Diskurs Religion

Hallo Gernot,

ich möchte dir zustimmen, ich sehe es genauso. Und ich finde, deine Antwort passt auch gut auf Tajus Ausführungen weiter unten. Sie hatte nämlich geschrieben:

weil es hier ja leider immer wieder so weit kommt, dass sich
die Diskutanten ohne Hinweis auf/Bewusstsein für die Subjektivität
und Individualität ihres eigenen Glaubens selbigen in absoluter
Form meinen verkündigen zu müssen (und wie gesagt,
unsere Radikalatheisten sind auch nichts weiter als
teils fanatisch Gläubige).

und damit den Atheismus im weitesten Sinne mit Religion und Glauben gleichgesetzt. Diese Gleichsetzung ist meiner Ansicht nach abzulehnen - auch wenn ich persönlich in den Diskussionen hier eher einen agnostizistischen Standpunkt vertrete und meine atheistische Einstellung in den Hintergrund treten lasse.

Zumindest ist es so, dass alle Gottesbeweise und religiösen Phänomene keiner wissenschaftlichen Überprüfung standhalten. Das Wasser aus Lourdes hat noch niemanden geheilt, es hat nur bestimmte medizinische/psychische Prozesse in Gang gesetzt.

Alles, was mit Religion zusammenhängt, ist von Menschen gemacht. Bloß weil ich nicht hundertprozentig beweisen kann, dass es keinen Gott gibt (ein solcher Beweis kann gar nicht erbracht werden), heißt das nicht, dass meine Einstellung gleichzusetzen ist mit dem Glauben an Fiktives und Übersinnliches.

Es gibt keinen Nachweis dafür, dass das Bekenntnis zu
einem Glauben von Sünden heilt. Es gibt hingegen viele
historische Belege dafür, dass Menschen durch
Glaubensbekenntnisse erst zu Missetaten gegeneinander
aufgewiegelt wurden und werden.

Und wenn solche Aussagen in diesem Forum ebenso behandelt werden wie die Aussage, Jesus sei unser Heiland und Erlöser, haben wir ein Problem.

Viele Grüße
Ultra

1 Like

Hallo,

ich möchte dir zustimmen, ich sehe es genauso. Und ich finde,
deine Antwort passt auch gut auf Tajus Ausführungen weiter
unten. Sie hatte nämlich geschrieben:

weil es hier ja leider immer wieder so weit kommt, dass sich
die Diskutanten ohne Hinweis auf/Bewusstsein für die Subjektivität
und Individualität ihres eigenen Glaubens selbigen in absoluter
Form meinen verkündigen zu müssen (und wie gesagt,
unsere Radikalatheisten sind auch nichts weiter als
teils fanatisch Gläubige).

und damit den Atheismus im weitesten Sinne mit Religion und
Glauben gleichgesetzt.

Das tue ich definitiv nicht. Ich behaupte, dass „unsere Radikalatheisten“ nicht weiter als teils fanatisch Gläubige seien. Hier rede ich also von Menschen dieses Forums (= „Unsere“) die ich nicht ohen Grund als „Radikalatheisten“ bezeichnet habe, um durch diese Bezeichnung auch sprachlich Ihre Position zu kennzeichnen. Von Religion ist hier überhaupt nicht die Rede.

Diese Gleichsetzung ist meiner Ansicht
nach abzulehnen

völlig richtig, auch wenn das unabhängig von Deinem Standpunkt gilt.
:- auch wenn ich persönlich in den Diskussionen

hier eher einen agnostizistischen Standpunkt vertrete und
meine atheistische Einstellung in den Hintergrund treten
lasse.

Wie geht das denn? Eher unehrlich ist es, seine Einstellung zugunsten eines anderen Standpunktes zu vertreten? Wie wäre es, in diesem Forum einfach einen wissenschaftlichen Standpunkt zu vertreten und sich eben seine eigenen Subjektivität bewusst zu sein,
Das ist übrigens der Grund, warum ich in meiner VIka meinen BEruf angegben habe- mit dem Effekt, dass Leute sich von Vorurteilen leiten lassen, indem sie in meine Äußerungen hineinlesen, was eben gut passt.
Nun, ehrlicher, als Atheistin zu sein und sich als Agnostiker zu geben (wie immer das gehen soll und abgesehen davon, dass hier vielleicht eine Begriffsverwirrung vorliegt).

Zumindest ist es so, dass alle Gottesbeweise und religiösen
Phänomene keiner wissenschaftlichen Überprüfung standhalten.
Das Wasser aus Lourdes hat noch niemanden geheilt, es hat nur
bestimmte medizinische/psychische Prozesse in Gang gesetzt.

Was für eine überaschende Aussage!

Alles, was mit Religion zusammenhängt, ist von Menschen
gemacht. Bloß weil ich nicht hundertprozentig beweisen kann,
dass es keinen Gott gibt (ein solcher Beweis kann gar nicht
erbracht werden), heißt das nicht, dass meine Einstellung
gleichzusetzen ist mit dem Glauben an Fiktives und
Übersinnliches.

OK, aber davon war bei mir nicht die Rede. Sondern von jenen, die sich als Atheisten bezeichnen und denen, die einer Religion angehörigen, Ihren Verstand absprechen. Das hat nun mit Wissenschaft nichts zu tun.

Es gibt keinen Nachweis dafür, dass das Bekenntnis zu
einem Glauben von Sünden heilt. Es gibt hingegen viele
historische Belege dafür, dass Menschen durch
Glaubensbekenntnisse erst zu Missetaten gegeneinander
aufgewiegelt wurden und werden.

Und wenn solche Aussagen in diesem Forum ebenso behandelt
werden wie die Aussage, Jesus sei unser Heiland und Erlöser,
haben wir ein Problem.

Ein Problem haben wir, wenn die zitierten Sätze oben, die ja richtig sind, ideologisiert werden. Genauso wie der über Jesus.

Grüße
Taju

2 Like

[MOD] FAQ:1783

Ich weiß daher auch nicht, unter welchen Titel du ursprünglich
gepostet hast und welche deiner Passagen, die Moderation
betreffend, ich vermutlich sogar unterstützt hätte.

Es ist absolut unnachvollziehbar, wieso bei manchen Usern offenbar auch der hundertste Hinweis auf FAQ:1783 nicht genügt.

Metapher [Mod]

Hallo Taju,

Lesen hilft

wie schön klingen doch deine Appelle nach sachlicher Diskussion usw. Doch dann kommen solche Sprüche. Keine Angst, ich hatte deinen Artikel schon gelesen. Ich gebe zu, deine Beiträge sind (für mich) manchmal etwas schwer verständlich und ich weiß nicht immer genau, worauf du eigentlich hinaus willst. Aber das muss wohl an mir liegen. Genauso, wie wohl nicht geeignet bin, die Begriffe Atheismus und Agnostizismus auseinander zu halten.

Ich habe in deinem Artikel zum Beispiel folgendes gelesen:

Glaubensaussagen, ob nun christliche oder atheistische, sind
in diesem Sinne nicht dialogfähig

Allein schon den Begriff „atheistische Glaubensaussage“ interpretiere ich im weitesten Sinne als eine Gleichsetzung von Religion und Atheismus.

Was nun das Thema Agnostizismus und Atheismus angeht, so muss ich vorausschicken, dass ich weder Philosophie noch Theologie oder etwas ähnliches studiert habe. Das berechtigt dich nicht dazu, von Unehrlichkeit oder Begriffsverwirrung zu sprechen. Für mich ist es eindeutig, dass der Mensch die Frage nach der Existenz Gottes nicht beantworten kann. Dies ist trotzdem mit dem Atheismus vereinbar, weil es naheliegender ist, dass das was in der Bibel steht und der Priester von der Kanzel predigt alles von Menschen erdacht ist. Es gibt soviele Widersprüche innerhalb und zwischen den Religionen, dass ich an nichts von allem glaube. Ebensowenig glaube ich an das Horoskop von Astro-TV.

Wenn du so willst vertrete ich einen agnostizistischen Atheismus, wie er auch in Wikipedia beschrieben wird: http://de.wikipedia.org/wiki/Atheistischer_Agnostizi…. Deine Literatur wird wahrscheinlich viel wissenschaftlicher sein als Wikipedia, aber soetwas steht mir im Moment nicht zur Verfügung.

Wen oder was du mit „unseren Radikalatheisten“ meinst, weiß ich auch nicht genau. Ich kann logischerweise auch nicht immer das lesen, was sofort gelöscht wird. Ich habe nur den Verdacht, dass Kritik an den Kirchen und insbesondere die Aufzählung der negativen Dinge, die die Religion mit sich bringt bzw. die im Namen der Religion geschehen, hier sehr schnell als unqualifiziert und unerwünscht abgetan werden. Ich habe auch Gernot so verstanden, dass zumindest solche Aussagen hier möglich sein sollten. Wenn du solche Aussagen auch nicht mit einseitig missionarischen Aussagen gleichsetzt, ist ja alles in Ordnung.

Viele Grüße
Ultra

1 Like

Beobachten hilft
Hi,

Ich habe nur den
Verdacht, dass Kritik an den Kirchen und insbesondere die
Aufzählung der negativen Dinge, die die Religion mit sich
bringt bzw. die im Namen der Religion geschehen, hier sehr
schnell als unqualifiziert und unerwünscht abgetan werden.

Das ist natürlich besonders eindrucksvoll beobachtet ausgerechnet in einem Thread, in dem sich jemand darüber beschwert, daß sein christlich-katholisches missionarisches Verhalten allzusehr von der Moderation gebremst wird.

Ich habe auch Gernot so verstanden, dass zumindest solche Aussagen
hier möglich sein sollten.

Kein Mensch hat das jemals abgestritten. Was hier gelöscht wird, sind Verletzungen der Netiquette und Inkompatibilitäten mit der Brettdefinition. Ich habe es deutlich genug im Mod-Posting „Wort zum Sonntag“ noch einmal expliziert.

Metapher

1 Like

Auch dies…

Ich habe nur den
Verdacht, dass Kritik an den Kirchen und insbesondere die
Aufzählung der negativen Dinge, die die Religion mit sich
bringt bzw. die im Namen der Religion geschehen, hier sehr
schnell als unqualifiziert und unerwünscht abgetan werden.

Das ist natürlich besonders eindrucksvoll beobachtet
ausgerechnet in einem Thread, in dem sich jemand darüber
beschwert, daß sein christlich-katholisches
missionarisches Verhalten allzusehr von der
Moderation gebremst wird.

…ist mir nicht entgangen. Nur, wenn ich die Beobachtung mache, dass genau das Gegenteil der Fall ist von dem, was der Beschwerdeführer hier beklagt, darf ich diesen Verdacht dann nicht äußern?

Ich habe auch Gernot so verstanden, dass zumindest solche Aussagen
hier möglich sein sollten.

Kein Mensch hat das jemals abgestritten. Was hier gelöscht
wird, sind Verletzungen der Netiquette und Inkompatibilitäten
mit der Brettdefinition. Ich habe es deutlich genug im
Mod-Posting „Wort zum Sonntag“ noch einmal expliziert.

Wer bin ich, dass ich hier die Moderatoren kritisiere? Wenn ich mich recht entsinne, hatte ich hier noch nie einen MOD-Eingriff (anders als zB im Brett „Fahrräder“). Das ist doch ein Lob wert, oder?

Gruß
Ultra

Tach Ultra,

ich habe mich bisher an der Diskussion nicht beteiligt, weil wir die erstens schon so oft hier hatten, sie mich zweitens im Augenblick wirklich nicht interessierte und drittens Taju meines Sukkurses wahrlich nicht bedarf.
Deswegen werde ich mich auch nicht zu den einzelnen Meinungen oder Wortmeldungen äußern; dazu müsste ich sie alle lesen. Aber eine methodische Anmerkung erlaube ich mir:

Glaubensaussagen, ob nun christliche oder atheistische, sind
in diesem Sinne nicht dialogfähig

Allein schon den Begriff „atheistische Glaubensaussage“
interpretiere ich im weitesten Sinne als
eine Gleichsetzung von Religion und Atheismus.

Schön dass Du schreibst, Du interpretiertest diesd als Gleichsetzung von Religion und Atheismus. Daraus spricht eine gewisse Vorsicht, die in diesem Zusammenhang wirklich gerühmt werden muss.
Gleichwohl könnte es falscher nicht sein.

Taju hat den Begriff des Glaubens mit keinem Inhalt, schon gar keiner Religion oder Denomination in Verbindung gebracht. Sie hat einfach eine strukturelle Ähnlichkeit zwischen Glauben und Atheismus festgestellt. Diese Ähnlichkeit besteht in der grundsätzlichen Unbeweisbarkeit Gottes auf der einen wie seiner Nichtexistenz auf der anderen Seite. Und selbst wenn die Atheisten mit noch soviel Nachdruck (und teilweise missionarischer Unduldsamkeit) behaupten, sie hätten den Augenschein und die Wissenschaft auf ihrer Seite, so ändert dies doch nichts an dem erwähnten Dilemma.

Diese „Gleichsetzung von Religion und Atheismus“ bedeutet nicht , und das hat Taju auch nie gesagt, dass auch Atheisten „an etwas glauben“. Dies wäre, wenn Du dies so meintest, in der Tat Deine Interpretation. Und nicht mehr.

Gruß - Rolf

1 Like

Hallo Taju

diese Diskussion hier verläuft etwas eigenartig, aber ein
„Autsch“ habe ich kaum nötig:wink:

Nein, aber wenn Du genau hinsiehst hing das „Autsch“ auch nicht unter Deinem Posting.

Ich habe Konstantin auf keinerlei Position erhoben und kenne
meinen Euseb.

Mike hat. Und der Vollständigkeit halber die Frage welchen der beiden Euseb oder beide. Denn es gab ja zwei.

Du definierst einen „christlichen Kaiser“ also als einen
100prozentig überzeugten - schon dies eine recht unhistorische
Definition, wobei Du doch gleichzeitig die politischen Aspekte
betonst. Den Taufaufschub Konstantins kann man in vielerlei
Hinsicht interpretieren. Dass er kein überzeugter Christ war,
erkennt man eher an seiner Münzprägung als an anderen
Spekulationen. Der Taufaufschub selbst war zu „Üblich“, um
irgendetwas auszusagen.

An den Münzen, an seinem Triumphbogen, an der Durchführung des Triumphzuges selber, an seiner Titulatur, die der aller heidnischen römischen Kaiser entsprcht, insbesondere dem Pontifex Maximus, das erst Theodosius aufgab … die Liste der Indizien ist üblich. In meinem Posting ging es um die 100%-Christ-Definition die Mike uns hier vorführen wollte. An der man aber, wie Du ja auch zeigst doch recht heftige Zweifel haben kann.

und ein dickes fettes „Autsch“. Konstnatin war ein politisch
christlicher Kaiser. Seine Intention war, Religion als
einigenden Faktor seines Reiches zu benutzen. Was seine eigene
Taufe angeht, so gibt es genügend Hinweise darauf, dass er mit
hoher Wahrscheinlichkeit die letzten zwei bis drei Tage seines
Lebens gar nicht mehr bei Bewußtsein war. Er wurde also
getauft als er sich nicht mehr dagegen wehren konnte.

Das ist wohl eher ein „Autsch“ wert, wo gibt es denn dafür
irgendeine solide Quelle? Also ich würde schon gerne mal einen
dieser Hinweise kennenlernen. Wenn er sich hat taufen lassen,
muss das nicht unspektakulär sein, wie wohl jedem, der sich
auch nur ein bisschen mit dem spätantiken Religionsverständnis
auseinandersetzt klar sein sollte…

Also a.) wenn ein römischer Kaiser irgendetwas tat, dann war das zu seiner Zeit immer spektakulär. Weil es Signalfunktion haben konnte und im Falle einer Taufe auch sicherlich hatte.
Zur Beweislage:
a.) Quellen, die im Widerspruch zu Eusebius von Caeseirea stehen:

a1.) was den Zeitpunkt und Ort des Todes angeht.

  • Kaiser Julianus, der es als Randnotiz erwähnt, warum der Sassanidenfedlzug nicht abgeschlossen wurde.
  • die Origo Constantini, die ebenfalls behauptet, K wäre in der Mitte des Feldzuges gestorben. Hier finden sich auch ein paar geneuere, medizinisch verwertbare Beschreibungen.
  • Sextus Aurelius Victor, der ja selbst auch Zugang zu den Arhciven hatte, erwähnt ebenfalls den Tod während der Vorbereitungen zum Kriegszug. Auch er erwähnt am Rande medizinisch verwertbare Details.
  • Kaiser Valens erwähnt i, Brevarium nach Eutropius die gleichen Umstände.
    Die Liste ist nicht vollständig, aber anzumerken ist, das alle diese Autoren im Gegensatz zu Euseb.v.C. keinen Grund hatten, die Geschichte zu verfälschen. Während der Christ Euseb selber ziemlich am Anfang ja schon seine Absicht kund tut „von einem großen Kaiser und Christenmenschen“ zu berichten.

a2.) Was beteiligte Personen angeht. Hier sind natürlich drei Personen von besonderem Interesse: Eusebius v.C., Eusebius v.N. (der K die Taufe verabreichte) und Konstantin selbst.
zu Konstantin neben den bereits erwähnten Quellen die Kirchengeschichte des Philostorgius, Lactantius und Zosimus.
zu Eusebius v.C. natürlich seine eigenen Werke, die auch einiges über ihn selbst aussagen, insbesondere die erhaltenen Teile seiner Kirchengeschichte. Ausserdem die Lobrede, die ja dessen Verhältnis zu K. beleuchtet. Außerdem finden sich interessante Nebeninformationen im Nachlass des Athanasius von Alexandria.
zu Eusebius von N. ebenfalls Athanasius, Eusebius v.C., Brief des Arius an E.v.N., und als Nachschagewerk Joseph Bidez.

b.) Geographische Fakten.
Der Bischofssitz von Nikodemia war aller Wahrscheinlichkeit nach in Nikodemia, was rein technisch betrachtet in der nördlichen Türkei liegt, nicht weit vom heutigen Izmir. Wir können annehmen, dass sich die geographischen Entfernungen nicht signifikant verändert haben.

Das Sassanidenreich gegen das sich der Feldzug ja richtete, umfasste etwa die heutigen Staaten Irak und Iran. Mit anderen Worten, der Abstand betrug zwischen Nikodemia und auch nur der Grenze des Sassanidenreiches immer noch so rund und bummelig 1200km.

D.h. die Behauptung, E.v.Cs. K sei nach dem Kriegszug gestorben ist unhaltbar. Denn Nikodemia war nicht gerade der Nabel der Welt. Weswegen E.v.N. ja noch den weitaus amusanteren Bischofssitz von Konstantinopel inne hatte. Es gab keinen Grund für K. sich in der Nähe Nikodemias aufzuhalten, es sei denn, er hätte dort eine Armee gesammelt. Damit ist bereits klar, das E.v.C. der ja dabei war, die Erzählung „geschönt“ hat und alle anderen Quellen, die ja übereinstimmend davon berichten er sei „während“ bzw. „in der Vorbereitung“ des Zuges gegen die Sassaniden gestorben hier mit den geografischen Fakten deckungsgleich sind.
Ebenfalls berichten alle Quellen, er sei an einem Fieber erkrankt. Als Sterbeord geben alle einen Vorort von N. an. Einige erwähnen Achyrone, aber nicht alle. Was ja auch zusammenpassen würde, den K. kam ja von den heißen Quellen von Helenopolis (er hatte sich dorthin beim Auftreten von Krankheitsanzeichen zurückgezogen, aber nicht, wie Euseb behauptet, von Konstantinopel kommend, das hätte er nämlich zeitlich gar nicht schaffen können).
Was wir also haben ist das Bild eines schwer kranken Mannes, der unter Feldzugsbedingungen, fiebernd und dem damaligen medizinischen Wissen folgend auch noch längere Sessions von heißen Bädern hinter sich hatte. Du kannst das selber mal ausprobieren (aber bitte nur unter ärztlicher Aufsicht), wenn Du Dir nur eine Grippe einfängst, dann ein paar Tage heiße Bäder nimmst, Dich dann mal auf einen Gaul setzt und mal eben so rund zweihundert Kilometer durch das äußere Nichts reitest. Man beachte dazu, dass in den obigen Quellen gleichlautend „Fieber“ erwähnt wird. Dass die Behandlung unter anderem Aderlass beinhaltete. K war zu dieser Zeit um die 55 wenn ich richtig rechne. Es ist schon ein aussagekräftiges Zeichen für die Härte des Mannes, dass er überhaupt in die Nähe von Nikodemia kam. Er war körperlich erschöpft. Die vorhergehende Heißwasserbehandlung hatte das Fieber in die Höhe getrieben. Er hatte bereits mindestens seit einigen Wochen immer wieder hohe Fieberschübe, denn das waren ja die Krankheitsanzeichen die ihn nach Helenopolis betrieben hatten. In der Endphase war er ans Bett gebunden, die Ärzte versuchten das Fieber weiter mit Aderlässen und heißen Wickeln zu bekämpfen. Der Mann hatte rasend hohes Fieber und war zusätzlich geschwächt durch Blutverlust! Dazu kam, dass ein häßlicher Nebeneffekt von Aderlässen damals Sekundärinfektionen waren. Glaubst Du, der war noch geistig da? Bist Du nach so einer Tortur und ein paar Tagen Fieber über Vierzig noch geistig da?
Die nächste Frage ist, wann tauchte E.v.N. auf und von wo? Der war zwar Bischof von N. residierte aber normalerweise in Konstantinopel dessen Bischof er ja auch war. E.v.C. war als einer der Berater Ks aller Wahrscheinlichkeit mit ihm auf dem Feldzug oder zumindest dessen Vorbereitung. Interessant ist hier wieder E.v.Cs Darstellung. Demzufolge ließ K „die Bischöfe zusammenrufen“ und „wählte E.v.N. aus“ ihm die Taufe zu geben.
Das können nicht sehr viele Bischöfe gewesen sein. Es gab ja noch kein Telefon um die zusammenzutrommeln. Boten jedoch hätten die meisten sowieso nicht rechtzeitig erreicht. Zusätzlich kam, dass durch den Arianerstreit nicht alle gekommen wären. Die beiden Eusebs waren Arianer. K hatte zuerst die Arianer verboten, später aber unter Druck und nicht freiwillig, einen Schwenk gemacht. Sein Verhältnis zu den Arianern war also nicht direkt herzlich. Was aber da also zusammengetrommelt wurde, waren arianische Bischöfe. Diese wiederum hatten schon lange zuvor Eusebius mehr oder weniger als einen Anführer nahezu glauch Arius anerkannt.
Das Problem liegt in den Reisezeiten. E.v.C nennt ja Namen von Bischöfen, alle bekannte Arianer, aber zum Teil sehr weit her. Also müssen sie spätestens auf Reisen gegangen sein, als K. die ersten Krankheitszeichen zeigte. Als er dann halbtot in seinem Zelt lag war er nur von Arianern umgeben. E.v.C (der ihn offensichtlich begleitet hatte), E.v.N. der von Konstantinopel her kam, aber bereits auf Reisen gewesen sein muss als K. gerade nach Helenopolis ging und eine Reihe anderer, die hier nicht von Belang sind, da sie ohnehin arianische Anhänger von E.v.N. waren. Und dann kommt die Bande wieder aus dem Zelt, der Kaiser ist getauft und rund zehn Jahre später wird E.v.C. eine wunderhübsche Geschichte verfassen, wie der Kaiser um seine Taufe bat.

Das war die Kurzfassung, ich hoffe, das waren genug Belege für meine Behauptung. Aus Gründen der Gleichbehandlung erwarte ich nun Deine Beweise dafür, dass es so war wie Du behauptest.

a.) Der Konstantinischen Schenkung, die ja außerdem ein
Glaubenbekenntnis enthält das lange vor Ks Tod stammen soll.
Die ganze Schenkung mit Glaubensbekenntnis ist jedoch eine
Fälschung, die mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit zeitgleich
zu Pseudu-Isidor entstanden ist.

Es ist fast schon eine Beleidigung, darauf hinzuweisen, als
sei es eine Neuigkeit:wink:

Nein, im vollständigen Text meines Postings war erwähnt, dass diese Schenkung schon im 15.Jahrhundert entlarvt wurde. Das würde ich also nicht als Neuigkeit darstellen oder auch nur als den Versuch es als Neuigkeit darzustellen. Ich habe es als sehr alte Tatsache dargestellt, was dadurch verschleiert wurde, dass Du nur einen Teil aus dem Kontext gerissen hast. Was man auch schon fast als Beleidigung auffassen könnte.
Der Hinweis war trotzdem notwenidig, da Mike die Mär vom christlichen Konstantin wieder aufwärmte und sich insbesondere ja bei der Tauffrage darauf bezog.

b.) Ks wechselhaftem Eingreifen in den Arianerkonflikt, der
nach Meinung einiger sein Interesse belegt, bei näherem
Hinsehen jedoch eigentlich nur demonstriert, dass er keine
Ahnung hatte und sich auch gar nicht mit dem Christentum
selbst über die politische Möglichkeit hinaus befasst.

Hier vielleicht noch ein „Autsch“ gefällig?
Wieso keine Ahnung? Als ob „Arianer“ keine „Christen“ sind,
Konstantin also kaum ein Christentum erahnen konnte, was es ja
noch nicht gab! Es ist kaum zu wissen, womit KOnstantin sich
nun beschäftigt hat, aber das er so gar nichts vom Christentum
wusste, ist auch nicht wahrscheinlich.

Halten wir fest, dass Du hier beleglos behauptest. Tatsache ist, dass K. sich zunächst gegen die Arianer wandte, sogar ihre Schriften verbrennen lies und den Besitz arianischer Schriften unter Strafe stellte. Dann wiederum schwenkte er unter dem Einfluss der beiden Eusebs die nicht nur Arianer sondern führende Arianer waren, und machte den Triniotariern das Leben schwer. Der Hintergrund hier war jedoch, dass E.v.C Zugang zu K. erst über dessen Frau erlangten. Die nach den Worten E.v.Cs „großen gefallen an Eusebius von Nikodemia fand“, wie man das auch immer deuten soll. E.v.N. war Hofbischof seiner Schwester Constantia kam also auch wieder über eine Frau die Druck auf K. machen konnte. Vor allem nachdem ihre Schwägerin ja so großen Gefallen an ihm gefunden hatte.
Trotz alldem, es gibt mit Deiner Behauptung gleich mehrere Probleme.

a.) Es gibt keine Anzeichen dafür, dass K. die Absicht hatte andere Religionen zu benachteiligen soweit sie nicht mit seinen politischen Vorstellungen kollidierten. Einzig beim Aphroditekult schlug er heftig zu (evt. wegen der in diesem Kult üblichen Tempelprostitution, auch hier ist die Rolle seiner Frau etwas ungeklärt). Und er schlug ab 313 gegen die Donatisten zu. Die wiederum hatten sich von der afrikanischen Kirche abgespalten. Aber alle anderen Religionen hatten Ausübungsrecht und wurden auch in der öffentlichen Verwaltung nicht benachteiligt.

b.) Der Triumphbogen enthält Sol Invictus Symbolik, jedoch keine christliche Symbolik.

c.) Die Legende von Kreuzesteichen und dem „unter diesem Zeichen wirst Du siegen“ stößt mir sauer auf. Kreuzigungen fanden an Bäumen oder T-förmigen Gestellen statt. Bis etwa ins 5.Jahrhundert zeigen etliche Bischofsstäbe auch genau diese Form. Das heute übliche Kreuz war zu Zeiten Konstantins nicht das Symbol sondern der Fisch. Hat also Konstantin tote Fische vor seiner Armee hertragen lassen?

d.) Konstantins Entscheidungen betreff für oder gegen einzelne kirchliche Würdenträger beruhten oft eher auf dem persönlichen Eindruck und Tagesform. Insbesondere Arius wurde verbannt, begnadigt, verbannt, begnadigt … Er regierte zornig oder unter dem Druck seiner Familie. Um das zu verstehen muss man etwas zurückblicken. Ks Vater war Anhänger des Sonnengottes gewesen. Allerdings mehr in dem Sinne wie bei den römischen Kaisern üblich, dass er in Sol einen persönlichen Schutzgott sah, was die Existenz anderer Götter nicht verneinte. Eine ähnliche Haltung können wir bei K. beobachten. Aber Constantia, die Schwester, hatte bereits im Teenageralter gegen Constantius den Blassen opponiert wo sie konnte. Einer der Punkte in denen sie das tun konnte war ihre Hinwendung zum Christentum. Und zwar schon lange bevor K. Kaiser wurde. Und siehe da. E.v.N. kommt von Nikodemia (dem A… der Welt) in die Hauptstadt. Nur Zugang zum Hof hat er nicht, den erlangte er erst über Ks spätere Frau.
Noch 321 wird der Tag der Sonne zum Feier- und Ruhetag für die öffentliche Verwaltung erklärt. Genauso wie der 25.Dezember, ebenfalls ein dem Sol heiliger Tag. Es beginnt die Adaption des Christentums das diese Dinge übernimmt. Es war also das Christentum, dass sich näher an Konstantin heranbewegte, nicht umgekehrt.

e.) Die politische Problematik. Es wird immer behauptet, dass die Christen eine Minderheit darstellen. Da es nur Schätzungen über die Gesamtbevölkerung zur Zeit Ks gibt, ist unklar, über welchen Bevölkerungsanteil wir hier reden. Mit 10%, maximal 12% der Gesamtbevölkerung liegen wir sicher nicht zu hoch. Wobei es im Osten mehr Christen als im Westen gab. Daraus leitet sich die Behauptung ab, dass die Christen als Minderheit politisch nicht interessant waren, Konstantin also andere als politische Motive gehabt haben muss.
Das jedoch ist falsch. Weil be der Vielzahl der Kulte und Religionen nämlich 10% bereits eine ganze Menge waren. Vor allem, wenn man den Sol-Kult, der ja ähnlich groß war, mit dem Christentum vereinen konnte. Dann war das nämlich schon so etwas wie ein Zünglein an der Waage. K, der die Geschichte seiner eigenen Vorfahren kannte, muss gewusst haben, wie wichtig so eine Hausmacht war. Gerade die politische Überlegung machte die Christen interessant. Genau wie alle Kaiser sah er einen Gott als persönlichen Schutzgott an, aber welcher war eigentlich egal. Es gab keinen Grund, warum sich K mit christlicher Theologie behandeln sollte. Wie gesagt, er stellte sich 321 noch als Anhänger des Sol dar. Alle seine Entscheidungen ind er Religionspolitik sind politishc erklärbar nicht jedoch theologisch.

Und noch eine Anmerkung: „Als seien die Arianer keine Christen“ schreibst Du? Theodosius hat später dieses Problem durch Gesetz gelöst und dazu auch ein Glaubensbekenntnis verfasst. Die Arianer waren aus der Kirche ausgestoßen, wurden als Irrgläubige verfolgt, nicht selten getötet. Der Besitz arianischer Schriften wurde mit der Todesstrafe bedroht (nach Theodosius). Also hummm, die katholische Kirche jedenfalls hat sie gejagt wie Tiere. Und die katholische Kirche steht in der Tradition der Trinitarier die diesen Streit mit der Unterstützung der Kaiser gewannen. Also?

Konstantin war weder der große Christ noch der skrupellose und
gewissenlose Machtpolitiker. Seine Bewertung ist natürlich
immer verfangen in Ideologien.

Seine Bewertung ist vor allem immer befangen im Beweismaterial. Schau Dir die Münzen an, schau Dir die Inschriften an. Wenn Konstantin irgendetwas beweist, dann in erster Linie, dass ab und zu Politiker geboren werden die nicht gewissenlos sind. Insofern greift Deine Polarisierung nicht für Konstantin.

erster Linie stand der Kaiser zwischen zwei Frauen, nämlich
Mutter und Ehefrau und tat in dieser Angelegenheit, was die
jeweils mächtigere wollte.

Auch dafür bitte seriöse Quellen und nicht Phantasie. Völlig
einverstanden bin ich mit einem kritischen Umgang mit Euseb
etc., aber freies Erfinden, nur weil vielleicht eine
Wissenschaft, die erst im 20.Jh. erfungen wurde, so etwas
nahelegt, ist fast noch unangemessener, als einem Euseb
aufzusetzen. Das ist ein Dan-Brown-Niveau, mit dem sich
unterhalten lässt, mehr aber nicht.

Die Liste steht weiter oben. Man sollte aber nicht alles, was einem nicht passt als „Erfindung auf Dan Brown Niveau“ etikettieren, nur weil man selber keine Belege hat. Wie oben erwähnt, ich warte auf die Deinigen.
(Und was Dan Brown angeht, über den kann ich nur sagen, ein guter Thrillerautor, ein lausiger Rechercheur)

Arius wurde verbannt, begnadigt,
verbannt, begnadigt und verfolgt. Und alles vom gleichen
Kaiser, also bitte schön, nicht das Bild eines Mannes, der aus
eigener Überzeugung handelt.

Wahrscheinlich ist es schlechthin zu kompliziert, sich mit all
diesen Eusebiussen zu beschäftigen oder gar der komplexen Lage
im Westen und Osten des RR - wieviel einfacher (und
unterhaltsamer) zwei machtgeile Frauen aus dem Vergessen der
Geschichte hervorzukramen.

Versuch es mal ohne Polemik, Du kommst dann besser rüber. Die politischen Verhältnisse waren komplex, die religiösen Verhältnisse waren Komplex und die Verwandtschaft des Konstantin, die es ja belegt gab, war ebenfalls nicht ganz einfach gestrickt. Ich habe oben schon mehr dazu geschrieben und belegt. Du bist dran.

Das läßt sich fortsetzen, wenn Bedarf besteht, aber ich
schlage vor, Konstantin mal wieder auf den Boden der Tatsachen
zu holen.

Gerne, aber nicht so!

Warum? Passts Dir nicht in den Kram?

Ansonsten bitte ich um wesentlich mehr Sachkompetenz, bevor
man mir auf patristischen Gebiet mit einem „Autsch“ kommt.

Nachgeliefert. Und nun, großer Meister, der mir Beleidigung unterstellt hat (und aus dem Kontext herausgegerissen hat), der mit hier mangelnde Sachkompetenz unterstellt (ohne eine einzige Quelle zu nennen) und der nicht einmal in der Lage war, zu sehen, an welchem Posting meine Antwort eigentlich hing, nun erwarte ich von Dir, Deine überlegene Sachkompetenz zu belegen. Falls nämlich jetzt nichts kommt, muss ich annehmen, Du seist nur eine mittelmäßiger Polemiker.

Gruß
Peter B.

1 Like

Nachtrag
Hallo Taju,

ich hab’s gerade nochmal nachgesehen. Mein Fehler, das Autsch hing VERSEHENTLICH unter Deinem Posting obwohl es für Mike bestimmt war. Also entschuldige ich mich dafür, dass ich da wohl eine Zeile zu tief gerutscht war.
Was den Rest angeht, ich habe Quellen geliefert, Du bist dran.

Gruß
Peter B.

1 Like

Hallo Rolf!

Genau an diesem Punkt:

Diese Ähnlichkeit besteht in der
grundsätzlichen Unbeweisbarkeit Gottes auf der einen wie
seiner Nichtexistenz auf der anderen Seite.

… setzen sich Gläubige immer wieder in die Nesseln, wenn sie denken die Aussage wäre so symmetrisch. Erkennst du vielleicht, was hier nicht so ganz stimmt?

Gruß

Michael

1 Like

Erkennst du
vielleicht, was hier nicht so ganz stimmt?

Nein.

Gruß - Rolf

1 Like

Hallo,
neben vielem interessanten und Dingen die ich überhaupt nicht beurteilen kann ist dies:

Glaubst Du, der war noch geistig da?
Bist Du nach so einer Tortur und ein paar Tagen Fieber
über Vierzig noch geistig da?

nun allerdings pure Spekulation.
Warum er Fieber hatte wissen wir ja wohl nicht, wie hoch es tatsächlich war auch nicht. Es ist dabei wohl noch nicht mal klar, dass er überhaupt am Fieber starb, denn Fieber ist ja nur ein Symptom und tritt bei dutzenden von Erkrankungen auf, die zum Teil auf verschiedene Weise auch unabhängig vom Fieber zum Tode führen können.
K. könnte also auch gut Scharlach gehabt haben und dann an einem toxischen Schock als Komplikation plötzlich verstorben sein, oder Diphterie und dann von einer Herzmuskel oder Herzklappenentzündung ebenfalls schnell und ohne langes Delirium hingerafft worden sein.

Wenn jemand unter hohem Fieber leidet, dann ist dies zwar oft mit einer Bewusstseinstrübung und am Ende auch Bewusstlosigkeit verbunden.
OFT aber keineswegs immer.
Hier zu der Aussage zu kommen K. wäre die letzten Tage bewusstlos gewesen, kann ich aus dem hier geschilderten höchstens als EINE Möglichkeit erkennen, zwingend ist dies nicht.

Nebenbei bemerkt war die römische Medizin, auch was den hygienischen Standard anging, nicht so schlecht wie die spätere im Mittelalter. Sekundärinfektionen nach einem Aderlass - zumal beim Kaiser - halte ich da für sehr unwahrscheinlich.

Gruß
Werner

Erkennst du
vielleicht, was hier nicht so ganz stimmt?

Nein.

Das dachte ich mir.

Gruß

Michael

1 Like

Hi,

Das dachte ich mir.

dann hilf ihm doch auf die Sprünge *tztztz*
Oder weshalb machst du es hier so spannend?

Gruss
Hank

Hallo,

also schön, dann noch einmal einen Blick auf die Details …

Hallo,
neben vielem interessanten und Dingen die ich überhaupt nicht
beurteilen kann ist dies:

Glaubst Du, der war noch geistig da?
Bist Du nach so einer Tortur und ein paar Tagen Fieber
über Vierzig noch geistig da?

nun allerdings pure Spekulation.

Du hast offensichtlich ein paar Details überlesen. Der war in Helenopolis, hatte heiße Bäder, reiste aber dann wieder in die Gegend von Nikodemia. Er hatte hohes Fieber (auch wenn die Zeitzeugen natürlich nicht in Grad Celsius berichteten). Als er in dem Vorort, der nur von manchen Quellen exakt genannt wir, eintraf, konnte er nicht weiter, obwohl sein eigentliches Ziel Nikodemia nicht mehr weit entfernt war. D.h. zu diesem Zeitpunkt war sein Zustand so schlecht, dass man ihn weder per Pferd noch per Sänfte über die letzten paar Kilometer bringen konnte. Aber er lebte noch und zwar, wenn man den Zeitrahmen der historischen Quellen vergleicht, schätzungsweise für drei bis fünf Tage mindestens (denn sonst hätte E.v.N. der nicht in N. residierte es ja nicht geschafft, dort zu sein, bevor K. tot war). Es muss also etwas gewesen sein, dass im Zusammenhang mit physischer Erschöpfung eine Weiterreise unmöglich machte.

Warum er Fieber hatte wissen wir ja wohl nicht, wie hoch es
tatsächlich war auch nicht.

Es wird nur in den zeitgenössischen Quellen als „rasend“ beschrieben. Sie E.v.C.

Es ist dabei wohl noch nicht mal

klar, dass er überhaupt am Fieber starb, denn Fieber ist ja
nur ein Symptom und tritt bei dutzenden von Erkrankungen auf,
die zum Teil auf verschiedene Weise auch unabhängig vom Fieber
zum Tode führen können.

Fieber in antiken Quellen bezieht sich ja doch eben auf Erkrankungen, die mit Fieber einhergehen, da ja eine Krankheitssystematik wie wir sie heute impliziet anwenden unbekannt war. Das er also „an einem Fieber“ starb bedeutet, er starb an einer Infektionskrankheit, die mit Fieber einhergeht. Daher wäre insofern Dein Beispiel Scharlach, wenn es in diesem Falle nicht aus anderen Gründen unmöglich wäre, ein gutes Beispiel. Ein Arzt der damaligen Zeit hatte ja nicht die geringste Vorstellung von einem toxischen Schock.

K. könnte also auch gut Scharlach gehabt haben und dann an
einem toxischen Schock als Komplikation plötzlich verstorben
sein,

Das ist als Beispiel an den Haaren herbeigezogen, denn er kann nicht an Scharlach gestorben sein. a.) weil Scharlach als „Ausschlag“ in der antiken Medizin bekannt war, also nicht mit der Umschreibung „Fieber“ aufgetaucht wäre. b.) weil es sich bei Scharlach um eine ziemlich ansteckende Krankheit handelt, die im Gegensatz zu anderen Krankheiten, die damals so gerne grassierten, eine relativ kurze Inkubationszeit hat. Da K. sein Heer sammelte bzw. schon auf dem Wege war, hätten wir also in diesem Falle also eine ansteckende Krankheit in einem Legionärslager gehabt. Oh Freude, da wäre K. nicht der einzige gewesen, der nen Scharlach gekriegt hätte. c.) Scharlach wäre auf Grund des Ausschlages einfach zu erkennen gewesen und hätte kaum zu einer Heißwasserkur in Helenopolis geführt.
Also Scharlach schon mal nicht.

oder Diphterie und dann von einer Herzmuskel oder

Herzklappenentzündung ebenfalls schnell und ohne langes
Delirium hingerafft worden sein.

Diphterie klingt schon besser. Nicht gut, aber besser. Halten wir das mal gegen den Zeitablauf. Er spürte die ersten Krankheitssymptome (Fieber wird wieder genannnt). Das musste bei einer Diptherie so ungeführ eine Woche nach Infektion gewesen sein. Er reiste nach Helenopolis (sollte er von einem Heerlager in Nikodemia gekommen sein, eine Woche. Von Konstantinopel aus könnten wir die Sache gleich abhaken weil er die Diphterie entweder bereits überstanden gehabt hätte oder Helenopolis nie erreicht hätte). Die Komplikation der Herzmuskelentzündung tritt für gewöhnlich innerhalb einer Woche auf. D.h. er wäre dann von Helenopolis nicht mehr in die Gegend von Nikodemia gekommen. Das war es also schon mal nicht. Was aber in Frage käme, wären einige der langsameren Komplikationen, vorzugsweise eine, die die Zeitgenossen mit „rasendem Fieber“ beschrieben hätten. Z.B. Enzephalitis. Es wäre also eine Möglichkeit. Nur wäre er bei einer Enzephalitis schon wieder weitestgehend über den Jordan gewesen.

Wenn jemand unter hohem Fieber leidet, dann ist dies zwar oft
mit einer Bewusstseinstrübung und am Ende auch
Bewusstlosigkeit verbunden.
OFT aber keineswegs immer.

Bitte beachte die Umstände in diesem Fall. Alleine schon die Tatsache einer Heißwasserbehandlung in Helenopolis mit der anschließenden Reise nach Nikodemia führen zwangsläufig zu einer Erschöpfung. Dann Fieber (das ist ja belegt) und Aderlässe, d.h. nicht unerheblicher Blutverlust. Wenn ich die Gesamtheit der heutigen Bevölkerung nehme, die bei einer Krankheit brav im Bett liegt und Antibiotika nimmt, dann kann ich zwar eine Aussage wie die obige tätigen, aber in diesem Falle sieht das ziemlich klar aus.

Hier zu der Aussage zu kommen K. wäre die letzten Tage
bewusstlos gewesen, kann ich aus dem hier geschilderten
höchstens als EINE Möglichkeit erkennen, zwingend ist dies
nicht.

Du verstehst ja offensichtlich mehr von Medizin als ich. Vielleicht fällt Dir ja was ein? Eine Krankheit, die mit Fieber beginnt. Die es dem Kranken noch erlaubt, auf einem Pferd überland zu reisen. Die während einer Behandlung in heißen Quellen (aber nicht zwangsläufig ursächlich durch die heißen Quellen) sich in einem Maße verschlechtert, dass der Kranke ahnt, dass er sterben wird. Die ihm aber trotzdem noch genügend Kraft läßt, bis in die Gegend von Nikodemia zu kommen. Die damals mit Aderlässen behandelt wurde.
Zum Hintergrund des Patienten: 55 Jahre, männlich, gestresst. In der Krankengeschichte stehen ein paar Knochenbrüche, ein paar unklare Infektionen aus seiner Zeit in Afrika. Zum Zeitpunkt der Erkrankung lebt er nicht unter den hygienischen Verhältnissen einer römischen Stadt sondern eher unter gehobenen Feldlagerbedingungen.
Die Symptome und den Ablauf haben wir ja hinreichend durchgekaut. Also findest Du da was? Eine Krankheit, die in der Endphase mit hohem Fieber einhergeht (und Schüben vorher). Was haben wir da überhaupt zur Auswahl?

Nebenbei bemerkt war die römische Medizin, auch was den
hygienischen Standard anging, nicht so schlecht wie die
spätere im Mittelalter.

100% richtig. Aber die hygienischen Verhältnisse eines Feldlagers hinkten doch hinter denen einer Stadt zurück. Konstantin war dabei einen Feldzug zu führen.

Sekundärinfektionen nach einem

Aderlass - zumal beim Kaiser - halte ich da für sehr
unwahrscheinlich.

Warum, wenn Sekundärinfektionen in den Lazaretten des zweiten Weltkrieges, des Korakrieges und des Vietnamkrieges durchaus üblich waren und nach allem, was ich höre auch heute noch ein Riesenproblem darstellen? Du kannst Dir heute noch eine Sekundärinfektion in einem modernen Krankenhaus einfangen und die sind sicherlich trotz des unbestreitbaren Hygienelevels der alten Römer besser als ein römisches Feldlager.

Also, vielleicht fällt Dir ja mit Deinem Fachwissen eine passende Krankheit ein und Du kannst da Licht in die Sache werfen. Muss aber zum Ablauf passen.

Gruß
Peter B.

Hallo,

nein, anhand der antiken Aussagen lässt sich nicht annähernd eine Diagnose stellen. Das könnte alles von einer Lungenentzündung, über Grippe bis zu Vergiftungserscheinungen sein, auch Malaria wäre denkbar - verläuft immerhin in Schüben. Bedenken müsste man dabei auch immer noch, dass Krankheiten ja nicht immer nach Pschyrembel verlaufen. Es könnten also auch alle möglichen atypischen Verläufe vorliegen. Einfach weil sie in der Vergangenheit weit verbreitet war und eine große Variation von Verläufen kennt, so dass auch die schwammigen Angaben dazu passen, ist wohl eine Lungenentzündung nicht unwahrscheinlich. Das hilft uns aber auch nicht weiter, denn dabei kommte es zwar häufig am Ende auch zu Bewusstlosigkeit, aber es kann auch vorher ein Kreislaufversagen eintreten oder oder oder …

Ich hatte auch mit meinem Beispielen nicht versucht eine Diagnose zu stellen, von daher waren deine detaillierten Betrachtungen dazu vergebens. Diese sollten nur illustrieren, dass es hoch fieberhafte Erkrankungen gibt, die auf ganz verschiedene Weise auch ohne Fieberdelirium oder längere Bewusstlosigkeit zum Tode führen können.

Daran, dass es anscheinend keine Aussagen dazu gibt, dass K. vor seinem Tode längere Zeit bewusstlos war und all deine Überlegungen, so schlüssig sie auch scheinen mögen, eben nur Spekulationen sind, ändert das alles nichts.
Und auch die warmen Bäder (wie heiß und wie oft ist ja wohl auch unbekannt) oder die Reiseanstrengung machen das nicht irgendwie zwingender.

Nach allem was ich von dir hier gehört habe - die Originalquellen kenne ich nicht - ist es nicht unwahrscheinlich, dass er vor seinem Tod noch einige Zeit Bewusstlos war, das reicht aber keinesfalls für die Behauptung einer solchen mehrtägigen Bewusstlosigkeit.

Das gleiche gilt für die vermuteten Sekundärinfektionen, die ihn zusätzlich geschwächt haben sollen.
Natürlich können bei Verletzungen immer Infektionen auftreten. Dein Vergleich mit der Versorgung von Kriegsverletzungen in z. B. Vietnam hinkt aber nicht mal, der steht noch nicht mal auf :wink:.
Dass sich eine durch Dreck und Stoffreste kontaminierte zerfetzte Schuss- oder Splitterverletzung, die erst nach Stunden chirurgisch versorgt wird infiziert, ist ja wohl astronomisch höher wahrscheinlich, als bei einem kleinen glatten Schnitt in saubere Haut, aus dem es dann auch noch gut ausblutet und der anschließend mit sauberen hochwertigen Verbänden abgedeckt wird.
Hier gilt also das gleiche wie zuvor. Es könnte so gewesen sein, es könnte aber auch ganz anders gewesen sein. Tatsächlich halte ich das Fieberdelirium hier für viel wahrscheinlicher, als eine relevante Sekundärinfektion.

Gruß
Werner

Hallo,

nein, anhand der antiken Aussagen lässt sich nicht annähernd
eine Diagnose stellen. Das könnte alles von einer
Lungenentzündung, über Grippe bis zu Vergiftungserscheinungen
sein, auch Malaria wäre denkbar - verläuft immerhin in
Schüben.

Interessanter Punkt. Da hat es mal einen Professor in Princeton gegeben, der hat sich mit seinene Medizinerkollegen hingesetzt und die tippten auch auf Malaria. Muss ich mal wieder raussuchen, ist schon ein paar Jahre her, dass ich darüber gestolpert bin.

Bedenken müsste man dabei auch immer noch, dass

Krankheiten ja nicht immer nach Pschyrembel verlaufen. Es
könnten also auch alle möglichen atypischen Verläufe
vorliegen.

In dem Moment, in dem man sich auf „atypische“ Verläufe zurückziehen muss, wird die Argumentation schon sehr schwammig. Und natürlich hat es auch keine Bedeutung, dass der Mann, der sich sein Leben lang nicht taufen ließ, plötzlich genau in dieser Zeit, in der man zumindest doch ernste Zweifel daran haben könnte, dass er noch bei klarem Bewußtsein war, plötzlich sich taufen ließ. Vor allem, wenn die einzige Geschichte, die detailliert seinen Wunsch nach einer Taufe aufführt ausgerechnet von dem Mann stammt, der obwohl belegbar dabei, ebenso belegbar Details der Geschichte gefälscht hat um seinem erklärten Ziel, K. als chrichtlichen Kaiser darzustellen, näher zu kommen.

Einfach weil sie in der Vergangenheit weit

verbreitet war und eine große Variation von Verläufen kennt,
so dass auch die schwammigen Angaben dazu passen, ist wohl
eine Lungenentzündung nicht unwahrscheinlich. Das hilft uns
aber auch nicht weiter, denn dabei kommte es zwar häufig am
Ende auch zu Bewusstlosigkeit, aber es kann auch vorher ein
Kreislaufversagen eintreten oder oder oder …

So, aber jetzt mal Butter bei die Fische: Welches Deiner Beispiele, verbunden mit einem nicht unerheblichen Blutverlust per Aderlaß, den erwähnten Reisen und der Behandlung zuvor in Helenopolis hat denn eine wirkluch hohe Chance, dass er noch klar war?

Ich hatte auch mit meinem Beispielen nicht versucht eine
Diagnose zu stellen, von daher waren deine detaillierten
Betrachtungen dazu vergebens.

Wie mit Deinen Beispielen, so ist es auch mit Deiner Argumentation: Du sagst „Ich weiß es nicht“ und dann, „weil ich es nicht weiß, ist das alles Spekulation“.
Aber wir wissen dass er hohes (rasendes) Fieber hatte. Wir wissen, dass er sich angestrengt hatte un nicht nur einen Tag. Wir wissen, dass er sich einer Behandlung in Helenopolis (wegen der heißen Quellen) unterzogen hat.

Diese sollten nur illustrieren,

dass es hoch fieberhafte Erkrankungen gibt, die auf ganz
verschiedene Weise auch ohne Fieberdelirium oder längere
Bewusstlosigkeit zum Tode führen können.

Ja, und Deine Beispiele auf der Basis des „wir wissen es nicht“ kollidierten alle mit dem was wir wissen. Also sei so nett und bringe ein Beispiel für eine fiebrige Erkrankung das zu dem bekannten Ablauf passt.

Daran, dass es anscheinend keine Aussagen dazu gibt, dass K.
vor seinem Tode längere Zeit bewusstlos war und all deine
Überlegungen, so schlüssig sie auch scheinen mögen, eben nur
Spekulationen sind, ändert das alles nichts.

Natürlich geht es um Spekulation. Australien ist auch nur Spekulation, oder warst Du schon mal da? An irgendeinem Punkt geht es immer auch mal um Wahrscheinlichkeiten.

Und auch die warmen Bäder (wie heiß und wie oft ist ja wohl
auch unbekannt) oder die Reiseanstrengung machen das nicht
irgendwie zwingender.

Nur, dass er mindestesn 12-14 Tage da war und ein bis zweimal badete. Die Tourismusführer betonen heute nur die Schwefelhaltigkeit, geben jedoch keine Temperatur an, aber das könnte man rausbekommen, wenn es so relevant ist. E.v.C. behauptet, er habe den Rest der Zeit betend auf seinen Knien verbracht, was in Anbetracht der Tatsache, dass er, ebenfalls nach E.vC. ahnte, dass er sterben würde, zweifelhaft ist. Der Mann war Kaiser, der hatte noch ein Bisschen was zu ordnen (falls er eben noch konnte, dafür spräche sein Versuch einer Reise zurück ins Gebiet von Nikodemia)

Nach allem was ich von dir hier gehört habe - die
Originalquellen kenne ich nicht - ist es nicht
unwahrscheinlich, dass er vor seinem Tod noch einige Zeit
Bewusstlos war, das reicht aber keinesfalls für die Behauptung
einer solchen mehrtägigen Bewusstlosigkeit.

Vor allem, wenn man keine Beispiele für eine Erkrankung bringen kann, die dieser These widerspricht … Außerdem geht es hierbei nicht nur um den medizinischen Status einer Bewußtlosigkeit sondern um die Fähigkeit noch Entscheidungen zu fällen. Bezeichnend ist auch, dass er in anderen Angelegenheiten, die ihm zwangsläufig am Herzen gelegen haben müssen, keine Entscheidungen mehr traf. Nach seinem Tod ging deswegen das Morden unter seinen Söhnen ja munter los.

Das gleiche gilt für die vermuteten Sekundärinfektionen, die
ihn zusätzlich geschwächt haben sollen.
Natürlich können bei Verletzungen immer Infektionen auftreten.
Dein Vergleich mit der Versorgung von Kriegsverletzungen in z.
B. Vietnam hinkt aber nicht mal, der steht noch nicht mal auf
:wink:.
Dass sich eine durch Dreck und Stoffreste kontaminierte
zerfetzte Schuss- oder Splitterverletzung, die erst nach
Stunden chirurgisch versorgt wird infiziert, ist ja wohl
astronomisch höher wahrscheinlich, als bei einem kleinen
glatten Schnitt in saubere Haut, aus dem es dann auch noch gut
ausblutet und der anschließend mit sauberen hochwertigen
Verbänden abgedeckt wird.

Sauber ja, keimfrei sicher nicht. Hochwertig, darüber kann man sich streiten, aber das gehört wohl eher unter „Medizin“ oder „Medizingeschichte“. Das der Aderlass mit einem Messer durchgeführt wurde, dass auch für so und so viele andere benutzt worden ist und nie so etwas wie Jod, Chlor oder ein anderes Desinfektionsmittel gesehen hat, ignorierst Du. Mal abgesehen davon, dass wir hier ebenfalls über Feldlagerbedingungen sprechen. Der Vergleich hat sich also gerade wieder erhoben, hinkt nun zu den in Vietnam bereits verfügbaren Antibiotika, zu den sterilisierten OP-Werkzeugen und -Materialien und erholt sich zusehends.

Hier gilt also das gleiche wie zuvor. Es könnte so gewesen
sein, es könnte aber auch ganz anders gewesen sein.
Tatsächlich halte ich das Fieberdelirium hier für viel
wahrscheinlicher, als eine relevante Sekundärinfektion.

Und beides zusammen ergibt eine ziemlich hohe Wahrscheinlichkeit. Dazu kommt dann natürlich noch der direkte Blutverlust durch Aderlass.

Gruß
Peter B.

Hi,

Das dachte ich mir.

dann hilf ihm doch auf die Sprünge *tztztz*
Oder weshalb machst du es hier so spannend?

Das dachte ich mir.

Bedeutungschwangeres Schweigen…
impliziert oft nur heisse Luft.

Gruss
Hank

Hallo,
irgendwie verdrehst du hier was.
Du hast behauptet Konstantin war die letzten Tage seines Lebens bewusstlos.

Dies ist Spekulation und zwar in ganz anderer Weise als die Annahme der Existenz Australiens. Solche polemischen Spitzen nutzen der Diskussion kaum.
Du hast deine Spekulation aber fast im Range einer Tatsachenbehauptung als Grundlage für diene Argumentation bezüglich seiner Taufe benutzt.

Ich bin nun nicht in der Pflicht dir zu beweisen, dass er bei Bewusstsein war, denn die Behauptung hast du aufgestellt.
Ich habe weder das eine noch das andere Behauptet, sondern darauf hingewiesen, dass eine Bewusstlosigkeit - zumal eine mehrtägige - keine zwangsläufige Folge einer Fieberhaften Erkrankung ist.

Auch mein Hinweis auf atypische Verläufe ist keine Ausflucht, sondern Realität. Im Grunde gibt es nur individuelle Verläufe, der typische Krankheitsverlauf ist eine Konstruktion.

Auf Grundlage der wirklich minimalen Angaben kann niemand eine Diagnose stellen und selbst wenn man dann Malaria für am Wahrscheinlichsten hielte, ließe sich wieder nichts konkretes über die terminale Phase des Konstantin ableiten.
Auch die Zeitangaben nützen da nichts. Mancher lebt mit Malaria Jahrelang, andere sterben innerhalb von Tagen.
Die grundsätzliche Konstitution des Konstantin ist uns auch unbekannt. Es gibt Leute die mit 40 Fieber und offenen Wunden noch auf dem Feld arbeiten und andere liegen mit 38,5 danieder und stammeln nur noch.
Wir wissen nichts über die Bäder die er nahm und wie er sie verkraftete. Die von dir angenommene katastrophale Wirkung heißer Bäder ist auch keineswegs zwangsläufig.
Im (ausgehenden) Mittelalter wurden Aderlässe zur gefährlichen Modetherapie. Soweit ich weiß, war dies in der Antike nicht der Fall. Darum könnte es gut sein, dass diese Aderlässe auch keine dramatischen Auswirkungen hatten, sondern sogar sinnvoll waren, etwa zur Entlastung bei einer Bluthochdruckkrise. Das gibt es nämlich auch. Immerhin hatte er wohl die besten Ärzte seiner Zeit und die waren bei den Römern wie gesagt gar nicht so blöd.
Wir kennen die sonstige Belastung nicht, der er ausgesetzt war. Wir wissen nicht welche Vor- oder Grunderkrankungen er hatte. Vielleicht hatte er ja irgendwelche Organschäden und dazu noch einen weitern Infekt bekommen. Fieber kann auch durch vergiftungen und Tumoren verursacht werden, vielleicht hatte er ein schwaches Herz usw pp.

Ich hatte bereits gesagt, dass hohes Fieber oft mit einer Bewusstseinstrübung einhergeht, mindestens kurz vor dem Tod kann auch eine Bewusstlosigkeit als wahrscheinlich angenommen werden.
Zu der von dir gemachten Aussage er wäre (müsse) die letzen Tage bewusstlos gewesen sein reicht das aber einfach nicht aus.

Gruß
Werner

PS. Selbst die Qualität der Kriegschirurgie der alten Römer wurde erst im 20. Jahrhundert wieder erreicht und Konstantin wurde wohl kaum von einem Feldscher behandelt, der mit seinen Taschenmessern zuvor die Krankmeldungen der 1. Kohorte abgearbeitet hat.
Vertrau mir einfach, wenn ich sage, dass das Infektionsrisiko auch mit einem „nur“ sauberen Messer bei einem Aderlass gering war.

Hallo,
noch eine Ergänzung.
Was ich völlig übersehen habe und eine mehrtägige Bewusstlosigkeit Konstantins völlig ausschließt ist der Umstand, dass er bei Bewusstlosikeit keine Flüssigkeit mehr aufgenommen hätte (Infusionen gab es ja nicht) und bei Fieber, das den Flüssigkeitsbedarf schnell verdoppelt und verdreifacht und bei Außentemperaturen wie sie Ende Mai in der Türkei üblich sind, dürfte er unter diesen Umständen bei Bewusstlosikeit kaum einen Tag überlebt haben.

Gruß
Werner