Die Hölle das sind die anderen

Hi,

was ist dran an dieser Aussage?

Würde, wenn das Individuum anfinge,
sich dessen bewusst zu werden, eventuell
gar eine höhere, imaginäre Kraft zeigen
und uns unsere off topic-Grenzen
aufzeigen, nur um uns im Irrglauben,
wir könnten dem durch Erkenntnis
entfliehen, zu fixieren?

Feras, non culpes, quod mutare non potes?

Gruß
Paul

Hi,

uns unsere off topic-Grenzen aufzeigen

das tut doch immer nur Silke im Alk :wink:

nur um uns im Irrglauben, wir könnten dem durch Erkenntnis entfliehen, zu fixieren?

Ich denke nicht, daß das die Message im Hui clos ist, wir könnten es durch Erkenntnis ändern. Vielmehr ganz im Gegenteil. Les jeux sont faits zeigt es ja auch.

Auch, wenn es aus der jeweils individuell-subjektiven Perspektive immer die Anderen sind, so liegt das Problem objektiv in der Interaktion, also weder allein in „mir“ noch allein in „dir“. Und deshalb ist es nicht änderbar.

Feras, non culpes, quod mutare non potes?

Camus empfiehlt weder feras noch culpes, sondern das „trotzdem“. Und das scheint mir gut …

Gruß
Metapher

Hi,

das tut doch immer nur Silke im Alk :wink:

eben :wink:

Ich denke nicht, daß das die Message im Hui clos ist,

das denke ich auch nicht, es war nur eine ad hoc Variante
um mir von kleinen Mädchen nicht den Spass verderben zu
lassen! :wink:

Camus empfiehlt weder feras noch culpes, sondern das
„trotzdem“. Und das scheint mir gut …

Es bleibt dabei trotz alledem, dass sich die
Furcht in Widerstand verwandeln wird trotz
alledem…
Jo, keine Sorge, nur eine post-revolutionäre
Assoziation. :wink:

Gruß
Paul

Hi,

Camus empfiehlt weder feras noch culpes, sondern das
„trotzdem“. Und das scheint mir gut …

ist dieses „trotzdem“ nicht die latente, sublimierte
Form des Volksmundterminus: „die Hoffnung stirbt zuletzt“?

Interessant doch wie Existentialisten, die ein
temporär begrenztes Dasein voraussetzen, mit
der Ewigkeit kokettieren, ob das nun in Sartres
Hui clos thematisiert ist oder in Camus Sisyphos.

Die menschlichen Wandlungen vollziehen sich
in Bewährungskrisen, in der „Pest“ konvergieren
alle Protagonisten in Richtung des Realisten
Rieux, nur der tendentielle Selbstmörder
Cottard nicht, jener zieht, seinem opportunistischem
Faible und seiner Profession des Kollaborateurs
folgend, die „Ewigkeit“ vor.

So wie ich meinem Faible für lateinischen
Phrasen folge:

Nihil est in intellectu, quod non sit prius in sensu.

So wäre auch jede vermeintliche Interaktion, die einseitig
auf ihr Pendant wartet, apriorisch determiniert. Das Individuum
führt eigentlich Selbstgespräche und macht weiter: trotzdem.

Gruß
Paul

‚Irrglaube‘

was ist dran an dieser Aussage?

Das sie eine Lebenserfahrung aller Menschen, speziell auch von Philosophen wie Schopenhauer, Camus, Sartre und Cioran (um nur diese als wenige zu nennen) in ihrer Weltanschauung eine wesentliche Rolle spielte.

Würde, wenn das Individuum anfinge,
sich dessen bewusst zu werden, eventuell
gar eine höhere, imaginäre Kraft zeigen

Aus meiner Sicht mehr Selbstbestimmung gegenüber den Machthabern dieser Welt, die allen immer zeigen wollen, was angeblich für alle Menschen gleichermaßen gut oder schlecht sei, um damit ihre eigene Identität zu legitimieren.

und uns unsere off topic-Grenzen
aufzeigen,

Was für ein Vorurteil, wo sollen denn diese „off topic-Grenzen“ sein, außer in einer naiven archaischen Vision einer absolut kontrollierbaren Welt???

nur um uns im Irrglauben,
wir könnten dem durch Erkenntnis
entfliehen,

„Irrglaube“ für dich und deine Glaubensgeschwister vielleicht! Für mich dagegen ist die Erkenntnis eine erlebbare Evidenz philosophischer Selbstbestimmung.

zu fixieren?

Wie könnte der Willen zur Erkenntnis als evolutionäres Projekt jemals „fixiert“ sein? Eher war so ein „Irrglauben“ ein Projekt im finstersten Mittelalter.

Feras, non culpes, quod mutare non potes?

Das ist Fatalismus pur im „Irrglauben“, dass der „Herr“ schon genau weiß, wo es lang geht, und dass man an einem vorbestimmten Schicksal angeblich nichts ändern könne. Aber leider weiß der „Herr“ offensichtlich auch nicht alles, sondern probiert (um in dieser naiven Metapher des „Herrn“ zu bleiben!) als „blinder Uhrmacher“ wild herum, um seine eigene Unsterblichkeit auf die Reihe zu bekommen. Der „Herr“ ist meiner Ansicht nach so zu verstehen, wie der englische Biologe Prof. Richard Dawkins es formuliert: als ein zwar wollender, aber doch „blinder Uhrmacher“, dessen Erkenntnisfähigkeit die ist, durch Leid zu lernen.

Noch was zum Aufhänger mit dem Sartre-Zitat: Man kann die anderen Menschen ja nicht nur als „Hölle“ sehen, sondern auch als „Himmel“. Ich lade gerade zum hundertsten Mal einen neuen Grafiktreiber von allen möglichen Internetanbietern herunter. Und obwohl diese als Hilfe versprochen werden, haben sie bisher nur Schaden auf meinem PC angerichtet und ich bin schon drei Tage lang dabei, das System immer wieder neu zu installieren. Und da denkt man unwillkürlich: „Der Andere ist die Hölle“, wenn ein Treiber, der Hilfe verspricht, das ganzes System schädigt und man zu einer immer wieder neuen Installation mit ewigem Warte-Kreisläufen gezwungen ist, das erzeugt natürlich negative Gefühle. Andererseits könnte ich ohne den „Himmel“ der anderen Menschen gar keinen PC benützen, so dass diese einseitige Weltanschauung, der Andere sei die Hölle (als Generalisierung), auch wieder „Irrglaube“ ist.

CJW

Hi Claus,

bevor ich auf deine Antwort eingehe eine
Frage: Wer denkst du sind meine „Glaubensgeschwister“?
Und wie kommst du darauf das zu wissen?

Gespannt
Paul

Hi!

Noch was zum Aufhänger mit dem Sartre-Zitat: Man kann die
anderen Menschen ja nicht nur als „Hölle“ sehen, sondern auch
als „Himmel“.

… so dass diese einseitige Weltanschauung, der Andere sei die
Hölle (als Generalisierung), auch wieder „Irrglaube“ ist […]

… welcher aber mit Sartre nichts zu tun hat!

Mir fällt in dem Zusammenhang Jacob Levy Morenos so gelungenes Zitat ein (möglicherweise ist es ihm auch nur treffend zugeschrieben worden, das kann ich nicht beurteilen):

„Wenn Jesus wiederkommt, kommt er als Gruppe“

Als Ensemble von Anderer-Ich-Beziehungen.

E.T.

„Wenn Jesus wiederkommt, kommt er als Gruppe“

Sehr erkenntnisreich. Warum aber warten? Er (sie) ist ja schon längst „wiedergekünftet“!

CJW

Hi E.T.!

„Wenn Jesus wiederkommt, kommt er als Gruppe“

In der Tat:

http://www.youtube.com/watch?v=xaI3CFhORss

Grinsende Grüße
Paul

bevor ich auf deine Antwort eingehe eine
Frage: Wer denkst du sind meine „Glaubensgeschwister“?
Und wie kommst du darauf das zu wissen?

Gespannt
Paul

Ist nicht schwer zu wissen, weil du ja längst nicht der Einzige bist, der so von dir geposteten Ansicht denkt. Ich habe zum Beispiel einen Freund, der ähnlich denkt, wie du. Das meinte ich mit dem Begriff „Glaubensgeschwister“.

Gruessli
C.

„Wenn Jesus wiederkommt, kommt er als Gruppe“

Sehr erkenntnisreich. Warum aber warten? Er (sie) ist ja schon
längst „wiedergekünftet“!

Nein, das war nur der christliche Du-Gott.
Moreno wartet auf die Wiederkehr des jüdischen Er-Gottes als Ich-Gott.

Warum er den Gott-als-Gruppe ausgerechnet Ich-Gott nennt, das erzähle ich dir beim nächsten Mal :wink:

E.T.

„Wenn Jesus wiederkommt, kommt er als Gruppe“

In der Tat:

http://www.youtube.com/watch?v=xaI3CFhORss

Nein, nein, Paul, diese britische Exegesetradition überzeugt mich so gar
nicht.
Da ist er ja nicht der Gott-als-Gruppe, sondern lediglich der Gott-in-
der-Gruppe.
Hier kann ich mich, so leid es mir tut, beim besten Willen nicht
anschließen.

E.T.
:wink:

Da ist er ja nicht der Gott-als-Gruppe, sondern lediglich der
Gott-in-der-Gruppe.

Verstehe, aber könntest du mir wenigsten im Konjunktiv
ein wenig entgegenkommen? Wenn es Gott als Gruppe wäre
dann könnte es so enden können.
Oder wäre das schon zuviel verlangt?

Hier kann ich mich, so leid es mir tut, beim besten Willen
nicht
anschließen.

Du bist streng. War Moreno nicht mit Lothar Matthäus
verheiratet? Und von Matthäus wäre es nicht weit bis
zur Bergpredigt, aber ich fürchte, da wirst du dich
wieder nicht anschließen! :frowning: Obwohl mir solche
intellektuellen Analysen in diesem Forum usus zu
sein scheinen.

Wenigstens ein kleines Stück könntest du mir
entgegenkommen?

1 Like

Ich habe zum Beispiel einen Freund, der ähnlich denkt,
wie du. Das meinte ich mit dem Begriff „Glaubensgeschwister“.

Und ich hatte mir eingebildet ein Unikat zu sein!
Du wirfst mich aus der Bahn! Aber da kann man
wohl nix machen, ich muss mich meinem Schicksal
ergeben. Wenigstens ist es ein Freund von dir
und kein Unhold, mein Glaubensgeschwister, das
beruhigt mich ein bißchen.

Da ist er ja nicht der Gott-als-Gruppe, sondern lediglich der
Gott-in-der-Gruppe.

Verstehe, aber könntest du mir wenigsten im Konjunktiv
ein wenig entgegenkommen?
Wenn es Gott als Gruppe wäre
dann könnte es so enden können.

Wenn Gott als Gruppe wäre, dann
könnte es auch hinter Verschlossenen
Türen die ersehnte Abenddämmerung geben, nach
der Estelle Garcin endlich küssen kann,
weil Inés sich schlafen legt.

Hier kann ich mich, so leid es mir tut, beim besten Willen
nicht
anschließen.

Du bist streng. War Moreno nicht mit Lothar Matthäus
verheiratet?

Du bist zu streng mit Matthäus.
Von allen Nabokovschen Charakteren hat dieser sich am
besten auf Lolita verstanden.

E.T.

Wenn Gott als Gruppe wäre, dann
könnte es auch hinter Verschlossenen
Türen die ersehnte Abenddämmerung geben, nach
der Estelle Garcin endlich küssen kann,
weil Inés sich schlafen legt.

Das Happyend des Genus proximum nehme
ich dir gerne ab, nur dass du eine
ehemalige Postangestellte schlafen
schickst hat einen gewissen
vorurteilsbehafteten Charakter, das
hätte ich gern noch einmal überdacht,
zumal sie lesbisch ist! Wie willst du
das mit dem Gleichstellungsgesetz
vereinbaren?

Du bist zu streng mit Matthäus.
Von allen Nabokovschen Charakteren hat dieser sich am
besten auf Lolita verstanden.

Du hast recht und er sublimiert seine
Neigung von Mal zu Mal, während Humbert
es nötig hat, den jüngeren Kontrahenten
zu erschießen. Wo soll da die Hölle sein?

Hermeneutische Grüße
Paul

Der Andere - das bist für die meisten Du. *KT

Camus empfiehlt weder feras noch culpes, sondern das „trotzdem“. Und das scheint mir gut …

ist dieses „trotzdem“ nicht die latente, sublimierte Form des Volksmundterminus: „die Hoffnung stirbt zuletzt“?

Bei ihm ist das Trotzdem doch gerade angesichts der Hoffnungslosigkeit …

Interessant doch wie Existentialisten, die ein temporär begrenztes Dasein voraussetzen, mit der Ewigkeit kokettieren, ob das nun in Sartres Hui clos thematisiert ist oder in Camus Sisyphos.

Interessanter Aspekt. Sah ich noch gar nicht so.
Vielleicht steckt es ja auch bei Camus (der mir näher liegt) in seinem Don Juan:
„Aber gerade weil er sie mit gleicher Hemmungslosigkeit liebt und jedesmal mit seinem ganzen Selbst [chaque fois avec tout lui-même], muß er diese Begabung und diese Vertiefung wiederholen. Daher hofft jede, ihm zu geben, was ihm noch nie eine gegeben hat …“

“Endlich”, ruft eine von ihnen, “habe ich dir die Liebe gegeben.” Man mag sich verwundern, daß Don Juan darüber lacht: “Endlich? Nein”, sagt er, “aber einmal mehr.” Warum sollte er selten lieben, um sehr zu lieben?

Das Individuum führt eigentlich Selbstgespräche und macht weiter: trotzdem.

Auch interessant: Kommunikation als ein Epiphänomen interagierender Selbstgespräche …

:wink:

Gruß
Metapher

1 Like

Ich fürchte fast lieber Klaus, da überschätzt du mich. :smile:
Die meisten werden mich nicht mal kennen,
wenn ihnen dadurch eine Hölle erspart bleibt,
dann…
Aber sonst hast du recht, ein merkwürdiges Gefühl.

Hi Metapher!

ist dieses „trotzdem“ nicht die latente, sublimierte Form des Volksmundterminus: „die Hoffnung stirbt zuletzt“?

Bei ihm ist das Trotzdem doch gerade angesichts der
Hoffnungslosigkeit …

Semantisch betrachtet hast du natürlich recht,
nur benützt der Volksmund ja gerade diese
Floskel, wenn es keine Hoffnung mehr gibt.

Don Juan

Der absurde Mensch. Das wäre Wert sich wieder einmal
ausführlicher damit zu beschäftigen.

Epiphänomen

Wo nimmst du nur diese treffenden Begriffe her?
Erstaunlich!

Gruß
Paul