Der tägliche Unsinn

Liebe www-ExpertInnen
Manchmal neigen wir zu Aussagen, die, wenn mans bedenkt, doch reichlich paradox sind. Wenn A zu B sagt:“Jetzt entwickle doch endlich einmal Initiative!“ und B folgt dem, so entwickelt er ja gerade keine Initiative, da er der Aufforderung von A folgte.
Mein früherer Lehrer (Mathematik!) sagte einmal zu mir:“Hüte dich vor pauschalen Aussagen!“
Allerdings ist diese Äußerung glasklar eine pauschale Aussage.
Kürzlich sagte ich zu jemandem: „Keine Regel ohne Ausnahme.“ Dann kam mir der Gedanke, dass diese Aussage vor allem eins ist: Eine Regel ohne Ausnahme.
Gibt es noch mehr alltägliche Formulierungen, die uns das einfach von der Zunge gehen und völlig widersprüchlich sind?
Diese Frage habe ich ins Philosophie-Brett gestellt und nicht etwas ins Brett für deutsche Sprache, da es hier in der Hauptsache um formale Logik geht.

Ich danke euch für eure Antworten.
Viele Grüße
Voltaire

Hallo, Voltaire!

Wie steht es mit denen?

„Wenn alle Stricke reißen, häng ich mich auf!“

„Ein Goethedenkmal schillert durch die Zweige.“

Gruß Fritz

auch zwangsoriginalität könnte zum thema passen.

Und wie nennst du das, wenn man seit etwa zwei Jahren nicht mehr originell ist, sondern sich nur noch mühsamst an den Postings der Anderen hochziehen kann?

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Sei spontan!
http://img132.imageshack.us/img132/4046/vorsichtwill…

Du musst es aus Dir selbst heraus wollen!

Mit mehr Überwachung sichern wir unsere Freiheit.

Liebe mich!

Zeig mir wie Du bist!

VG
F

Hi,

Und wie nennst du das, wenn man seit etwa zwei Jahren nicht
mehr originell ist, sondern sich nur noch mühsamst an den
Postings der Anderen hochziehen kann?

Brandig?! :wink:

Gandalf

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Brandig?! :wink:

Falsch, setzen.
Die richtige Antwort war: comandantig.
Gruß,
Branden

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Hi, Gargas,

das liegt aber oft daran, dass der Interviewte es tatsächlich schon gesagt hat - nur leider nicht im Interview selbst, sondern im Vorgespräch. Jedes Live-Interview braucht ein Vorgespräch, in dem festgestellt wird, ob der Interviewpartner wirklich „gut drauf“ ist, soll heißen: in der Stimmung und momentanen Verfassung, die Fragen auch so zu beantworten, wie man es im Interview braucht: nicht zu ausschweifend, aber auch nicht zu kurz.

Die Kunst ist hierbei nur, das Vorgespräch so allgemein wie möglich zu halten, damit später eben nicht jene Situationen entstehen, in denen der Interviewpartner meint: „das hab ich doch vorhin schonmal gesagt!“ Er erinnert sich selbst in dem Moment leider nicht mehr daran, dass er es „on air“ noch nicht gesagt hat.

Grüße
Judith

wie gesagt, Tschüss
gargas

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Hallo Voltaire

Dieses Paradox, von dem es sicher noch mehr gibt (z.B…alles ist relativ), ist meiner Meinung nach ein Kompromis, den der Verstand angesichts der Irrationalität des Lebens eingeht, um zu einem Zustand der Harmonie zu gelangen.

Hier stehen sich der Denker (Verstand) und der Handelnde (Leben) gegenüber und diese Art von Verallgemeinerungen löst das Problem. Es ist glaube ich wichtig, diese beiden Phänomene als gesondert zu betrachten.

gruß
rolf

Hallo,

Gibt es noch mehr alltägliche Formulierungen, die uns das
einfach von der Zunge gehen und völlig widersprüchlich sind?
Diese Frage habe ich ins Philosophie-Brett gestellt und nicht
etwas ins Brett für deutsche Sprache, da es hier in der
Hauptsache um formale Logik geht.

Ich finde, hier geht es vielleicht mehr um Semantik.
An der Frage, wie das mit dem Barbier sei, der alle Männer im Ort
rasiert usw… mögen sich Formallogiker abarbeiten.
Aber dein Beispiel mit der Initiative:
Was ist, wenn jemand nach der Aufforderung, Initiative zu entwickeln,
tatsächlich das tut ? Entschwindet die „Paradoxie“?
Oft liest man auch: „Kein Anlass zur Panik!“
Den von Panik Ergriffenen wird das nicht bremsen.
Oder: „Bei dem sind alle Sicherungen durchgebrannt.“
Genau dafür sind sie ja eingebaut worden. Schlimm wär’s, wenn sie im
Störfall nicht durchbrennten.
Usw.
Für all das müsste es im Netz eigentlich längst Sammlungen geben.

Gruss
Nescio

Tach,

„wie gesagt“ - obwohl er dazu noch nichts
gesagt hat.

Dazu gehören auch die Floskeln:

Ich würde sagen …
Ich sage jetzt mal so …
Da könnte man sagen …

Gruß Fritz

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Bei Interviews mit Sportlern begnnen dieselben ihren Antwortsatz überzufällig oft mit „Gut, …“
Selbst wenn sie dispektierlich oder äußerst kritisch zu etwas interviewt werden, kommt dieses Anfangs-Gut.
Wenn sie zum Bleistift gefragt werden: „Warum haben sie so schlecht gespielt?“ , kommt dieses „Gut…“. Etwa:
„Gut, wr hatten kein besonderes Glück / Wetter/ guten Tag erwischt“ usw usf.
Gruß,
Branden

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Böhmen liegt am Meer
Hallo Voltaire
Wie oft im Leben, greift alleinige Logik hier zu kurz.
Ich habe kürzlich das schöne Gedicht „Böhen liegt am Meer“ von Ingeborg Bachmann gelesen. Sie selber hat später dazu einmal gesagt:
„Es ist ein Utopia, also ein Land, das es gar nicht gibt, denn Böhmen liegt natürlich nicht am Meer, das wissen wir doch. Aber es liegt doch am Meer. Was bewegt uns wirklich…nämlich, wir hoffen auf ein Land, und dieses Land gibt es noch nicht, und das ist Böhmen, und dieses Land liegt am Meer. Das heißt, es ist etwas Unvereinbares. Aber für mich nicht, denn ich glaube daran.“
In diesem Sinne,
Branden

Klugscheissermodus
Hallo,

Auch auf die Gefahr hin, dass du mir das übel nimmst:

Wenn A zu B sagt:“Jetzt entwickle doch
endlich einmal Initiative!“ und B folgt dem, so entwickelt er
ja gerade keine Initiative, da er der Aufforderung von A
folgte.

Doch, wenn er daraufhin z.B. ein Studium beginnt, sich selbstständig macht oder den Müll herunterbringt, dann entwickelt er durchaus Initiative.

Mein früherer Lehrer (Mathematik!) sagte einmal zu mir:“Hüte
dich vor pauschalen Aussagen!“
Allerdings ist diese Äußerung glasklar eine pauschale Aussage.

Nein, denn Aufforderungen sind keine Aussagen. Aussagen sind Sätze, die wahr, falsch oder unentscheidbar sein können

Kürzlich sagte ich zu jemandem: „Keine Regel ohne Ausnahme.“
Dann kam mir der Gedanke, dass diese Aussage vor allem eins
ist: Eine Regel ohne Ausnahme.

Wieso? Du brauchst nur eine Regel ohne Ausnahme zu finden (wie z.B. „Das Produkt zweier ungeraden Zahlen ist eine ungerade Zahl“) und schon hast Du eine Ausnahme zu obiger Regel.

Viele Grüsse,

Walkuerax

Wenn sie zum Bleistift gefragt werden

auch zwangsoriginalität könnte zum thema passen.

e.c.

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Liebe® Walkuerax

Auch auf die Gefahr hin, dass du mir das übel nimmst:

Mach’ ich nicht keine Bange. Ich bin dankbar für jede Rückmeldung.
Solange sie, wie deine, bei der Sache bleibt und interessant ist.

Wenn A zu B sagt:“Jetzt entwickle doch
endlich einmal Initiative!“ und B folgt dem, so entwickelt er
ja gerade keine Initiative, da er der Aufforderung von A
folgte.

Doch, wenn er daraufhin z.B. ein Studium beginnt, sich
selbstständig macht oder den Müll herunterbringt, dann
entwickelt er durchaus Initiative.

Mag sein. Unter Initiative verstehe ich, wenn man aus eigenem Willen handelt und es keiner Aufforderung bedarf. Ich war und bin mir nicht sicher, ob der Begriff „Eigeninitiative“ nicht auch so ein paradoxes Kauderwelsch ist, sonst hätte ich ihn genommen. Initiative kann nicht von außen an das Individuum herangetragen werden, daher wäre der Zusatz „Eigen“ eine Tautologie.

Mein früherer Lehrer (Mathematik!) sagte einmal zu mir:“Hüte
dich vor pauschalen Aussagen!“
Allerdings ist diese Äußerung glasklar eine pauschale Aussage.

Nein, denn Aufforderungen sind keine Aussagen. Aussagen sind
Sätze, die wahr, falsch oder unentscheidbar sein können

Hätte ich vielleicht besser geschrieben: „Hüte dich vor pauschalen Aufforderungen“?

Kürzlich sagte ich zu jemandem: „Keine Regel ohne Ausnahme.“
Dann kam mir der Gedanke, dass diese Aussage vor allem eins
ist: Eine Regel ohne Ausnahme.

Wieso? Du brauchst nur eine Regel ohne Ausnahme zu finden (wie
z.B. „Das Produkt zweier ungeraden Zahlen ist eine ungerade
Zahl“) und schon hast Du eine Ausnahme zu obiger Regel.

Dann wäre der Satz „Keine Regel ohne Ausnahme“ also einfach nur falsch. Paradox finde ich ihn, wenn ich ihn auf ihn selbst anwende.

Viele Grüsse,
Walkuerax

Viele Grüße
Voltaire

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Auch sehr schön: „Ich bin ein notorischer Lügner“ Paradoxe Kommunikation in ihrer vollendeten Form…

Dazu empfehle ich folgendes Buch: Paul Watzlawik: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien.

MfG

Chris

Passend zum neuen WWW
Wird der alte Fritz tasächlich wieder aktuell?

Gibt es noch mehr alltägliche Formulierungen, die uns das
einfach von der Zunge gehen und völlig widersprüchlich sind?

Hier zwei Beispiele (ob sie philosophischer Natur sind?):

  • Geh weider Zeit, bleib steh’!
  • Anglizismen sind uncool!

gruß
doscho

Mein derzeitiger Favorit
A: „Schmeckt´s?“
B: „Mhm, kammanixsagen.“

Liebe Grüße
Tanja

Tach gargas,

oder so:
Wenn Sie mich fragen würden…

Weia - hab ich doch!

Gandalf