Hallo EXC,
ja, kein Problem. Die Bedeutung erklaere ich kurz. 1997 las ich das Buch „Im Sturm“ von Tom Clancy. Dabei erzaehlt er - in seiner Fiktion eines Dritten Weltkrieges - ueber die sehr erfolgreiche Panzerabwehr der Bundeswehr, die im gesamten Buch fast allgegenwaertig ist. Hierbei bezog er sich auch auf das Thema „Autobahnen“. Ich habe ihm 1998 einfach - ganz frech, pauschal und unverbindlich - eine Mail geschickt und habe tatsaechlich eine, wenn auch kurze, Antwort bekommen, in der er mich auf das Archiv von Sandhurst aufmerksam machte. Der Vater eines Kommilitonen war damals Lektor in Sandhurst, war also auch dafuer verantwortlich, die Sandhurst-Bibliothek von Schundschriften und geschichtlichen Falschdarstellungen freizuhalten. Ich habe dann schriftlich bei ihm angefragt, was das Thema „Autobahnen“ in dem Buch zu suchen haette und, ob es sich tatsaechlich um reinen Quatsch handeln wuerde. Das Ergebnis war einleuchtend und die Erklaerung enstammt dem deutschen Institut fuer Krisenforschung und dem amerikanischen Gegenstueck, der Stanford University. Katastrophen- und Verhaltensforschern ist klar, dass Menschen, denen eine Katastrophensituation „ins Haus steht“, zu Panik neigen. Sie versuchen sich panikartig aus der Gefahrenzone zu entfernen. In Kriegssituationen neigen die Menschen instinktiv zur Landflucht, oder sie suchen die familiaeren Naehe. In jedem Falle wuerde dies in den westlichen Staaten zu einer erheblichen Verstopfung von Haupt- und Nebenverkehrsadern fuehren. Stau. Die europaeischen Strassenverehrsverhaeltnisse werden schon heute den Ferienzeiten nicht mehr gerecht; es kommt schon im alltaeglichen Berufsverkehr oft zum Kollaps. Die Bundesrepublik ist von Autobahnen und Landstrassen geradezu durchzogen. In alle Richtungen. Wenn man jetzt bedenkt, dass auf einer verstopften Autobahn (meist ja mindestens 4-spurig + 6 Leitplanken) eine Panik auf Grund einer Rundfunkdurchsage entsteht, die auch noch darauf hinweist, dass sich ein feindlicher Panzerverband im Abschnitt naehert, kann man sich vorstellen, dass die Menschen stumpf aussteigen und einfach wegrennen. Nur verstaendlich. Fuer einen Panzerverband ist jedoch immer
Bewegung notwendig, Pionierarbeiten sind nicht immer moeglich, wenn man auch bedenkt, dass es in der Bundesrepublik von „Libellen“ PAH´s und TOW´s geradezu wimmelte. Also bleibt fuer den Verband nur, sich ueber eine ca. 30m breite Schrottlawine zu bewegen. Sowas kann man als „wahres Hindernis“ bezeichnen, da sich so mancher Panzer schon an einem schiefen Gully-Deckel eine Kette aufgerissen hat. Ich erinnere mich an einen sowjetischen Oberst, der behauptete, dass die neuen russischen T-Modelle eine Kette bekamen, die eine schnellere und leiserer Fahrt ermoeglichten, jedoch Teilweise schon rissen, wenn
man den Unterwagen zu schnell drehte. Also muss vorsichtig gefahren werden. Da das Hindernis „Autobahn“ aber auch der Panzerabwehr bekannt ist, hielten sich Abwehrverbaende nur allzugerne in der Naehe auf. In der Konsequenz bedeutet dies also wieder, dass zwar eigentlich langsam gefahren muss, aber nicht langsam gefahren werden darf. Dies aber fuehrt wieder zu Kettenreissern ohne Ende. Somit wieder zu liegengebliebenen
Panzern, die die nachstuermenden Fahrzeuge behindern. Das Institut fuer Krisenforschung stellt gleichzeitig dar, dass es im Notfall in Deutschland fast keine Autobahn, keine Landstrasse gibt, die eine frei Fahrt ermoeglichen wuerde. Ein Panzerverband, der eine Autobahn ueberqueren moechte, ist also ein gefundenes Fressen fuer die Panzerabwehr. Die laengste Autobahn Deutschlands, ich glaube, es ist die A7, haette also eine Art Wall gegen Panzerkraefte dargestellt. Dies gilt fuer andere grosse Autobahnen entsprechend. Die Sache ist also eigentlich rein technischer Art und wurde mir selbst von einem guten Freund - ich habe ja einige Zeit in Munster gelebt, der
Zugfuehrer von drei Leo´s war, als „sehr gut moeglich und nachvollziehbar“ bestaetigt, da viele WP-Panzer hauptsachlich auf schnellen Vormarsch ausgelegt waren, allerdings ueber kaum nennenswert gute Gelaendeeigenschaften verfuegten. So waren z. B.
die Fahrwerksfederung, die Tarnungsmoeglichkeiten, die Beheizung und eben auch der Kettenbezug nur fuer einen schnellen Vormarsch ausgelegt. Da aber ein schneller Vormarsch meist das notwendige Mass an Vorsicht vermissen laesst, findet die quantitative Ueberlegenheit des WP-Materials somit auch wieder ihre Erklaerung. Wie halt Gorbatschow in seinem Buch „Taking Action“ behauptet: „Nur ein Dummkopf waere sich unseres Sieges sicher gewesen. Zuviele unbekannte Groessen, zu schlechte Technik und verbogene Generaele.“.
Gruss, tigger