Servus,
dass der AfD eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz droht, ist wohl hinlänglich bekannt. Dass sich die AfD gegen so eine Beobachtung (könnte ja Wählerstimmen kosten) wehrt, ist auch klar. Zu diesem Zweck hat sie ein Gutachten bei dem (als konservativ geltenden) Staatsrechtler Dietrich Murswiek in Auftrag gegeben. Das Ergebnis:
Eigenes Gutachten bringt AfD in Bedrängnis
Um eine Beobachtung abzuwenden, will man den eigenen Laden gründlich
prüfen und den Mitgliedern für die Zukunft Handreichungen, eine Art
Fibel für verfassungskonformes Benehmen mitgeben. Dafür beauftragte man
den Staatsrechtler Murswiek. WDR, NDR und SZ liegt die zehnseitige
Zusammenfassung des Gutachtens vor, die der Kommissionsleiter Hartwig im
Bundesvorstand vortrug. Es ist ein für die AfD verheerender Befund, den
man nun zur „internen Angelegenheit“ erklären will.
Denn auf diesen zehn Seiten sind Kriterien aufgeführt, die eine Partei
in der Summe zum Fall für den Verfassungsschutz machen.
Die AfD erfüllt sie reihenweise, auf den letzten vier Seiten stehen „Handlungsempfehlungen zur Vermeidung einer Beobachtung durch den Verfassungsschutz“. Und im Grunde zu jedem Punkt fällt auch AfD-Spitzenpolitikern ein Beispiel für einen Verstoß aus den eigenen Reihen ein. Da heißt es etwa: „Unbedingt notwendig ist es, folgende Äußerungen und Verhaltensweisen zu unterlassen: pauschale Diffamierungen oder Herabwürdigungen von Ausländern/Immigranten/Flüchtlingen/Muslimen.“ Und: „extremistische Reizwörter“ wie „Umvolkung“, „Überfremdung“, „Volkstod“ oder „Umerziehung“ müssten vermieden werden.
Die Folge?
Als der Vortrag im Bundesvorstand der AfD
zu Ende war, murrten einige der wichtigsten Politiker der
rechtsnationalen Partei heftig. Alexander Gauland, der mächtigste Mann
in der AfD, soll dem Vernehmen nach gesagt haben, dass er unter diesen
Umständen morgens ja gar nicht mehr aufzustehen brauche. Weil damit
nämlich die AfD durch eigentlich jede von Gaulands Reden ein Fall für
den Verfassungsschutz wäre.
Und:
Ein Vorstandsmitglied sagte am Freitag: „Wenn man das Papier ernst
nimmt, können wir gar nix mehr machen.“ Man müsse die Empfehlungen nun
„in AfD-Deutsch übersetzen und der Basis vermitteln.“ Das werde schon
„schwer genug“.
Kann die Partei ein Gutachten aus den eigenen Reihen ignorieren? Und fall sie sich wirklich entsprechend ändert, welche Daseinsberechtigung hätte sie denn überhaupt noch?