Die unabhängigen Journalisten

Achim Wendler: Das war interessant. Wir saßen als Journalisten in einem kleinen Konferenzraum dieses Flugzeugs, weil es so üblich ist, dass man auf Auslandsreisen von der Kanzlerin noch mal informiert wird, was wichtig ist bei den Reisen, worauf man achten sollte oder könnte.

Interessant, was alles so üblich ist. War das eigentlich bekannt oder hat sich da jetzt der Wendler verplappert?

Wie meinen? Ja, es ist üblich, dass Politiker auf (Auslands-)Reisen u.a. von Journalisten begleitet werden. Und es ist auch üblich, dass man sich miteinander über die Reise unterhält.
Wo soll sich „der Wendler“ denn verplappert haben?

Gruß,

Kannitverstan

Ich weiß nicht, ob du’s wusstest, aber aktuell beklagen gerade wir Deutschen massiv die angebliche Einflussnahme der Regierungen von Polen oder Ungarn auf die Presse. Die EU leitet sogar Verfahren ein und die deutschen Medien zeigen wie wild mit dem Finger auf jene Staaten.

Aber, ich weiß schon, was du sagst, bei uns ist das gaaaanz was anderes.

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Es ist schon sehr lange und hinlänglich bekannt, dass nur handverlesene Journalisten direkt mitgenommen werden. Und natürlich, dass man „Informationen“ aus erster Hand erhält. Was rein gar nichts anderes als eine Manipulation der Berichterstattung ist, da der/die jeweilige Politiker/in natürlich nur (eigen)förderliche Informationen in die Feder diktiert bzw. zu Gehör. Wer das Spiel nicht mitspielt oder aber gar kritisch berichtet, der darf beim nächsten Mal dann auch Linie nehmen. Und der Begriff gefällige Hofberichterstattung ist da durchaus angebracht. Das ist der fatale Aspekt an der deutlich zunehmenden und gegenseitigen Verquickung von Berufspolitikertum und angeblicher Kontrollinstanz 4.Gewalt. Beide brauchen einander, was zur Verfilzung führen kann.

Es darf nachwievor JEDER Journalist über die Reise berichten. Wenn sein Medium genug Geld hat, darf er auch hinfliegen. Und als akkreditierter Journalist (das wird man ohne Wohlwollen zu brauchen) hat er auch Zugang zu den Pressekonferenzen wie andere Journalisten auch.

Dass einige handverlesene Reporter mitfliegen dürfen, ist schon seit - fast bin ich versucht Urzeiten zu sagen - möglich und bekannt. Wer mitgenommen wird, hängt nicht ausschließlich von wohlwollender Berichterstattung ab, sondern auch von dem Proporz der verschiedenen Medien ab, denn unsere Regierung ist der Meinungsvielfalt verpflichtet.

Siboniwe

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Angeblich?
Polens Parlament beschließt Einschränkung der Medienfreiheit

Von der Reform betroffen sind das öffentlich-rechtliche Fernsehen und
der Rundfunk, die bislang als staatliche Aktiengesellschaften
organisiert waren. Sie werden in sogenannte nationale Kulturinstitute
umgewandelt nach dem Vorbild der Nationaloper oder des Nationalmuseums,
an deren Spitze jeweils ein vom Kulturminister ernannter Chef steht. Die
Regierung kann damit Senderchefs künftig direkt ernennen und abberufen.

Die Orbánisierung der ungarischen Medien

Zwei Drittel der Regionalzeitungen in den 19 ungarischen Komitaten (Bundesländern) gehören bereits zur Holding des Orbán-Vertrauten Mészáros, wie das Nachrichtenportal 444.hu analysierte. Und die nächste Verkaufswelle steht offenbar bevor. Der Österreicher Pecina verhandele bereits über den Kauf weiterer Regionalzeitungen, hört man in der Branche; diese dürften dann mittelfristig auch an Orbán-Vertraute weitergereicht werden.
An Weihnachten wurde die neue Linie jedenfalls schon mal demonstriert: Zwölf Ausgaben erschienen, zentral redigiert, mit demselben Interview von Premier Viktor Orbán.

Also ich sehe da eine gewisse Einflussnahme der Regierungen von Polen oder Ungarn auf die Presse…

Welche Verfahren wurden denn aufgrund der Pressefreiheit gegen die beiden Länder eingeleitet?

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Und als kleiner Nachschlag ein Artikel von gestern:
In Ungarn entsteht ein regierungsnaher Medien-Riese

In Ungarn ist ein regierungsnaher Medien-Riese in Planung. Das neue Konglomerat wird von einer Stiftung kontrolliert, an die viele Nachrichtensender, Internetportale, Boulevard- und Sportblätter und sämtliche Lokalblätter des Landes gespendet worden seien, teilten die Besitzer der Medienhäuser mit. Auch Radiosender und etliche Magazine würden auf die sogenannte „Zentrale Europäische Presse- und Medienstiftung“ übergehen.
An der Betriebsspitze soll Gábor Liszkay stehen, ein Zeitungsverleger, der als strammer Unterstützer von Ministerpräsident Viktor Orbán gilt.

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… und das merkt man genau woran?

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Wer nicht gerade hinter dem Mond lebt, weiß dies, weil es schon immer so war, und auch nicht nur bei uns, sondern auch in diversen anderen Ländern üblich ist. Und da die Flieger nicht unendlich groß sind, ist der Teilnehmerkreis nun mal beschränkt. Dabei gibt es - je nach aktueller Regierung sicherlich einerseits gewisse Präferenzen, andererseits aber durchaus auch Regulative über das Bundespresseamt. Nicht zuletzt spielt auch die Reichweite und Bedeutung einzelner Medien eine Rolle, wie oft jemand mit dabei sein kann.

Was daran angesichts der Tatsache, dass es auch jenseits der unmittelbaren Reise im Kanzlerinnen-Airbus mehr als genug Möglichkeiten gibt, an Pressekonferenzen teilzunehmen, über das Bundespresseamt und die Bundespressekonferenz, das „Auflauern“ bei Terminen der Kanzlerin, … Fragen zu stellen und an Informationen zu kommen, und insbesondere hierüber dann ohne eine Strafe befürchten zu müssen, auch frei schreiben zu können, „Einflussnahme der Regierung“ sein soll, erschließt sich mir nicht.

[Beitrag editiert vom www Team]

Ist verpflichtet. Es liegt an uns, sicher zu machen, dass sie der Verpflichtung nachkommt.

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Na, das ist natürlich ein durchschlagendes Argument.

Letztendlich wird einfach nur so getan, als hätten wir eine unabhängige Presse und als gebe es keine Einflussnahme durch die Regierung. Wenn du von einer Regulierung durch das Bundespresseamt sprichst, dann beantworte doch mal folgende Fragen:

  • Nach welchen Kriterien geht dieses Amt vor, sind diese Kriterien demokratisch legitimiert?
  • An wen kann sich ein Journalist wenden, wenn er bei solchen Flügen nicht berücksichtigt wird?
  • Unsere Gewaltenteilung sähe es vor, dass die Kriterien in einem Gesetz stünden, das die Legislative festlegt, dann durch dieses ominöse Amt als Exekutive ausgeführt und von der Judikative kontrolliert wird. Haben wir das?
  • Nehmen auch Journalisten teil, die etwa Merkels Grenzöffnung 2015 kritisiert haben oder den Migrationspakt ablehnen?

[Beitrag editiert vom www Team]

Hallo,

manchmal fragt man sich ja, was schlimmer ist:

  • die völlige Ignoranz des Ahnungslosen
  • oder der Unsinn, den Jemand verzapft, der so tut als verstünde er auch nur ansatzweise Staat und Gesellschaft im Allgemeinen und hier das Berufsbild des Journalisten/der Journalistin und deren Arbeitsbedingungen im Besonderen.

Von Deinen wirren Einlassungen stimmt nicht ein einziger Satz.
Gruß, Hans-Jürgen Schneider

[Beitrag editiert vom www Team]

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naja, gelegentlich pinkelt sie sich selbst an ihr linkes bein.

pasquino

Mir ist bereits aufgefallen, dass Du die Journalisten mit allgegenwärtig aufrechten Hütern von allerlei „demokratischen Werten“ ohne jeden Eigennutz ansiehst. Immterhin warst Du wohl selbst einmal ein Teil der 4. Gewalt, wenn auch nur für Weine und/oder anderweitige Lebensmittel. Diese Halbgötter sind aber auch nur profane Menschen und einige davon bilden sich ein, einen Erziehungsauftrag zu haben, was naturgemäß mit dem Gebot der neutralen Berichterstattung kollidiert.

[Beitrag editiert vom www Team]

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Nun ja… bei uns wird niemand benachteiligt, wenn er regierungskritisch berichtet. Dass jemand bevorteilt wird, wenn er regierungsfreundlich ist, entspricht doch den Moral- und Wertevorstellungen unserer Gesellschaft.
Wenn du jemanden magst, tust du ihm gern was Gutes. Magst du ihn nicht, dann nicht. Aber du haust ihm nicht gleich eine rein. Oder?

Davon abgesehen ist der Einfluß der Politik auf die Medien schon offensichtlich, wenn man sich die Zusammensetzung der Verwaltungs- und Fernsehräte der Öffentlich-Rechtlichen anschaut. Das könnte man zu Recht schärfer anprangern als mitfliegende Journalisten.
Aber wer nur RTL2 schaut, dem kann beides egal sein :wink:

Gruß,

Kannitverstan

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Daran, dass sie Medien bzw. Journalisten, die kritisch über sie berichten, weder beleidigt (wie z.B. Trump) noch unter fadenscheinigen Vorwänden strafrechtlich verfolgt ( wie z.B. diverse osteuropäische Staaten) noch umbringt (wie z.B. Russland und Saudi-Arabien).

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Seit wann gibt es denn ein Recht auf mitfliegen…
Wie anmaßend.
Gibt ja nicht mal ein Recht auf gewählt werden im Bundestag.

Dann bring es doch im Bundestag mal ein und fang mit der Legislative an.Bisher hat es wohl keinen Bedarf gegeben.
Eine falsche Prämisse übrigens, das mit der 4ten Gewalt , die gibt es nicht,sondern das ist euer Sprech. (Irgendwer hat das hier irgendwo tatsächlich behauptet, als wenn es eine Realität wäre.) Es gibt eine mehr oder weniger anspruchsvolle und mehr oder weniger iontelligente freie Presse, die aber leider immer schneller immer mehr output erzeugen zu müssen glaubt und dementsprechend oberflächlicher geworden ist. Es geht um Geld, nicht um politishe Überzeugungen.
Dafür, dass die Leute im Großen und Ganzen Schafe sind und zu viel Fernsehen gucken und zu viel Scheiss lesen und das freie Selberdenken aufgegeben haben kann die Presse und kann Frau Merkel ja eigentlich gar nichts.

Alle, die der AfD nahe stehen sind unerwünscht, das merken wir doch auf vielen Ebenen.
Ehrensache.

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Ach, weil doch zu anderen Themen immer soviel (tls. haarspalterische) Differenzierung gefordert wird. Das Recht gibt es. Es nennt sich passives Wahlrecht. Also immer schön auf die Formulierung achten.

Wer ist denn dieses „ihr“? Etwa Wikipedia? https://de.wikipedia.org/wiki/Vierte_Gewalt
Oder die grüne Heinrich-Böll-Stiftung? https://www.boell.de/de/2018/11/02/die-vierte-gewalt-demokratie-braucht-qualitaetsjournalismus

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Ein Recht auf gewählt werden gibt es eben nicht, auch wenn es ein Recht gibt, sich aufstellen zu lassen und wählbar zu sein.

„Das passive Wahlrecht ist das Recht eines Menschen, sich bei einer staatlichen oder nicht-staatlichen Wahl als Kandidat aufstellen zu lassen und gewählt zu werden. Wer das passive Wahlrecht besitzt, wird als wählbar bezeichnet.“
dein link

und dass es die 4te Gewalt als Fiktivum potentiell gibt- und das ist auch sehr gut so-ist etwas anderes, als es die Unterstellungen der rechten Szene ahnen lassen, die nämlich behaupten, dass die 4te Gewalt manipulativ eingesetzt wird.

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Das wird durch stete Wiederholung nicht wahrer.

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