Ich habe kürzlich folgendes Interview gefunden, in dem behauptet wird, die AfD sei christlich fundamental.
Was meint ihr dazu?
Hallo,
die AfD ist nicht christlich fundamental. Aber Teil der AfD sind konservativ, ggf. reaktionär und sicher gibt es auch ein paar christliche Fundamentalisten in der Partei.
Das ist aber bei SPD oder CDU auch nicht anders, nur prozentual anders gewichtet. Selbst bei den Grünen wirst Du solche finden.
ich find es ja witzig, dass er sich gerade auf Nietzsche bezieht. Denn ein Bezug auf ihn wird anderen gerne als Nähe zu rechtsextremistischem Gedankengut ausgelegt (bzw. so zurechtgebogen).
Sagen wir mal, dass der Interviewte ein fundamental negatives Verhältnis zu allen Religionen hat .
Gruß
vdmaster
Hallo,
Schmidt-Salomons Einschätzung teile ich, bis auf eine Ausnahme.
Die AfD ist, das ist soweit SICHER, dabei, rechtsstaatliche Prinzipien, insbesondere das Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung aufzuweichen und durch eine Leitkultur (WAS SICH GEHÖRT) zu ersetzen.
Fundamentalist ist eine irrige Formulierung. Die Beschreibung fasse ich grundsätzlich als etwas positives auf. Fundamentalisten stehen für unverfälschte Werte ein. Von denen erhält die AfD keine eine Stimme.
Es sind statt dessen Gesinnungsrüpel und Inselfaschisten von denen die AfD sich als parteipolitische Speerspitze vereinnahmen lässt.
mki
Da muss man sich keine allzu großen Sorgen machen. Die AfD wird in alle möglichen Ecken verortet. Vdmaster hat in einem anderen Thread schon zu dem Welt-Artikel verlinkt, in dem der angebliche Schießbefehl der AfD genauer unter die Lupe genommen wird. Man erkennt deutlich, wie Petry zu dieser Aussage gedrängt wurde. Und einige Medien machen daraus einen Skandal und verdrehen die Tatsachen, indem sie die (für sich betrachtet richtige) Aussage in eine zentrale Forderung nach Schusswaffengebrauch umdeuten.
Beim Thema „christlicher Fundamentalismus“ ist es ähnlich. Man muss sich vor Augen führen, dass die AfD in diesem Punkt eigentlich gar nichts großartig ändern will. Sie will lediglich verhindern, dass zum Beispiel beim Familienbild die Tendenz zur ideologischen Gleichmacherei noch weiter geführt wird. Kein homosexuelles Paar wird großartig benachteiligt, wenn es „nur“ eine eingetragene Partnerschaft bekommt und keine Ehe. Aber wenn die AfD dies anspricht, werden gleich Homophobie-Vorwürfe laut. Ebenso gibt es den Trend, sämtliche Geschlechterunterschiede auf soziale Umstände zu schieben. Wenn die AfD dies kritisiert, heißt es gleich, es gebe biologistische Einstellungen.
In der AfD gibt es niemanden, der die Gleichberechtigung von Homosexuellen infrage stellt oder alle Frauen an den Herd schicken will. Die AfD bekämpft vielmehr ein patriarchales Frauenbild. Sie bekämpft religiösen Fundamentalismus. Und sie tut das als einzige Partei unter den demokratischen Parteien - weil sie als einzige das Thema Islam bzw. Veränderung unserer Gesellschaft durch die massive Einwanderung aus dem islamischen Kulturkreis aufs Tablett bringt.
Der Philosoph in dem von dir verlinkten Interview bestätigt dies ebenfalls in Ansätzen. Er versteigert sich dann aber leider in die Vorstellung, als gebe es eine Unterwanderung von irgendwelchen Evangelikalen bei der AfD. Das ist Unsinn, es gibt lediglich einzelne, die sich von der Union abwenden und glauben, in der AfD eine Heimat gefunden zu haben. So ähnlich wie mit den Pädophilen bei den Grünen ist das aber nichts, was von Dauer ist.
Ich denke, dass der Bezug Nietzsches zu irgendeiner Form von rechtsradikalem Gedankengut aus dem Unverständnis seines Werks herrührt.
Da würde ich Dir nur unter Vorbehalt zustimmen. N ist eindeutig antireligiös, was sich sowohl mit dem totalitären Faschismus, als auch mit dem totalitären Kommunismus/Sozialismus deckt. Beide versuchen gesellschaftlich einen neuen Menschen zu kreieren, womit wir defintiv mitten in N´s Übermensch sind.
Gruß
vdmaster
P.S.: Wobei die Roten das natürlich vehement bestreiten würden
Wenn ich dich richtig verstehe, widersprichst du Schmidt-Salomon nicht sondern du relativierst seine Bedenken nur. Aber wenn Schmidt-Salomon recht hat, dann bist du wahrscheinlich ein Opfer von genau der Verschleierungstaktik der radikalen Christen die er im Interview anspricht.
Äh, nein. Da hast du mich nicht ganz richtig verstanden.
Um es mal etwas prägnanter zu erklären: Es geht zunächst rein um Statistik. Sind alle AfD-ler evangelikal? Nein. Aber nahezu alle Evangelikalen tendieren zur AfD. Das liegt daran, dass sich die AfD derzeit als einzige politische Kraft der aktuellen Tendenz zur ideologischen Gleichmacherei in der Familienpolitik entgegenstellt.
Das ist so ähnlich wie damals mit den Pädophilen. Nicht alle Pädophilen waren grün. Aber die Pädophilen, die politisch etwas erreichen wollten, hingen sich den Grünen an, weil die Partei damals in vielerlei Hinsicht althergebrachte Strukturen aufbrechen wollte.
Schmidt-Salomon unterschlägt diesen statistischen Aspekt völlig. Stattdessen tut er so, als werde der christliche Fundamentalismus in der AfD nur verschleiert. In Wirklichkeit hat er schlicht keine Chance, weil er keine innerparteiliche Mehrheit hat.
Generell bitte ich dich etwas zu beachten: Derzeit wird der AfD alles möglich zugeschrieben. Vielleicht hast du hier bei w-w-w die Diskussion um den konstruierten „Schießbefehl“ gelesen, den es nie gab. Das Problem ist, die AfD ist eine recht neue Partei, Sie muss sich in gewisser Weise noch ausrichten und findet auch Zulauf bei einigen Mitläufern und Dilettanten (siehe Höcke). Aber abgesehen davon hat die AfD überhaupt noch an keiner Entscheidung mitgewirkt. Anders die ganzen etablierten Parteien. Sie sind alle für den großen Fehler mitverantwortlich, die Schleusen geöffnet zu haben. Andere haben das nicht gemacht, siehe aktuell Frankreich (Frankreich will keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen). Angesichts dessen sind Vorwürfe an die AfD absolut nicht angebracht. Die etablierten Parteien hatten alle Chancen, etwas gegen den Flüchtlingsstrom zu tun. Sie haben versagt und sie versagen mit jedem weiteren Tag, an dem tausende Flüchtlinge kommen.
Dass die Evangelikalen durchaus ein gewichtiges Wort bei der AfD mitzureden haben, kann man an derzeitigen Programmen erkennen. Nahezu 1:1 wurden Inhalte von der PBC übernommen. Dass sich das bei der zukünftigen Programmgestaltung ebenfalls so deutlich niederschlagen wird, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Denn Inhalte von Mikroparteien halten sich nicht mehr lange, wenn die Inhalte aufnehmende Partei erst dauerhaft an Größe gewinnt. Auch Programme benötigen ihre Mehrheiten.
Gruß
vdmaster
Den Schießbefehl hat es nie gegeben? Natürlich nicht. Frau von Storch hat garkeine Befehlsgewalt und so ein Befehl wäre gesetzeswidrig. Aber sie hat diesen Vorschlag gemacht oder sie hat gefordert, dass die Grenzpolizei notfalls von Schußwaffen gebrauch machen sollen.
Und was soll die „aktuelle Tendenz zur Gleichgmacherei in der Familienpolitik“ bedeuten und wie stellt sich die AfD dagegen?
Hierüber ist (auch hier) ausreichend diskutiert worden. Petry und von Storch haben sich auf die aktuelle, seit Jahrzehnten geltende Gesetzeslage bezogen. Und sie haben klargestellt, dass die AfD - selbst wenn sie die Wahen haushoch gewönne - an der bestehenden Gesetzeslage nichts ändern wollte. Es würde indes die generelle Grenzsicherung wieder eingeführt werden, was auch sinnvoll ist.
Auch hier im Ergebnis: Die AfD würde an der bestehenden Gesetzeslage nichts ändern. Sie wäre aber zum Beispiel dagegen, dass die Lehrpläne an den Schulen aus ideologischen Gründen geändert würden und dass zum Beispiel Heterosexualität (ebenso wie die Geschlechterunterschiede allgemein) lediglich als Ausdruck gesellschaftlicher Prägung deklariert würden.
Wenigstens du hast den Aspekt des statistischen Faktors verstanden.
Wer will denn aus welchen ideologischen Gründen die Lehrpläne wie ändern? Das ist auch so ein Thema bei dem die AfD gerne verschleiert wenn nicht sogar gezielt lügt.
Ist das so? Man kann wohl geteilter Meinung sein. Wie macht die AfD das denn? Und was verschleiert sie genau?
vdmaster
Wie sagte Gandhi so treffend:
First they ignore you, then they laugh at you, then they fight you, then you win.
Den Aussagen von El_Borbah nach zu urteilen, sind wir schon beim Kampf angelangt. Denn Argumente scheinen ja kaum vorhanden zu sein. Wenn ich dann höre, dass in Wandsbek mal wieder ein AfD-Stand angegriffen wurde oder wenn ich mir das Pendant in den Niederlande angucke (Local Labour leader wishes for Wilders death), dann spricht auch einiges dafür.
Was für ein Kampf? Und wieso sollte ein Humanist einem anderen Menschen den Tod wünschen?
Und um wessen Argumente geht es?
Die AfD fordert die Grenzen für Flüchtlinge dicht zu machen und irgendwelche Leute stimmen mit ein im Chor: „Merkel will das christliche Abendland vernichten!“
Grenzen dich machen bedeutet Menschenopfer. Schickt sie zurück ins Krisengebiet wo sie sterben können damit wir nicht so viel für unseren Sprit zahlen müssen.
Irgendwelche Geheimbünde planen die Menschheit auszurotten indem sie Grundschüler verschwulen…
Hallo Ultra,
Von wegen „Wirklichkeit“. Beruhigend, wenn es so wäre. Was aber wenn doch? Es gibt Meinungen hier im Brett, die voraussagten, dass die AfD eine Minipartei sei und bleibe. Die Wirklichkeit kam in Wirklichkeit ganz anders!
Mehrheitsmeinungen kommen weniger aus Einsicht als durch Überzeugung zu stande. Dafür brauchts nur starker wortreicher Persönlichkeiten, ein entspechendes Umfeld (Leichtgläubige) und einen Auslöser.
Dann zerzauselt Ultras schöngefärbte Statistik der eisig peitschende Wind der Wirklichkeit.
Die AfD setzt auf Stimmung und Beliebigkeit.
Gruß mki
Hi vdmaster,
mit Deiner Einschätzung zu Mikroparteien/Miniparteien hattest Du auch schon mal daneben gelegen.
"Die AfD ist eine Minipartei und wird es immer bleiben" Deine Worte.
Statistiken lassen nur Voraussagen zu ohne Gewährleistung. Es könnte sein, oder auch nicht. Bezüglich der AfD sollte man nur auf Sicht fliegen. Mögliche politische Turbulenzen zeigen Instrumente nicht an.
Gruß mki
Der Kampf für einen grundlegenden Politikwechsel.
Weil er mit Sachargumenten nicht weiter kommt, bzw. ihm die Wähler zunehmend nicht mehr vertrauen.
Zu Ersterem: Stimmt. Das Prinzip der offenen Grenzen hat sich ja auch nicht bewährt. Zu Letzterem: Das wäre zu plakativ. Merkel hat aus Opportunismus nichts gegen den wachsenden Zustrom unternommen. Dann hat sie den Friedensnobelpreis gewittert und den Kurs noch verfestigt. Zudem schielt sie auf die Generierung neuer Wähler durch Zuwanderung und Einbürgerung.
Erzähl das mal den Dänen, Polen, Slowaken, Franzosen, Australiern, Briten usw. Warum müssen wir Deutschen nicht nur dumm sein, sondern uns auch noch als die exklusiven Dummen an die Spitze stellen?
Das sagt ja der Richtige, der nämlich hinter jedem Kritiker der Willkommenskultur und des Genderwahns gleich die Ober-Nazi-Verschwörung vermutet.