Deutsche Staatsbürgerschaft als Ramschware?

Hallo @Penegrin,

wenn beide Länder die Wehrpflicht für sich reklamieren, was ist dann?
Kann der Wehrpflichtige dann überhaupt in den Krieg ziehen, ohne von der Gegenpartei dann als Verräter bzw. Deserteur eingestuft und bei Gefangennahme standrechtlich erschossen zu werden?

Unter dem Oberbegriff „Frieden“ ist das aber ein eher positives Ergebnis der doppelten oder mehrfachen Staatsbürgerschaft.

Was hat die Wehrpflicht (die in Deutschland ausgesetzt ist) mit dem Beispiel zu tun?

Fahnenflucht kann nur von eigenen Soldaten begangen werden und ich bezweifle, dass hier irgendjemand als Verräter ‚standrechtlich erschossen‘ werden würde.

Das wäre aber auf jeden Fall die persönliche Entscheidung des Einzelnen, der sich vorher hoffentlich gründlich überlegt hat, welche Konsequenzen eine Doppelstaatsbürgerschaft haben könnte. Im Übrigen ist eine Situation, deren Häufigkeit im besten (oder schlimmsten) Falle im Promillebereich angesiedelt ist, ein eher schwaches Argument.

Das könnte daran liegen, dass Deutschland als Einwanderungsland bei qualifizierten Menschen längst nicht so beliebt ist, wie man das gerne hätte. Unter den Industrieländern liegen wir bei der Beliebtheit eher so im Mittelfeld. Zum Studieren an den (kostenlosen) Hochschulen kommen sie wohl gerne noch her, aber selbst die, die wegen ihrer Haut- oder Haarfarbe keine Diskriminierung erleben, zieht es nach dem Studium wieder in ihr Heimatland zurück oder sie suchen sich ein anderes Land, um dort ihre berufliche Karriere zu starten.

Insofern mag man es zwar bevorzugen, qualifizierte Arbeitnehmer für den deutschen Arbeitsmarkt zwecks Schließung der Fachkräftelücke zu gewinnen, aber wenn man die Hürde zu hoch legt, findet man halt niemanden.

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Gerade gefunden und passt gut:

Chris Pyak auf Twitter: „Ich lese tweets zur #Staatsangehörigkeit und kann nur noch den Kopf schütteln. Als jemand der in 7 Ländern gelebt hat & hunderten internationalen Fachkräften bei der Jobsuche in Deutschland geholfen hat: Liebe Mitbürger - ihr müsst mal in der realen Welt ankommen! 1/x“ / Twitter

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quod licet Jovi, non licet bovi

Ist das rumänisch und was heißt das auf deutsch?

Dafür werden eure Ärzte bei uns ausgebildet :wink:

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Wenn sie schlau sind, bleiben sie auch im Ausland. Nach allem, was man so hört, läuft es in der Medizin in Deutschland ja derzeit nicht ganz so gut. Wobei ich Wanderungsbewegungen zwischen Deutschland und Österreich jetzt auch nicht so als die ganz klassische Migration bezeichnen würde.

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Das könnte dann wieder an dem hiesigen Bürokratenirrsinn mit der Anerkennung der Ausbildungen im Zusammenhang stehen.
Seit mehr als 20 Jahren wird Besserung gelobt und immer wieder hört man dennoch von Fällen, wo man nur den Kopf schütteln kann.
Da gibt es noch viel Luft nach oben.

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Es geht hier aber durchaus auch um Leute, die in Deutschland studieren und mit ihrem deutschen Studienabschluss (unabhängig davon, was er wirklich wert ist) in vielen Ländern mit Handkuss engagiert werden, in denen sie viel besser leben und arbeiten können als hier.

Schöne Grüße

MM

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Das ist eine im Deutschen sehr, sehr gängige lateinische Wendung. Für Rumänisch schlage ich vor: Ceea ce are voie să facă Jupiter, niciun bou nu are voie să facă!

Und selbst mit dem Studium ist das so eine Sache: Wir verlangen von Ausländern mit Deutsch als Fremdsprache einen Studienabschluss in Regelzeit, den ein Gutteil derjenigen, die Deutsch als Muttersprache haben, schon nicht schaffen und behandeln sie vom ersten Tag an „gleich“. Gleich in Anführungszeichen, weil auch ein Test-DAF mit voller Punktzahl und diverse Semester Deutsch als Studienfach im Ausland immer noch nicht tatsächlich vergleichbare Voraussetzungen schaffen.

Aber wir leben natürlich immer noch in der verklärten Welt eines Landes, in das alle ja nur rein wollen um von seinen sozialen Segnungen profitieren zu können. Und da muss es dann ja wohl Gnade genug sein, dass wir jemanden überhaupt hier zum Studium rein lassen, basta! Das recht lächerliche Studienvorbereitungsvisum hilft auch nicht so wirklich.

Dass wir aktuell ganz dringend Fachkräfte brauchen, diese auch im Ausland kaum noch finden, weil Deutschland eben gerade längst nicht so attraktiv im internationalen Vergleich ist, wie es vielfach nach wie vor geträumt wird, und wir daher zusehen müssen, uns die Leute „mit Potential“ zu schnappen und dann auch zu binden, wird dabei vollkommen ignoriert.

Insoweit braucht es dringend ein Gesamtpaket für „Leute mit Potential“, weil wir an die fertigen Experten nun mal kaum noch dran kommen. Und da geht es um weit mehr als die Hoffnung auf eine möglichst schnelle Einbürgerung, die auch bislang schon bei Leute, die etwas erreichen wollten bzw. erreicht haben, nie sonderlich gefragt war. Wir müssen den Leuten deutlich machen, dass wir uns ihnen gegenüber nicht als - begrenzten - Wohltäter sehen, sondern sie als Individuum sehen und sie darin unterstützen wollen, hier schnellst- und bestmöglich so Fuß zu fassen, dass sie hier einen produktiven Beitrag leisten können, und hierfür von ihnen nichts übermenschliches Verlangen und ihnen nicht unnötige Knüppel zwischen die Beine werfen. Und das betrifft ganz viele Bereiche des Lebens, siehe „Gesamtpaket“. Angefangen von der extrem herabwürdigenden Einstufung ausländischer Ausbildungen über lebenspraktische Dinge wie nicht anerkannte Führerscheine bis hin zu angemessener Studienförderung und angemessenen Entscheidungen im Einzelfall, in Bezug auf Studienfortschritt und -abschluss sowie einen „Plan-B“, wenn es ggf. zwar für einen ursprünglich gewünschten Weg nicht reicht, aber sich dafür Alternativen aufzeigen.

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Das geht ja schon bei den Sprachkenntnissen los. Da hat jemand im Ausland Deutsch nicht nur in der Schule gehabt, sondern auf Lehramt studiert und mit ordentlichem Examen abgeschlossen. Und dann wird von so jemand ein recht teurer Test-DAF erwartet und behauptet, dass er nicht in der Lage wäre hier zu studieren, wenn es ggf. aus technischen Gründen beim Online-Test an genau dem einen Tag nicht für das allerhöchste Niveau gereicht hat. Und nicht jeder hat dann den Mut und die Gelegenheit (und ggf. auch das Geld), dann noch mal persönlich beim gewünschten Fachbereich der gewünschten Uni vorbei zu gehen, und da das Gespräch zu suchen. Und nicht jeder Fachbereich jeder Uni ist dann bereit eine abweichende Entscheidung zu treffen. D.h. schon da bringen wir uns um viele interessante Leute, statt sich einzugestehen, dass es bei der Sprache ohnehin um das Erleben hier vor Ort geht, und man besser studienbegleitend insbesondere auch fachbezogen konstant unterstützen sollte. Auch gibt es nach wie vor viel zu wenige Möglichkeiten in Fremdsprachen bei uns zu studieren um den Einstieg zu erleichtern, was dann gleichzeitig auch Kompetenzen für einen späteren internationalen verschafft.

Dann geht es bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse ja nicht nur um das recht hohe Ross, auf dem wir da sitzen, sondern mindestens genauso unverständlich ist, dass wir, wenn wir schon massiv abwerten, dann nicht zumindest geeignete Aufbaumöglichkeiten anbieten, sondern dann auch bei Kritik am ausländischen Abschluss nur in Teilbereichen überwiegend dann einen vollständigen erweiterten Abschluss erwarten, statt da sinnvoll zu differenzieren und insbesondere auch zeitlich interessante Möglichkeiten bieten. Statt da dann Angebote zu machen, die gewisse Lücken in einem Jahr auffüllen, soll dann jemand ggf. Jahre investieren nur um wieder da hin zu kommen, wo er im Ausland schon lange war. Da braucht man sich dann nicht wundern, wenn sich die Leute lieber geringer qualifizierte Jobs suchen und ihre an sich vorhandenen Talente brach liegen lassen.

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Es geht um den Loyalitätskonflikt, den du ja mit Recht angesprochen hattest. Es geht um die Frage:„Verteidige ich Heimatland 1 oder gehe ich lieber ins Heimatland 2, um mich selbst zu schützen“.
Das @Penegrin dein Beispiel ins Absurde verdreht und sich bei dem angenommenen Szenario auch noch auf „ausgesetzte Wehrpflicht“ beruft, sollte dich nicht verwundern.

Nach der Logik soll es also besser sein, wenn man gleich gar keine deutsche Staatsbürgerschaft hat, weil es dann keinen Loyalitätskonflikt gibt und man direkt das andere Land unterstützt? Und selbst wenn man will, könnte man auf gar keinen Fall für Deutschland kämpfen, außer vielleicht als Söldner ohne jeden rechtlichen Schutz. Wo genau ist dieses Szenario ‚besser‘?

Die Wehrpflicht wurde nicht von mir ins Spiel gebracht und ich warte noch immer darauf, wie deine kleine Geschichte weitergeht. Oder sollen die Punkte bedeuten, dass du selber keine Ahnung hast? :thinking:

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Noch mal, das ist, wenn überhaupt, nur ein kleines Teilproblem. Aber was denkst Du denn, was einem russischen Staatsbürger, der in der Ukraine auf Seiten der ukrainischen Streitkräfte kämpfend in russische Gefangenschaft gerät, blühen würde?

Aber als Beispiel meiner Meinung nach gut geeignet, weil es den Loyalitätskonflikt sehr deutlich zeigt.

Ich habe hier in meinem weiteren Umfeld auch Russlanddeutsche, die ich nur als fünfte Kolonne Putins bezeichnen kann – und zwar in der schlimmsten denkbaren Ausführung.

Wildeste Fantasien was in der Ukraine alles gemacht werden müsste (Atombomben sind noch vergleichsweise human) und dass in Deutschland unbedingt ein Umsturz erfolgen muss um dann mit Russland zusammen zu arbeiten.
Die Thesen der Propagandisten im russischen Fernsehen werden praktisch eins zu eins erst übernommen und dann noch weiter ausgeschmückt.
Natürlich ist da auch viel Maulheldentum dabei aber es zeigt, dass Loyalität zur demokratischen Bundesrepublik nicht erkauft werden kann, indem man die deutsche Staatsbürgerschaft unter die Leute wirft.

Erstens ist es aktuell das einzige Problem, dass von euch beiden thematisiert wird und zweitens ist es (wenn es überhaupt eins wäre) nicht dein Problem. Doppelstaatsbürgerschaften können auch Nachteile haben und jeder hat das Recht für sich zu entscheiden, ob er das in Kauf nimmt oder nicht.

Wie oben beschrieben ist das ein selten dämliches Beispiel, da es für Deutschland von Vorteil wäre, wenn es diesen Loyalitätskonflikt gäbe.

Wäre mir neu, dass ‚Loyalitätskauf‘ jemals von den Befürwortern genannt worden wäre. Die neuen Staatsbürger schulden euch rein gar nichts und wenn du dir Sorgen machst, wer im Fall der Fälle Deutschland verteidigen würde, solltest du mal bei den Alteingesessenen anfangen:

Der Auftrag der Bundeswehr ist der Schutz unseres Wertesystems und unserer Interessen im europäischen und transatlantischen Zusammenhang. Aber nur 18 Prozent aller Bundesbürger sind bereit, für dieses Credo zur Waffe zu greifen.

Deutschland kennt seit fast 80 Jahren keinen Krieg mehr und ist Teil der NATO. Hier eine Diskussion daraus zu machen, wer wen im Falle eines Krieges verteidigen würde, ist eine völlig sinnlose Scheindiskussion. Die Tatsache, dass ausgerechnet Rakete hier deiner Meinung ist, ist ein recht deutliches Anzeichen dafür, wie sinnlos sie ist.

Natürlich nicht, das ist Latein.
Bitte schön, zum Nachlesen:

@Aprilfisch hätte das ins Deutsche und nicht ins Lateinische übersetzen sollen. :wink:
„Ce-i permis lui Jupiter, nu-i permis boului.“ würde ich auf Rumänisch eher sagen, aber auch dort wird das eigentlich auf Latein verwendet. :wink:

sind ja nun allerdings keine im „Regelverfahren“ Eingebürgerten, egal mit welcher Frist und welchen Tests, sondern Leute, die ihre Abstammung von deutschen Auswanderern / Siedlern im 17. - 19. Jahrhundert glaubhaft machen konnten. Keine geeignete Illustration zum vorgelegten Thema, auch was ihre Motive betrifft, nach 1990 nach Deutschland überzusiedeln.

Das hübscheste Exempel aus meinem Umkreis war eine Azubine, mit der ich mal gearbeitet habe, die aus einer Familie stammte, die unter Stalin unter dem Etikett „Deutsche“ nach Almaty umgesiedelt worden war. A. hatte das Pulver nicht grade erfunden und hat mir freimütig erzählt, ihre Familie hätte die Nachweise für ihre deutsche Abstammung dank eines Großonkels, der sich unter deutscher Besatzung freiwillig zur Waffen-SS gemeldet hatte und zu diesem Zweck „deutsche Papiere“ bekam…

Noch mal: es geht hier nicht um den Krieg, sondern um die Loyalitätspflicht die jeder Staatsbürger, zumindest meiner Meinung nach, dem Staat gegenüber hat. Wobei „Pflicht“ schon wieder die falsche Formulierung ist, weil es sich eigentlich um einen freiwillige Einstellung seinem Land gegenüber handeln sollte.

An @Penegrin und @raketenbasis:
Ich habe nicht die Absicht mich in Euren Privatkrieg hineinziehen zu lassen.

Ich finde es zeigt sehr schön, dass man mit noch so großen Aufwand und Entgegenkommen sich keine Loyalität dem Staat gegenüber erkaufen kann.
Wobei das natürlich für die Mehrheit der Russlanddeutschen nicht zutrifft aber für eine relativ große Minderheit.