Hi,
und die Lehrer können beurteilen, wie effizient die
Veranstaltung war?
Die Effizienz eines Faches muss dann wohl bei jedem einzelnen Lehrer betrachtet werden. Wir haben gelernt, wie Binärcode funktioniert (ok, Ende der 80er), was numerisch gesteuerte Maschinen sind, wie Gießen funktioniert, warum Gleichschaltung besser ist als Parallelschaltung, wenn man ein Haus verkabelt, und warum eine Leuchtstoffröhre energieeffizienter ist als eine Glühbirne. Ich habe gelernt, dass auch Arbeit, die „nur“ körperlich ist, Talent verlangt (dass ich nicht besaß und nicht besitze) und dass die Leute, die sie (im Gegensatz zu mir) mit Genauigkeit und Verlässlichkeit ausführen, REspekt verdient haben. All die Ziele, die man jetzt in der Bundesrepublik auch zu erreichen versucht - Verständnis für die Berufswelt, Einsicht in das, was außerhalb der Schule passiert.
Hm, und Du glaubst, daß Du nur für die Zeit bezahlt wirst, die
Du in der Schule verbringst?
Nein. Ich werde bezahlt für 24+1 die Unterrichtsstunden und all das, was im Rahmen der Vor- und Nachbereitung auf die Stunde notwendig ist. Aber das ist hier nicht die Frage. Wenn ich für die zweite Fremdsprache einen zweiten Kurs aufmachen möchte, weil ich 45 Anmeldungen habe, dann muss ich den Direktor fragen. Nur, wenn der Kurs genehmigt ist, ist er (und damit die Schüler) auch versichert. Dafür gibt es kein Extrageld, abbummeln im nächstmöglichen Schuljahr ist angesagt. Wird der Kurs nicht genehmigt, findet er nicht statt. Genehmigt werden kann er nur, wenn dafür vom Kultusministerium genug Stunden zur Verfügung gestellt wurden. Das ist so gut wie nie der Fall. Punkt. Gleiches gilt, wenn es mir einfallen sollte, einen Kurs nachmittags anzubieten (hab ich echt mal 2 Jahre gemacht, Tanzkurds einmal wöchentlich). Ich muss um Genehmigung bitten, aus versicherungsrechtlichen Gründen, dann findet er statt, mehr Geld gibt es nicht. Die Nachmittagskurse waren, soweit ich weiß, Teil des Pflichtprogramms der Lehrer. Da braucht man natürlich mehr Lehrer an der schule, und das kostet mehr Geld.
Gabs an meiner Schule auch und zwar nicht zu knapp, wenn man
davon absieht, daß das nicht vorrangig der Kinderbetreuung
diente.
Das ist doch schön, und es ist und war im Westen keineswegs die Normalität. Freu Dich doch, ich gönne es dir. Rein Betreuung im Sinne von "da sind die Kiddies aufgeräumt) war das auch in der DDR nicht, es waren Bildungs- und Unterhaltungsangebote. Ich hab freiwillig in einem Philosophiekurs gesessen.
Warum muss(te)
alles komplett geschrottet werden,
Mußte es nicht.
nur um das Rad dann zum
zweiten Mal zu erfinden?
Was wurde denn neu erfunden? Der 1 Megabit-Chip, […]
GEmeinplätze, die nun wirklich fast jeder kennt. Aber wer
kennt noch Malimo GEschirrtücher?
Geschirrtücher?
Genau das meine ich. Keine Ahnung haben (kann ja mal passieren, jeder von uns hat von den meisten Dingen auf der Welt keine Ahnung), aber meckern… Ich habe nie behauptet (falls es so geklungen hat, entschuldige ich mich und nehme es zurück), dass mit der DDR irgendein Weltspitzenartikel oder gar etwas Nobelpreisverdächtiges verlorengegangen ist. Aber beliebte Artikel, die sich gut verkaufen ließen, und Arbeitsplätze gesichert hätten. Du kennst die Geschirrtücher nicht, verzeih ich dir. Kost nix Aber die wenigsten Arbeitsplätze stehen in der Hochtechnologie, die meisten sind Zulieferer, backen Brot, putzen, verkaufen oder bieten andere Dienstleistungen an.
Habe ich irgendwas dazu gesagt, warum das
Geschirrtuchtechnologieführerunternehmen abgewickelt wurde?
Ich kenne die Bude nicht einmal.
aber großartig daran zweifeln, dass es irgendwas gab, was man nicht verschrotten musste. Super. Das ist genau das, was in entsprechenden Diskussionen als „Goldgräberstimmung“ bezeichnet wurde: Wir nehmen nur das, was wir hier bei uns gewinnbringend verkaufen können, der REst interessiert uns nicht. Ob es irgendeinen Ossi interessiert… wer sind die schon? Die wollten doch die Marktwirtschaft… Das sind Argumente eines trotzigen Kindes (oder eines beleidigten ERwachsenen), oder des Fuchses aus der Fabel, dem die Trauben zu sauer sind, an die er nicht rankommt.
Alles andere wurde verhandelt und daß dann am Ende derjenige Zugeständnisse macht, der in einer schwächeren Position ist und vielleicht auch schneller zum Ergebnis kommen muß, ist vollkommen normal.
Meine zustimmung.
Komischerweise erlaubten sich so viele DDR-Bürger ein Urteil über das Leben in Westdeutschland,
Und komishcerweise erlauben sich viele Westdeutsche ein Urteil über Ostdeutschland, und waren nie da. Du hast es grad auch wieder mehrfach gemacht: zugegeben, dass du etwas nicht kennst, und es doch verurteilt. Spitze.
Ich glaube gern, daß man in DDR vielfach dachte, daß im Westen Kaffee, Bananen und nicht zuletzt Geld vom Himmel regnen.
Da gab es tatsächlich ein paar. Das waren die ersten, die über die Mauer waren, in Westjeans. Sie fallen dir sicher auf
Daß der vermeintliche Luxus, der hier herrschte, auf Arbeit, Ausbildung, Eigenständigkeit und Motivation beruhte und nicht auf staatlicher Zuteilung, …
Das haben viele gewußt.
der Irrglaube vieler Ostdeutscher, man könnte das beste aus beiden Systemen haben
Der Glaube ist vor 20 Jahren gestorben.
Haben wir nicht vielleicht eine Chance vertan, genau das zu machen? Ich weiß nicht, wie ich das Gefühl vermitteln soll, das zwischen den ersten Montagsdemonstrationen und der Wiedervereinigung herrschte. Freiheit in einem ganz ursprünglichen Sinne: Alle Strukturen waren weg, und man musste etwas komplett neues finden. Man konnte von vorne anfangen, das Gebäude kernsanieren, oder mehr, wenn du so willst. Grenzenlose Möglichkeiten. Angst vor der Leere. Angst vor dem Neuen. Angst vor dem Unbekannten. Und Freude auf das Neue. Freude auf das Unbekannte. Elan und Begeisterung. Die DDR wollte keiner mehr. Aber das Leben besteht aus so viel mehr als Maidemonstrationen, Pionierhemden, SED-Parteitagen und Stasigefängnissen. Wir hatten auch Dinge, die wir gern hatten. Pittiplatsch und Frau Puppendoktor Pille, den Rechtsabbiegepfeil und die Ampelmännchen, Letscho, Nudossi und Burger Knäcke, und Malimo Geschirrtücher. Porzellan und Bier, Sekt und Glasmaschinen, Druckmaschinen. Haushaltsgeräte, die uns Quelle gerne abkaufte. All die Haushaltsgeräte, derentwegen Quelle in den 80ern so einen guten Ruf hatte, wurden in der DDR produziert. Von mir aus mit Westentwürfen - aber von Ostleuten auf Ostmaschinen. Mit der Wende, oder kurz danach, sind die Geräte samt Arbeitsplätzen und Firmen veschwunden.
Warum konnte man sich nicht zusammensetzen (oder welche Form du dem auch immer geben willst) und das Beste aus beidem machen? Diese Chance kommt nicht wieder. Sie ist weg. Wir dachten, die Bundesrepublik freut sich auf uns, sie hatte es sich sogar ins Grundgesetz geschrieben. Wir dachten, wir könnten etwas mitbringen. Wir wollten das gerne. Niemand wollte uns, und gefragt wurden wir schon gar nciht wirklich (Schäuble in den Beitrittsverhandlungen: Wir zahlen euch alles, aber seid vorsichtig mit Euren Forderungen! zitiert durch Matthias Platzeck in einem Spiegelinterview vor wenigen Wochen). Selbst jetzt fühle ich mich schlecht, während ich das schreibe: bin ich wirklich undankbar? Darf ich solche Fragen stellen? Und ganz tief innen drin kümmert die Befürchtung, das wissen, die angst, dass es nie irgendjemanden interessiert hat, was es an der DDR noch gab außer altersschwachen Parteiführern. Es ist selbstverständlich, dass sich ein Ossi im Westen zurechtfindet. Aber umgekehrt?
Ich denke nicht, dass ich gar so viel verkehrt interpretiert habe an deinen Antworten - habe vielleicht nicht an der geschicktesten Stelle meine Antwort gepostet, die sich auch auf zwei Artikel von Dir bezog.
die Franzi