''Des Namens'' oder ''den Namen wert sein''?

Moin,

lese gerade, Stefan Heym sei eingetreten »für Freiheit und Demokratie und für einen Sozialismus, der des Namens wert ist«.

Müßte es nicht »für einen Sozialismus, der den Namen wert ist« heißen?

Aber, stimmt: ich erinnere mich an den Spruch »wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Geldes nicht wert«. Da gibt es ebenfalls diese Genitiv-Konstruktion in Zusammenhang mit der Form »wert-sein« (wie heißt eigentlich diese Form?).

Wie kommt es zu dieser Genitiv-Form?

Gruß
Uwe

Hallo

Wenn es um eine Wertangabe geht („Das Buch ist 10€ wert.“), dann Akkusativ.
Bei „wert“ im Sinne von „verdient haben“ benutzt man Genitiv.

In diesem Fall ist Genitiv also richtig.

sigterm

Wenn es um eine Wertangabe geht („Das Buch ist 10€ wert.“),
dann Akkusativ.

Hm. Also hier doch „das Geld“ und nicht „des Geldes wert“? :wink:

.

Bei „wert“ im Sinne von „verdient haben“ benutzt man Genitiv.

In diesem Fall ist Genitiv also richtig.

Aha. Danke. Hast Du (oder sonst jemand) dafür auch noch eine Regel parat?

Gruß
Uwe

Hallo!

Wenn es um eine Wertangabe geht („Das Buch ist 10€ wert.“),
dann Akkusativ.
Bei „wert“ im Sinne von „verdient haben“ benutzt man Genitiv.

So pauschal? Der Weihnachtsmarkt ist eines Besuches wert klingt doch reichlich preziös und veraltet.
H.

Der Weihnachtsmarkt ist eines Besuches wert

klingt doch reichlich preziös und veraltet.

Was für dich „preziös und veraltet“ klingt, mag aber korrektes und bewahrenswertes Deutsch sein! Darauf kommt es also überhaupt nicht an.

Preziöse Ausdrucksweise kann prätentiösen Attitüden und intendierter Distinktion durchaus sehr dienlich sein!

Moin,

Aber, stimmt: ich erinnere mich an den Spruch »wer den Pfennig
nicht ehrt, ist des Talers Geldes nicht wert«.

Sooooo lautet die Redewendung!

Gruß G.

Hast Du (oder sonst jemand) dafür auch noch eine
Regel parat?

Duden, Richtiges und gutes Deutsch:

„Nach wert sein kann der abhängige Nominalausdruck im Genitiv oder im Akkusativ stehen.
Der Akkusativ steht, wenn ausgedrückt werden soll, dass sich etwas lohnt oder dass etwas einen bestimmten [Geld]wert hat: Das Auto ist diesen hohen Preis wert […] Das ist keinen Heller wert. […]
Der Genitiv steht dann, wenn wert in der Bedeutung »würdig« gebraucht wird: […] Alles dies wäre nicht der Erwähnung wert …“

Siehe auch http://canoo.net/blog/2008/03/26/ist-die-sache-die-o…

Gruß
Kreszenz

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Aber, stimmt: ich erinnere mich an den Spruch »wer den Pfennig
nicht ehrt, ist des Talers Geldes nicht wert«.

Verstehe. Die auch im Genitiv einsilbige „Mark“ mußte nach dem Aussterben des Talers dem im Genitiv ebenfalls zweisilbigen „Geld“ weichen, um den Rhythmus des Reimes aufrechtzuerhalten und nicht kollabieren zu lassen.

Danke für den Hinweis.

Aber, stimmt: ich erinnere mich an den Spruch »wer den Pfennig
nicht ehrt, ist des Talers Geldes nicht wert«.

Verstehe.

Ich fürchte: nein.

Die auch im Genitiv einsilbige „Mark“ mußte nach dem
Aussterben des Talers dem im Genitiv ebenfalls zweisilbigen
„Geld“ weichen, um den Rhythmus des Reimes aufrechtzuerhalten
und nicht kollabieren zu lassen.

Das „Problem“ liegt nicht in grammatischen/sprachlichen Feinheiten, sondern ganz woanders:
Die Redewendung ergibt in der von Dir zitierten Form inhaltlich keinen Sinn.
„Pfennig“ ist kein Gegensatz zu „Geld“, weil Pfennig Geld ist.

Der (tiefe) Sinn der Redewendung ist aber der Gegensatz von wenig Geld zu viel Geld.
Das kann man nur mit den passenden (=konträren) Vergleichsobjekten ausdrücken:
kleine Münze vs. große Münze.

Danke für den Hinweis.

Büdde.

Gruß G.

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Das „Problem“ liegt nicht in grammatischen/sprachlichen
Feinheiten, sondern ganz woanders:
Die Redewendung ergibt in der von Dir zitierten Form
inhaltlich keinen Sinn.
„Pfennig“ ist kein Gegensatz zu „Geld“, weil Pfennig Geld ist.

Dennoch bleibt die Mark im Genitiv einsilbig, was den Rhythmus des Reimes kollabieren ließe. Das scheinst du, bei allem Respekt, ignorieren zu wollen.

Die auch im Genitiv einsilbige „Mark“ mußte nach dem
Aussterben des Talers dem im Genitiv ebenfalls zweisilbigen
„Geld“ weichen, um den Rhythmus des Reimes aufrechtzuerhalten
und nicht kollabieren zu lassen.

Es handelt sich hier um ein Sprichwort, nicht eine Redewendung.
Sprichwörter sind fest geprägte, unveränderliche Sätze, die nicht dem aktuellen Sprachgebrauch angepasst werden.

Gruß
Kreszenz

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Dennoch bleibt die Mark im Genitiv einsilbig, was den Rhythmus
des Reimes kollabieren ließe. Das scheinst du, bei allem
Respekt, ignorieren zu wollen.

Bitte beim Thema bleiben.
Besagte Redewendung hat mit „Mark“ noch nie existiert.
Währungen kommen und gehen. Redewendungen bleiben.
Schonmal einen Heller in der Hand gehabt?
Ich nicht. Aber bestimmt schon x-mal „auf Heller und Pfennig“ gesagt.

Gruß G.

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Es handelt sich hier um ein Sprichwort, nicht eine
Redewendung.
Sprichwörter sind fest geprägte, unveränderliche Sätze, die
nicht dem aktuellen Sprachgebrauch angepasst werden.

Einverstanden. Der „Taler“ war allerdings nicht „urheberisch“ von mir durch „Geld“ ersetzt worden. Ich hatte diesen Spruch schon des öfteren so (mit „des Geldes“) gehört - und daher hier auch so wiedergegeben. Das Sprichwort mag ja so durchaus falsch (also von seiner ursprünglichen Form abweichend) wiedergegeben sein, ebenso mag es richtig sein, was Du hinsichtlich Sprichwörtern feststellst. Nichtsdestotrotz ist die Tatsache, daß ich den Spruch des öfteren mit „des Geldes“ (statt „des Talers“) vernahm, als solche unumstößlich.

Besagte Redewendung hat mit „Mark“ noch nie existiert.

Nichtsdestotrotz ist die Tatsache, daß ich den Spruch schon des öfteren mit „des Geldes“ (statt „des Talers“) vernahm, als solche unumstößlich.

Danke! (o. w. T.)
.

Wieder ein bisschen Statistik…

Bitte beim Thema bleiben.
Besagte Redewendung hat mit „Mark“ noch nie existiert.

Doch. Ich kenne die Redewendung auch vor allem mit „Talers“, aber eben auch mit „Mark“ als „…ist die Mark nicht wert.“, allerdings mit Akkusativ statt Genitiv, komischerweise, die ist auf jeden Fall geläufig gewesen.

Habe mal eine Google-Suche gemacht, zum Vergleichen:

Wer den Pfennig nicht ehrt, ist…
T-GEN) …des Talers nicht wert. = 35.300
T-AKK) …den Taler nicht wert. = 53.600
M-GEN) …der Mark nicht wert. = 69.200
M-AKK) …die Mark nicht wert. = 3.680
D-GEN) …der D-Mark nicht wert. = 2
D-AKK) …die D-Mark nicht wert. = 240
G-GEN) …des Geldes nicht wert. = 1.480
G-AKK) …das Geld nicht wert. = 8

Damit ergibt sich beim Zusammenrechnen:
88.900 Taler (54 %)
72.880 Mark (45 %)
242 D-Mark (Wer den Cent nicht ehrt, ist des Euros nicht wert. = 8.170
Wer den Cent nicht ehrt, ist den Euro nicht wert. = 6.000

Das war Google. Wer dem Internet nicht vertraut, vertraut vielleicht eher richtigen Büchern. Also Google NGrams bemüht, weil ich das so gerne mache, da erhalte ich bei der Suche nach den jeweils zweiten Satzhälften lustigerweise:

T-GEN) ist des Talers nicht wert : eine schöne Grafik (http://books.google.com/ngrams/graph?content=ist+des…), es sieht sogar so aus, als würde der Spruch seit der Einführung des Euros wieder häufiger geworden.
Für ALLES andere bekomme ich nur eine Nulllinie. Das finde ich komisch.

Das werfe ich jetzt mal so als Diskussionsfutter in die Menge.

Grüße,

  • André
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Hallo Kreszenz,

Es handelt sich hier um ein Sprichwort, nicht eine
Redewendung.
Sprichwörter sind fest geprägte, unveränderliche Sätze, die
nicht dem aktuellen Sprachgebrauch angepasst werden.

Weiter unten habe ich kurz mal ein bisschen Laienstatistik betrieben und Google durchsucht, da findet man ziemlich hohe Zahlen auch bei der Variante mit Mark. Die Formen mit „Geld“ mögen zwar nur Randerscheinungen sein, aber das mit „Mark“ abgeänderte Sprichwort kann man nicht als Randerscheinung, Wortspiel oder Spontanbildung abtun, bei der Menge. Interessant ist auch der Unterschied (der z.T. sehr groß, überraschend klein und in seiner Ausprägung erstaunlich unterschiedlich ist)…
Wie deutest du das? Ist dieses Sprichwort eine Ausnahme, da es in mehreren Varianten existiert? Oder wird dadurch die Mark-Version zu einer Redewendung oder ist es einfach ein neues (etwas selteneres) Sprichwort, das vom Taler-Sprichwort beeinflusst ist?

Ich denke, die Grenzen sind nicht so einfach zu ziehen. Ich denke, auch bei Sprichwörtern kann es Variation geben, grammatikalischer- und lexikalischerseits. Oder?

Gruß,

  • André

Mit Euro klappt der Spruch nicht mehr so gut, weil man dann
„Cent“ im 1. Satz brauchte

…was den Rhythmus des Reimes wiederum zerstörte.

Wenn hier auch die teutonisch-banausigen „Auf-1-und-3-Klatscher“ und „Hüpftänzer“ zahlenmäßig überlegen sein mögen, werfe ich als afrokubanischen Rhythmen sehr affiner Jazz-Tänzer nun zum dritten Mal mahnend in die Runde, daß ein attraktiver Rhythmus einem Reim durchaus zu mehr Publizität verhilft. Meine Güte!

Der Weihnachtsmarkt ist eines Besuches wert

klingt doch reichlich preziös und veraltet.

Was für dich „preziös und veraltet“ klingt,

Wieso für mich? Führe doch mal ein paar Beispiele aus der Literatur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an, in denen das vorkommt. Jaja, Weinreich, Bergengrün, Schaper, Mager und Krull bei Thomas Mann … Prezös und veraltet, eben.

… mag aber korrektes
und bewahrenswertes Deutsch sein!

Ich habe nicht vor, die Klassiker umzuschreiben.

Darauf kommt es also
überhaupt nicht an.

Doch, doch! Die Sprache ändert dich ständig, und irgendwann ist eine Ausdrucksweise nicht mehr üblich. Dies und nichts anderes habe ich festgestellt.

Preziöse Ausdrucksweise kann prätentiösen Attitüden und
intendierter Distinktion durchaus sehr dienlich sein!

Das sey dir unbenommen.
H.

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Nichtsdestotrotz ist die Tatsache, daß ich den Spruch schon
des öfteren mit „des Geldes“ (statt „des Talers“) vernahm, als
solche unumstößlich.

Ich habe auch schon öfter „Peter’s Imbi’ß“ mit stet’s heissen Würs’tln" und dergleichen gelesen. Ist aber trotzdem falsch und ebenso Dummdeutsch wie bei dem Sprichwort „Taler“ durch „Geldes“ zu ersetzen. Der Grund wurde ja schon genannt: Pfennig und Geld sind kein Gegensatzpaar, das klein und groß ausdrückt, denn Pfennig ist sogar eine Untermenge von Geld. Mag sein, daß das Leute in deinem Umfeld sagen - es aber zeugt nicht gerade von sehr viel Gefühl für die Bedeutung von Wörtern. Das hätte dir, als eifriger Bewahrer der feinen Bedeutungsunterschiede, aber auch selbst auffallen können/müssen.

M.

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