Das Purgatorium und der Gnadenstand

Hallo,
Ich arbeite immernoch an meiner Hausareit und habe mich gerade dem Purgatorium zugewendet. Auf Wikipedia fand ich : „Das Fegefeuer ist der Ort, an dem diejenigen, die im Stand der heiligmachenden Gnade sterben , noch zeitliche Sündenstrafen abbüßen sollen. Diejenigen, die nicht im Stand der Gnade sterben , gehen gemäß der 1336 in der Bulle Benedictus Deus entfalteten Lehre für immer dem Himmel verloren; sie kommen in die Hölle.“

Und frage mich nun was genau der Gnadenstand bedeuted.
Ist es die Taufe (allso alle getauften dürfen generell ins Purgatorium) , oder ist es das sterben unter der Führung eines Geistlichen (letzte Ölung etc) oder ist es etwas transzendetes wie „das Leben als guter Christ“?

Über Antworten würde ich mich sehr freuen
vielen Dank und liebe Grüße
Anna

Hallo Anna,

Und frage mich nun was genau der Gnadenstand bedeuted.
Ist es die Taufe

Ja, „die heiligmachende Gnade wird uns in der Taufe geschenkt.“
http://kath-zdw.ch/maria/sakramente.html
und negativ gesehen, die heiligmachende Gnade geht duch das Begehen einer Todsünde verloren:
_ Wodurch geht die heiligmachende Gnade verloren?
Sie geht verloren durch jede Todsünde und kann nur durch vollständige Umkehr zu Gott, durch wahre Buße und Besserung wieder gewonnen werden._
http://hl-herz-jesu.blogspot.de/2012/01/was-ist-die-…
Bisschen viel Katholizismus für meinen Geschmack, aber wenn es denn deiner Wahrheitsfindung dient… :wink:

Viele Grüße
Marvin

Hallo Parvati,

eine sehr gute Erklärung findet sich in Christianity: The First Three Thousand Years, Diarma…. Dort findet sich auch ein Hinweis auf den Ablass.

Das sollte, denke ich, für die Hausarbeit weiterhelfen.

freundlichen Gruß
fliegerbaer

Hi,

Bisschen viel Katholizismus für meinen Geschmack, aber wenn es
denn deiner Wahrheitsfindung dient… :wink:

schön, dass du da Wahrheiten gefunden hast.

Viele Grüße
Marvin

FraLang

Hallo Anna,

Und frage mich nun was genau der Gnadenstand bedeuted.
Ist es die Taufe (allso alle getauften dürfen generell ins
Purgatorium) , oder ist es das sterben unter der Führung eines
Geistlichen (letzte Ölung etc) oder ist es etwas transzendetes
wie „das Leben als guter Christ“?

ich gehe davon aus Du stellst diese Frage aus christl.Sicht.
Da gibt es keine einheitlichen Antworten.
Man kann diese wohl grob in 3 Gruppen unterteilen.

  1. die Orientierung nur an der Botschaft Jesu
    Hier erlangt der das Heil welcher den Willen Gottes tut.
    (Gerechtigkeit=Erbarmen=Liebe, da ist allen drin)
    2)Orientierung an der Lehre der kath.Kirche.(auch orthodoxe Kirche)
    Hier ist auch das Befolgen der „Kirchengebote“ zum Heil
    notwendig.
  2. Orientierung an den wesentlichen Lehren aus der Reformation
    Hier ist allein die Gnade Gottes entscheidend - ohne zutun des
    Menschen.Dessen Mitwirken ist nur durch seinen „Glauben“ möglich -
    was immer jeweils auch genau darunter verstanden wird.
    Doch auch dieser ist nur durch das Wirken Gottes zu erlangen.
    Deshalb wird auch bei vielen ref.Kirchen konsequenterweise gelehrt,
    daß das Schicksal (das Heil) des einzelnen Menschen von Anfang an
    vorherbestimmt ist.
    Ich könnte zu jedem dieser von mir(vielleicht willkürlich) benannten
    Orientierungsgruppen noch Weiterungen aufführen, doch dies bringt
    hier nichts.
    Du wirst hier fragen „wo ist hier der erfragte Gnadenstand“ ?
    Dieser entspricht genau der Heiligung des Menschen entsprechend
    vorstehender Gruppierung.
    Fast allen christl.Lehren ist gemeinsam,daß die Taufe auf Jesus
    auch notwendig zur Erlangung der „Gnade“ (des Heils) ist.
    Gruß VIKTOR

Vielen Dank für die Antworten. Sie haben mir wirklich weitergeholfen.

liebe Grüße
Anna

Hallo,

so wie ich dich verstanden habe, geht es in deiner Arbeit um mediävistische Theologien. Wenn du andeutest, in welchem KOntext und in welchem Fach, wäre es einfacher, nützliche Hinweise zu geben.

Denn gerade bezüglich deiner Frage sind die Begriffsbildungen in der Theologiegeschichte nicht eindeutig bzw. nie präzise genug gewesen. In der katholischen Eschatologie speziell, in der ja das Purgatorium bis heute eine Rolle spielt (auch nach Abschaffung des Limbus), drehte es sich immer darum, christlich uminterpretierte jüdisch/israelitische Mythologie mit christlicher Eschatologie zu verbinden, wobei gerade die letztere noch erheblich, teils sogar fundamental, von zahlreichen anderen (ägyptische, persische, griechische) Eschatologien des religiösen Umfeldes der ersten Jahrhunderte geprägt war.

Und frage mich nun was genau der Gnadenstand bedeuted.
Ist es die Taufe (allso alle getauften dürfen generell ins Purgatorium) , oder ist es das sterben unter der Führung eines Geistlichen (letzte Ölung etc) oder ist es etwas transzendetes wie „das Leben als guter Christ“?

Der Begriff der „heilgmachenden Gnade“ war schon in den ersten Jahrhunderten (und ist es bis heute) an die paulinische Interpretation des Christusbegriffs geknüpft, die von vielen Kirchenvätern und von fats allen Kirchenlehrern übernommen bzw vorausgesetzt wurde: Der dem Adam ursprünglich zugeordnete Heils- bzw. Gnadenzustand wurde durch den „Sündenfall“ verwirkt. Daraus ergibt sich für alle Menschen (bestimmt als „Kinder Adams“) eine Erlösungsbedürftigkeit. Daher bedurfte es eines „Retters“ höchsten Ranges, der durch seinen Tod, der nummehr als „Opfertod“ aufgefaßt wurde, dem Menschen wieder den primordialen Gnadenzustand ermöglicht, bzw. den Weg dazu wieder öffnet. Wobei Letzteres durch die (leibliche!) Auferstehung des Christus erwirkt wurde.

Das geht aber nur für diejenigen Menschen, die 1. sich zu diesem Christus in diesem Rollenverständnis „bekennen“ (das, und nichts anderes ist mit " an Christus glauben" gemeint) und die 2. getauft sind, und die 3. diese Möglichkeit nicht durch aktuelle und individuelle Sündenhandlungen in der Lebenszeit verwirken.

Für die wiederauferstehenden Toten (auferstehen tun nach diesem Verständnis alle Menschen) ergibt sich daher eine Situation, die ich hier einmal kurz überschlagen hatte:

/t/unterschiedlicher-glaube-und-tod/3558221/22
Und dazu die Festlegungen unter KKK 1472 und 1473:
http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P4M.HTM#5M

Das Purgatorium (als Feuer gedacht - ein Mythem das eindeutig aus der viel älteren awestischen Eschatologie eingeflossen ist - dient demnach dazu, diejenigen, die zwar bekennend, aber nicht sündenfrei sterben, zu „reinigen“ und sie damit ebenso wie die Sündefreien in den ursprünglichen Gnadenzustand zu versetzen. Wenn das dann der Fall ist, werden sie in den „Himmel“ bzw. in das „Reich Gottes“ aufgenommen. Wenn nicht, bzw. wenn das Bekenntnis zu Christus nicht vorhanden bleibt, steht der Weg in die sog. „Hölle“ an. Was mit Letzterem jeweils gemeint ist, steht dann nochmal auf einem anderen Blatt.

Nicht eindeutig, bis einschließlich in die heutige katholische Lehrmeinung, ist, wann denn diese Entscheidung gefällt wird: Teils lauten die Aussagen: Unmittelbar nach dem individuellen leiblichen Tod. Teils wird die endgültige Entscheidung auf das „letzte Gericht“ verlegt, das aber erst am „Ende der Welt“ stattfindet. Wobei dann die Frage übrigbleibt, was die Toten (schon auferstanden oder noch nicht auferstanden!?) in der Zwischenzeit machen …

Genaueres zu diesen Fragen (falls das für deine Arbeit von Bedeutung ist) und über ihre vielfältigen Aussagen und Antworten in der jüdischen und christlichen Religionsgeschichte findest du z.B. in:

Gisbert Greshake, Jacob Kremer: Resurrectio mortuorum. Zum theologischen Verständnis der leiblichen Auferstehung, Darmstadt 1986ff

Gruß
Metapher

Danke für deine Hinweise, ich verstehe den Gnadenstand nun deutlich besser, auch deine Links waren sehr Hilfreich.
Zu deiner Frage: ich schreibe die Hausareit für Philosophie für den Kurs „Religion und Mythologie im Mittelalter“ den ich letztes Semester belegt hatte.

liebe Grüße
Anna

Mythologie im Mittelalter
Hallo Anna,

Hausareit für Philosophie für den Kurs „Religion und Mythologie im Mittelalter“

bei dem vorigen Thread über die originalen Quellen hatte ich eine der wichtigsten vergessen (auf die du aber ganz sicher längst gestoßen bist):
Der Sefer haZohar (bibliothekarisch meist unter „Zohar“ katalogisiert)

Und eine unerschöpfliche Quelle für diese Fragen natürlich der Klassiker:
Lynn Thorndike: History of Magic and Experimental Science, 1923-1958
In der ursprünglichen 8-bändigen Edition die Bde III und IV.

Oder auch
Lynn Thorndike: The Place of Magic in the Intellectual History of Europe, 1905 (= seine Diss., und ebenfalls immer wieder neu aufgelegt)
Darin das Kap. 1 (u.a. Roger Bacon, Albertus Magnus, Paracelsus, Tycho Brahe, Francis Bacon …)

Gruß
Metapher

1 Like

Oh cool danke! Da schau ich gleich mal rein. Es ist doch sehr schwer im Internet etwas zu Dämonogie im Mittelalter zu finden da es unendlich viele Seiten gibt die dieses Thema romantisieren und sehr wenige die sich mit den historischen Fakten beschäftigen.

liebe Grüße
Anna

weitere Quellen …

Es ist doch sehr schwer im Internet etwas zu Dämonogie im Mittelalter zu finden

Das ist richtig. Aber als Recherchier-Medium weitaus geeigneter als jeder Katalog von Unibibliotheken. Dazu dient btw. auch Wikipedia recht gut.

da es unendlich viele Seiten gibt die dieses Thema romantisieren

und leider eben auch esoterisieren, d.h. man schert sich nicht um Quellenangaben und um Original-Literatur schon gar nicht.

Ein weiterere wichtige Quelle, die ich noch vergaß:
Agrippa v. Nettesheim
Nachdrucke von „Magische Astrologie“ findet sich preiswert antiquarisch. Auch in einer bekannten Auktions-Website.

Und dann noch von einem Spezialisten für spätmittelalterliches Hexenwesen und Magie:
Richard Kieckhefer: Magic in the Middleages, Cambridge U.P. 1990
Dt.: Magie im Mittelalter ISBN 3406366252 Buch anschauen

Und wenn du einestages deine Diss darüber machst, darf ein wichtiger Autor nicht fehlen: Joseph.v. Görres.
Er ist zwar kokett Namensgeber vieler Gymnasien, aber dessen schon im 19. Jhdt aus theologischer Angst verdrängtes und totgeschwiegenes Hauptwerk „Die christliche Mystik“, 1836-42 wird kaum mehr gelesen. Uta Ranke-Heinemann hat das Werk 1989 neu herausgegeben.

Der daraus für dein Thema relevante Teil existiert antiquarisch in einer separaten Ausgabe (deren stolzer Besitzer ich bin :wink::
Joseph.v. Görres: Mystik, Magie und Dämonie. Hrsg: Joseph Bernhard, München 1927

Lieben Gruß nochmal
Metapher