Hallo liebe Pädagogen, Eltern, und alle, die aus irgendeinem Grund was zum Thema beizutragen haben,
obwohl ich selber noch keine Kinder hab, mach ich mir manchmal Gedanken, über Erziehung und ähnliches. Und frag mich, wie ich das mal umsetzen werde. In letzter Zeit geistert mir das Thema Sprache im Kopf rum. Ich hoffe, ihr verzeiht mir, wenn ich jetzt etwas weiter aushole und erstmal was von mir erzähle.
Ich wohne hier in einem kleinen Dorf in der Oberpfalz. Die Gegend ist wirklich sehr ländlich. (Die nächste „Stadt“ ist vier km entfernt und hat ca. 5000 Einwohner. Städte mit über 10.000 Einwohner sind für uns hier schon fast Großstädte und mindestens 30km entfernt.) Hier wird eigentlich noch überall zum allergrößten Teil Dialekt gesprochen. Auch im Beruf, außer natürlich mit Kunden oder Lieferanten, die nicht aus der Gegend sind.
Mein „Problem“ ist jetzt, dass ich den Dialekt sehr liebe. Ich sprech auch bei weitem kein astreines, sondern recht stark gefärbtes Hochdeutsch und das auch eher ungern. Trotzdem komm ich gut zurecht, auch im Beruf. Ich bin aber recht unsicher, wie ich das mal machen soll, wenn ich Kinder hab.
Meine Eltern haben mir damals gar kein Hochdeutsch beigebracht in dem Sinne. Allerdings wollte ich immer wahnsinnig viel vorgelesen haben. Von daher hab ich Hochdeutsch zumindest in der Theorie von klein auf kennen gelernt. Auch das Fernsehen hat wohl ein bisschen dazu beigetragen. Aber sonst hörte ich nur Dialekt und sprach auch nur Dialekt. Ein bisschen geändert hat sich das dann erst in der Grundschule. Da legten die Lehrer dann doch Wert darauf, dass man sich zumindest ein bisschen bemühte Hochdeutsch zu sprechen. Soweit ich mich erinnere, fiel das fast allen meinen Mitschülern ziemlich schwer. Und auch das Deutsch, das die Lehrer versuchten zu sprechen, klang in meinen Ohren irgendwie affig. Ich glaub ich fand es vor allem seltsam, mit Leuten Hochdeutsch zu sprechen, die doch eigentlich im Alltag auch Dialekt sprachen. Ich hab dann auch einige Jahre später festgestellt, dass es mir bei Leuten, die den Dialekt wirklich nicht verstehen leichter fällt, Hochdeutsch zu sprechen. Zwar kam ich mir immer noch etwas komisch dabei vor und ich fand irgendwie, dass es bei mir so gekünstelt wirkte, aber es ging. Jetzt mittlerweile hab ich, glaub ich, meine eigene Art und Weise hochdeutsch zu sprechen gefunden. Ich empfinde es nicht mehr als gekünstelt, wenn ich z. B. in der Arbeit mit Kunden Hochdeutsch spreche. Mit Kollegen oder Freunden würde ich allerdings nie hochdeutsch sprechen. Da gibts aber auch niemanden der den Dialekt nicht versteht.
So jetzt hab ich viel erzählt und eigentlich noch gar nichts gefragt. Wenn sich jemand unter euch in meine Lage versetzen kann, würde ich gerne wissen, wie würdet ihr das als Eltern machen? So wie es meine Eltern gemacht haben: Nur Dialekt sprechen, aber viel Vorlesen und drauf vertrauen, dass sich das dann schon so ähnlich entwickeln wird wie bei mir? Oder würdet ihr euerem Kind gezielt hochdeutsch beibringen? Ich freu mich über fundierte Aussagen genauso, wie über persönliche Meinungen.
Vielen Dank und Gruß
Michaela