Dresdne

Hi,

gerade waren im Fernsehen zwei Fahrradpolizisten aus Dresdne.
Sie sagten dem Radfahrer ohne Licht, er möge bitte absteigne
und schiebne.

Vielleicht waren das aus Mittel- oder Unterfranken dorthin versetzte Polizisten? Dort hab ich das schon öfters gehört.

Gruß S

Hallo,
auf jeden Fall kenne ich das kurze e/ä als Endung für einen sächsischen Dialekt. Also am Ende eines Wortes wird so ein kurzes „ä“ rangehängt.
Geht auch z.B. bei Mutti-ä

LG mit 10 Jahre Leipzig-Erfahrung
Beatrix

Mutti-ä
Hallo Beatrix,
bislang hat es so ausgeschaut wie wenn nur „-en“ zu „-ne“ werden könnte. Bei „Mutti“ ist kein „-en“ am Ende.

Ist da eine kurze Pause zwischen Mutti und ä. Manche Leute verwenden
beim Sprechen öfters ä, m, n oder andere Nebengeräusche zwischen den Wörtern.
Es gibt außerdem noch das Torretsympdrom wo manche Leute beim Reden oder auch ohne Reden komische Laute von sich geben (wahrscheinlich hat
das nix damit zu tun).

Ich hab gestern meine Freundin in Dresden gefragt und sie hat gemeint, dass sie das noch nie in ihrem Dialekt gehört hat. Weder von den Eltern noch von den Großeltern. So etwas ähnliches schreibt ja auch die Fränzi (Vorort von Dresden).

Neben komischen Sprechangewohnheiten könnten es auch Leute aus anderen Teilen Deutschlands sein, die ihre ursprüngliche Aussprache mitgenommen haben.

Im Wenkeratlas habe ich für Dresden und Umgebung kein „-ne“ gefunden.

Das deutet eher daraufhin, dass es auch keine veraltete Aussprache im dresdner Sächsisch ist.

Servus,
Roland

Apropos, welche Ausspracheform für Dresden ist Dir geläufig?

Dräsdn mit einem mehr oder weniger lang und breit gesprochenen
ä.

Danke, ja genau so kenn ich das auch.

Hi,

also ich bin wie gesagt in der Nähe von Dresden geboren und aufgewachsen, und ich habe weder Mutti-ä noch Dresdne gehört oder gar selber gesagt.

„Muddsche“ gibt es für „Mutti“. Als einzige Erklärung dafür, dass irgendjemand „Dresdne“ zu hören meint, ist, dass man beim Sprechen ja bei „dn“ den Mund zu hat, bei Vokalen aber auf. Dieses Öffnen hört sich wie ein kurzes „e“ an und wäre dann bei Dialektsprechen in Kombinationen wie „Dresden erleben“ zu hören.

die Franzi

ja typ. Dresdner Dialekt
Hallo,

Gehört das eigentlich zum dortigen Dialekt, dass die Endung
-en zu -ne wird?

ja, das ist eine Eigenheit des Dresdner Dialektes,
allerdings nicht so sehr weit verbreitet.

Das wurde hier auch schon mal diskutiert:
/t/naturwissenschaftne-studentne/4769171/8

Es wird also nicht von allen Leute in Dresden gesprochen,
aber man kann es doch öfter mehr oder weniger stark
ausgeprägt hören, bei echten Einheimischen.

Dass einige Leute, die nach eigener Angabe bei Dresden
wohnen oder in Dresden gewohnt haben, es trotzdem nicht kennen,
hat wohl auch damit zu tun, das lange nicht alle Dresdner
so sprechen.
Es kommt also auch schon drauf an, mit wem man verkehrt.
In Dresden gibt es auch zehntausende zugewanderte Bürger,
in erster,zweiter und dritter Generation, die nicht den
typischen Dresdner Dialekt sprechen, ganz abgesehen von
zehntausenden Studenten, aus allen möglichen Gegenden.

In manchen Firmen in Dresden wird man unter 100 Mitarbeitern
keinen echten Dresdner finden und so mancher echte Sachse
hat sogar gelernt, ein recht reines Hochdeutsch zu sprechen,
fast ohne jeglichen sächischen Dialekt.
Gruß Uwi

Hallo,
Soweit ich das beurteilen kann, ist da wirklich typisch Dresdnerisch (bzw. Raum Dresden, evtl. kommt’s ja aus dem Umland direkt um Trääsdn rum). Allerdings ist dieses Extra-ə hinten dran vermutlich eher da, um Dinge stärker zu betonen, um vielleicht z.T. die Silbenzahl zu erhöhen oder ähnliches. Daher kommt es vielleicht auch nicht im Wenker-Atlas vor (oder aber es ist eine Entwicklung der letzten 100 Jahre oder so).

Aber ja, es ist definitiv typisch Raum Dresden.

Liebe Kriese aus Leipz’sch*,

  • André

*) Leipzig wird nicht „Leibdsch“ ausgesprochen, man hört das „s“ vor dem „sch“ immer mit, deswegen passt als Ausspracheschreibung wohl Leipz’sch oder gerne auch Leipzsch ganz gut.

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Vielleicht waren das aus Mittel- oder Unterfranken dorthin
versetzte Polizisten? Dort hab ich das schon öfters gehört.

Wohl kaum. Das würde man ja sofort raushören; es sind schon Urdresdner, die sowas sagen. Eigentlich ist es typisch für den Dialekt in (und um?) Dresden, ein emphathisches ə hinten an Wörter anzufügen, das hört man eigentlich ständig. Hier in Leipzig weniger, wörd’sch saachng. Aber ich denke mir, beim Wort „Dresden“ ist das evtl. weniger häufig als bei einigen Verben oder Ausrufen („Kommä jetzä dochä ma her, Mänschenskindornochämaä!“).

Gruß,

  • André

Hi,
Das „Mutti-ä“ hört man oft von kleinen Kindern, die ningeln und ein bisschen gereizt sind. Eine Lücke ist da nicht, das ä bildet zwar eine neue Silbe, aber die ist nahtlos (ohne „Hiatus“, wie man z.T. sagt), ein bisschen ähnlich wie hinten bei „Kastanie“.
Ich tät’s so transkribieren: [ˈmʉd̥iə]

Und Drääsdne entsprechend [ˈtʁɛːstn̩ə], wobei ich da nicht weiß, ob die Silbenteilung Drääs-dne oder gar Drääs-dn-e wäre, ich tippe auf letzteres (hört sich für mich immer so an).

Aussteigen würde dann entsprechend zu [ˈʔæɔ̯sˌʃtæɪ̯ʒn̩ə], wobei ich auch denke, dass das -ä am Ende eine Silbe für sich bildet.

Noch ein supertypisches Kinderwort: „Mannoä!“ [ˌmɑnˈnɵə].
Ich glaube, z.T. kommt dieser Laut auch im Wort vor, wie z.B. in einsilben Namen, wie „Paul“ → [ˈpaɔ̯əl].

Gruß,

  • André
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Hi,

stimmt, dieser Nörgeltonfall war mir gar nicht eingefallen :smile: Da braucht man SELBSTVERSTÄNDLICH das -ä, damit das Wort länger wird und man länger nörgeln kann - bzw. sich mehr Nachdruck verschaffen kann.
Dieses -ä lässt sich an alle beliebigen Wörter anhängen - Hauptsache, am Ende des Satzes / der Aussage
„Fräähääänziihiiä!“ - „Komme ma heerä!“ - „Mussdu immor so bummlnä?“
(alles genervt oder gereizt )

die Franzi,
die wohl gut verdrängt hat :smile:

Hi,

paar Sternchen für Dich, und danke für die Beispiele… ich höre wieder meine Mutti schimpfen :wink: aus dem Alter sind wir beide, sie und ich, jetzt raus.

die Franzi

Das hört sich schlüssig an, dass es im Nörgelfall zum besonderen Betonen dazukommt. Beim normalen Dialektsprechen ist es aber nicht vorhanden. Es ist auch nicht im Wenkeratlas aufgenommen worden.
Servus,
Roland

Hallo Uwi,
der Andre und die Fränzi (Mietze Katze) haben es vermutlich gut erklärt. Beim Nörgeln und zum besonderen Betonen scheinen manche ein „e“ anzuhängen unabhängig vom eigentlichen Wortende.
Beim normalen Dialektsprechen wird man in Dresden aber wohl eher selten „Fräänziä“ und „Drääsdne“ sagen.
Um 1900 herum hat man in allen möglichen Orten 40 Sätze in den Ortsdialekt übersetzen lassen => Wenker Atlas.
Da hab ich nichts dergleichen für den Raum Dresden g…

Hallo Andre,
das mit dem Betonen beim Nörgeln oder bei Ärger kann gut sein. Dann wäre im Dialekt von der Sprachsituation abhängig. Fürs die normale Ausprache von Dresden, also unbetont, kennt es meine dresdner Freundin nicht sondern eben nur „Drääsdn“.
„Leipz’sch“ schaut auch besser aus wie „Leibdsch“ :wink:
Servus,
Roland

Hi,

meine Eltern und deren Eltern kommen alle aus Dresden bzw. der näheren Umgebung.
Hier ein paar Hörbeispiele von Eberhard Cohrs (das ist jeweils der kleinere der beiden Typen):

http://www.youtube.com/watch?v=iifKtE8kyJE&feature=r…

http://www.youtube.com/watch?v=Ozscik7ZZhs&feature=r…

Das erste Video hat mich daran erinnert, dass wir ja so zählen: eense, zweje, dreie, viere, fümfe, seggse, siehme, achde, neune, zähne, elfe, zwölfe…

Nur muss mir der Andre mal helfen, ob es dann mit dreizn oder dreizne weitergeht. Ich bin ja schon 20 Jahre im fremddialektalen Ausland.

die Franzi Fränzi (echter aktiver i-Umlaut)

Eberhard Cohrs war toll, hach! =)
Dor kleene. Äh gugge! :smiley:

Das erste Video hat mich daran erinnert, dass wir ja so
zählen: eense, zweje, dreie, viere, fümfe, seggse, siehme,
achde, neune, zähne, elfe, zwölfe…

Nur muss mir der Andre mal helfen, ob es dann mit dreizn oder
dreizne weitergeht. Ich bin ja schon 20 Jahre im
fremddialektalen Ausland.

Ich glaube, normal geht’s ohne -e weiter. „treizn, förrzn, fuffzn, seschzn, sibbzn, achzn, neunzn/neinzn, zwonzsch“
Aber das könnte daran liegen, dass man irgendwie gerne einen zweisilbigen Duktus hat, beim Zählen. Deswegen haben die größeren Zahlen kein -e mit dran. Die kleineren Zahlen bis 12 kommen ja auch oft ohne das -e vor (übrigens auch in Leipzig, da ist vermutlich kein Unterschied), z.B. wenn man dahinter noch ein Nomen hat und nicht nur zählt.

Gruß,

  • André

Grüß Euch,
das „-e“ beim Zählen hat aber möglicherweise nicht mit dem nörgelnden „-e“ zu tun. Bei uns in Oberbayern gibt es das „-e“ beim Zahlwort auch.
F: Wia vui Kia hobts es?
A: Zwånzke hamma.
aber
A: Mia hom zwånzk Khia.
F: Wann kimmsch hoam?
A: Umara oans, zwoa, drei, fire, fimfe, segse, sime,åchte, neine, zene, oife/ejfe, zwoife/zwejfe.

Servus,
Roland

Ja, der Eberhard Cohrs.:wink:
Besonders schönes ist auch:
Ein bleeder Heini
http://www.youtube.com/watch?v=MeRk_TsSAu4&feature=r…

Servus,
Roland

Hallo,

Hier ein paar Hörbeispiele von Eberhard Cohrs (das ist jeweils
der kleinere der beiden Typen):
http://www.youtube.com/watch?v=iifKtE8kyJE&feature=r…
http://www.youtube.com/watch?v=Ozscik7ZZhs&feature=r…

Und was hat Chors nu mit Dresdner Dialekt zu tun???
http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_Cohrs
Da kannst du als Beleg ja auch die „Ö La Palöma Boys“ nennen.
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96_La_Pal%C3%B6ma_Boys
Gruß Uwi

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Hi,

er spricht ihn. Man spricht ja nicht den Dialekt des Vaters, sondern den der Umgebung, in der man aufwächst.

die Franzi