weil Emotionen viel zu schnell unsere Empfindungen erobern aber leider auch wieder verlassen.
Darum bitte ich den Lesenden, sich an den 12.3.2004 also vorgestern, emotional zu erinnern.
E n t s e t z e n !
vor wenigen Stunden fielen und 200 Menschen einem willkürlichem Terroranschlag zum Opfer. Zivilisten, allesamt. Sie hatten das Pech gestern früh in einem Land aufzuwachen, welches sich zu einem Krieg gegen einen Gegner überreden ließ, der seine Gegenschläge nicht ankündigte. Keines der Opfer hatte die Chance, dem Schicksal zu entrinnen, die Brutalität der nach ihren Möglichkeiten erst nach einem knappen Jahr reagierenden bislang unterliegenden Kriegspartei scheint unfassbar.
Warum tun Menschen sowas? …
Februar 1945.
Eine große Stadt in Deutschland. Es ist Fastnacht. Menschen laufen von einer Faschingsfeier nach Hause. Es ist eine Stadt, in der es keine kriegsrelevante Industrie gibt. Es ist eine Stadt, die voller deutscher Flüchtlinge aus den Gebieten ist, in denen die Wehrmacht den anrollenden Sowjettruppen unterlegen ist. Drei Monate vor dem absehbaren Ende des Krieges wird ein Plan umgesetzt dermitnichten mit strategischen noch mit kriegsentscheidenen Motiven zu rechtfertigen ist. Spätere Stimmen äußern sich derart, als daß dieser Plan nur als Kriegsverbrechen bezeichnet werden kann.
Das kriegsstrategisch also völlig irrelevante Dresden wird mit einer bis heute nie bekannt gegeben Zahl an zivilen Menschenopfern (Flüchtlinge als auch in Dresden „Daheimgebliebene“ waren is erster Linie Wehrdienstuntaugliche also vordergründig Frauen und Kinder) die aber ca. beim 1750 -fachem (!) der Zahl der Madrider Opfer fixiert wurde, dem Erdboden gleich gemacht!
Daß die Anschläge in Madrid unmenschlich und grausam waren, bleibt unwiedersprochen. Wie muß ich dann aber das, was die (britischen und amerikanischen) Verantwortlichen mit Dresden machten bezeichnen? Und wem haben 60 Mio verbliebene Deutsche 40 Jahre lang gehuldigt?
OK das ist jetzt aber sehr weit hergeholt, oder?
Wer wurde denn in Afghanistan mit welchen Mitteln Opfer? Wer saß auf wessen Geheiß (und welchen Argumenten) in den flächenbombenabwerfenden Maschinen?
Was wurde, (siehe Anschläge von Madrid), sicherheitsweltpolitisch damit erreicht? (wollte man nicht diese Ausbildungslager treffen? was hat man denn getroffen?)
Werden die USA jetzt Marokko und Indien mit Flächenbombardements bedienen, weil dort tagtäglich potentielle künftige Al Kaida Kämpfer das Licht der Welt erblicken? - und warum haben die Bushisten eigentlich nicht (der Logik folgend korrekterweise) Hamburg rund um die Terrorzelle Atta bombardiert?
Ich fand, es war mal Zeit, darüber zu sprechen, aus gegebenem Anlass, weil wir emotionell gerade so angekratzt sind!
Gruß Torsten
PS. Die Madrider Anschläge folgten der Logik des Krieges. Wenn Al Kaida die logistische Möglichkeit hat, wird Italien und Polen folgen.
Ob es zu allerletzt gesagt, nun Eta oder Al Kaida oder IRA war oder sein wird, ist ebenfalls irrelevant. Was sollte diese davon abhalten Allianzen zu bilden („nichts eint zwei Parteien derart eng aneinander als die gemeinsame Abneigung gegen eine dritte“) ?