Quatsch. Die NATO entfernt sich absichtlich vom
Totalitarismus.
Ich hatte gehofft, daß Du zwischen der zivilen und der
militätischen Komponente der NATO unterscheiden kannst.
Natürlich ist die NATO ein bündnis demokratischer Staaten,
aber sie ist auch ein Bündnis von Armeen die alles andere als
demokratisch sind. Um zu zeigen, daß ich letzteres meinte habe
ich extra von Militär bündnis gesprochen.
Ja, nur jeder Staat entscheidet selbst, in welchem Masse er sich militaerisch beteiligt. Jeder Staat KANN einen Teil seiner Streitkraefte der NATO zur Verfuegung stellen - muss er aber nicht. Er kann auch auf eine militaerische Praesenz in der NATO GANZ verzichten und nur politisches Mitglied sein (siehe Frankreich ueber lange Zeit). Diese Option war im WP nicht vorgesehen.
Sogar die Bundeswehr hat sich schon vor geraumer Zeit von
der Befehlstaktik abgewandt - zugunsten der Auftragstaktik
Das bedeutet aber nicht, daß es keine Befehle mehr gibt oder
daß Entscheidungen durch Mehrheitsabeschluß gefällt werden.
Mehrheitsentscheidungen werden (da wir ueber die NATO reden) im NATO-Rat gefaellt. Diese Entscheidungen ergeben sich aus den Beurteilungen der einzelnen Mitgliedsstaaten, wo - sie Beitrag Behrendt - eine souveraen ziviler Entscheidungsprozess stattfindet. Dieser Prozess ist unabhaengig von der Befehlsgebung, wirkt sich aber am Ende aehnlich aus, da er als NATO-Ratsbeschluss auf die Militaers uebergeben wird.
Milit. def. Auftrag: Ein Auftrag beinhaltet einen Befehl. Jedoch
entscheided der Befehlsausfuehrende ueber Art und Weise der Ausfuehrung. Motto: nicht sofort, aber unverzueglich und nicht genau so, sondern, wie es bestmoeglich ist.
Es ist
nachweisbar, dass eine totalitaere Befehlsgebung in den
Streitkraeften gaenzlich falsch ist. Entscheidungskompetenz
vor Ort ist angesagt!!
Das schließt sich doch nicht aus. In der NVA wurde von den
unteren Befehlsrängen genausoviel Eigeninitiative erwartet wie
in der Bundeswehr und umgekehrt wird in der Bundeswehr genauso
wie in der NVA erwartet, daß Befehle ausgeführt werden.
Es gibt hier grundlegende Unterschiede, was auch die Struktur der WP-Streitkraefte verdeutlicht. Diese waren den NATO-Streitkraeften in nahezu allen Bereichen quantitativ uerberlegen.
Aus gutem Grund:
Gab es im WP den Befehl, eine Bruecke einzunehmen, dann wurde an dieser Bruecke solange auf den Gegner eingehaemmert, bis dieser geschlagen war. Selbst dann, wenn die Erfuellung dieses Befehls die eigenen Kraefte ueberproportional beanspruchte. Die Fuehrungs- und Befehlsstruktur des WP sah vor, dass jeder einzelne Schritt „von oben“ befohlen wurde. Also: „Verlegen sie von A nach C, dabei gehen sie ueber B.“. Jedes Verhalten der oertlichen Truppe wurde von oben genau festgelegt. Wenn es also das eigentlich zu erreichende Ziel „C“ war, so musste „B“ eingehalten werden, obwohl „B“ unwichtig ist. Wenn jetzt aber „B“ heftigen Widerstand verursachte, dann musste „B“ erst niedergeschlagen werden, bevor man nach „C“ weiterruecken konnte.
Gleichzeitig musste jeder Schritt gemeldet werden, um auf neue Befehle zu erwarten.
Bei der NATO - mit Auftragstaktik - wurde lediglich gesagt: "Laufen sie bei A los und sehen sie zu, dass sie bei „C“ heil ankommen. Wie, ist uns egal. Zeitaufwaendige Befehls- und Meldeketten fehlen hierbei. Das meine ich mit „Kompetenz vor Ort“. Dieses schnellere Verhalten erlaubt ein wesentliche schnelleres „kriegen“, als die des WP. Beide Punkte erklaeren teilweise den konventionellen Kraefteunterschie zwischen NATO und
WP. Gleichzeitig ergaben mehrere Planspiele - ich verweise hierbei u. a. auf die Doku „Der Dritte Weltkrieg“ von Guido Knopp - dass dem WP es vermutlich niemals gelungen waere, weiter als 250km in Westdeutschland voran zu kommen. An dieser Doku beteiligte sich nicht nur ein ehem. westdeutscher Geheimdienstchef und ein ehem. Generalinspekteur der Bundeswehr, sondern auch zwei fuehrende Generaele der ehem. Soviet Armee, zwei ehem. Chefs der NVA, ein ehem. Mitglied des Obersten Soviet und ein ehem. KGB-Chef. Unter „phoenix.de“ wirst Du Informationen darueber einholen koennen. Auch beziehen sich diese Fachleute auf den Unterschied zwischen der Befehlstaktik im WP ud der Auftragstaktik der NATO.
Beispielsweise besaß ein Objektkommandant die Autorität
befreundete Truppen kurzfristig in eigener Regie in seinem
Objekt unterzubringen, wenn ihn dies nicht in der Ausübung
seiner sonstigen Plichten nicht behindert. Dazu war kein
Befehl vom verteidigungsminister nötg.
WENN sie ihn nicht behindern. Dazu bleibt anzumerken, dass Soldaten eigentlich niemals behindern, wenn sie irgendwo in einer heruntergekommenen Werkzeughalle schlafen muessen.
Klar ist doch wohl, dass alle WP-Armeen ausschliesslich von
Moskau gefuehrt wurden. Dass zentralistisch, diktatorische Systeme dann einen Vorteil haben, ist doch wohl klar. Was waere wohl los gewesen, wenn die polnische Armee in Moskau angerufen haette, mit der Beschwerde, die Bruderarmee der NVA waere nicht bereit, unklompizierte Hilfe zu leisten…
Jedem Kasernenoffizier, jedem Kommandeur ist es erlaubt, wen auch immer er will, in seiner Kaserne zu beherbergen. Wenn ploetzlich fuenfzig US-Soldaten vor einer deutschen Kaserne auftauchen und um kurzfristige Unterkunft bitten, ist hierfuer kein diplomatischer Akt notwendig. Wenn aber ein „Vorauskommando“, das sich eigentlich auf ganz anderen Wegen befinden sollte, nun in der Tuerkei auftaucht, dann geht es hierbei tatsaechlich um einen diplomatischen Akt, da es sowas wie einen „NATO-Marschbefehl“ gibt, der fuer jeden Soldaten den Weg zum Einsatzziel genau definiert. Dieser Marschbefehl wird nicht mal eben vor Ort geaendert.
Die Auftragstaktik setzt auf das denkende, handelnde
Individuum vor Ort.
Die Befehlstaktik auch.
Nein. Sie setzt einen Soldaten voraus, der lediglich gehorcht.
Das Denken uebernehmen die Befehlsgeber. Ich weiss nicht, in wie fern Du die mit Fuehrungsstrukturen auskennst, oder ob Du jemals militaerische Fuehrungsverantwortung hattest. Aber dies stellt einen erheblich markanten Unterschied dar. „Es darf im Handeln der Kommandeure und Kompaniechefs vor Ort keinen eigenen Ermessensspielraum geben!“ [Juri Andropev / Andropow].
Die Befehlstaktik auf einen Besserwisser
an der Spitze und gehorchende Horden am Ende der Befehlskette.
Heißt das, daß in der Auftragstaktik jeder machen kann, was er
für richtig hält? Auf diese Weise ist kein Krieg zu gewinnen.
Dies habe ich soeben erlaeutert. Siehe oben.
Militaerliegenschaften sind noch immer
Eigentum ihres Volkes.
Im WP galt das nicht nur für Militärliegenshaften.
Im Warschauer Pakt galt dies nicht nur nicht fuer Militaerliegenschaften, sondern fuer ganze Staaten.
Das hoert sich
hart an…aber DDR und Freunde, waren nur Schutzwaelle fuer
die Soviets.
Glaubst Du ernsthaft die BRD war etwas anderes? Es gab eine
Reihe vom Planspielen für den Erstfall und in keinem dieser
Szenarien hat Deutschland länger als ein paar Tage überlebt.
Das ist ebenfalls Quatsch. Sie oben. Das von mir genannte Beispiel beinhaltet sogar, dass es eine Zurueckdruecken der
WP-Streikraefte bis zur Oder-Neisse-Linie gab. Weitere Beispiele - eigens von sowjetischer Seite - lassen diese geben dieser Vermutung ebenfalls Nachdruck:
„The Journal of Slavic Military Studies“ by Marshal Sergeyev
„The Warsaw Pact: A Distortion of Power“ by General Caminev
In seinem Buch „Taking Action“ erlaeutert Michael Gorbatschow
selbst, dass es dem WP zu keiner Zeit moeglich gewesen waere,
den Westen erfolgreich anzugreifen. „Unsere staerkste Waffe war das Vortaeuschen einer unbesiegbaren Militaermacht, die jedoch zu keiner Zeit eine erfolgversprechende Effektivitaet fuer sich hatte und uns im Ernstfall in die Selbstzerstoerung gefuehrt haette.“.
Zwar waeren „beide Deutschlands“ militaerisches Schlachtfeld
gewesen, aber Westdeutschland war kein Schutzschild der USA,
da Premier Chrustschev beiden deutschen Staaten von in den 50ern die Wiedervereinigung + Neutralitaet anbot, wenn sich Westdeutschland aus der NATO heraustrennen wuerde. Die USA stellten dem Deutschen Bundestag die Entscheidung frei, wie dies alle anderen Westbesatzer taten. Der Bundestag entschied sich dagegen, da man dem sowjetischen Angebot nicht ueber den Weg traute. Zurecht, wie sich herausstellte, als der spaetere Praemier Tschernenko gegenueber Helmut Schmidt zugab, dass es sich híerbei um eine militaersche Finte handelte.
Westdeutschland kann auch deshalb nicht als Schutzstaat angesehen werden, da Praesident Johnson schon in den Sechzigern gegenueber der USSR anmerkte, sollte sich nur ein Fuss eines WP-Soldaten auf Hamburg zu bewegen, wuerde dies die Vernichtung Moskaus zur Folge haben. Selbst wenn die USA hierfuer Chicago opfern muessten und eine direkte militaerische Bedrohung fuer die USA nicht bestuende (Monroe Doktrin) [Edward Hume].
Ausserdem hat Stalin es waehrend der Potsdamer Konferenz nicht verheimlicht (meine: offen ausgesprochen), dass sich die Soviet Union gedenkt, sich nunmehr nach zwei zermuerbenden Kriegen, einen Schutzwall aus Satellitenstaaten zuzulegen. Dies legte er als Begruendung bei, als er von Churchill erfolglos forderte, den nordwestdeutschen Raum an die Soviet Union abzutreten.
Jeder militaerische Schritt, jeder
Regierungsschritt wurde von Moskau gelenkt.
Wurden die Schritte der NATO-Streitkräfte im Kosovokrieg etwa
demokratisch zwischen den NATO-Partnern abgestimmt?
Ja. Wurden sie. Es gab einen NATO-Ratsbeschluss, bei welchem die militaerischen Vorgehensweisen zwischen den Ratsmitgliedern abgestimmt werden. Diesen Beschluss kannst Du im Internet einsehen.