft sind und ein hochentwickeltes Industrieland dieses Potenzial einfach brach liegen lässt.
Und wenn es tatsächlich so ist, dass ein längerer Schulbesuch am Einkommen der Eltern scheitert, dann ist das schlicht und ergreifend eine Frage der Chancengleichheit. Kinder von Akademikern gehen dann nicht auf Gymnasium, weil sie intelligentere Eltern haben, sondern weil diese es sich eher leisten können. Ich denke, das wird auch deutlich, wenn man nicht die Begriffe Akademiker oder ALG-2-Empfänger nutzt, sondern einfach die Einkommen der Eltern und den Schulbesuch/-abschluss der Kinder in Beziehung setzt.
Grüße