Hallo!
maximal fiktiv
natürlich ist alles fiktiv, könnte ich in die Zukunft sehen,
wäre ich evtl. schon ausgewandert…
Es ist aber ein Unterschied zwischen wahrscheinlich und maximal fiktiv. Es könnten morgen auch Aliens landen, wahrscheinlich ist dies nicht. Sogar noch unwahrscheinlicher als der Ausbruch eines 3. WK wegen so etwas „vergleichsweise Unbedeutendem“ wie die aktuellen Ereignisse in der UKR.
Wieso sollte sich die TÜR dermassen engagieren?
Zum Schutz der Krimtartaren, die den Turkvölkern zugerechnet
werden.
http://www.welt.de/newsticker/news2/article125383784…
Putin ist nicht Stalin. Das 21. Jhrh. sind nicht die 40er Jahre des 20. Die TÜR will eben auch ein wenig diplomatisches Tamtam machen. Allein schon, weil sie einen erheblichen Bevölkerungsanteil von Krimtartaren im eigenen Lande haben (also abstammungstechn.). Nur ist nicht einmal die aktuelle türk. Regierung so national-egoman, sich über Gebühr mit RUS anzulegen.
Soweit ich
weiß, ist es den russischen Kriegsschiffen explizit gestattet,
den Bosporus (unter gewissen Voraussetzungen) zu durchqueren,
solange die TÜR sich nicht selbst im Kriegszustand befinden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Montreux
Also ich lese:
Für Kriegsschiffe gelten besondere Regeln. In Friedenszeiten
muss die Durchfahrt eines Kriegsschiffes der Türkei auf
diplomatischem Wege vorher mitgeteilt werden, in der Regel
acht Tage zuvor. Kriegsschiffe von Staaten, die nicht zu den
Anrainern des Schwarzen Meeres gehören, dürfen sich nicht
länger als 21 Tage im Schwarzen Meer aufhalten. Außerdem gibt
es Beschränkungen der Tonnage von Kriegsschiffen. Nicht mehr
als 15.000 Tonnen dürfen gleichzeitig durch die Meerengen
fahren. Weiterhin dürfen Überwasser-Kriegsschiffe mit mehr als
10.000 ts Verdrängung und U-Boote von Staaten, die nicht zu
den Anrainern des Schwarzen Meeres gehören, sowie
Flugzeugträger generell die Meerenge nicht passieren. Befindet
sich die Türkei in einem Krieg, so stellt das Abkommen die
Durchfahrt von Kriegsschiffen völlig in das Ermessen der
türkischen Regierung.
Wir haben das gleiche gelesen. Also ist es RUS explizit gestattet.
Was ist z.B. wenn die Russen „versäumen“ eine Durchfahrt 8
Tage vorher anzukündigen, oder die Türkei die Durchfahrt der
umstrittenen russischen Flugdeckkreuzer nicht mehr gestatten
würde, oder die Russen mehr als 15.000 Tonnen durchschicken
wollen? Oder wenn man im Rahmen einer Sanktion über eine
Aussetzung des Vertrages von Montreux nachdenken würde?
Die Aussetzung aus Sanktionsgründen wäre nicht rechtens. RUS hat keinerlei Bedarf daran, die 8-Tage-Regel oder Tonnagegrenze nicht einzuhalten. Dies alles sind doch „Ja-wenn-dann-und-aber-Spielchen“. Man könnte auch spekulieren, was passieren würde, wenn Sarah Palin als 1-Frau-Expeditionskorps die Russen von der Krim vertreiben möchte .
Polen könnte sich nicht auf den Bündnisfall berufen, sofern es
nicht angegriffen werden würde. Angriffe auf die in die UKR
entsandten Truppen wären hierbei nicht zu berücksichtigen.
Stimmt, aber was ist, wenn z.B. polnische Kampfflugzeuge von
russichen Kampfflugzeugen verfolgt und über polnischem
Territorium abgeschossen würden?
Genauso fiktiv und reine Spekulation. Warum sollte Polen überhaupt Kampfflugzeuge entsenden. Die würden vorher von ihren Bündnispartnern an die Kette genommen werden, um eben keine weitere Eskalation zuzulassen.
Litauens Außenminister Linas Linkevicius twitterte schon am
Samstag, dass aus seiner Sicht nach der russischen
Intervention auf der Krim bereits jetzt der Nato-Bündnisfall
vorliege. (Was ich persönlich für Unsinn halte.)
Ein offenkundiger Depp. Litauer haben eben auch ein angespanntes Verhältnis zu RUS (Geschichte). Allein schon der Umstand, dass er so einen Mist twittert , diskreditiert ihn. Glücklicherweise wird der Bündnisfall in einem Gremium entschieden und nicht dem evtl. Alkoholspiegel eines Einzelpolitikers überlassen. Ich kann nur mutmaßen, dass es innenpolitische Gründe hatte oder der Profilierung dienen sollte. Sind da demnächst Wahlen?
Immerhin heißt es in Art. 4 „Die Parteien werden einander
konsultieren, wenn nach Auffassung einer von ihnen die
Unversehrtheit des Gebiets, die politische Unabhängigkeit oder
die Sicherheit einer der Parteien bedroht ist.“
Ja, jeder kann einen Bündnisfall diskutieren lassen. Wie bspw. die TÜR bei der Farce mit den syrischen Grenzverletzungen. Da sah sie sich ja auch ganz doll bedroht. Aber das war wenigstens eine NATO-Grenze, die „verletzt“ worden war. Die UKR gehört nicht zur NATO und sollte auch in den nächsten Jahren kein Mitglied werden.
Vielleicht braucht es auch gar nicht den Nato-Bündnisfall,
damit mehrere - vor allem osteuropäische - Länder in den
Konflikt eingreifen würden. In zahlreichen osteuropäischen
Ländern sitzt die Angst vor einer Wiederholung der Sowjetunion
immer noch sehr tief.
Das lässt sich so pauschal wohl nicht feststellen, wäre also nur eine Unterstellung. Aber selbst wenn, dann wäre es sicher nicht sinnvoll, RUS durch ein Eingreifen zu einer militärischen Handlung zu zwingen und damit genau das zu provozieren, was man befürchtet. Denn militärisch wäre wohl kein osteuropäisches Land gut beraten, sich mit RUS anzulegen. Das würde mich an Georgien erinnern, wo ein Präsi zuerst auf russische Verbände schiessen liess und dann ganz aufgeregt um Hilfe schrie, weil die so böse waren und zurückschossen.
Ich brech hier mal ab, weil die ganzen sehr fiktiven Szenarien mir viel zu unwahrscheinlich erscheinen. Immerhin werde ich nicht für eine Bewertung bezahlt. Ganz im Gegensatz zu denen, die hypothetische Kriegsszenarien beruflich durchspielen.
Beachten wir doch einmal was tatsächlich passierte:
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Die UKR war innenpolitisch zwischen RUS und der EU gespalten.
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Es kam zu erheblichen Zusammenstössen, die Gefahr liefen in bürgerkriegsähnliche Zustände zu eskalieren.
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Es kam nach Verhandlungen zu einem Kompromiss. Janukowitsch gab gewisse Befugnisse wieder an das Parlament ab. Teilen der Opposition/Demonstranten reichte dies aber nicht aus. Sie beharrten auf der Maximalforderung eines Rücktritts und von Neuwahlen.
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Letztlich knickte das Parlament in einer Nacht-und-Nebelaktion ein und entmachtete - verfahrenstechn. mutmaßlich verfassungswidrig - den gewählten Präsidenten.
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Irgendwelche Spinner im Parlament (Swoboda???) wollten sofort Gesetze erlassen, um einige Rechte russischstämmiger, ukrainischer Bürger (Sprachgesetz) auf einen Schlag aufzuheben.
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Das Parlament auf der Krim (60% Russischstämmige) reagierte mit sofortigen Separationstendenzen. Erhebliche Teile der dort ansässigen Bevölkerung fühlten sich bedroht. Russland „intervenierte“ auf kleiner Sparflamme ohne das es auch nur einen Toten gegeben hätte.
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Ein zeitgleich stanttfindendes Großmanöver russischer Streitkräfte (Muskelspielchen) wurde mittlerweile beendet.
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Die Generalmobilmachung der ukrainischen Streitkräfte geriet zur Farce. Vor allem, weil es auf der Krim zur Fahnenflucht kam.
Fakt ist: Das Land ist schon seit langem zutiefst gespalten. Janukowitsch wollte in die EU, war aber mit den Forderungen der EU (bspw. Freilassung von Timotschenko) nicht einverstanden. Zeitgleich erhielt er von RUS die Offerte der grösseren wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Die Opposition nutzte dies aus eigenem Machtkalkül, um durch den Druck der Strasse den verhassten J. aus dem Amt zu drängen. Lange Zeit blieb J. völlig ruhig und verlor dann die Nerven (Schußwaffengebrauch). Auch die Demonstranten haben sich zu Teilen alles andere als friedfertig gezeigt. Man kann hier in der Tat von einem gelungenen Umsturz sprechen.
In den 60er Jahren hätte so etwas noch zum sofortigen Einsatz von russ. Panzern geführt. Gefolgt von Säuberungswellen.
Ich finde, dass aktuell wahnsinnig übertrieben wird und die Aufregung über das russische Handeln sich nur an dem formalen Aspekt der angeblichen Souveränitätsverletzung hochzieht. Es ist aber so, dass die Entmachtung von J. nicht unbedingt legal verlief. Somit ist unklar, ob ein Ersuchen seinerseits nicht doch legitim wäre. RUS hat hier nur eine symbolische Grenze gezogen. Auf lange Sicht wird es zu einem Referendum kommen. Ob dies der UKR gefällt oder nicht. Oder zu noch mehr Autonomie für die Krimregion. Die demokratischen Machtverhältnisse auf der Krim sind eben so wie sie sind (auch ohne Putin). Dort sind die russischen Ukrainer in der Mehrheit. Das wundert auch nicht, wenn man berücksichtigt, dass die Krim ein Geschenk Chruschtschows (Ukrainer) an die UKR war. Da hat er die Menschen gleich mitverschenkt .
Weder bin ich ein Fan von J. noch von Putin. Aber ich anerkenne eben die machtpolitischen Realitäten vor Ort. Und wundere mich über die Pseudoüberraschung die jetzt „im Westen“ um sich greift. Mich wundert auch nicht, dass die USA jetzt wieder einen auf dicke Hose machen wollen. Weil sie immer ein Interesse daran haben, geopolitische Gegner in Schach zu halten. Sei es die EU auf wirtschaftlicher Ebene oder eben RUS auf politisch-territorialer. Man sollte die Diplomaten jetzt einmal schön arbeiten lassen und sich nicht von Falkengezwitscher irritieren lassen. Putin ist an einer weiteren Eskalation auch nicht interessiert und mittlerweile kommt die Sache in ruhigere Fahrwasser: http://www.dw.de/putin-l%C3%A4sst-diplomatische-gesp…
Nochmal: Mittelfristig wird die Krim sich entweder separieren oder noch mehr Autonomie als bislang erhalten. RUS wird keinen Jota von seinem Standpunkt der Schutzmacht für die Russen in der UKR zurückweichen. Würden die USA in einem ähnlich gelagerten Fall ebenfalls nicht.
Gruß
vdmaster