Der Tag der deutschen Einheit

Als jemand, der hochqualifiziert im Osten lebt und arbeitet,
möchte ich an dieser Stelle mal ein leises

BULLSHIT!

in die Runde werfen.

Die Meinung sei dir gegönnt. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass der Osten unproduktiver als der Westen ist, was sich auch in der hohen Arbeitslosigkeit widerspiegelt. Es gibt einfach wenig Anreize für einen Westdeutschen, eine Unternehmung im Osten zu eröffnen.

Hallo,

Meine (West)kollegen sagen oft, dass es im DDR-Schulsystem
viel gab was besser war als irgendwas im WEsten - berufliche
Orientierung in frühen Jahren: was der Westen im Rahmen von
Praktika versucht schmackhaft zu machen, war bei uns schon
ewig in Form von 3 !!! Fächern im Lehrplan verankert - 7. -
10. Klasse, und die Bearbeitung der Facharbeit war als
Unterrichtsfach mit Stunden bestückt, für die Der Lehrer
bezahlt wurde.

Und hast du ihm auch erzählt, dass es normal war, dass der Unterricht 7:30 anfing und 6 Tage die Woche ging? Und hast du ihm auch erzählt, dass die Verankerung im Lehrplan dazu diente, aus den Bürgern willige Arbeiter zu machen? Wohlgemerkt, Arbeiter, nicht Ingenieure. Die Tätigkeiten waren auch nicht unbedingt ausgelegt, etwas sinnvolles dabei zu lernen.

War auch bestimmt unheimlich interessant, zu bestimmten Anlässen im Pionier- oder FDJ-Hemd aufzutreten. Hattest du auch Russisch als 1. Fremdsprache, also praktisch als Pflichtangebot? Das Ganze war kein Lehrsystem, sondern ein Propaganda- und Zwangssystem.

War diese Nachteile alle so unbedeutend bei dem „Die Bildung war im Osten wesentlich besser als im Westen“-Vergleich. Beide Lehrsysteme haben ihre Vor- und Nachteile gehabt. Wenn man sich aber nur die Rosinen herauspickt und die Unannehmlichkeiten unter den Tisch fallen lässt (z.B. Religionsunterricht vs Staatsbürgerkundeunterricht), dann wird man sehr schnell unglaubwürdig.
http://de.wikipedia.org/wiki/Staatsb%C3%BCrgerkunde

Das ist allerdings eine völlig andere Aussage, als die, welche ich kritisierte. Die ich allerdings in dieser Form auch für falsch halte.

Vor allem das mit den geringen Anreizen finde ich putzig. Frage mich obs dazu Statistiken gibt, was Firmenneugründungen in Ost und West und vielleicht, sinnvollerweise, noch die Größe der Firmen in Betracht zieht.

Das hängt glaube ich ein wenig am Produktivitätsbegriff.

In gewisser Weise hast du recht. Wenn ein Ostdeutscher genau so viel arbeitet, wie ein Westdeutscher, mit der selben Qualität, dafür aber weniger Geld bekommt, so ist er natürlich unterm Strich weniger produktiv.

Das führt dann zu geringeren Löhnen, bla, bla… aber ist sowas nicht kritikwürdig?

Bedenkt man, dass über 70% des BIP im tertiären Sektor erwirtschaftet werden, geht es ja nicht um hergestellte Produkte sondern um Dienstleistungen, und ich glaube niemand möchte ernsthaft behaupten, dass da im Osten prinzipiell geringere Qualität vorliegt.

Dann vergleiche mal die Mieten zwischen Dresden, Berlin,
München und Hamburg.

Ich habe in den letzten 20 Jahren in Berlin, Freiberg, Hamburg und Göttingen gewohnt. Preise verglichen. Kaum Unterschiede.

Als ich das letzte Mal im Supermarkt in Plauen war, lagen die
Preise immer noch unterhalb denjenigen in München.

Kenne weder Plauen noch München. Aber Freiberg und Hamburg nehmen sich quasi nix.

Ich fürchte, hier wird ziemlich substanzlos herumgejammert.

Bedenke immer, wie die alternative ausgesehen hätte.

Ja. Fragt man sich. Wird man nie erfahren. Womöglich schlechter, womöglich besser. Müßig sich Gedanken zu machen.

Hallo!

Dann vergleiche mal die Mieten zwischen Dresden, Berlin,
München und Hamburg.

Ich habe in den letzten 20 Jahren in Berlin, Freiberg, Hamburg
und Göttingen gewohnt. Preise verglichen. Kaum Unterschiede.

Dann wurdest Du in Berlin, Freiberg und Göttingen massiv betrogen oder hattest in HH riesiges Glück. Oder die WOhnungen/Lagen waren nicht vergleichbar.

Bei destatis.de kannst Du Statistiken zum Mietmarkt finden.

Deine Aussagen sind schlicht falsch.

Als ich das letzte Mal im Supermarkt in Plauen war, lagen die
Preise immer noch unterhalb denjenigen in München.

Kenne weder Plauen noch München. Aber Freiberg und Hamburg
nehmen sich quasi nix.

Ich werde demnächst versuchen, konkrete Vergleichszahlen anhand verschiedener Produkte zu liefern. Bin bald mal wieder im wilden Osten.

Ich fürchte, hier wird ziemlich substanzlos herumgejammert.

Bedenke immer, wie die alternative ausgesehen hätte.

Ja. Fragt man sich. Wird man nie erfahren. Womöglich
schlechter, womöglich besser. Müßig sich Gedanken zu machen.

Nein, es ist relativ klar, dass die DDR pleite war. Heute würde man dort mit hoher Wahrscheinlichkeit hungern.

M.

Das hängt glaube ich ein wenig am Produktivitätsbegriff.

In gewisser Weise hast du recht. Wenn ein Ostdeutscher genau
so viel arbeitet, wie ein Westdeutscher, mit der selben
Qualität, dafür aber weniger Geld bekommt, so ist er natürlich
unterm Strich weniger produktiv.

Produktivität ist nicht vom Gehalt abhängig, d.h. sie ist unabhängig vom Gehalt. Natürlich richtet sich aber das Gehalt auch nach der Produktivität, wobei ohne Frage auch andere Parameter bei der Festlegung des Gehaltes eine Rolle spielen.

So oder so hat das mit den Preisen nichts zu tun. Was Deine vorherigen Einlassungen angeht: ich kann es nur für Gastronomie und Hotelerie beurteilen, denn da sind die Preisunterschiede immer noch eklatant - und zwar so eklatant, daß ich da ausnahmsweise auch - nicht nur auf meine - subjektive Eindrücke vertraue.

Bei allen anderen Preisen bin ich eher für statistisch fundierte Erhebungen. Es hat ja nur wenig Zweck, 250 Gramm feine gesalzene irische Butter bei Kaufhof mit 250 Gramm deutscher Butter bei Aldi und Konsorten zu vergleichen. Es ist ja schon möglich, durch geschickte Geschäft- und Produktauswahl innerhalb einer Stadt 30% Preisunterschied festzustellen.

Bedenkt man, dass über 70% des BIP im tertiären Sektor
erwirtschaftet werden, geht es ja nicht um hergestellte
Produkte sondern um Dienstleistungen, und ich glaube niemand
möchte ernsthaft behaupten, dass da im Osten prinzipiell
geringere Qualität vorliegt.

Nein, eine geringere Produktivität. http://de.wikipedia.org/wiki/Produktivit%C3%A4t

Produktivität ist nicht vom Gehalt abhängig, d.h. sie ist
unabhängig vom Gehalt. Natürlich richtet sich aber das Gehalt
auch nach der Produktivität, wobei ohne Frage auch andere
Parameter bei der Festlegung des Gehaltes eine Rolle spielen.

Auch haben Preise nichts mit dem Lohn zu tun, denn dafür wird eine Leistung erbracht. Es kann ja auch niemand zum Chef und Lohnerhöhung fordern mit der Begründung, daß die Preise so steigen.

Nein, es ist relativ klar, dass die DDR pleite war. Heute
würde man dort mit hoher Wahrscheinlichkeit hungern.

Der Staat war pleite, genauso wie heute. Nur haben damals die DDR-Bonzen Devisen ins Ausland geschafft. Diese haben dann in der Volkswirtschaft gefehlt.

Nein, es ist relativ klar, dass die DDR pleite war. Heute
würde man dort mit hoher Wahrscheinlichkeit hungern.

Die DDR war nicht mehr und nicht weniger pleite als praktisch alle anderen Ostblock-Staaten. Dafür war sie der am höchsten entwickelte Ostblockstaat.

Bei den Demonstrationen damals ging es vor allem um eine freiere DDR. Unterm Strich glaube ich, dass wir so, wie es gekommen ist, besser dran sind - aber das man hier nun hungern würde, wenn es nicht zu einer Wiedervereinigung gekommen wäre halte ich für übertrieben.

Der Staat war pleite, genauso wie heute. Nur haben damals die
DDR-Bonzen Devisen ins Ausland geschafft. Diese haben dann in
der Volkswirtschaft gefehlt.

Ahem. DDR-Bonzen? Geld ins Ausland? Hast du dir mal angeschaut wie die ‚DDR-Bonzen‘ gelebt haben? Wenn Honecker heimlich Devisen ins Ausland geschmuggelt hat, hat er aber einen lausigen Job gemacht, wenn ich mir vor Augen führte, wie er dann in Chile lebte. Ich war kurz nach der Wende mal in den Nobelvierteln in Wandlitz, so der Kracher war das auch nicht.

Das mit den Devisen der DDR-Oberen klingt erstmal gut, aber unterm Strich war die DDR tatsächlich einfach pleite.

Die DDR war nicht mehr und nicht weniger pleite als praktisch
alle anderen Ostblock-Staaten. Dafür war sie der am höchsten
entwickelte Ostblockstaat.

Ist das denn wirklich aussagekräftig? Wenn beispielswiese ein Lehrer fünf Schüler in der Klasse hat, die ein katastrophales Ergebnis in einer Klassenarbeit haben, dann ändert es doch auch nichts an der Note, wenn einer der Schüler nun schöner schreibt, als die anderen.

aber das man hier nun hungern
würde, wenn es nicht zu einer Wiedervereinigung gekommen wäre
halte ich für übertrieben.

Das glaube ich auch nicht unbedingt. Wäre es nämlich eben nicht zur Vereinigung gekommen, dann wäre vermutlich eine massive Ausreisewelle die Folge gewesen, die die DDR nahezu vollständig entvölkert hätte.
Die vier oder fünf Leute, die geblieben wären, hätten sich dann sicherlich über Jahre hinweg die verbliebenen Ressourcen teilen können.

MFG Cleaner

Hallo,

Meine (West)kollegen sagen oft, dass es im DDR-Schulsystem
viel gab was besser war als irgendwas im WEsten - berufliche
Orientierung in frühen Jahren: was der Westen im Rahmen von
Praktika versucht schmackhaft zu machen, war bei uns schon
ewig in Form von 3 !!! Fächern im Lehrplan verankert - 7. -
10. Klasse,

und die Lehrer können beurteilen, wie effizient die Veranstaltung war? Nur weil ein Etikett auf etwas klebt, muß das nicht heißen, daß auch der Inhalt entsprechend ist.

und die Bearbeitung der Facharbeit war als
Unterrichtsfach mit Stunden bestückt, für die Der Lehrer
bezahlt wurde. Hier im Westen mache ich das nach dem
Unterricht.

Hm, und Du glaubst, daß Du nur für die Zeit bezahlt wirst, die Du in der Schule verbringst?

Der breitere Fächerkanon, die
Nachmittagsbetreuung, das Freizetangebot - Sport, Kunst, Musik

  • an SChulen, Förderung schwacher Schüler, etc. pp.)

Gabs an meiner Schule auch und zwar nicht zu knapp, wenn man davon absieht, daß das nicht vorrangig der Kinderbetreuung diente.

Wie man hört, soll es aber Menschen geben, die zu allem eine
Meinung haben, auch wenn es an der Ahnung mangelt. Das macht
diese Diskussionen aber auch erst unterhaltsam.

Glashaus… was erzählst du mir und anderen Ossis grad von der
DDR? Irgendwie scheint es für Dich (und so viele andere) nur
entweder BRD total oder DDR total zu geben.

Habe ich nie behauptet.

Wie wäre es mit
einem Mittelweg? Wenn schon die Produktionsmethoden veraltet
warten und die Rohstoffe veraltet, wie wäre es dann damit, das
Produkt mit modernen Mitteln herzustellen? Warum muss(te)
alles komplett geschrottet werden,

Mußte es nicht.

nur um das Rad dann zum
zweiten Mal zu erfinden?

Was wurde denn neu erfunden? Der 1 Megabit-Chip, der 1989 mit einer Ausschußquote von 80% in Produktion ging, die in Japan und in den USA schon seit 1985 in Serie produziert wurden? Oder vielleicht der 1,3 Liter Viertakt-Motor mit 43 KW?

GEmeinplätze, die nun wirklich fast jeder kennt. Aber wer
kennt noch Malimo GEschirrtücher? Ich hüte meine drei
funktionsfähigen (20 Jahre alten) wie meinen Augapfel, ich
habe kein Westprodukt gefunden, was so gut funktioniert,

Geschirrtücher?

und
ich muss Ersatz finden und habe gesucht, denn ewig werden die
drei Tücher nicht halten. Die Firma, die sie produzierte, ist
aber abgewickelt. Aber halt - ich weiß. Hätten wir fleißiger
gearbeitet, wäre das alles anders gekommen. Oh Mann, wenn ich
das schon höre - ich kann gar nicht so viel essen, wie ich
kotzen möchte.

Habe ich irgendwas dazu gesagt, warum das Geschirrtuchtechnologieführerunternehmen abgewickelt wurde? Ich kenne die Bude nicht einmal.

Und von faul hat auch niemand etwas gesagt.

nicht zurück, und ide Mauer erst recht nicht. Es hätte nicht
gleich die Wiedervereiinigung sein müssen,

Schön, da sind wir uns ja einig. Das waren meine Worte im Dezember 1989, u.a. geschmückt mit dem Hinweis, daß die DDR-Wirtschaft 25 Jahre 10% stärker würde wachsen müssen als die Westwirtschaft, um auf das gleiche Niveau zu kommen.

aber ich vermute
bzw. bin mir sicher, dass es wirtschaftliche Zwänge gab, die
keinen anderen Ausweg zuließen. Weshalb ich deswegen zu Kreuze
kriechen und mir alles an den Kopf werfen lassen muss, weiß
ich allerdings nicht.

Wer macht Dir Vorwürfe? Du scheinst Dinge in manche Artikel hinein zu interpretieren, die da gar nicht stehen.

Wie lange wird es eigentlich dauern, bis man auf beiden Seiten
der ehemaligen Grenze feststellt, dass es hüben wie drüben
Faulpelze und Idioten gibt?

Daß es em Westen Faulpelze und Idioten gibt, hat m.W. auch niemand bestritten. Ob es im Osten solche gibt, kann ich nicht beurteilen, nehme es aber an.

Lies bitte nochmal, was ich schrieb. Du scheinst einiges in den falschen Hals bekommen zu haben.

Gruß
Christian

Hallo,

Ich interessiere mich v.a. dafür, dass zahlreiche
DDR-Verbrecher heute in Amt und Würden als Beamte der BRD
sitzen.

Und welche Erkenntnisse sind dabei bisher gewonnen worden? Inwiefern unterscheiden die sich von denen der Bundesrepublik nach 1949?

Diesbzgl. ist einiges ausgesprochen ungünstig gelaufen.

So läuft es wohl immer.

Grüße

Ähm, das ist genau einer der Gründe, mit denen die Gewerkschaften die Erhöhung der Tarifgehälter verlangen und natürlich ist das ein Grund, mit dem man die Forderung nach einem höheren Gehalt begründen kann.

Oder war das jetzt ein Scherz von Dir?

Etwas unsicher

C.

Natürlich haben die viel Geld (D-Mark) ins Ausland geschafft, damit niemand anderes rankommt. Nicht nur Kohl war ein Meister der Schwarzkassen.

http://www.jf-archiv.de/archiv98/228aa10.htm

http://www.scribd.com/doc/19944621/Bundesregierung-z…

http://www.focus.de/politik/deutschland/ddr-vermoege…

http://bazonline.ch/schweiz/standard/Die-Jagd-des-Bu…

http://www.tagesschau.de/inland/sedvermoegen100.html

Ist das denn wirklich aussagekräftig? Wenn beispielswiese ein
Lehrer fünf Schüler in der Klasse hat, die ein katastrophales
Ergebnis in einer Klassenarbeit haben, dann ändert es doch
auch nichts an der Note, wenn einer der Schüler nun schöner
schreibt, als die anderen.

Das Argument sollte belegen, dass viele andere Staaten, die nicht pleite waren sich ohne Wiedervereinigung und ohne anschliessendes Hungern ganz gut auf die Beine gestellt haben.

Hinzu kommt, dass die Geschwindigkeit mit der das ging direkt vom Technisierungsgrad abhängt, der beispielsweise in Tschechien und Polen deutlich höher war als in den baltischen Staaten.

Hallo,

OK, dieses Argument habe ich in dieser Form vielleicht nicht hinreichend bedacht.
Dennoch glaube ich, dass ein solches Szenario, in welchem die DDR sich alleine und aus eigener Kraft wieder auf die Beine hätte stellen können nicht realisitsch gewesen wäre. Im Gegensatz zur DDR war der Vereinigungs- und Ausreisewunsch in Polen und Tschechien nicht unbedingt ausgeprägt. Die Frage beispielsweise, ob sich Böhmen wieder an Österreich anschließen solle, die stellte sich schlichtweg gar nicht. Und so war die Notwendigkeit etwas „klarer“ eigene Lösungen entwickeln zu müssen.

MFG Cleaner

Nehmen wir doch mal andere Länder. Jemen wurde auch wiedervereinigt und Korea (noch) nicht. Auch da gab es sicher Probleme.

Hallo,

Bei den Demonstrationen damals ging es vor allem um eine
freiere DDR. Unterm Strich glaube ich, dass wir so, wie es
gekommen ist, besser dran sind - aber das man hier nun hungern
würde, wenn es nicht zu einer Wiedervereinigung gekommen wäre
halte ich für übertrieben.

das sah Günter Mittag anders:
http://www.staatsverschuldung.de/ddr.htm

Und wenn es der nicht wußte, wer dann?