Dreigliedriges Schulsystem wieder in Kritik

Hallo!

ich bin sehr für ein dreigliedriges Schulsystem.

und warum nicht 5-, 7- oder 11-gliedrig?

3-gliedrig, und so eng ist das hierzulande ja gar nicht, macht schon Sinn. Dazu kommen noch SOnderschulen, 2. Bildungswege u.s.w.

Ich bin dagegen, weil in D die Selektion viel zu früh beginnt.
Wenn jemand mal in die Haupt- oder Realschule „eingewiesen“
wurde hat er nur noch eine minimale Chance, in die
nächsthöhere Stufe aufzusteigen.

Ich kenne aus eigener Erfahrung das bayerische System.
Hier können Hauptschüler die mittlere Reife nachholen. Schüler mit mR können ein Fachabitur ablegen, mit dem sie dann an der FH studieren können. Wer ein Fachabi hat, kann auch das allg. Abi nachholen, was als einziges ein wenig komplizierter zu sien scheint.
Die Durchlässigkeit ist somit durchaus gegeben.

Ein ungegliedertes
Schulsystem (bis mindestens zu einem Alter von 16/17 Jahren)
lässt den Kindern und Jugendlichen sehr viel bessere
Entwicklungsmöglichkeiten.

Finde ich nicht. Es wird sich an den schwächsten orientiert und die guten Schüler verlieren viele Jahre an wertvoller Zeit, wo man sie deutlich besser hätte fördern können.

Gleichmacherei ist hier ein schlechter Ratgeber, man sieht das an den katastrophalen gesamtschulen in Hessen und RP.

Aber nein: Deutschland, Luxemburg, Nordirland, Österreich und
Schweiz haben die besten Pädagogen der Welt, und alle anderen
Länder machen in ihrer Bildungspolitik nur Mist.

Das kommt drauf an.
Finnland, Schweden und Norwegen, die ja sehr oft als Benchmarks herhalten müssen, müssen sich nicht mit Millionen von lern- und integrationsunwilligen Jugendlichen mit Migrationshintergrund, 10% Arbeitslosigkeit, 10% Schul-Drop-Outs und einer leistungsfeindlichen gesellschaftlichen Grundeinstellung herumschlagen.
In D muss man eben trennen und wenigstens die willigen Jugendlichen optimal fördern. Sie mit dem Bodensatz zusammenzustecken schadet nur ihrer Motivation.

Grüße,

Mathias

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Hallo Seraphim,

nur ganz kurz:

Und was muss ich da hören? Ist das bei euch normal, dass
Schulen keine Räumlichkeiten zum Mittag essen haben? Find ich
ehrlich gesagt unglaublich (also nicht, dass ich es nicht
glaube, aber sowas halte ich eigentlich für
selbstverständlich).

ja sicher, bisher war doch die Halbtagsscshule heilig, damit die Kinderchen heim an Muttis Herd zum Mittagessen kamen.

Warum, glaubst Du, fordern so viele Frauen in den „gebrauchten“ Bundesländern eine bessere Kinderbetreuung, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.

Gruß, Karin

Zustimm, zustimm, zustimm !!!
Hallo miteinander,

meine älteste Tochter geht in die 7. Klasse - das ist hier in BW der erste Jahrgang G8. Grob gesagt - ein Chaos ohne Ende !

Die Grundschulen waren vor 3 Jahren noch gar nicht auf G8 eingestellt, in der 4. Klasse wurde seeeehr getrödelt, aber das mag an der Lehrerin gelegen haben.

In der 5. Klasse (= erstes Gymnasialjahr) kam für alle der totale Praxisschock: erstens plötzlich richtige Hausaufgaben, und natürlich nicht zu knapp, zweitens völlig überforderte und ständig jammernde Lehrer, Schulbücher, die nicht lieferbar waren, Lehrermangel, keinen Mittagstisch, ein überfrachteter Lehrplan und mehrfache Stundenplanänderungen. Lehrer und Schüler hatten Sorge, überhaupt den Stoff zu schaffen, was natürlich für gute Stimmung sorgte…

Die Schulen erfahren noch immer erst kurzfristig, welche Änderungen angesagt sind, es wurde mehrfach „nachgebessert“, führt aber überall zu Unsicherheit. Schulen haben mehr individuellen Spielraum, wie sie das Stundenkontingent bis zum Abitur aufteilen, aber das führt zu der aberwitzigen Situation, dass bei den Infoabenden der Schulen für neue Fünftklässler Eltern nachfragen, warum ihr Kind in Schule A nur 31 Wochenstunden, in Schule B 32 und in Schule C 33 Wochenstunden in Klasse 5 haben wird.

Ein späterer Schulwechsel, beispielsweise wegen Umzug, ist nun selbst innerhalb eines Landkreises ein Abenteuer, da jede Schule andere Lehrbücher verwendet und den Stoff in anderer Reihenfolge durchzieht. In den Fremdsprachen fehlt viel Zeit für Vertiefungen, altgediente Lehrer verzweifeln (und ich kann einige Argumente echt nachvollziehen), denn es wurde einfach zu wenig Stoff gestrichen, und dann auch noch der falsche :frowning:

Ich habe mein Abitur in 9 Jahren gemacht, und trotzdem gab es keinen Leerlauf. Vielleicht habe ich zu viel unnötiges Wissen gepaukt, ich sehe ein, dass kein Mensch die Punier kennen muss *g*, ich stelle mich nicht grundsätzlich gegen eine Verkürzung der Schulzeit, aber bitte sinnvoll und nicht in dem Hauruckverfahren, wie es hier lief. Wie gesagt - wir sind die „Pilotfamilien“, wir sind diejenigen, die über die Elternvertretungen reklamieren, wenn etwas total an der Praxis vorbeigeplant wurde, unsere Kinder müssen aushalten, was für die Nachfolger (dazu gehört meine 2. Tochter, ich habe also den direkten Vergleich, was sich in den 2,5 Jahren getan hat) dann manchmal wieder zurückgenommen wird.

Die Situation ist überhaupt nicht vergleichbar mit dem G8 in den Bundesländern, in denen das schon länger Tradition hat.

Grummelgrüße,
Insel

Hallo Seraphim,

Und was muss ich da hören? Ist das bei euch normal, dass
Schulen keine Räumlichkeiten zum Mittag essen haben? Find ich
ehrlich gesagt unglaublich (also nicht, dass ich es nicht
glaube, aber sowas halte ich eigentlich für
selbstverständlich).

Auch aus B-W kann ich dir da melden: JA, eine Mensa ist noch immer exotisch, und WENN es eine gibt, so hat sie keineswegs täglich geöffnet, sondern 1-3 x pro Woche und wird häufig ehrenamtlich von Eltern betrieben (hab ich auch mal eine Weile gemacht).

Wenn es vereinzelt schon Ganztagsbetrieb gibt (denen ich aus anderen Gründen kritisch gegenüberstehe), dann werden Kinder zum Beispiel im Musiksaal abgespeist.

Da aber Fördergelder eingestrichen werden, bauen jetzt viele Schulen tolle Fütterungsgebäude, und anschließend bricht das Chaos aus, weil das Essen entweder gleich gar nicht sinnvoll gekocht oder gebracht werden kann mangels Kohle, oder weil es zu wenig Ehrenamtliche gibt, oder weil kleinere Kinder auch beim Essen den einen oder anderen Aufsichtslehrer brauchen…

Also nach deiner Argumentation verstehe ich deinen Ärger, der
sich ja nicht direkt gegen die Schulzeitverkürzung sondern
eher gegen die stümperhafte Umsetzung derselben richtet.

Ja, stümperhaft ist noch freundlich ausgedrückt :wink:

Es ist hier noch ein jahrelanger Weg zu einer Ganztagsschule, die auch ich gutheißen würde, nämlich gute Lehrer, gutes Klima, gute Angebote und gutes Essen :wink:

Viele Grüße,
Insel

Hallo Allerseits,

Hallo, Heribert.

Wohl kaum etwas auf der Welt ist so oft verändert worden wie der Bildungskanon und das Schulsystem in Deutschland. Das fängt schon damit an, dass es das System in Deutschland gar nicht gibt, sondern inzwischen 16 Bundesländer mehr oder weniger ihr eigenes Süppchen kochen. Die Zutaten für Letzteres holt man sich dann auch noch aus der jeweiligen parteipolitischen Küche und würzt mit ein wenig Zeitgeist. Siehe die Debatten der 70er (Mengenlehre, Ganzwortmethode …), der 80er (Montessori, Waldorf …), der 90er (Integration der Ex-DDR, Abkehr von der Gesamtschule …), der 00er (PISA, Turboabi, Elitenförderung …) - you name it.

Geschimpft wird abwechselnd auf Multikulti, unfähige Eltern, mangelnde Kindergartenbetreuung, Unterrichtsausfall und unmotivierte Schüler - letzteres, wie bekannt sein dürfte, schon seit dem Altertum.

Wenn ich meine eigene (pflicht-) schulische Laufbahn betrachte, kann ich so allerlei nachvollziehen : 1968 eingeschult, hatten meine Grundschullehrer ihre Prägung in den Adenauerzeit bekommen, Klasse 1 bis 4. Danach kam die „Förderstufe“ : 2 Jahre Unterricht im Kurssystem und meine ersten Erfahrungen sowohl mit Vorkriegs- und kriegsgeprägten als auch mit den ersten aus der 68er Bewegung stammenden Lehrern. Klasse 7 bis 10 am G-Zweig einer additiven Gesamtschule - die alten Lehrer verschwanden nach und nach, es rückten psychologisch gebildete, ambitionierte Pädagogen nach, die so allerlei Experimente auf der Pfanne hatten, wie Soziogramme, Gruppendynamik etcetera päpää.

1968 gehörte ich zu den ersten, die nicht mehr in die zweiklassige Dorfschule kamen, sondern per Bus in die Grundschule gekarrt wurden. 1972 war der erste Jahrgang, der nicht mehr direkt in Hauptschule, Realschule, Gymnasium gebeamt wurde, sondern die Förderstufe genoss. 1974 waren wir die Ersten, die auf getrennten Schulzweigen in der Form der additiven Gesamtschule landeten. Wir waren der jeweils erste Jahrgang für: zweite Fremdsprache ab Klasse 6, Mengenlehre ab Klasse 5, gemischten Sportunterricht, Taschenrechnererlaubnis und bestimmt noch eine Menge anderer Dinge. Zum Thema „Schule als Versuchslabor“ kann ich also eine Menge erzählen.

Die Berufsaussichten für diejenigen, die Ambitionen auf eine Lehrerlaufbahn hatten, wurden zyklisch als hervorragend / beschissen / mittelmäßig bezeichnet, mit der Auswirkung, dass zwar 20 von 25 Absolventen des obigen Jahrgangs heute im ÖD sind, aber nur einer Lehrer wurde. Und erst mit Anfang 30 eine (halbe) Stelle bekam, soit dit en passant.

Was soll nun dieser ganze, lange Sums? Schlicht und ergreifend ist es so, dass man, je mehr man experimentiert und abwechselnd das Fass oder den Reifen schlägt, den Karren desto heftiger an die Wand fährt. Die Superbegabten kämen notfalls auch ohne staatlichen Unterricht durchs Leben; das Gros dagegen bekommt inzwischen - wie ich aus meiner Erfahrung als Ausbilder und der Teilnahme an Tests und Vorstellungsgesprächen weiß - kaum noch die Fertigkeiten mit, sich im Leben zu behaupten. Der Witz dabei: das lässt sich kaum an der besuchten Schulform festmachen - eine gut organisierte Realschule entlässt ihre Zöglinge besser vorbereitet als die meisten Gymnasien das darstellen können.

All diesen Erscheinungen wird man mit dem üblichen Herumgefummele an politischen und ideologischen Schrauben nicht begegnen können. In einem vereinten Europa, in einer globalisierten Welt noch über Unterschiede zwischen kleinen Popel-Bundesländern reden zu müssen, disqualifiziert unser gesamtes Bildungssystem in meinen Augen komplett. Wenn man von der Kirchturmpolitik nicht wegkommt, braucht man sich über Probleme mit Migrantenkindern schon gar nicht mehr zu wundern. Und hat man das Pech, über etwas längere Zeit ein Sparbrötchen als Ministerpräsident zu haben (nur in der Bildungspolitik, natürlich; für Schlösser und rauschende Ballnächte ist immer genug SchmierGeld da), erlebt man auch noch, dass diejenigen, die geeignet wären, die nächste Generation etwas besser auszubilden, davon den weitest möglichen Abstand halten.

Außerdem sind Kinderinnen und Kinder, die irgendwann gezwungen sind, das Bundesland zu wechseln, sowieso in der Eieruhr, egal, welche Schule sie bis dahin besucht haben.

Mit anderen Worten: wie viele Gleise das Schulsystem hat, und wann die entsprechenden Weichen gestellt werden, ist m.E. zweitrangig. Wichtiger und vor allem richtig wäre es, sich zumindest deutschlandweit auf eine Spurweite zu einigen. Alles Andere ist nur Herumgepfusche auf Kosten aller Beteiligten.

Gruß Eillicht zu Vensre

Leider…
…kann ich nur ein einziges Sternchen vergeben :wink:

Hallo Mathias,

ich bin sehr für ein dreigliedriges Schulsystem.

Ich auch !

Finde ich nicht. Es wird sich an den schwächsten orientiert
und die guten Schüler verlieren viele Jahre an wertvoller
Zeit, wo man sie deutlich besser hätte fördern können.

Gleichmacherei ist hier ein schlechter Ratgeber, man sieht das
an den katastrophalen gesamtschulen in Hessen und RP.

So ist es ! Meine Kinder gehören zur „schnelleren“ Kategorie, wir waren (und sind es beim Jüngsten) wirklich froh, wenn die Grundschulzeit vorbei ist. Es hat sich in den letzten Jahren etwas geändert, das möchte ich nicht verschweigen, mein Jüngster (1. Klasse) mußte bisher im Gegensatz zu seinen Schwestern tatsächlich noch kein einziges Mandala malen als Beschäftigungsmassnahme, bekam aber schon mehrfach Extraaufgaben, weil er schon mit dem jeweiligen Arbeitsblatt fertig war. Trotzdem - der Schwerpunkt liegt bei den schwächeren Schülern, die Motivation der guten Schüler geht in den 4 Jahren Grundschule oft genug den Bach hinunter.

Das kommt drauf an.
Finnland, Schweden und Norwegen, die ja sehr oft als
Benchmarks herhalten müssen, müssen sich nicht mit Millionen
von lern- und integrationsunwilligen Jugendlichen mit
Migrationshintergrund, 10% Arbeitslosigkeit, 10%
Schul-Drop-Outs und einer leistungsfeindlichen
gesellschaftlichen Grundeinstellung herumschlagen.
In D muss man eben trennen und wenigstens die willigen
Jugendlichen optimal fördern. Sie mit dem Bodensatz
zusammenzustecken schadet nur ihrer Motivation.

Ja, ja, ja !!!

Wir haben Freunde in Dänemark und können sehr gut vergleichen: dort haben Lehrer ein ganz anderes Verhältnis zu ihren Schülern, Leistung ist gesellschaftlich absolut anerkannt, und, natürlich, die Probleme in den Klassen sind insgesamt geringer. Allerdings wird auch etwas dafür getan, dass es so bleibt: die Schulen sind personell traumhaft ausgestattet, Klassen kleiner, und für Problemschüler und -Eltern gibt es ehrlich engagierte Ansprechpartner, kein „Abschieben“ nach „unten“.

Was mich aber am dreigliedrigen Schulsystem sehr stört, ist die in der Praxis sehr geringe Durchlässigkeit. Gerade die Einführung des G8 in B-W erschwert den Wechsel von der Realschule auf das Gymnasium noch mehr, denn bereits in der 6. Klasse (geplant war sogar 5. Klasse) kommt eine zweite Fremdsprache. Ein Realschüler, bei dem „der Knoten“ erst in der 7. Klasse platzt, kann kaum noch ohne private Unterstützung (-> Geldbeutel der Eltern für Nachhilfe) wechseln.

Hauptschulen dagegen verkommen immer mehr, wobei ich in letzter Zeit häufiger lese, dass sich etwas positiv ändert, aber ich kann nicht beurteilen, ob das nur Schönschreiberei ist.

Viele Grüße,
Insel

Hallo,
vieles des bisher Geschriebenen kann ich bestätigen. Meine Tochter steht gerade im Abitur, sie besuchte die Projektklasse G8, alle anderen Klassen hatten G9. Diese Projektklasse machte alles ein bisschen schneller und sprang dann nach der 9. in die 11. Klasse. Seit zwei Jahren machen nun alle neuen Schüler dieser Schule G8.

Vorteile? Ja klar, weil es eine Versuchsklasse auf Wunsch der Schulleitung war, hatten sie die besten Lehrer. In die Klasse kamen nur die besten Schüler der 5. Klassen, auch keine Chaoten. Und das Lerntempo war harmonischer als in anderen Klassen. So wars am Anfang.

Nachteile? Ja klar, die kamen auch, in Massen:
Es gab noch keine Lehrpläne, das Problem Physik-Mathe kennen wir auch. Für den Inhalt des Geschichtsunterrichts waren sie eigentlich noch ein Jährchen zu jung. Die Schulbücher reichten nicht aus, weil sie ja bereits vor Ende des Schuljahres die der nächsten Klassenstufe brauchten. Und und und …

Sie hatten auch mehr Unterrichtsstunden, die Vormittage reichten natürlich nicht. Zum Mittagessen konnten sie sich beim Hausmeister eine überteuerte 5-Minuten-Terrine kaufen. Immerhin war die Pause ja 10 Minuten lang! Inzwischen wird „richtiges“ Mittagessen angeboten, von einem Menü-Service gebracht, gegessen wird im Klassenraum, weil es eine Mensa immer noch nicht gibt.

Formal war es eine tolle Idee: die lehrbegierigen Schüler sollten ein Jahr weniger haben. Ein Jahr weniger Leerlauf, weniger Gammelei, hieß es. Aber: auch diese Schüler haben eine Pubertät und zeitweilig keine Lust zum Lernen. Und wenn sie mit 15 in die Oberstufe kommen, haben viele nicht die Einsicht, dass sie für ihre Zukunft lernen und nicht für die Lehrer. Unsere ältere Tochter war eben auch ein Jahr reifer, als sie in die so wichtige Endphase kam.

Warum wir unsere Tochter überhaupt in diese Projektklasse gaben? Weil sie in der Grundschule vier Jahre lang unterfordert war. Der Unterricht dort war logischerweise am Mittelfeld orientiert, aber da werden sowohl die langsameren als auch die schnelleren Lerner frustriert.

Deshalb bin ich für eine Gliederung des Schulsystems. Aber ich gehe noch weiter: ich bin für individuellere Formen im Grundschulalter! Lasst den Kindern die Zeit, die sie brauchen, das heißt: für manche genügen drei Jahre Grundschule, andere brauchen vier, manche fünf Jahre. Aber bitte ohne dass die Eltern ihre Kinder aus Prestigegründen in die „turbo“-Klasse schicken! Und natürlich sollten die Kinder die Klasse wechseln können, wenn es sinnvoll ist. Meines Wissens gab es dieses Modell in Schleswig-Holstein. Weiß da einer was Genaueres?

In Berlin bleiben die Kinder sechs Jahre in der Grundschule im Klassenverband zusammen. Von meinen Nichten, die dort zur Schule gingen, weiß ich, dass gerade in den letzten Jahren die sehr stark unterschiedliche Lernfähigkeit zu sehr viel Frust geführt hat.

Generell bin ich für mehr Durchlässigkeit im Schulsystem. Der Wechsel muss möglich sein, wo er nötig und sinnvoll ist. Schließlich ist die Schule für die bestmögliche Förderung der Kinder da - und die Kinder sind nicht dazu da, die vorhandenen Schulen zu füllen.

Jette

Hi,
klar lernt man in 12 Jahren auf jeden Fall genauso viel wie in 13! Das ist quasi intuitiv einsichtig.

Da ein Jahr weniger nun offensichtlich inhaltlich und qualitativ keinen Unterschied macht, bin ich dafür nun jedes Jahr ein Jahr abzuschaffen.

Gruß
Werner

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Wir haben Freunde in Dänemark und können sehr gut
vergleichen:

Ich denke, es gibt auch in Deutschland viele Vergleichsmöglichkeiten.

dort haben Lehrer ein ganz anderes Verhältnis zu ihren
Schülern, Leistung ist gesellschaftlich absolut
anerkannt,
Allerdings wird auch etwas dafür getan, dass es so
bleibt:

Ich denke, dass die unterstützung vor allem von unten kommt.Dem Franzosen z.B. ist nämlich der Stern auf dem Auto nicht so wichtig wie sein Kind.

die Schulen sind personell traumhaft ausgestattet,
Klassen kleiner, und für Problemschüler und -Eltern
gibt es
ehrlich engagierte Ansprechpartner, kein „Abschieben“
nach
„unten“.

Ich denke, das ist auch ein gesellschaftliches Problem.So, wie man mit den „Abschiebern“ umgeht, so gehen die dann mit den „abzuschiebenden“ um.

Was mich aber am dreigliedrigen Schulsystem sehr
stört, ist
die in der Praxis sehr geringe Durchlässigkeit. Gerade
die
Einführung des G8 in B-W erschwert den Wechsel von der
Realschule auf das Gymnasium noch mehr, denn bereits
in der 6.
Klasse (geplant war sogar 5. Klasse) kommt eine zweite
Fremdsprache. Ein Realschüler, bei dem „der Knoten“
erst in
der 7. Klasse platzt, kann kaum noch ohne private
Unterstützung (-> Geldbeutel der Eltern für Nachhilfe)
wechseln.

Also meine Mutter war damals der Meinung, ich würde kein Abi hinkriegen. Mir hat niemand geholfen.Meine Noten warn nie gut. Ich war Durchschnitt. Ich bin Durchschnitt.
Meistens, so meine Erfahrungen, machen die Leute, die sagen:„wenn…,dann…“, nur soweit gehen, wie ihnen die Türen offen stehen. Sie denken nicht daran, selbst eine zu öffnen. Und wer schlechte Noten hat, kapituliert schon vorher. Hat er gute, kapituliert er dann, wenn er mal eine Tür nicht findet.
Es geht mir selbst so mit kleinen Dingen. Ich rege mich darüber auf, dass es in unserer Hochschule so unmodern kompliziert ist, einen W-Lan-Zugang zu bekommen(kostenlos!!!)…nun, es stört mich einfach nicht genug, dass ich etwas dafür tue. Aber deshalb habe ich trotzdem Internet. Vor 20 Jahren gab´s das noch nicht mal.
Und wenn jeder so denkt, wieso sollte sich dann was ändern. Es gibt keinen Schulgott, der alles für uns macht.

Wenn Eltern gute Bildung für ihre Kinder wollen, müssen sie wissen, dass Bildung kostet.

Warum, glaubst Du, fordern so viele Frauen in den
„gebrauchten“ Bundesländern eine bessere
Kinderbetreuung, um
Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.

das problem ist, dass es die gleichen mütter sind, die meinen, ihr kind am besten erziehen zu können und das, was der lehrer sagt, als unsinnig und schlampige arbeit verkaufen zu müssen.
und dann gibt es noch mütter, die das machen, aber nicht mal arbeiten.

Kann es sein dass man da nur als „Ossi“ drüber lachen
kann
…?
*wunder*

streitet euch nicht, kinder, sachsen-anhalt gehört zu den neuen bundesländern.

Genauso wie ein Rechtsfahrgebot weder in England noch in den USA einen :Sinn hätte, hätte die Übernahme eines Systems, das unter ganz anderen :Verhältnissen wunderbar funktioniert, einen Sinn. Es sind nunmal nicht :alle Menschen gleich.

In den USA herrscht Rechtsverkehr …

*verkrümel*

In den USA herrscht Rechtsverkehr …

… stimmt wohl, aber dort gibt es kein RechtsfahrGEBOT…
es sei denn ein Schild sagt „SLOWER TRAFFIC KEEP RIGHT“ …

Erfahrungen mit Gesamtschule
Hallo Matthias,

Gleichmacherei ist hier ein schlechter Ratgeber, man sieht das
an den katastrophalen gesamtschulen in Hessen und RP.

Das sehe ich etwas anders. Die Leistungen der Gesamtschüler liegt meines Wissens im Schnitt leicht besser, als die der Realschule.
Die Gesamtschulen in Hessen gibt es zunächst in verschiedenen Varianten, integriert und nicht integriert, ganztags oder nicht, mit Oberstufe oder nicht.
Die Gesamtschulen standen und stehen in Hessen in Konkurrenz mit normalen Gymnasien und Realschulen. Ambitionierte Eltern und sehr gute Schüler werden üblicherweise direkt an das Gymnasium gesendet. Wer sendet nun sein Kind in die Gesamtschule? Zu einem nicht geringen Teil Eltern mit Kindern, die gefördert werden sollen,um einen etwas besseren Schulabschluss zu erreichen. Dementsprechend sind Abiturienten von Gesamtschulen im Schnitt nicht so gut, wie die von renommierten Gymnasien.
Genauso wenig kann man eine Frankfurter Hauptschule mit einer Regensburger Hauptschule vergleichen.

Finnland, Schweden und Norwegen, die ja sehr oft als
Benchmarks herhalten müssen, müssen sich nicht mit Millionen
von lern- und integrationsunwilligen Jugendlichen mit
Migrationshintergrund, 10% Arbeitslosigkeit, 10%
Schul-Drop-Outs und einer leistungsfeindlichen gesellschaftlichen
Grundeinstellung herumschlagen.

Klar, Deutschland ist das einzige Land mit hoher Immigration und entsprechenden Problemen. Schau mal nach den Niederlanden, Frankreich, England usw…

In D muss man eben trennen und wenigstens die willigen
Jugendlichen optimal fördern. Sie mit dem Bodensatz
zusammenzustecken schadet nur ihrer Motivation.

Das ist Schwachsinn.
Wenn ich industriell Bauteile wie Zylinderköpfe herstelle, werden Teile, die die Qualitätskontrolle nicht passieren, wieder eingeschmolzen.
Wenn ich Autos herstelle, und ein Fahrzeug die Qualitätskontrolle nicht passiert, landet das Auto nicht in der Schrottpresse. Es wird nachgebessert.
Wenn ich alle schlechten Schüler, Schüler die eine Querulantenphase durchmachen , Schüler mit schlechten sozialen Hintergrund und vor allem Migrationshintergrund zusammenpacke, dann züchte ich mir Bodensatz heran. Gesellschaftlich und menschlich betrachtet ist das einen Katastrophe.

Natürlich ist es Eltern lieber, wenn ihr Kind mit lauter sehr guten und braven Schülern zusammen ist, die ihr Kind. Bei vielen spielt auch ein gewisses Standesbewusstsein eine Rolle. Will man wirklich, dass sich das eigene Kind mit einem frechen Türkenjungen anfreundet?

Gruß
Carlos

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Hallo,

ich bin sehr für ein dreigliedriges Schulsystem. Allerdings
wurden leider aus Haupt- und Realschule mittlerweile aus
Gründen der Gleichmacherei ‚kleine Gymnasien‘ gemacht.

??? Bei uns in Hessen ist die Hauptschule eine Restschule, in der
schlechte Schüler, renitente Schüler, Schüler mit schlechtem sozialen Hintergrund oder mangelhaften Deutschkenntnissen zusammengefasst.

So wurde aus einem System, um das die
Welt uns beneidet hat, ein Trümmerhaufen.

Wenn uns darum die Welt beneidet hat, warum wurde es dann nicht kopiert?

Gruß
Carlos

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Hallo Carlos,

das hast du sehr gut auf den Punkt gebracht!

Das sehe ich etwas anders. Die Leistungen der Gesamtschüler
liegt meines Wissens im Schnitt leicht besser, als die der
Realschule.

Das habe ich auch so in Erinnerung.

Die Gesamtschulen standen und stehen in Hessen in Konkurrenz
mit normalen Gymnasien und Realschulen.

Richtig. Und es gibt kaum noch integrierte Gesamtschulen (kooperative Gesamtschulen sind lediglich 3 Schulsysteme mit einer Verwaltung und Facility-sharing).

Ambitionierte Eltern
und sehr gute Schüler werden üblicherweise direkt an das
Gymnasium gesendet. Wer sendet nun sein Kind in die
Gesamtschule? Zu einem nicht geringen Teil Eltern mit Kindern,
die gefördert werden sollen,um einen etwas besseren
Schulabschluss zu erreichen. Dementsprechend sind Abiturienten
von Gesamtschulen im Schnitt nicht so gut, wie die von
renommierten Gymnasien.

Ja. So isses.

In D muss man eben trennen und wenigstens die willigen
Jugendlichen optimal fördern. Sie mit dem Bodensatz
zusammenzustecken schadet nur ihrer Motivation.

Diesen wunderbaren Satz lass ich mir mal auf der Zunge zergehen.
Außerdem bedanke ich mich bei dem Autor dafür, meine Söhne und ihre Klassenkameraden als Bodensatz bezeichnet zu haben.

Wenn Gesamtschulen wirklich so schlecht wären - warum funktioniert dann das System trotzdem an den integrierten Gesamtschulen, obwohl sie genau aus den von dir beschriebenen Gründen viel schlechtere Voraussetzungen haben? WEnn Gesamtschulen wirklich so schlecht wären - warum funktioniert das System dann in so unterschiedlichen Ländern wie Dänemark, Finnland, USA, Südafrika… ?

Als wir vor zwei Jahren nach Deutschland kamen, habe ich bewusst eine Gesamtschule für meine Jungs gesucht, weil sie bis dato nur in englischsprachigen Schulen waren. Wir haben dafür sogar eine Splittung unserer Familie in Kauf genommen (mein Mann wohnt unter der Woche 300km von uns entfernt).

Nach einem Jahr wurde mir dann mitgeteilt, dass das System geändert werde, es ab Klasse 9 nur noch abschlussbezogene Klassen gäbe, meine Jungs dank in die Hauptschulklasse kämen (hauptsächlich wegen schlechter Leistungen in Deutsch [was zu erwarten war], und mittelprächtigen Leistungen in den Nebenfächern. Dass sie praktisch englische Muttersprachler sind, hilft nichts, sie sitzen nun in einem Hauptschulenglischunterricht. Und man wundert sich, dass Sohn Nr. 1 abschaltet, weil er sich langweilt, und Sohn Nr. 2 auf die blödesten Gedanken kommt, weil er sich langweilt.
Sicher sind wir eine Ausnahmefamilie, aber so sehr unterscheiden sich unsere Probleme gar nicht von denen der anderen Familien.

Gruß
Elke

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Ursache und Wirkung

Das kommt drauf an.
Finnland, Schweden und Norwegen, die ja sehr oft als
Benchmarks herhalten müssen, müssen sich nicht mit Millionen
von lern- und integrationsunwilligen Jugendlichen mit
Migrationshintergrund, 10% Arbeitslosigkeit, 10%
Schul-Drop-Outs und einer leistungsfeindlichen
gesellschaftlichen Grundeinstellung herumschlagen.
In D muss man eben trennen und wenigstens die willigen
Jugendlichen optimal fördern. Sie mit dem Bodensatz
zusammenzustecken schadet nur ihrer Motivation.

Hi Mathias,

ich frage mich was zuerst da war…
Leistungsverweigerer und Schulabbrecher oder das Schulsystem das die Kinder gnadenlos nach unten durchreicht.

Grüße
Sue

3 Like

Hallo,

Was mich aber am dreigliedrigen Schulsystem sehr stört, ist
die in der Praxis sehr geringe Durchlässigkeit. Gerade die
Einführung des G8 in B-W erschwert den Wechsel von der
Realschule auf das Gymnasium noch mehr, denn bereits in der 6.
Klasse (geplant war sogar 5. Klasse) kommt eine zweite
Fremdsprache. Ein Realschüler, bei dem „der Knoten“ erst in
der 7. Klasse platzt, kann kaum noch ohne private
Unterstützung (-> Geldbeutel der Eltern für Nachhilfe)
wechseln.

Wann sollte denn die zweite Fremdsprache anfangen? Oder, andersrum, warum sollten Realschüler (und im Endeffekt auch Hauptschüler) nur deshalb eine zweite Fremdsprache lernen, weil ein paar von ihnen vielleicht später mal wechseln wollen?
Worüber man bzgl. dieses Problems nachdenken könnte, wären KOSTENLOSE Förderkurse für Wechsler. Aber nicht, dass die anderen wegen der Wechsler zurückstecken müssten.
Ansonsten kann ich Dir nur voll zustimmen.
Gruß
loderunner

1 Like

Hallo,

ich frage mich was zuerst da war…
Leistungsverweigerer und Schulabbrecher oder das Schulsystem
das die Kinder gnadenlos nach unten durchreicht.

zuerst gab es ein dreigliedriges, nahezu undurchlässiges Schulsystem. Dann wurde die Qualität von oben her gesenkt, um mehr Abiturienten zu ‚produzieren‘. Das hat dazu geführt, dass zum einen immer mehr Real- und Hauptschüler die nächsthöhere Schule besuchen und zum zweiten die ‚Zurückbleiber‘ immer weniger Chancen haben. Da wurde nicht von oben nach unten durchgereicht, sondern im Gegenteil von unten nach oben. Und DAS hat zu den Problemen geführt.
Gruß
loderunner

2 Like

Hallo!

Das kommt drauf an.
Finnland, Schweden und Norwegen, die ja sehr oft als
Benchmarks herhalten müssen, müssen sich nicht mit Millionen
von lern- und integrationsunwilligen Jugendlichen mit
Migrationshintergrund, 10% Arbeitslosigkeit, 10%
Schul-Drop-Outs und einer leistungsfeindlichen
gesellschaftlichen Grundeinstellung herumschlagen.
In D muss man eben trennen und wenigstens die willigen
Jugendlichen optimal fördern. Sie mit dem Bodensatz
zusammenzustecken schadet nur ihrer Motivation.

Hi Mathias,

ich frage mich was zuerst da war…
Leistungsverweigerer und Schulabbrecher oder das Schulsystem
das die Kinder gnadenlos nach unten durchreicht.

Was macht das aus?
Wenn ein Kind am Gymnasium überfordert ist, kann es wenigstens noch zur Realschule gehen. Dasselbe gilt für Realschule und Hauptschule. Eine Durchlässigkeit nach „unten“ ist somit genauso wichtig wie nach „oben“.

Es können nun mal nicht alle Kinder mit Gewalt in ein abitur hineingefürdert und -sozialisiert werden.

Grüße,

Mathias