Den Text verstehe ich gar nicht / Interpretationshilfe

Hallo!

ich kenne die Wörter aber verstehe den Text nicht. Das ist ein schrechlicher und verschlungener Text. Wer schreibt so was?

Spiegel 07.01.2023

Gemeinsam ist beidendie öffentliche Erzählung, die ihre persönliche Lebensentscheidung zu einem Kampf stilisiert: Pflicht gegen Egoismus. Und
damit womöglich auch einen heimlichen
Bedarf nach abweichlerischen Rebellroyals
stillt, um die planmäßig Pflichterfüllenden
umso mehr und letztlich institutionsstabilisierend
strahlen zu lassen.

Keine Ahnung! Du zitierst ständig irgendwelche Texte von Spiegel ohne Link, die vermutlich hinter der Bezahlschranke sind, wofür die wenigsten hier einen Zugang haben, wenn überhaupt.

Aber ich will mal nicht so sein. Anja Rützel ist bei der ganz knappen Vorschau als Autorin angegeben, schreib ihr doch und frag sie. :stuck_out_tongue:

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:running_man:
ich warte auf den Meister der Präzision, der den Text für mich auseinanderklamüsert. Du weißt, wen ich meine, oder?

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Probier es doch selber erst einmal - du bist zu weit fortgeschritten, als dass man für dich die Sätze einzeln auseinander nehmen und vorkauen müsste … Mach doch mal selber eine Satzanalyse …

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Aber vielleicht wäre es mal ausnahmsweise nicht verkehrt, dich an die Dame zu wenden, damit sie erkennt, dass ihre Texte zumindest etwas überarbeitungswürdig sind.

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Wie kann ich mich an die Dame wenden?

Sie hat einen Twitter-Kanal, wenn du in meiner Antwort ihren Namen anklickst, kommst du auf ihre Seite beim Spiegel, und dort ist ein Link zu Twitter. Oder du klickst direkt hierauf: https://twitter.com/aruetzel

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Das ehrt mich sehr. Aber du irrst dich mit „fortgeschritten“. Der Text benötigt@Wiz, der messerscharf ins Herz der Finsternis vordringt und alles aufdröselt und ins Licht der Wahrheit bringt

Du solltest dir trotzdem mal selber ein bisschen Mühe geben und nicht immer darauf warten dass es schon irgend jemand für dich machen wird - so schwer ist es auch wieder nicht

Was ist Subjekt Prädikat Objekt … dann alle unnötigen Füllwörter rausstreichen - dann verstehst du auch, worum es geht und musst dich nicht auf andere verlassen.

Wenn dir die Texte allesamt zu kompliziert sind, könntest du ja mit einfacherer Lektüre anfangen- es müssen ja nicht die pseudointelektuellen Spiegeljournalisten sein, die wortgewaltige Satzungetüme bauen, weil sie nach Anzahl der Worte in einem Artikel bezahlt werden …

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Hexerl,
einfach gesagt als getan

genau da steht die Herausforderung und der Reiz. :man_shrugging:

Äh - nee - der Text ist von seiner Aussage her eben nicht kompliziert - er ist nur künstlich aufgepustet mit bunten Ballons - lass die platzen, dann siehst du klarer :woman_shrugging:

Versuch es wenigstens … dass WIR das können, ist klar - aber DU willst es ja können …

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Du könntest ja zumindest dazusagen, ob du lediglich Wörter in dem Absatz nicht verstehst, oder ob du mit dem Satzbau nicht klarkommst. Der Satzbau ist zwar grammatisch nicht falsch, aber doch stilistisch grenzwertig bzw. durch grenzwertige Zeichensetzung ziemlich verkorkst.

Gruß
Metapher

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Hallo Metapher!
Die Wörter verstehe ich eigentlich. Ich denke, dass der Satzbauch Schwierigkeiten macht und hinderlich ist. Grüße

Dann nimm den Satz wenigstens einmal kurz auseinander - du hast es ja noch nicht einmal versucht :woman_shrugging:

Ich würde aus dem Doppelpunkt ein Komma machen und die drei darauf folgenden Worte mal wegstreichen - dann wirst du vielleicht eher drauf kommen.

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… und überleg zum Beispiel, welches das Subjekt ist in dem Satz, der mit „Und“ beginnt.

Und dann können wir darüber reden, warum der mit der Infinitivkonjunktion „um zu“ eingeleitete Nebensatz von der Autorin gedankenlos missverständlich angeschlossen ist …

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Hallo Metapher,

ich denke, dass „die öffentliche Erzählung“ das Subjekt des Satzes ist. Korrekt? Jetzt versuche ich eine Interpretation:
Das Subjekt, diese öffentliche Erzählung hat zwei Seiten. Die Öffentlichkeit ist gierig nach Skandalen und Harry stillt mit seinen Skandalen diesen Bedarf. Daraus ergibt sich die zweite Seite nämlich die institutionsstabilisierenden, pflicherfüllenden William und Charles. Es ist wie eine Münze mit zwei Seiten, eine ergänzt die andere: Die eine verursacht Skandale und die andere mit Pflicht. Ist das nun richtig oder habe ich übers Ziel hinausgeschossen?

Grüße

Du bist schon in der Nähe!
(Wobei du stillschweigend einfach voraussetzt, dass wir alle wissen, wer Harry usw. ist und dass es in dem Text um sie geht.)

Aber berücksichtige doch mal Hexerls Tipp. Nimm dir den Satz vor und überlege:

  • Subjekt - Prädikat
  • welche Wörter können (für die Grundstruktur) weggelassen werden?
    Dann kommst du zu der grundlegenden Satzstruktur, die du zum Verständnis brauchst.
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Könnte „Pflicht gegen Egoismus“ das Subjekt sein?

Ok, es geht ja um den Vergleich zwischen Edward und Harry.

Yess. Genaugenommen aber das Relativpronomen aus dem ersten Attributsatz „Erzählung, die …“ Es wird hier nicht wiederholt. Kann man machen. Nennt sich „Zusammenziehung zweier gleichgeordneter Sätze“ oder auch „Gapping“. Aber hier ist der Zweitsatz für so ein Gapping zu weit vom Bezugssatz getrennt, weil die „Kampf“-Appsosition „Pflicht gegen Egoismus“ durch Doppelpunkt und Punkt dazwischen steht. Ungeschickt, aber nicht falsch.

Aber damit ist der gleichgeordnete Relativsatz klar:
„Und die damit (= mit der Stilisierung als Kampf) … einen Bedarf (nämlich der Leserschaft) … stillt.“

Aber dann kommt der verquaste Finalsatz: Ein „um zu + Infinitiv“ folgt nämlich einem Verb:
„Annabella ging in die Stadt, um Schuhe zu kaufen“.

Hier würde das heißen: „… die einen Bedarf (der Leser) stillt, um (die Royals) umso mehr strahlen zu lassen“
Die Erzählung von Harry hat aber keineswegs den Zweck, die Royals strahlen zu lassen. Auch nicht über den Umweg über die Befriedigung der Sensastionslust der Leser. Ganz im Gegenteil sogar. Die Royals kommen ja ganz übel weg.

Der „um zu“-Nebensatz ist nämlich nicht als Finalsatz zu „stillen“ gemeint (was er rein grammtisch aber ist). Also nicht das Stillen des Bedarfs hat den Zweck die Pflichterfüllenden strahlen zu lassen, sondern er soll eigentlich ein Attributsatz (d.h. eine Erläuterung) zu „Bedarf“ sein. Ungefähr also so: „… die den Bedarf (der Leser nach Revoluzzern) stillt, wodurch (nömlich durch diese Bedarfsstillung) die pflichterfüllenden Royals umsomehr (für die Leser) strahlen“

Insofern warst du also zu Recht irritiert, weil das, was da fälschlich als Finalsatz formuliert steht, überhaut nicht als solcher gemeint sein kann. Ganz im Gegenteil sogar.

Ich hoffe, daß die Erklärung jetzt zumindest verständlich ist :innocent:

Gruß
Metapher

.

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ja, danke sehr.