Hi!
„Das-kann-doch-kein-Zufall-sein“-Beweis zu sein. Etwa:
„Ein Orkan, der einen Schrottplatz tausend Jahre lang
durcheinanderwirbelt, würde doch nie ‚zufällig‘ eine Boeing
747 hervorbringen. Nun schau die Welt an, schau selbst ein
kleines Insekt an, das soll ‚zufällig‘ entstanden sein? Das
kann doch nicht sein. Also, weil das ja alles nicht zufällig
entstanden sein kann, muss es jemanden geben, der das alles
geschaffen hat. Einen Schöpfer, Gott eben. Q.E.D.“
Ist es so, dass dies im Grunde der einzige noch verbliebene
Gottesbeweis ist, der noch ins Feld geführt wird? Wie
stichhaltig ist dieser „Gottesbeweis“? Welche
Gegenargumentationen gibt es?
In diesem „Gottesbeweis“ stecken bereits im Ansatz zwei Gedankenfehler.
Punkt 1:
Kein komplexes Wesen (im o.g. Beweis die Boeing) ist aus dem Nichts entstanden (oder aus einer willkürlichen Zusammensetzung von Einzelteilen), sondern das Ergebnis einer extrem langen Abfolge von Veränderungen
Punkt 2:
Die genannten 1.000 Jahre, die dem Wirbelsturm zur Verfügung stehen, sind ein purer Witz im Bezug auf die Zeit, die der Evolution zur Verfügung stand. Ich selbst argumentiere bei Zeitargumenten immer mit einer Umsetzung von Zeit in Strecke. Denn Strecken jenseits der eigenen Körpergröße kann sich das menschliche Gehirn deutlich besser vorstellen als Zeiträume jenseits der eigenen Lebensdauer.
Ich will das ganz kurz an einem Beispiel klären: 100 Jahre sind mehr oder minder für jeden greifbar, bei 1000 Jahren wird es schon problematisch, bei 1.000.000 Jahre kann der Mensch die Zeit nicht mehr fassen.
Setzt man für ein Jahr jedoch einen Millimeter an, dann sind 100 Jahre exakt 100 Miliimeter (oder 10 Zentimeter). 1000 Jahre werden so zu einem Meter, 1.000.000 Jahre zu 1.000 Meter (oder 1 Kilometer). Setzt man die Erde mit einem Alter von mindestens 4 Milliarden Jahren an,dann ist das eine Strecke von 4.000 km - wovon die menschliche Kulturgeschichte vielleicht so 10 Meter ausmacht.
Warum also ist es so undenkbar, dass auf einer Reise von 4.000 Kilometern etwas entstehen kann, was auf den letzte 10 Metern zu so etwas wie menschliche Kultur geführt hat?
Oder anders herum: Wie hoch schätzt du die Chancen ein, dir auf einer Wanderung von 4.000 Kilometern eine Blase zu laufen - die ja auch irgendwie aus dem Nichts kommt?
Grüße
Heinrich