Hallo Josie,
Da wir hier im Philosophie Brett sind, will ich erst mal beginnen was sich Kant dabei gedacht hat. Ich schreibe wie ich Kant verstanden habe, ganz grob, evtl. mit Unschärfe, die zu diskutieren sein könnte.
Erkenntnis ist laut Kant dadurch möglich, dass die sinnlichen Eindrücke durch so genannte Kategorien strukturiert sind. Also alle Gegenstände und Ereignisse sind von vornherein durch Deine / meine / … menschliche Denk- und Anschauungsformen geprägt. Ein roter Ball, ist nur deshalb als Gegenstand identifizierbar, weil wir / Du / ich die entsprechende Denkform mit (Substanz und Eigenschaften) mitbringen. Erkenntnis richtet sich nicht nach dem Gegenstand, sondern der Gegenstand wird mit unseren Mechanismen (Kategorien bei Kant) erkannt.
Eine wesentliche Denkform des Menschen ist Kausalität, als Denken in Ursache-Wirkung-Kategorien. Wenn eine Vase vom Tisch fällt, fragen wir sofort danach wodurch dies ausgelöst wurde. Wäre das aber schon alles, würden wir über das Hantieren von Gegenständen und der Bewältigung des Alltags nicht hinauskommen.
Deshalb ergänzt Kant das Erkenntnisvermögen des Verstandes um die Vernunft. Diese formt aus der Gesamtheit der Dinge und Ereignisse (Kausalereignisse lt. unserer Erkenntnisfähigkeit) eine einheitliche Erfahrungswelt. Für Kant hat die Vernunft das Verlangen, die Erkenntnis über die Grenzen möglicher Erfahrungen hinaus (auf das Unbedingte) auszuweiten, womit sie sich aber in Widersprüche und bloßen Schein verstrickt.
Am Beispiel der Kausalität zeigt Kant das sehr schön: Im menschlichen Denken hat jedes Ereignis eine Ursache, da unser Verstand gar nicht anders denken kann. Das gleiche gilt für die Ursache dieses Ereignisses und immer weiter. Bei jeder Ursache muss wieder eine Ursache gesetzt werden (unser Verstand kann nicht anders).
Wenn wir jetzt zum Urknall gehen, also eine erste Ursache annehmen, dann taucht sofort die Frage auf: „Was war davor?“
Wie lässt sich dieses Problem lösen? Gar nicht, sagt Kant. Unsere Erkenntnis ist auf sinnliche Erfahrung angewiesen, sonst läuft sie leer. Und genau das passiert wenn unser Verstand sich auf die Suche nach dem Unbedingten macht, dem was jenseits der menschlichen Erkenntnisfähigkeit steht. Aber ohne diesem Streben gäbe es keine Ziele, keine Pläne, keine Prioritäten. Es gäbe keine Kunst, keine Kultur, keine Philosophie … und keine Religion.
Überhaupt: Ohne dieses Streben gäbe es keine Menschen, wie Dich und mich, oder kein Mensch-Sein, wie wir es kennen.
In gleicher Weise wie die Frage nach einer unbedingten Ursache, nach einem Anfang der Welt, führen auch Fragen nach der Beschaffenheit einer Seele und ihrer möglichen Unsterblichkeit und die Frage nach Gott ins Unbekannte. Manche Menschen finden in Gott die Antwort, andere fragen weiter. Unter Umständen verunsichert.
Noch eine kurze Anmerkung, warum ich nicht glaube, dass das Universum (bereits) unendlich existiert, unendlich viele Sterne enthält und in der Ausdehnung unendlich ist: Es wären so viele Sterne (ähmm Sonnen / Galaxien), deren Licht bereits lange genug Zeit gehabt hätte, die Erde zu erreichen, sodass der Nachthimmel taghell erleuchtet sein müsste.
Wenn man Gott nicht personifiziert, sondern als „Etwas“ jenseits der menschlichen Erkenntnisfähigkeit auffasst, so landet man genau da, wo auch die Frage nach dem Ursprung uns hinführt -> in einem Gebiet das für den menschlichen Verstand nicht erkennbar ist. So kann man Gott synonym für diese Frage sehen, wenn man ihn - wie gesagt - nicht personifiziert. Setzt man ihn aber als Ursache für die Entstehung der Welt / des Universums, so stellt er uns vor genau die selben Fragen, wie das Universum selbst.
Ich nehme an, jetzt kommen erst die Fragen, aber vielleicht hilft das auch ein wenig (hoffe ich jedenfalls).
Gruß vom
tastatürchen