Guten Abend!
Fakt ist, dass wir eine ganze
Menge Leute haben, die einfachen nicht mehr so weit
qualifiziert werden können, wie es nötig wäre.
Solche Leute gibt es ganz gewiss. Wir haben aber auch ungenutzte Ressourcen. So gibt es einen nennenswerten Prozentsatz an Schulabgängern ohne jeglichen Abschluss. Die sind keineswegs alle blöde. Ein nennenswerter Anteil von Schulabgängern wird Friseur/in, Bäckereifachverkäufer/in, Handelsfachpacker/in oder wird in ähnlichen Pseudoausbildungsgängen zukunftsunfähig gemacht. Verantwortlich sind Defizite in den Elternhäusern mit Gleichgültigkeit sowie grotesk-idiotische Vorbilder, aber auch die Schulen. Qualifizierten Ganztagsunterricht bringen wir in diesem Land nicht zustande. Dabei würde das alleine schon reichen, Nachwuchssorgen - so es sie denn tatsächlich gibt - zu beseitigen.
Facharbeiter/Gesellen erhalten häufig nur Zeitverträge oder werden über Verleiher angeheuert. Der Bedarf scheint nicht groß zu sein, sonst hätten viele Betriebe größeres Interesse daran, Mitarbeiter über unbefristete Anstellungsverträge im Unternehmen zu halten.
Qualifizierte Leute, darunter auch viele Akademiker, sind jenseits des 50. Jebensjahres für den Arbeitsmarkt so gut wie tot. Genauer: Der Arbeitsmarkt nimmt diese erfahrenen Leute gar nicht zur Kenntnis.
Das Praktikantenunwesen gibt es immer noch in beinahe allen Branchen. Offenkundig stehen gut ausgebildete, motivierte Menschen so reichlich zur Verfügung, dass man sie gratis bekommt und ihnen sagen kann, sie sollen sich das Geld zum Überleben vom nächsten Jobcenter holen.
Immer noch wandern Fachkräfte aus, werden sogar von den Arbeitsämtern dabei unterstützt. Bis heute müssen sich viele Fachkräfte vorzugsweise in Ostdeutschland, aber auch in einigen Regionen der alten Bundesländer, mit Hungerlöhnen abspeisen lassen.
Solange es die o. g. Verhältnisse gibt, existiert hierzulande kein Mangel an Fachkräften. Der Unsinn vom Fachkräftemangel wird von Interessenvertretern herbeigeredet, um die Politik zu veranlassen, für einen noch größeren Pool billig verfügbarer Leute zu sorgen.
In manchen Regionen kann sich die Suche nach bestimmten Fachkräften schwierig gestalten, wenn man ein unterirdisches Einstiegsgehalt und einen befristeten Arbeitsvertrag anzubieten hat und Bewerber nicht älter als 40 Jahre sein dürfen. Schon beim Verzicht auf solche verrückten Altersgrenzen, deren Existenz viele Arbeitgeber trotz der offenkundigen Sachverhalte standhaft leugnen, gäbe es genügend Bewerber. Und ich meine nicht den Verkäuferjob im Klamottenladen mit der Zielgruppe pubertierender Jugendlicher, wo jemand mit pink-gefärbten Haaren und Nasenpiercing gesucht wird.
Um zur Überschrift zurück zu kommen: Ja, Deutschland muss gerettet werden. Vor den eigenen Dummheiten und idiotischen Gepflogenheiten.
Aus dem Nähkästchen, weil es so symptomatisch ist: Seit kurzem bin ich Mitglied eines Tischtennisvereins in einem winzigen Dorf. Die Trainingsmöglichkeiten und Räumlichkeiten sind vom Feinsten; mancher große Stadtverein kann da nicht mithalten. Vor ein paar Wochen war Mitgliederversammlung. 14 Nasen zählt der Verein, die Hälfte davon aktiv. Neben wenigen Leuten um die 40 geht der Rest stramm auf die 60 zu und ich bin ja noch älter. Beim Trainig kommen die meisten schon aus anderen Clubs, während der eigene Verein langsam aber sicher ausstirbt. Während der Mitgliederversammlung kam der deshalb vernünftige und naheliegende Vorschlag, eine Jugendabteilung zu gründen. Nur Augenblicke später hatte sich die Idee mangels Zuspruch erledigt. Die alten Hasen, die schon seit Jahrzehnten unter sich sind, wollen das auch weiter so halten. Die Nachwuchssorgen sind offensichtlich hausgemacht. Aber solange von anderen Vereinen gelegentlich noch jemand kommt, muss man nicht selbst etwas tun. Nicht nur in diesem winzigen Dorfverein. Ähnliches gilt querbeet durch die ganze Gesellschaft und Wirtschaft.
Gruß
Wolfgang