Hallo Andi,
in einer repräsentativen Demokratie, wie der unseren schlägt sich der Wille der Mehrheit durch die Entscheidungen der demokratisch gewählten Volksvertreter nieder, was sich widerum in der aktuellen Gesetzeslage widerspigelt.
Ja, allerdings enthält diese Art der Meinungsfindung gewisse Unschärfen. Wenn ich meine Stimme einer Partei geben möchte die sich gegen die Wehrpflicht ausspricht, wird die Auswahl sehr klein.
Für den Fall das mit man mit dieser Auswahl ansonsten nichts am Hut hat, muss man wohl oder übel anders wählen als man es in diesem einen speziellen Punkt getan hätte.
Übrig bleiben tatsächlich nur die von dir genannten Institute.
Etwas seltsam hinkender Vergleich, oder?
Mag sein, es geht aber um folgendes: Es wird oftmals mit Hinweis auf den Nachwuchsmangel für eine Beibehaltung der Wehrpflicht argumentiert. Und das ist meiner Meinung nach falsch. Wenn das Angebot nicht attraktiv genug ist, muss an dieser Stelle nachgebessert werden, anstatt durch Zwang Leuten ein Einblick zu vermitteln und hoffen das es ein paar Leuten gefällt und diese dann bleiben.
Kurzum ist gerade der stetige Wechsel durch die regelmäßige Einberufung von Wehrpflichtigen Garant dafür, dass die Bundeswehr in der Gesellschaft integriert ist und sich den gleichen Wandlungsprozessen gegenüber sieht, wie der Rest der Gesellschaft.
Das heißt ohne die Wehrpflichtigen hätten wir eine völlig abseits der Realität existierende, aufs töten abgerichtete Menschenmasse die nur darauf wartet von der Leine gelassen zu werden?!
Nunja, Blödsinn. Aber warum diese Vorstellung Blödsinn ist und es für die Einbindung in die Gesellschaft keine Wehrpflichtigen braucht (und deshalb als Argument für die Wehrpflicht ausscheidet) beschreibst du ja selber sehr schön:
Es gibt keinen „Staat im Staate“ mehr, wie es bei den Vorgängerarmeen der Fall war. Der Soldat ist mündiger Staatsbürger mit aktivem und passivem Wahlrecht, der nur dort in seinen Grundrechten eingeschränkt wird, wo es unbedingt sein muss. Gemäß dem Beutelsbacher Konsenz wird in der politischen Bildung innerhalb der Bundeswehr zu Kontroversen angeregt und nicht nur einseitig beeinflusst. Ziel der Inneren Führung ist es die Bundeswehr in die Gesellschaft zu integrieren, sie an die freiheitlich demokratische Grundordnung zu binden und dem einzelnen Soldaten seine bürgerlichen und soldatischen Rechte und Pflichten nahe zu bringen, so das er sie nicht nur versteht, sondern auch aktiv lebt.
Das kann zum Beispiel bedeuten, dass plötzlich ein Buchhaltungssystem völlig umgestellt wird oder ein Wehrdienstleistender ein Computerprogramm optimiert oder komplett neu schreibt, wie ich es erlebt habe und damit bundeswehrweit tatsächlich Einfluss genommen hat!
Von mir aus darf er auch entscheiden ob es morgen Pommes oder Bratkartoffeln in der Kantine gibt und das bundesweit…
Mit meiner Frage nach der Möglichkeit der Einflussnahme auf Entscheidungen und der damit verbundenen (zugegebenermaßen sehr unglücklichen) Formulierung des Befehl und Gehorsam waren andere Entscheidungen gemeint.
Wer entscheidet welche Einheit wo und mit welchem Gerät eingesetzt wird und wie lange sie dort bleibt? Wer berät und kommuniziert mit dem Verteidigungsminister? Wer entscheidet über Rüstungsprojekte, Standorte, Personalveränderungen etc.?
Um diese Dinge ging es mir. Und mir ist nicht bekannt, dass in solchen Entscheidungspositionen Wehrpflichtige sitzen; diese sitzen wie andere Soldaten am unteren Ende der Befehlskette. Und da wie oben schon geschrieben auch der Berufsoldat in die Gesellschaft integriert ist bleibt die Frage wozu der Wehrpflichtige sonst beitragen soll und welchen Sinn sein Dasein macht?
Gruß
Felix