Hi Sonja!
Die Frage nach einem „Wozu“ ist letztlich
eine Sinnfrage, da die Abwesenheit eines
„Wozu“ Sinnlosigkeit impliziert.
Ich habe versucht darzustellen, inwieweit
Du mit Deiner Fragestellung dem Leben –
philosophisch unzulässiger Weise – einen
apriorischen Sinn unterstellst, ohne zu hin-
terfragen, ob es einen solchen überhaupt
gibt bzw., so es ihn gebe, worin diese Aporie
bestehe, woraus sie sich ergründe.
Obgleich Du dem Leben, wie auch immer, apri-
orisch Sinn zuweist, erstaunt es von Dir zu le-
sen, mein Leben entbehre desselben. Noch
abenteuerlicher wird Deine widerspruchsfröh-
liche Logik, indem Du behauptest, Existenz
beinhalte per se Sinn, also sei Ausdruck von
Sinn. (Entsprechend erfragst Du mit dem „Wo-
zu“ die Qualität des als grundsätzlich gesetz-
ten Lebenssinns.)
Deine Gedanken folgen einer theologischen Lo-
gik, welche sich mittels ihrer Dogmatik die ent-
scheidenden Fragen, jene mit welchen Philoso-
phie erst beginnt (!), vom Leibe hält.
Du fragst, wo ich das gelernt habe? Bei Sokra-
tes - via Platon -, zum Beispiel. Dieser größte
aller „Ironiker“ hat mit dem Schierlingsbecher
sein ultimatives Statement zum Wozu/Sinn des
Lebens gegeben, indem er konsequentes Den-
ken NICHT vom Leben trennte und Erkenntnis
nicht von unmittelbarer Konsequenz.
A.Camus, ein anderer Lehrer, hat der Abwesen-
heit eines Wozu/Sinns im Leben seine ganze Li-
teratur gewidmet (am deutlichsten UND schwäch-
sten in „Das Mißverständnis“ und „Der Mythos von
Sysiphos“) und kam letztlich zu dem Resumee:
Alle Philosophie münde letztlich darin, zu ergrün-
den, ob es überhaupt ein Argument gäbe, welches
Selbsttötung, in aller intellektuellen Strenge, nicht
nur nicht einfordert, sondern: ob ein konsequenter
Mensch, der Denken und Handeln in existentielle
Abhängigkeit zueinander setzt, Suizid als einzig
„wahrhaftige Tat“ zu vollziehen habe (vgl. Sokra-
tes).
Zwischen dem „Ur-Philosophen“ S. und dem phi-
lantrophischsten und lebensbejahendsten Litera-
ten des 20.Jhd, C., liegen intellektuelle Welten.
Und doch sind sie sich, wie ich zu zeigen versuch-
te, in den Grundfragen einig. Einig darin, daß Le-
ben per se keinen Wert darstellt, dem Gedanken
untergeordnet (S.) ist und allenfalls in der bewuß-
ten „Sinnsetzung“ mit entsprechendem Engage-
ment (A. & die anderen, die überschätzten Exis-
tentialisten) Sinnigkeit zu erhalten vermag.
In diesem Sinne frage ich mich, welches Deine
Setzung ist?! (Nur über diesen Umweg kann ich
eine philosophische Dimension in Deinen Text
„hinein“-interpretieren. Dabei ist mir jedoch Unwohl,
weil Dein Text sich auf mysteriösen, nicht näher
erklärten Dogmen ausruht und eigentlich keinen
ernsthaften Denkansatz verfolgt. Das nenne ich
Anti-Philosophie.)
Unter „pubertär“ verstehe ich Leichtfertigkeit, kon-
Kret: die Leichtfertigkeit Deines Denkens, wie sie
in Deinen Äußerungen zum Ausdruck kommt.
Deine Fragestellungen sind eben keine „philoso-
phischen“, sondern lifestylig-esoterisch. In einem
entsprechenden Forum läßt sich sicher gemütlich
über Qualitäten des Wozu von Leben plaudern,
doch mit „Liebe zur Weisheit“, welche ein gewis-
ses Maß an Ernsthaftigkeit und Fähigkeit zur
Selbstrelativierung erfordert, hat dies wenig zu
tun. (Daß es bei Dir damit nicht so weit her ist,
entnehme ich Deiner Antwort, die – mit Verlaub –
etwas bekifft daher kommt. Ich habe kein Problem
damit, daß Du aus dem Handgelenk mein Leben
als „sinnvoll“ diagnostizierst, auch nicht damit, daß
Du kindlicher Weise zwischen Behauptung mit Ar-
gument nicht zu unterscheiden bereit bist. Das
Problem ist, daß Du dies - und mehr - unter der
Rubrik „Philosophie“ abhandelst, und Deine wirren
Gedanken entsprechend für relevant, ja „philoso-
phisch“ zu halten scheinst.)
Deine Frage nach dem „Wozu“ des Lebens geht von
einer Funktionalität des Seins aus, für die ich keinen
Beleg kenne (außer in der Religion). Ich halte Deinem
„Was ist, hat Sinn“ mein „Was ist, birgt allenfalls Logik“
entgegen. Die Differenz von semantischer „Logik“ und
metaphysischem „Sinn“ offenbart das philososophishe
Dilemma der Frage nach dem Lebens-Wozu: Eine
„Funktion“, wie sie die Wozu-Frage sucht, kann mensch-
liches Handeln allenfalls (logisch) organisieren und in
dieser Organisiertheit anhand dieser Organisiertheit
nachvollziehbar machen, nicht jedoch (metaphysisch)
erklären.
(Mit der Logik und der Metaphysik verhält es sich so –
um eine so gewagte, wie zutreffende Analogie zu be-
mühen – wie mit dem Verhältnis der Begriffe „Stra-
ßenverkehrsordnung“ und „Schicksal“. Beide genügen
uns in je verschiedenen Hinsichten nicht.)
x-nada