Hi.
Hallo Leute,
warum ist es so schwer die gewaltbereiten Fans aus der
normalen Fanmasse herauszusortieren?
Einfach ordentliche Sicherheitskontrollen vor dem Stadion
durchführen (so wie z.B. am Flughafen) und jeder „Fan“, der
mit verbotenen Gegenständen, wie z.B. Waffen, Pyrotechnik oder
diskriminierenden Spruchbändern erwischt wird, wird namentlich
erfasst und bekommt ein Hausverbot, bei Wiederholung Sperrung
für eine Saison oder länger.
Gibt es bereits. Seit Jahrzehnten. Zwar ohne Metalldetektoren wie am Flughafen, aber abtasten und verdächtige Gegenstände vorzeigen ist in jedem Stadion ab circa 4. Liga in Deutschland ganz normal. Ebenso die Sperren (Stadionverbote), die aber im Normalfall gleich mal für ein Jahr und mehr ausgesprochen werden. Und das nicht nach einer Straftat, sondern der Erstattung einer Strafanzeige. In den allermeisten Fällen bleibt aber bei den fussballspezifischen Strafanzeigen eine Verurteilung wegen mangelnden Anfangsverdachts(!) aus, es gibt ausserdem sehr viele Freisprüche mangels Beweisen. Die verhängten Stadionverbote bleiben dagegen bestehen. In dubio pro reo? Nicht beim DFB!
Gegen das Abtasten richtet sich die Kritik der Faninitiativen auch garnicht. Sie richtet sich gegen diese interessante Praxis, wie Stadionverbote zustande kommen und wann sie bestehen bleiben, gegen die recht undurchsichtigen Wege, dagegen wie die Information über die Erstattung einer Strafanzeige an die Vereine gelangt (Datenschutz? Nicht beim Fussball!), gegen die zum Teil grotesken Vorschläge des DFB und der DFL in ihrem Papier „sicheres Stadionerlebnis“, in dem von Kollektivstrafen und Vollkontrollen die Rede ist.
Vollkontrollen beziehen sich da auf Ganzkörperkontrollen, inklusive Ausziehen und im Extremfall auch einer Untersuchung der Körperöffnungen. Letzteres durch die (in allen Stadien!) vorgeschriebenen und von den Vereinen selbst bezahlten und auch massiv eingesetzten privaten Sicherheitsleute. Der Polizei sind solche Kontrollen nur nach richterlicher Anordnung und durch einen Arzt erlaubt. Ebenso gibt es Forderungen, zuletzt vom Vizepräsidenten von Borussia Dortmund, nach Staatsanwalt und richter im Stadion, um noch im Stadion ein Urteil wegen Straftäter erwirken zu können. Anwälte? Für was? Wir sind doch in DFB-Land!
Die Sache bei dem ganzen Kram ist: Diese ganzen Dinge, die da gefordert werden gegen die ausufernde Gewalt im Stadion richtet sich gegen ein Problem, das eigentlich garnicht existiert. Klar ist Pyrotechnik im Stadion problematisch. Ausufernde Gewalt ist dagegen nicht zu erkennen. Die Statistiken der Zentralen Informationensstelle Sporteinsätze sind nur wenig aussagekräftig. Bei den Punkten, wo sie Aussagekraft besitzen, sprechen sie aber eine ganz andere Sprache als die von Verbänden, Politik und Medien verbreitete. Deutsche Stadien sind sicher. Wesentlich sicherer als jede andere Großveranstaltung.
Zum Thema Pyrotechnik:
Eine durch Fans angestoßene Diskussion darüber, dass Pyrotechnik im Fanblock unterbleibt, dagegen aber in abgesperrten, gesicherten Bereichen durch geschulte Leute erlaubt werden kann, wurde letztes Jahr durch den DFB grandios abgewürgt. Der Verband suggerierte zuerst Gesprächsbereitschaft unter der Voraussetzung, dass während der ersten 8 Spiele (soviele waren es glaube ich) der vergangenen Saison das Abbrennen von Pyrotechnik komplett unterbleibt. Es unterblieb. Als nun die Faninitiativen das in Aussicht gestellte Gespräch einforderten blockte der DFB mit der Begründung ab, dass soetwas nie zur Verhandlung gestanden hätte. Am 9. Spieltag brannten dann deutschlandweit die Fanblöcke wie seit Jahren nichtmehr. Klar ist eine solche Trotzreaktion ziemlich kontraproduktiv, aber irgendwo auch verständlich.
Wo ich gerade bei letzter Saison bin: Über den Platzsturm zum Schluss des Relegationsspiels Fortuna Düsseldorf - Hertha BSC hieß es, dort hätten bürgerkriegsähnliche Zustände geherrscht und dass eine solche Randale und Gewalt nicht hinnehmbar wäre. Ich sah bei dem Platzsturm feiernde Menschen die etwas zu früh das Feiern begannen… Lustig war Beckmann’s Livekommentar aus seinem Reporterkabüffchen „soetwas habe ich in meiner ganzen Karriere noch nicht erlebt!“. Interessanterweise existiert von ihm ein nettes Video bei Youtube, auf dem er während des Platzsturms der Fans des 1. FC Kaiserslautern am letzten Spieltag der Saison 1990/1991 unten im Stadion des 1. FC Köln Spieler interviewt und davon schwärmt, wie toll das alles hier wäre. Das Spiel wurde durch den Platzsturm damals beendet, 3 Minuten zu früh.
Wer heute von Randalen und Krawallen im Fußballstadion spricht, hat vergessen, wie es bis ende der 90er aussah. Damals gab es ein Problem mit Gewalt und Randale, heute existiert das hauptsächlich in den Medien und in den Köpfen von Verbandsfunktionären und profilierungssüchtigen Innenpolitikern.
MfG,
TheSedated