Und selbst mit dem Studium ist das so eine Sache: Wir verlangen von Ausländern mit Deutsch als Fremdsprache einen Studienabschluss in Regelzeit, den ein Gutteil derjenigen, die Deutsch als Muttersprache haben, schon nicht schaffen und behandeln sie vom ersten Tag an „gleich“. Gleich in Anführungszeichen, weil auch ein Test-DAF mit voller Punktzahl und diverse Semester Deutsch als Studienfach im Ausland immer noch nicht tatsächlich vergleichbare Voraussetzungen schaffen.
Aber wir leben natürlich immer noch in der verklärten Welt eines Landes, in das alle ja nur rein wollen um von seinen sozialen Segnungen profitieren zu können. Und da muss es dann ja wohl Gnade genug sein, dass wir jemanden überhaupt hier zum Studium rein lassen, basta! Das recht lächerliche Studienvorbereitungsvisum hilft auch nicht so wirklich.
Dass wir aktuell ganz dringend Fachkräfte brauchen, diese auch im Ausland kaum noch finden, weil Deutschland eben gerade längst nicht so attraktiv im internationalen Vergleich ist, wie es vielfach nach wie vor geträumt wird, und wir daher zusehen müssen, uns die Leute „mit Potential“ zu schnappen und dann auch zu binden, wird dabei vollkommen ignoriert.
Insoweit braucht es dringend ein Gesamtpaket für „Leute mit Potential“, weil wir an die fertigen Experten nun mal kaum noch dran kommen. Und da geht es um weit mehr als die Hoffnung auf eine möglichst schnelle Einbürgerung, die auch bislang schon bei Leute, die etwas erreichen wollten bzw. erreicht haben, nie sonderlich gefragt war. Wir müssen den Leuten deutlich machen, dass wir uns ihnen gegenüber nicht als - begrenzten - Wohltäter sehen, sondern sie als Individuum sehen und sie darin unterstützen wollen, hier schnellst- und bestmöglich so Fuß zu fassen, dass sie hier einen produktiven Beitrag leisten können, und hierfür von ihnen nichts übermenschliches Verlangen und ihnen nicht unnötige Knüppel zwischen die Beine werfen. Und das betrifft ganz viele Bereiche des Lebens, siehe „Gesamtpaket“. Angefangen von der extrem herabwürdigenden Einstufung ausländischer Ausbildungen über lebenspraktische Dinge wie nicht anerkannte Führerscheine bis hin zu angemessener Studienförderung und angemessenen Entscheidungen im Einzelfall, in Bezug auf Studienfortschritt und -abschluss sowie einen „Plan-B“, wenn es ggf. zwar für einen ursprünglich gewünschten Weg nicht reicht, aber sich dafür Alternativen aufzeigen.