Hallo!
Ich war in diesen Tagen in Dresden und habe auch Veranstaltungen zum 66-Jahr-Gedenken besucht.
Kann mir jemand mitteilen, warum in dieser Stadt die Erinnerung an die Zerstörung dermaßen lebendig gehalten werden kann? Warum im kaum weniger zerstörten Würzburg? Warum nicht in Berlin, in München, in Mannheim und sonstwo?
Schönen Gruß!
H.
Guten Abend!
Kann mir jemand mitteilen, warum in dieser Stadt die
Erinnerung an die Zerstörung dermaßen lebendig gehalten werden
kann? Warum im kaum weniger zerstörten Würzburg? Warum nicht
in Berlin, in München, in Mannheim und sonstwo?
Dresden hat eine Stellvertreterfunktion erhalten für das Gedenken der Bombardierung deutscher Städte durch die Alliierten insgesamt.
Einige der Gründe dafür sehe ich darin, dass die Zerstörung Dresdens 1) sofort und bis heute propagandistisch ausgeschlachtet wurde und wird, 2) dass sie kriegstaktisch völlig sinnlos war, und vor allem 3) dass sie nicht nach+nach erfolgte, sondern binnen weniger Tagen, daher punktgenau datierbar ist.
Letzteres begünstigt die Entstehung einer Gedenkkultur sicherlich ungemein.
E.T.
Hi,
Einige der Gründe dafür sehe ich darin, dass die Zerstörung
Dresdens 1) sofort und bis heute propagandistisch
ausgeschlachtet wurde und wird, 2) dass sie kriegstaktisch
völlig sinnlos war, und vor allem 3) dass sie nicht nach+nach
erfolgte, sondern binnen weniger Tagen, daher punktgenau
datierbar ist.
Ist mit Gießen nicht viel anders. Durch einen Fehler der Alliierten wurde nicht die Industriestadt Wetzlar getroffen, sondern Gießen. Es wurden 67% der Stadt und 90% der Innenstadt zerstört. Das ganze war am 2. und am 6. Dezember 1944, wobei 1944 die meisten Bomben fielen.
Wie sehr Dresden zerstört wurde, weiß ich jetzt nicht aus dem Handgelenk, aber Gießen könnte es doch auch verdient haben(also eine Gedenkfeier).
mfg,
Hanzo
Hi,
auf die Schnelle konnte ich für Gießen Berichtefinden, die von etwa 800 Tote durch die Luftangriffe sprechen.
In Dresden geht man nach letzten Forschungen von etwa 20000 bis 25000Toten aus.
Der Unterschied ist also doch recht groß.
Gruß
rantanplan
In Dresden geht man nach letzten Forschungen von etwa 20000bis 25000Toten aus.
Da wurden die Zahlen aus politischen Gründen runtergerechnet. Normal kann man in Dresden von 140000 rechnen. Wenn jemand bei anderen Opferzahlen zweifel hat, ist es gleich strafbar. Sonderbar nicht oder sind Kriegsopfer unterschiedlich viel wert?
Es muß an alle gedacht werden, die damals zu schaden kamen.
Hallo!
Ich weiß nicht, ob Dresden auch so eine „Erinnerungskultur“ hätte, wenn nicht seit Jahren Rechtsextreme diesen Tag und eine Stadt für ihre Zwecke nutzen würden!? Ob diese Stadt so etwas „verdient“ hat, sei mal dahingestellt. Bis vor einigen Jahren ist es den Bürgern der Stadt nicht gelungen, etwas wirklich Großes gegen die Nazi-Aufmärsche zu setzen. Gedenken schön und gut (und sicherlich auch wichtig), aber das eigentliche Anliegen der über 10.000 Dresdner ist der Widerstand gegen die Nazi-Aufmärsche in ihrer Stadt.
Ich denke, kein Dresdner hätte was dagegen, wenn die zukünftig in Gießen stattfinden würden…
Grüße!
Da wurden die Zahlen aus politischen Gründen runtergerechnet.
Für die Zahl 20000-25000 habe ich die Ergebnisse einer Historikerkommission als Quelle.
Normal kann man in Dresden von 140000 rechnen.
Hierfür habe ich gar keine Quelle.
Gruß
rantanplan
Hallo,
Kann mir jemand mitteilen, warum in dieser Stadt die
Erinnerung an die Zerstörung dermaßen lebendig gehalten werden
kann?
vielleicht weil der Schutt aus dem 2. Weltkrieg dort bis in die 90er Jahre herumlag und die Frauenkirche erst vor wenigen Jahren fertiggestellt wurde? Oder vielleicht weil der Angriff auf Dresden der schwerste in den letzten Kriegstagen war und nach den (viel früheren) Angriffen auf Hamburg der mit den meisten Opfern?
Gruß
C.
Hallo!
Da wurden die Zahlen aus politischen Gründen runtergerechnet.
Von einer Fraktion der Anglophilen? Oder schon von Spitzbart und Co.?
Ich wüsste gern, wie man sich das vorzustellen hat.
Für die Zahl 20000-25000 habe ich die Ergebnisse einer
Historikerkommission als Quelle.
Von „ca. 25000“ Toten wurde auch in den Gedenkreden am WE gesprochen.
Normal kann man in Dresden von 140000 rechnen.
Ich habe Schwierigkeiten mit dem Verständnis dieses Satzes.
Gruß!
H.
und warum erzählst du mir das?
Hallo!
Gedenken
schön und gut (und sicherlich auch wichtig), aber das
eigentliche Anliegen der über 10.000 Dresdner ist der
Widerstand gegen die Nazi-Aufmärsche in ihrer Stadt.
Diesen Eindruck hatte ich eigentlich nicht.
Menschenkette: Ja, die richtete sich dezidiert (heuer zum zweiten Mal) gegen den Aufmarsch der Rechten. Wobei die kolportierte Zahl von 17000 teilnehmenden Dresdnern nicht so ganz korrekt zu sein scheint. Auch zufällig des Weges kommende und vielleicht nur aufgehaltene Touristen reihten sich ein.
In den Ansprachen vor den Gedenkkonzerten (von denen das der Cruzianer mit der denkwürdigen Kantate „Wie liegt die Stadt so wüst“ von Mauersberger leider ausfallen musste) wurden die Rechten zwar erwähnt, aber der Schwerpunkt lag auf der „Versöhnungsarbeit“ (so der Landesbischof). Die Teilnahme der Delegation aus Coventry unterstrich das ja auch noch.
Ich denke, kein Dresdner hätte was dagegen, wenn die
zukünftig in Gießen stattfinden würden…
Bliebe doch das Gedenken an die Zerstörung.
Gruß!
H.
und warum erzählst du mir das?
Vielleicht um dir rechtzugeben?
Hi,
ich denke, man sollte die Gründe dafür nicht (nur) darin suchen, wie viel von der Stadt zerstört wurde oder wie viele Menschen starben, oder wie unsinnig es war, oder wie lange die Ruinen rumstanden bzw. eher lagen.
Es gibt Städte, in denen mehr Fläche zerstört wurde. Auch wenn nur ein Mensch starb, ist es einer zu viel. Und jeder Angriff auf die Zivilbevölkerung ist unsinnig, damals wie heute und auch schon bei den Kriegen vor Jahrhunderten. Dass die Ruinen rumstanden, war Teil der Trauer und vor allem der Mahnung (und ein nicht unwesentlicher).
Was Dresden so zum Mahnmal machte und macht, ist das Zusammentreffen so vieler Umstände: Die Stadt wurde mit Absicht für einen gezielten Angriff auf die Zivilbevölkerung ausgewählt, und um die Schönheit der Stadt zu vernichten. Dresden - Elbflorenz - war berühmt für seine architektonische Schönheit (die es jetzt wieder hat) und seine Kunstsammlungen, und man wusste, dass zu dem Zeitpunkt im Februar 44 viele viele Flüchtlinge in der Stadt waren. Sogar die Strategie hinter dem Bombardement war darauf ausgerichtet, möglichst viele Opfer und möglichst viel Zerstörung zu haben. Es gab kein einziges kriegstaktisches Ziel, außer der immer sehr leicht heranziehbaren Abschreckung.
Die Markierungsbombe wurde ins Florian-Geyer-Stadion gesetzt, 5min per Auto nordöstlich von der Semperoper, von da kamen die bomber und klinkten ihre Ladung aus, um die Altstadt zu zerstören. Dabei landete dann das meiste im historischen Stadtkern - wobei es keinen Unterschied machte, der Rest war immer noch genug, um die komplette Altstadt plattzumachen. Der Schlachthof direkt neben dem Stadion blieb unversehrt. Die Industrieanlagen (dabei auch ein Tanklager) auf der Südseite blieben unversehrt. Auf der anderen Elbseite, auf den Elbbergen, bisschen südlich von der neuen Waldschlößchenbrücke, saßen die Nazigrößen auf dem Berg in ihren Villen - nicht ist ihnen passiert.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die Briten und Amerikaner schon gelernt, wie man durch gezielten Einsatz von Spreng- und Brandbomben einen Feuersturm auslöst, der noch das zerstört und tötet, was der eigentliche Bombenabwurf nicht vernichten konnte.
Ich wiederhole es nochmal, sicherlich treffen ein oder mehrere dieser Dinge auch auf andere Städte zu. Aber konzentriert findet man all die Sinnlosigkeit des Krieges in Dresden.
die Franzi
Hi,
Vielleicht um dir rechtzugeben?
sorry für die etwas unfreundliche Antwort. War etwas im Stress und dachte du hättest dich bei der Antwort vertan
Gruß
rantanplan
Guten Abend!
Dass
die Ruinen rumstanden, war Teil der Trauer und vor allem der
Mahnung (und ein nicht unwesentlicher).
Das war mein Argument in München gegen den Wiederaufbau des Museums als Staatskanzlei. Die Ruine war nicht „schön“. Aber das war es ja gerade.
Dresden - Elbflorenz - war berühmt für seine architektonische
Schönheit (die es jetzt wieder hat)
Ich war entsetzt, wie grau, ja schwarz so Vieles schon wieder geworden ist in den paar Jahren, seit ich es nicht mehr gesehen habe.
Dabei sieht man fast gar keinen Rauch aus Schornsteinen aufsteigen, der Braunkohlenbrikettgestank ist völlig vergangen. Macht der Verkehr so viel aus?
Gruß!
H.
Krieg - sinnlos nicht, aber weniger sinnvoll in dieser Stadt. Es wurde halt weniger verdient in DD. Wie viele Bomben hätte man noch absetzen können in DD. Es ging zu schnell. Anders Würzburg. Gutes Material ging hinein in WÜ und es konnte wirklich hier mehr Geld gemacht werden. Soviel konnte in DD nicht gemacht werden. Aber auch weniger ist mehr als nichts. Jörg Friedrich lesen!
Hi,
Dunkel ist der Worte Sinn…
die Franzi
Hi,
das hat nichts mit Rauch zu tun, das ist einfach die Zeit, die den Sandstein dunkel werden läßt. Westminster Abbey und das PArlament in London werden einfach regelmäßig gesandstrahlt, aller paar Jahre. DAbei geht aber auch immer ein bisschen Stein verloren.
In der Frauenkirche hat man beim Aufbau Originalsteine wiederverwendet, daher das fleckige Aussehen. Vielleicht mal in nem anderen Brett versuchen, bei den Architekten oder so, die können da mehr sagen.
die Franzi
Da wurden die Zahlen aus politischen Gründen runtergerechnet.
Für die Zahl 20000-25000 habe ich die Ergebnisse einer
Historikerkommission als Quelle.
Ja klar auf politische Anweisung. Dürfen die eigentlich auch die Anzahl getöteter Juden nach unten korrigieren?
Du kannst sicherlich die Direktive zitieren, mit der die zu erreichende Zahl der Dresdener Opfer festgelegt wird?
http://www.h-ref.de/krieg/luftkrieg/dresden.php