MCMLXXXIV. ABER:
MDCCCCLXXXIIII
Hallo,
um es vorweg zu nehmen:
a) Ich meine zwar (immer wieder) bildhaft zu denken, tatsächlich denke ich jedoch vorwiegend sprachlich. Mit Sicherheit nicht in Gerüchen *. Denn Sprache als strukturelles System i.S. von Symbole/Begriffe (einfacher Art wie Buchstaben, Wörter oder komplexer wie Sätze, Absätze, …) ist ein notwendiges Instrument, um zu denken, Zusammenhänge zu erschließen oder zu konstruieren. Vermutlich fällt nicht alles darunter, aber sehr vieles.
b) Das Problem der Gleichzeitigkeit Sprache/Bild als Argumentation, welches mir bewusst ist, lasse ich hier einfach weg weils gar so einfach ist .
Ein zwei einfache Beipiele zur Erläuterung (nur **) meiner Erkenntnis (man muss zum Verstehen auch nicht wirklich ein Vertreter des Volkes der Pirahã sein):
V
Welche Wahrnehmung habt ihr bei diesem Symbol?
Buchstabe „Vau“. Oder vielleicht „victory“.
Vielleicht auch, ein wenig beeinflusst vom aktuellen Betreff, das Symbol der römischen Ziffer, quasi die „5“.
Oder war/ist es eher „fünf“???
Egal, nach der Wahrnehmung (eines Bilds, eines Geruchs, eines Gegenstands *) jedenfalls beginnt das Denken. Ich nutze hierfür Sprache/Symbole, indem ich der Wahrnehmung zuerst einen Begriff zuordne, um anschließend etwas zum Ausdruck zu bringen, mit vielen Worten beschreibe ich es genauer und denke dann ersatz- oder hilfsweise z.B. an einen Spielwürfel mit der klassischen Punktanordnung zur präzisen Erläuterung (in Worten, nicht in Bildern). Ich rufe ein mir (aus meiner Sprache!) „bekanntes“ Symbol oder einen Gegenstand ins Bewusstsein, um die Sprache/das Symbol, mit welcher ich begonnen habe, im zweiten Schritt bildhaft/anschaulich darzustellen.
Nehme man nun an, man sei vom Volke der Pirahã und kenne keine Zahlen/Ziffern. Was macht sie/er mit einem „V“, „5“ oder „fünf“? Genau, sie/er denkt es nicht! , mangels Kenntnis der Inhalte/Bedeutung der Symbole. Es ist ihm daher beispielsweise nicht möglich zu zählen, weil er kein Symbole/Sprachelemente und deren Inhalte/Bedeutung zur Verfügung hat, mit denen er rechnen/vergleichen/denken könnte (das jeweilige vorgelegte Symbol alleine ist zuerst bedeutungslos).
Vorstellungsgespräch
(Rede ist hier von „Tagträumen“, nicht diesen Träumen im Schlaf)
Alldieweil dieses nun mal heute und persönlich auch noch wichtig ist, fehlen mir ein paar Stunden Schlaf, weil ich mir Gedanken im Sinne von Denken zu möglichen Szenarien machen musste. Was wird er mich fragen? Oder sie? Wie formuliere ich darauf meine Antwort? Habe ich die passende Kleidung zurecht gelegt?
Bei all diesem Denken werden die gedachten Symbole/Worte/Sprache ständig durch (neue) Bilder unterstützt, um die Gedanken und deren Abfolge zu veranschaulichen. Es wird aber niemand behaupten wollen, dass eine Bilderfolge das Denken und daraus die Worte erst zustande kommen lässt? Wie könnte dies grundsätzlich möglich sein, wenn ich z.B. nicht einmal einen Begriff für die Bilder hätte?
Vergleich mit Tieren
Obgleich es ein hochinteressantes Thema (neben der Sprache muss mindestens ein weiteres Repräsentationssystem für Mensch und Tier vorhanden sein) wäre, erspare ich mir hier Anmerkungen aus guten Gründen.
Nun,
in welchem Zusammenhang steht das ganze Thema eigentlich mit meinem Betreff? Zwei Punkte hierzu:
-
Ich wollte mich wie meist kurz fassen ==> MCMLXXXIV. ABER:
MDCCCCLXXXIIII und somit deutlich länger als geplant ist es nun geworden.
- Diese vor etlichen Jahren im Werk MCMLXXXIV geschriebene Vision
https://de.wikipedia.org/wiki/Neusprech
ist ein zuerst vielleicht seltsam anmutendes Beispiel für das zunehmende sprachliche Denken. Obgleich ich bei dem Begriff Neger aus meinen Kindheitstagen stets und meist unbeabsichtigt die angenehme Erinnerungen an einen Sarottimohr und den Inhalten der diversen Packungen hervorrufe, darf ich dieses Sprachsymbol „Neger“ nicht mehr verwenden. Obgleich sich das Bild nicht verändert, hätte ich nun grundsätzlich ein für mich „leeres“ Symbol z.B. „Schwarzer“ zu verwenden. Sicherlich kann ich es mit anderer Bedeutung verwenden, aber ich weiß nicht so recht, was ich mit dem alten Symbol nun machen sollte, schon gar nicht weshalb.
Für das Denken werden stets Symbole und Begriffe erlernt, vorgegeben und verwendet. Entsprechende Bilder, welche auch immer, werden nach und nach zugeordnet, um dem Symbol eine oder mehrere Bedeutungen/Inhalte zu geben. Mit den Symbolen beginne ich das Denken und nehme mir Bilder aus der Erfahrung und Erinnerung zu Hilfe, um etwas bestimmtes zu denken.
Gruß
nasziv
Zur Erinnerung aus meinem Einstieg oben:
„tatsächlich denke ich jedoch vorwiegend sprachlich.“
* PS:
denkt Ihr eher in Bildern und/oder Gerüchen oder in Worten?
Ein interessanter Ansatz, … in Gerüchen denken. Ein Geruch ist aber nichts anderes als ein „Bild“ oder ein „Gegenstand“. Wenn jemand meint in Gerüchen oder Gegenständen zu denken (ist hier jemand, der dies ernsthaft macht?), dann wird er auch in Bildern denken.
** so die Vorgabe