Das Essen ist verbrannt**Adjektiv oder Verb?

Hallo,
bin wiedermal über etwas gestolpert und finde keine Antwort dazu.
Das Verb „verbrennen“ wird sowohl intransitiv als auch transitiv gebraucht. Mit Akkusativobjekt wird das Perfekt mit „haben“ gebildet:
Ich habe eine Notiz verbrannt.
Und ohne Objekt mit „sein“.
Alle im Haus sind verbrannt.

Wie steht es jetzt aber mit Sätzen wie beispielsweise:
Das Essen ist verbrannt.
Könnte hier „verbrannt“ nicht als Adjektiv gesehen werden? Wie ist das Essen?
Wenn ja, wo liegt der Unterschied beim Gebrauch von „verbrennen“ als Adjektiv oder als Zustandsverb? Erst dachte ich, dass der Unterschied vielleicht bei unbelebten vs. belebten Subjekten zu finden ist…aber jetzt bin ich mir doch unsicher.
Hat jemand vielleicht eine Meinung dazu?
Grüße,
Katja

hi,

Wie steht es jetzt aber mit Sätzen wie beispielsweise:
Das Essen ist verbrannt.
Könnte hier „verbrannt“ nicht als Adjektiv gesehen werden? Wie
ist das Essen?

ja.
es gibt nicht nur das verb „verbrennen“, sondern auch das adjektiv „verbrannt“. (kann man in div. wörterbüchern finden.) entstanden ist es sicherlich aus dem zustandspassiv („ich verbrenne holz / das holz wird verbrannt (VP präs.)/ das holz ist verbrannt worden (VP perf.) / das holz ist verbrannt. (ZP)“)

Wenn ja, wo liegt der Unterschied beim Gebrauch von
„verbrennen“ als Adjektiv oder als Zustandsverb? Erst dachte
ich, dass der Unterschied vielleicht bei unbelebten vs.
belebten Subjekten zu finden ist…aber jetzt bin ich mir
doch unsicher.

zu „verbrennen“ als verb gehört doch das element der flammenentwicklung. wenn das essen „verbrannt“ ist, sind wir von dieser bedeutung doch schon weit weg. ich würde deshalb kein zustandspassiv mehr feststellen, sondern eher adjektiv.

hth
m.

Hallo, Katja!

Wie steht es jetzt aber mit Sätzen wie beispielsweise: Das Essen ist verbrannt. Könnte hier „verbrannt“ nicht als Adjektiv gesehen werden?

Ich würde das nicht so sehen. Zwar sind viele Partizip II-Formen zu Adjektiven geworden, von denen das Verb inzwischen ausgestorben ist.
„berüchtigt“ z. B.

Auch nennt der Duden unter „verbrennen“ auch

3. (ugs.) (von der Sonnne) sehr stark bräunen, eine Hautrötung, -entzündung hervorrufen : sie, ihr Rücken ist total verbrannt;
© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001
,

aber auch das würde ich als ein Zustandspassiv betrachten.

Das Essen ist [durch zu langes Kochen] verbrannt (worden).
Ihr Rücken ist [von der Sonne] verbrannt (worden).

Gruß Fritz

Hi,

es gibt nicht nur das verb „verbrennen“, sondern auch das adjektiv „verbrannt“. (kann man in div. wörterbüchern finden.)

In welchen?

Ich habe in allen meinen - ein halbes Dutzend - geschaut!

Nitschewo!

Fritz

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Hallo, Fritz,

Das Essen ist [durch zu langes Kochen] verbrannt (worden).

wär glaub ich nicht die Intention des Gastes, sich beim Koch darüber beschweren zu wollen,
was sein Essen getan hat (nämlich zu verbrennen), sondern welche Eigenschaft das hat,
was da auf seinem Teller liegt, es ist verbrannt - Adjektiv.
Er könnte ja statt „ist“ ebenso sagen, „Herr Koch, das Essen schmeckt verbrannt.“
wenn es in dem Fall kein Adverb (zu schmeckt) ist, kanns nur ein Adjektiv sein.

Gruß, Michl

Adverb oder Adjektiv?
Also Adjektiv ODER Adverb, JE NACH LESART ?

hi,

In welchen?

z.b.:
www.canoo.net
www.freedic.net

kann gut sein, dass „papierwörterbücher“ das noch nicht haben und elektronische habens schon.
m.

Also Adjektiv ODER Adverb, JE NACH LESART ?

adjektive kann man adverbial verwenden. ob man das dann „adverbial verwendetes adjektiv“ oder „adverb“ nennt, ist eine definitionssache. zweiteres würde den bereich der adverbien gewaltig erweitern, nämlich um (praktisch) alle adjektive.
m.

Das läuft also darauf raus, dass alle Partizipien I und II, da sie fast alle adjektivisch und adverbial gebraucht werden können, damit auch alle Adjektive bzw. Adverbien sind!

Welch ein Gewinn für die deutsche Grammatik! :wink:

Fritz

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Das läuft also darauf raus, dass alle Partizipien I und II, da
sie fast alle adjektivisch und adverbial gebraucht werden
können, damit auch alle Adjektive bzw. Adverbien sind!

nicht meine meinung. ich finds eben nicht vernünftig, den bestand der adverbien um die adjektive zu vermehren; ich finds auch nicht vernünftig, den bestand der adjektive um alle verben (bzw. ihre partizipien) zu vermehren.
entscheidend wird wohl sein, ob sich ein (ursprüngliches) partizip von seiner ursprünglichen bedeutung entfernt hat (und wie weit). das ist eine sache der wertung bzw. der analyse von kontexten. offenbar sehen manche „verbrannt“ hier schon relativ weit, sonst würden sie es nicht als „adj.“ aufnehmen.
m.

Hallo Michl,

Das Essen ist [durch zu langes Kochen] verbrannt (worden).

wär glaub ich nicht die Intention des Gastes, sich beim Koch
darüber beschweren zu wollen,
was sein Essen getan hat (nämlich zu verbrennen),

Gemeint ist doch hier nicht, was das Essen getan hat, sondern , was ihm widerfahren ist.

"Verbrennen "ist hier nach meinem Sprachgefühl als intransitives Verb der Zustandsveränderung zu sehen und die bilden das Perfekt nun mal mit dem Hilfsverb „sein“, ähnlich wie verdursten: Als intransitives Verb kann es dann weder Zustandspassiv noch Handlungspassiv bilden.

Man könnte „verbrannt“ im Beispielsatz „Das Essen ist verbrannt“ aber durchaus auch als Prädikatsadjektiv interpretieren. Ähnlich wie „lecker“ in „Das Essen ist lecker“. Der Satz stünde dann im Präsens.

sondern welche Eigenschaft das hat,
was da auf seinem Teller liegt, es ist verbrannt -
Adjektiv.

Ja in prädikativer Funktion, was keine Aussage über die Form „Partizip“ ist.

Er könnte ja statt „ist“ ebenso sagen, „Herr Koch, das Essen
schmeckt verbrannt.“
wenn es in dem Fall kein Adverb (zu schmeckt) ist, kanns nur
ein Adjektiv sein.

Der Form nach ist verbrannt in diesem zweiten Satz (im Präsens) immer noch ein Partizip II, welches hier in der Funktion eines Adverbs benutzt wird. Als Attribut oder Prädikatsadjektiv wird es hier bestimmt nicht benutzt, also welche Funktion sollte es dann haben sonst als eine adverbiale?

Ein Beispiel für ein die Funktion als Attibut wäre, wenn du von verbranntem Essen redetest.

Gruß0 Gernot

Hallo,

du meinst also, der Satz „Verbranntes Essen ist ungesund“ ist falsch?

Gruss Reinhard

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Wovon redest du, Reinhard?

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Das Essen ist verbrannt**Adjektiv oder Verb?
Danke für die Antworten.

Ich war, bis ich dann doch Zweifel bekam, immer der Ansicht, dass „verbrennen“ in Sätzen wie:
Die Menschen sind verbrannt.

zu den intransitiven Verben mit „sein“ zählt. Also so düster die Vorstellung auch ist (aber ich arbeite mit einem Zeitungskorpus und da kommen nunmal unzählige solcher Nachrichten), der Mensch verbrennt so lange bis er verbrannt ist.

Denkt man sich allerdings den Agens, das Feuer, dazu, der jemanden verbrennt, dann wäre es das Zustandspassiv.

In den Antworten stand, das „verbrennen“ auch als adjektivischer Gebrauch des Partizips gesehen werden kann.
Wie ich ja befürchtet hatte. Aber Beispiele sind in den online Wörterbüchern doch nicht zu finden oder?
Dann würde ich nämlich annehmen, dass es sich dabei viel eher um Sätze handelt wie:
Den verbrannten Kuchen kann man nicht mehr essen.

Richtig eindeutig abtrennbar vom Adjektiv sind Partizipien in Sätzen wie unten wohl nicht:
Die Menschen sind verbrannt.

Idiomatisierte Partizipien (verrückt etc.) machen es einem da einfacher…
Die Vase ist verrückt. (Partizip-Zustandspassiv)
Der Mann ist verrückt. (Adjektiv)

Hallo Fritz,

es gibt nicht nur das verb „verbrennen“, sondern auch das adjektiv „verbrannt“. (kann man in div. wörterbüchern finden.)

Ich habe in allen meinen - ein halbes Dutzend - geschaut!

Nitschewo!

Das ist ja auch kein Wunder, Wörterbücher können Wortarten nur formal klassifizieren und nicht in all ihren möglichen funktionalen Kontexten, sonst wären sie ziemlich unübersichtlich!

Abends“ fungiert als Adverb und das zusammengesetzte Adverb „am Abend“ auch. Während „abends“ bereits der Form nach ein Adverb ist, gewinnt das formale Substantiv „Abend“ erst in Kombination mit dem Amalgam (Portemanteau-Morphem) „am“, seinerseits bestehend aus der Präposition „an“ und dem Artikel „dem“, erst die Funktion „Adverb“.

Dasselbe Problem habe ich unlängst mit Wolfgang Zimmermann diskutiert:

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Ich würde mir, wie Wolfgang auch, eine eindeutigere Begrifflichkeit wünschen, die einen sofort erkennen lässt, ob man über eine Form oder eine Funktion eines Wortes spricht. Leider ist dies aber gerade beim Begriff „Adverb“ nicht der Fall und es bleibt uns als Lehrern leider nichts anderes übrig, als unsere Schüler mit dieser mehrdeutigen Begrifflichkeit zu verwirren.

Dennoch muss man linguistisch immer zwischen der isolierten Form und der Funktion eines Wortes in einem konkreten Satz unterscheiden.

Gruß Gernot

hi,

Richtig eindeutig abtrennbar vom Adjektiv sind Partizipien in
Sätzen wie unten wohl nicht:
Die Menschen sind verbrannt.

eh.
es kommt drauf an, wie sehr das noch die bedeutungselemente des verbs trägt oder schon eigene entwickelt hat.
gerade hier, beim verbrannten essen, hat etwas ja nicht gebrannt im eigentlichen sinn. physikalisch korrekt wär ja eher „verkohlt“ oder dgl. insofern hätt ich nix gegen die interpretation als adjektiv und gegen die aufnahme des adj. „verbrannt“ in wörterbücher.

m.

Hallo Katja,

Idiomatisierte Partizipien (verrückt etc.) machen es einem da
einfacher…
Die Vase ist verrückt. (Partizip-Zustandspassiv)
Der Mann ist verrückt. (Adjektiv)

Ein schönes Wortspiel ist daher der Name des Ravensburger®-Spiels
„Das verrückte Labyrinth“

http://www.ravensburger.de/web/Das-verrueckte-Labyri…

Etymologisch geht wohl auch das Adjektiv „verrückt“ auf das Partizip 2 des Verbs „verrücken“ zurück.

Gruß Gernot

Hallo Gernot,
sehr schönes Wortspiel.
Habe leider kein Etymologisches Wörterbuch, aber vermute auch, dass es auf das Verb zurückzuführen ist. Der Geist ist verrückt/verschoben…

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Michael,

gerade hier, beim verbrannten essen, hat etwas ja nicht
gebrannt im eigentlichen sinn. physikalisch korrekt wär ja
eher „verkohlt“ oder dgl. insofern hätt ich nix gegen die
interpretation als adjektiv und gegen die aufnahme des adj.
„verbrannt“ in wörterbücher.

Das würde Wörterbücher nur unnötig aufblähen: Man weiß doch, dass man Partizipien in aller Regel auch als Attribute, Adverbien oder Prädikatsadjektive benutzen kann! Strikt zu unterscheiden sind aber Form und Funktion eines Wortes.

Gruß Gernot

Übrigens: Man hüte sich davor, in den USA in einem Steakhaus ein Steak „well done“ zu bestellen. Mit „gut durch“ hat dieser „Karamelisierungsgrad“ des Fleisches nämlich nichts mehr zu tun.

hi gernot,

Das würde Wörterbücher nur unnötig aufblähen: Man weiß doch,
dass man Partizipien in aller Regel auch als Attribute,
Adverbien oder Prädikatsadjektive benutzen kann!

natürlich wird man partizipien nicht in wörterbücher aufnehmen, wenn sie noch welche sind. sind sie adjektive geworden - und das ist m.e. eine semantische frage - sollte mans tun. meine ich.
andersrum: wenn sie als adjektive in wörterbüchern stehen, sind sie im befund der wörterbuchautoren keine partizipien mehr.
aber noch mal: letztlich eine sache der bewertung des auftretens in kontexten.
m.