Jeder Staat KANN einen Teil
seiner Streitkraefte der NATO zur Verfuegung stellen - muss er
aber nicht.
Darum ging es nicht. Das Thema war die hirarchische Kommandostruktur des Militärs. Egal ob und wieviele Truppen von den einzelnen Mitgliedsstaaten zur Verfügung gestellt werden - innerhalb der NATO-Truppe herrscht keine Dremokratie sondern Diktatur. Mir ist jedenfalls nicht bekannt, daß die Soldaten über ihre Einsatzziele abstimmen. Die werden ihnen vorgegeben.
Milit. def. Auftrag: Ein Auftrag beinhaltet einen Befehl.
Jedoch
entscheided der Befehlsausfuehrende ueber Art und Weise der
Ausfuehrung. Motto: nicht sofort, aber unverzueglich und nicht
genau so, sondern, wie es bestmoeglich ist.
Das nannte sich in der NVA Schöpferische Befehlserfüllung (und die wurde von jedem Unterstellten erwartet). Die Unterschiede zwischen den Militärbündnissen sind viel kleiner als viele annehmen. Die Dienstvorschriften von Bundeswehr und NVA stimmen teilweise sogar wortwörtlich überein, weil sie mit nur geringen Änderungen aus der Wehrmacht übernommen wurden. Das sieht man unter anderem bei den Nummern (z.B. 010/0/003 in der NVA bzw. 10/3 in der Bundeswehr für die Innendienstvorschrift).
Der Grund für die Ähnlichkeit ist ganz einfach: Vor dem Zwang effektiver Kriesführung verblaßt jede Ideologie zur Bedeutungslosigkeit und wenn man die Ideologie wegläßt, dann gibt es bis auf die Militärtechnik keinen Unterschied zwischen den Armeen von WP und NATO. Sie alle verwenden die nach den Erfahrungen des zweiten Weltkrieges beste Strategie und Taktik und da die Menschen auf beiden Seiten gleich sind, ist auch der Umgang mit ihnen derselbe.
Gab es im WP den Befehl, eine Bruecke einzunehmen, dann wurde
an dieser Bruecke solange auf den Gegner eingehaemmert, bis
dieser geschlagen war. Selbst dann, wenn die Erfuellung dieses
Befehls die eigenen Kraefte ueberproportional beanspruchte.
Und was ist daran schlecht?
Die Fuehrungs- und Befehlsstruktur des WP sah vor, dass jeder
einzelne Schritt „von oben“ befohlen wurde. Also: „Verlegen
sie von A nach C, dabei gehen sie ueber B.“.
Dieser Befehl wird nur erteilt, wenn es notwendig ist über B zu gehen. Ansonsten lautet er einfach „Verlegen sie von A nach C“ und die einheit entscheidet selbst, welchen Weg sie nimmt. Ich sehe darin keinen Nachteil und ich bin sicher, daß das in der NATO genauso gehandhabt wird.
Gleichzeitig musste jeder Schritt gemeldet werden, um auf neue
Befehle zu erwarten.
Das kann durch Befehl geändert werden. Beispielsweise operierten Kommandoeinheiten (z.B. die Fallschirmjäger) auch im WP vollkommen autonom. Es oblag also immer dem jeweiligen Befehlshaber, inwieweit die standardmäßige Befehlskette befolgt wurde und auch das dürfte in der NATO nicht anders sein. Dort sieht der Standard eine höhere Autonomie vor, aber die befehlshaber haben sehr wohl das Recht eine starre Befehlskette einzuführen, wenn sie das für erforderlich halten.
Gleichzeitig ergaben mehrere Planspiele - ich verweise
hierbei u. a. auf die Doku „Der Dritte Weltkrieg“ von Guido
Knopp - dass dem WP es vermutlich niemals gelungen waere,
weiter als 250km in Westdeutschland voran zu kommen.
Nur in einem konventionellen Krieg, mit dem aber niemand wirklich gerechnet hat. zur Doktrien des wP gehörte die „Vernichtung des gegners auf seinem eigenen Territorium“ und was das für Deutschland in einem Atomkrieg bedeutet muß ich sicher nicht weiter ausführen. Die NATO hat sogar erwogen selbst Atomwaffen auf dem Gebiet der BRD zu zünden, um das Gelände unpassierbar für Panzer zu machen. Priorität hatte schließlich der Schutz der Atommacht frankreich.
Klar ist doch wohl, dass alle WP-Armeen ausschliesslich von
Moskau gefuehrt wurden.
Zwar hätte sich Berlin Moskau im Ernstfall beugen müssen, aber normalerweise hat sich Moskau kaum in die Belange der NVA eingemischt.
Davon abgesehen scheinst Du die Einigkeit des WP zu überschätzen. Die Tatsache, daß es in den Kampfflugzeugen der NVA einen Schalter zur Umstellung der Freund-Feind-Erkennung gab, läßt den Schluß zu, daß man in Berlin zumindest mit den Gedanken gespielt hat, daß es zu einer militärischen Kraftprobe mit den Russen kommen könnte.
Was waere wohl los gewesen, wenn die polnische Armee in Moskau
angerufen haette, mit der Beschwerde, die Bruderarmee der NVA
waere nicht bereit, unklompizierte Hilfe zu leisten…
Dann hätte Moskau vermutlich geantwortet, daß es nicht mit solchem Kinderkram behelligt werden möchte.
Wenn
ploetzlich fuenfzig US-Soldaten vor einer deutschen Kaserne
auftauchen und um kurzfristige Unterkunft bitten, ist hierfuer
kein diplomatischer Akt notwendig.
Warum konnten die deutschen Truppen dann nicht vpr einer türkischen Kaserne auftauchen um kurzfristig Unterkunft zu erbitten?
Wenn aber ein
„Vorauskommando“, das sich eigentlich auf ganz anderen Wegen
befinden sollte, nun in der Tuerkei auftaucht, dann geht es
hierbei tatsaechlich um einen diplomatischen Akt, da es sowas
wie einen „NATO-Marschbefehl“ gibt, der fuer jeden Soldaten
den Weg zum Einsatzziel genau definiert. Dieser Marschbefehl
wird nicht mal eben vor Ort geaendert.
Wie jetzt? Ich denke NATO-Truppen dürfen bei einem Auftrag der Form „Verlege von A nach B“ selbst entscheiden über welches C sie gehen? Irgendwie wiederspricht es doch vollkommen Deinen ausführungen über die Kompetenz vor Ort, wenn das Vorauskommando nicht imstande ist, bei unvorhergesehenen Ereignissen eigene Entscheidungen zu fällen. Davon abgesehen verstehe ich nicht, warum die Unterbringung in einem Hotell weniger problematisch sein soll. Irgendwie macht das alles keinen Sinn.
Die Auftragstaktik setzt auf das denkende, handelnde
Individuum vor Ort.
Die Befehlstaktik auch.
Nein. Sie setzt einen Soldaten voraus, der lediglich gehorcht.
Das Denken uebernehmen die Befehlsgeber.
Da Du nicht in der NVA gedient hast, kannst du nicht wissen, wie falsch das ist. Diese preußische Art der Befehlsausführung war in der NVA nicht erwünscht. Es wurde selbstverständlich erwartet, daß der Befehl vollständig ausgeführt wird, aber es wurde ebenfalls erwartet, daß der Ausführende selbständig entscheidet, wie der Befehl am besten ausgeführt werden kann und das geht nicht ohne selbständiges Denken und Handeln.
In seinem Buch „Taking Action“ erlaeutert Michael Gorbatschow
selbst, dass es dem WP zu keiner Zeit moeglich gewesen waere,
den Westen erfolgreich anzugreifen.
Das hatte er ja auch nicht vor.
Westdeutschland kann auch deshalb nicht als Schutzstaat
angesehen werden, da Praesident Johnson schon in den
Sechzigern gegenueber der USSR anmerkte, sollte sich nur ein
Fuss eines WP-Soldaten auf Hamburg zu bewegen, wuerde dies die
Vernichtung Moskaus zur Folge haben. Selbst wenn die USA
hierfuer Chicago opfern muessten und eine direkte
militaerische Bedrohung fuer die USA nicht bestuende (Monroe
Doktrin) [Edward Hume].
Wenn auch nur ein NATO-Soldat seinen Fuß in die DDR gesetzt hätte, dann hätte das die Vernichtung Washingtons zur Folge gehabt, auch wenn die Russen dabei Kiew hätten opfern müssen. War die DDR deshalb kein Pufferstaat der Russen?
Wurden die Schritte der NATO-Streitkräfte im Kosovokrieg etwa
demokratisch zwischen den NATO-Partnern abgestimmt?
Ja. Wurden sie. Es gab einen NATO-Ratsbeschluss, bei welchem
die militaerischen Vorgehensweisen zwischen den
Ratsmitgliedern abgestimmt werden. Diesen Beschluss kannst Du
im Internet einsehen.
Wie kommt es dann, daß die Bundesregierung sich darüber beklagt hat nicht ausreichend über das Vorgehen der NATO-Streitkräfte im Kosovo informniert worden zu sein? Beispielsweise wurden Aufklärungsdaten zurückgehalten und nicht oder nur unzureichend über die angegriffenen Ziele und die dabei verwendeten Waffen informiert.
Das war übrigens schon im Golfkrig der Fall. Die „Zurückhaltung“ des Pentagons bei der Weitergabe von Informationen an die anderen Allierten war für Frankreich Grund genug um ein Netzt eigener Aufklärungssatelliten ins All zu schießen.