Das Gegenteil von "Entschuldigung annehmen"?

Hallo!

Ich suche das Gegenteil von „Entschuldigung annehmen“.

Ist das richtig? Entschuldigung hervorbringen oder Entschuldigung auftischen. Ich weiß, dass „auftischen“ eher umgangssprachlich ist, Mir fällt aber nichts Besseres ein.

Danke sehr

Hallo,

was bedeutet „Entschuldigung annehmen“?

Ich mache irgendwelchen Mist, durch den Dir ein Nachteil entsteht. Ich habe Schuld auf mich geladen und bitte Dich um Entschuldigung. Du nimmst die Entschuldigung an, auf mir lastet keine Schuld mehr und zwischen uns ist alles wieder gut.

Wenn Du mir aber ganz sauer bist, dann wirst Du die Entschuldigung ablehnen. Du wirst zum Beispiel eine Wiedergutmachung oder Schadenersatz verlangen.

„Entschuldigung hervorbringen“ klingt für mich danach, als würde es dem, der sich entschuldigen will, sehr schwer fallen, den Fehler vor der anderen Person zuzugeben. Entweder, weil es ihm schwer fällt, einen Fehler zuzugeben, oder weil er Angst vor Folgen hat.

„Entschuldigung auftischen“ würde ich so nicht verwenden (auch wenn ich Menschen kenne, die es täten). Hier wird aus meiner Sicht die Entschuldigung und die Ausrede miteinander vermischt. Die Ausrede kann man wohl auftischen: Ich komme zu spät zu unserer Verabredung und bitte Dich um Entschuldigung. Du sagst „alles ok“ und damit ist die Sache erledigt. Anders wenn ich Dich um Entschuldigung bitte und Ausreden auftische, warum ich zu spät erschienen bin (Schienenersatzverkehr, Ausfahrt aus dem Kreisverkehr nicht gefunden…)

Also nochmals zur Eingangsfrage: das Gegenteil von „Entschuldigung annehmen“ ist „Entschuldigung ablehnen“.

Grüße
Pierre

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Hallo Pierre,

wahrscheinlich habe ich mich nicht korrekt ausgedrückt.

Ich suche eher Synonyme zu „Entschuldigung auftischen“. Kennst du Synonyme zu „Entschuldigung auftischen“, die weniger umgangssprachlich sind? Ich weiß, dass „Entschuldigung auftischen“ sehr umgangssprachlich ist.

Grüße

Wie geschrieben: mit dem Wort „entschuldigen“ bis ich ein wenig pingelig. (Ich mag die umgangssprachliche Floskel „ich entschuldige mich“ nicht, weil das aus meiner Sicht nicht möglich ist. Ich kann nicht selbst die Schuld von mir nehmen, die ich gegenüber anderen auf mich geladen habe. Der andere kann mich entschuldigen, nachdem ich ihn um Entschuldigung gebeten habe.)

Als Synonyme für „um Entschuldigung bitten“ fällt mir ein:

  • um Verzeihung bitten
  • sich entschuldigen (siehe oben)
  • um Nachsicht bitten

Als Synonyme für „Entschuldigung auftischen“ fallen mir ein:

  • Ausrede auftischen
  • sich heraus reden
  • Schuld bei anderen suchen
  • keine Verantwortung übernehmen

Grüße
Pierre

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Hallo Pierre!

ich meine „Entschuldigung“ als Substantiv und nicht als Verb. Ich suche das dazugehörige Verb dazu.

Grüße

Hallo beide,

ich glaube, dass in diesem Zusammenhang genauer beschrieben werden sollte, was mit „Gegenteil“ gemeint ist.

Wenn mit „Gegenteil“ so etwas wie „Gegenstück“ gemeint ist, ohne Bewertung des Vorgangs, gibt es ein Paar von Begriffen: Jemand bittet um Entschuldigung, der andere nimmt die (eigentlich: Bitte um) Entschuldigung an oder auch nicht. Ähnlich wäre „etwas zu seiner Entschuldigung vorbringen“.

Schöne Grüße

MM

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Das war es Aprilfisch! Entschuldigung vorbringen. Danke

Hallo Nadja,

bei

muss man allerdings an die genaue Bedeutung denken, die @Pierre beschrieben hat: Derjenige, der etwas entschuldigt, ist nicht der, der etwas getan oder gesagt hat, was (oder wofür er) entschuldigt werden soll oder kann. Ob ein Fehler oder Fehlverhalten entschuldigt wird oder nicht, liegt nicht in der Hand dessen, der um Entschuldigung bittet. Daher kann dieser auch nicht selbst eine Entschuldigung vorbringen, sondern nur Dinge, Motive, Gründe, die für den anderen, der um Entschuldigung gebeten wird, den Fehler oder das Fehlverhalten eher verständlich machen. Also nicht

„Klaus-Dieter brachte die Entschuldigung vor, er sei nach der langen Fahrt gereizt und übermüdet gewesen und habe deshalb in seiner Wortwahl völlig daneben gegriffen.“

Sondern:

„Klaus-Dieter brachte zu seiner Entschuldigung vor, er sei nach der langen Fahrt gereizt und übermüdet gewesen und habe deshalb in seiner Wortwahl völlig daneben gegriffen.“

Schöne Grüße

MM

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Ich finde ganz wichtig, was Pierre dazu schreibt:

Man kann sich nicht selber entschuldigen, das ist absurd.
Man kann den Anderen nur darum bitten, es liegt dann nicht im eigenen „Aktivitätsbereich“.
Man kann sich auch nicht selber frei sprechen.
Darum, so sehe ich das, gibt es dazu auch nicht wirklich ein Verb. Wenn ich Deine Frage richtig verstanden habe.

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doch! Shau mal den Beitrag von Aprilfisch

Das ist aber nicht das direkte

Entschuldigung annehmen # etwas zu seiner Entschuldigung vorbringen
Jemand nimmt die Entschuldigung an# Jemand bringt zu seiner Entschuldigung etwas vor

Sind sie nicht Gegensätze?

Warten wir mal auf die sprachlich ganz Schlauen hier, z.B. Metapher.

Ich würde so argumentieren, dass eine Entschuldigung anzunehmen eben so wenig geht, wie sich zu entschuldigen, weil die Entscheidung immer von der geschädigen Person ausgeht, nur diese kann entschuldigen, also auch nicht eine „fremde“ Entschuldigung annehmen.
„Etwas zur Entschuldigung vorbringen“ kann nur ein Weg sein zur eigentlichen Entschuldigung, ein Argument, hat aber nichts mit der Entschuldigung selber zu tun.

Ich bin gespannt, was unsere Sprachspezialist*innen sagen!

Nein.

Der Täter hat gegenüber dem Opfer Schuld auf sich geladen. Der Täter kann nun das Opfer um Entschuldigung bitten. Das Opfer wiederum kann daraufhin entweder

  • Der Bitte nach Entschuldigung nachkommen, das heißt den Täter entschuldigen

oder aber, im Gegensatz dazu

  • Der Bitte nach Entschuldigung nicht nachkommen, das heißt den Täter nicht entschuldigen

Natürlich kann der Täter, wenn er das Opfer um Entschuldigung bittet, zusätzlich argumentieren, warum er seine Bitte um Entschuldigung für gerechtfertigt hält. Das heißt der Täter versucht, das Opfer argumentativ dazu zu motivieren, die Entschuldigung anzunehmen. Mit anderen Worten: „Der Täter führt zu seiner Entschuldigung an, dass …“ Man könnte auch sagen "Um eine Entschuldigung durch das Opfer herbeizuführen, argumentiert der Täter, dass … "

P.S.
Um auszudrücken, dass das Opfer der Bitte nach Entschuldigung nachkommt, das heißt den Täter entschuldigt, kann das Opfer z.B. sagen: „Ich nehme deine Entschuldigung an!“

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Servus,

was es Wort für Wort bedeutet,

habe ich in Klammern gesetzt bereits oben ausgeführt:

Ob sich diese verkürzte Formulierung unter elliptischen Wendungen subsumieren lässt, sei dahingestellt. Ich meine, dass das möglich ist und man demjenigen, der diese recht geläufige Wendung verwendet, nicht unbedingt moralische, ethische oder formallogische Mängel anzukreiden braucht.

Schöne Grüße

MM

Hallo @Nadja,
persönlich finde ich die Position von @Pierre gut, aber der DUDEN ist anderer Meinung. In Band 9 (Richtiges und gutes Deutsch) von 1997 stehen die folgenden Beispielsätze.

  • Ich möchte mich für mein Zuspät-Kommen entschuldigen.
  • Ich möchte mich wegen meines Zuspät-Kommens entschuldigen.
  • Sie hat sich für ihr Versehen entschuldigt.
  • Sie hat sich wegen ihres Versehens entschuldigt.
  • Ich möchte mich für das, was ich gesagt habe, entschuldigen.

Liebe Grüße
vom Namenlosen

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Und auf der aktuellen, das heißt nicht 24 Jahre alten Internetseite https://www.duden.de/rechtschreibung/entschuldigen findet man folgendes:


Ich denke wir sind uns einig, dass wir uns in dieser Diskussion über Bedeutung 1. a) unterhalten:

„jemanden wegen eines falschen Verhaltens o. Ä. um Verständnis, Nachsicht, Verzeihung bitten“

Das Problem ist, wie bereits u.a. von @Pierre erläutert, dass „sich entschuldigen“ im Sprachgebrauch eben allzu oft leider nicht als Bitte verwendet wird. Also wenn jemand sagt : „Ich entschuldige mich“, meint er damit eben nicht: „Ich bitte um Entschuldigung!“ (Obwohl es so im Duden steht.) Sondern er meint: „Ich entschuldige mich, und damit ist ab sofort die Schuld von mir genommen“. In der öffentlichen Debatte gibt es zuhauf Beispiele, bei denen im Kontext klar wird, dass der „Täter“ der Meinung ist, selber Schuld von sich nehmen zu können, anstatt die Wegnahme der Schuld in die Hände des Opfers zu legen.

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Ich mag diese falschen Floskeln auch nicht. Aber für @Nadja sind das hier natürlich schwierige Vermischungen von zwei getrennten Themen. Einerseits der tatsächliche regelmäßige (auch in meinen Augen falsche) Sprachgebrauch und andererseits die richtigen Formulierungen im Rahmen dieses zwar falschen aber eben üblichen Sprachgebrauchs.

Der erste Aspekt geht über die Ausgangsfrage deutlich hinaus, und ist eine absolut richtige und wichtige Zusatzinformation, über die es sich nachzudenken lohnt, und die man für sich selbst auch versuchen sollte, zu verinnerlichen, indem man selbst sich nicht „entschuldigt“, sondern „um Entschuldigung bittet“. Für die gestellte Frage sollte man diesen Aspekt aber mE abtrennen, um keine unnötige Verwirrung zu stiften.

D.h. „sich entschuldigen“ ist schon im langläufigen Sprachgebrauch der passende Begriff, auch wenn man eigentlich nur „um Entschuldigung bitten“ kann.

Moin,

nein. Einer nimmt eine Entschuldigung an, ein anderer bringt zu seiner Entschuldigung etwas vor. Die beiden müssen nicht einmal miteinander zu tun haben.

Was Du hier als Gegensatz bezeichnest, ist schlicht etwas völlig anderes. Eine Entschuldigung anzunehmen heißt zu sagen: „Wir sind uns wieder gut“. Eine Entschuldigung vorzubringen heißt zu fragen, ob wir trotz meines Fehlers uns wieder gut sein wollen.

Gruß
Ralf

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Nachtrag:

Es sind ja schon einige Argumente gegen das Entschuldigen angeführt worden, ich hätte noch eins: zu seiner Entschuldigung etwas vorzubringen riecht nach fauler Ausrede. Wer einen Missgriff bedauert, der sollte bestenfalls um Entschuldigung bitten (ich bevorzuge, um Vergebung zu bitten).

Gruß
Ralf