Echte Suetterlin Schrift

Hier sind die besonders schwierigen Funksprueche zum Lesen:

Ortsnamen, die ich darin lesen kann, heissen Derijewka, Pawlowka, Kompanejzy, der Dnjepr (Fluss).

DANKE !!! :0)

Hallo,

dies nur nebenbei: Es ist übrigens wirklich kein Sütterlin. Es ist eine recht „ausgeschriebene“ deutsche Kurrentschrift mit vielen individuellen Charakteristika.

Gruß
Metapher

Ich kenne mich weder mit Sütterlin noch mit deutscher Kurrentschrift aus, aber wenn dir schon mindestens zwei Leute, die sich damit auskennen, mehrfach sagen, dass es kein Sütterlin ist, wieso behauptest du das nach wie vor so penetrant? Jetzt auch noch mit dem Zusatz „echte“. :unamused:

Hier sind verschiedene Schriftypen zum Vergleich. Ein Anfangs-F in einer der obigen Textproben scheint mir eher auf Kurrent hinzudeuten.

(1) Sütterlin:

blob

(2) Kurrent vs. Sütterlin:

blob

Au ja! Lass uns ein bissel Zeit damit. Diese Kurrentschrift ist zwar nicht ganz leicht zu lesen, aber richtig ‚schön‘ im Sinn des Duktus einer Schrift, die vor dem allgemeinen Gebrauch des Füllfederhalters mit der Feder geschrieben wurde - da wurde das zackige auf und ab rhythmisch gepaukt, im Sprechchor: Grund-Strich und Haar-Strich - scharf un-ter-schei-den!

Ich hatte in der Grundschule einen Lehrer, der diesen Duktus der deutschen Kurrentschrift so verinnerlicht hatte, dass auch seine lateinische Ausgangsschrift so aussah - sehr zum Leidwesen des Schönschreiblehrers, der ein paar Jahre jünger alles mit breiten, runden Sütterlin-Bögen schrieb und geschrieben sehen wollte: Zwei gänzlich verschiedene Interpretationen der lateinischen Schreibschrift prallten da aufeinander.

Der erste mit dem „Kurrent-Duktus“, der in seiner Unterschrift übrigens trotz Umlernen auf lateinische Ausgangsschrift das deutsche „K“ beibehalten hatte, war übrigens - in Oberschwaben, einer Region mit sehr bedeutender Pferdezucht und -haltung, nicht sehr überraschend - als Offizier mit einer der letzten Einheiten von „Bespannter Artillerie“ (d.h. von mittelschweren Pferden gezogene Geschütze) - an der Ostfront tätig. Als die Einheit dann, als es überall nur noch rückwärts ging, in Ermangelung von Pferden und Kanonen aufgelöst und Grenadierregimentern zugeteilt wurde, hat dieser Mann den größten Teil des Rückmarsches „ins Reich“ zu Fuß und jede Tagesetappe drei Mal gemacht: Einmal mit der Spitze zum Quartiermachen, dann zurück um die verzweifelt Liegengebliebenen einzusammeln, und dann mit diesen wieder zum Etappenziel. Das bloß ganz am Rande, weil Du mit den Ereignissen vom Überfall 1941 kein besonders schönes Bild von der Wehrmacht bekommen kannst: Aber es gab dabei wirklich ein paar, wenn auch wenige, die den ganzen Ostfeldzug lang von Anfang bis Ende anständige Leute geblieben sind.

Ach, und nochwas zum Dniepr: Ja, der ist in Württemberg allseits bekannt - nicht nur aus der Wochenschau. Die evangelischen Herzöge und später Könige von Württemberg hatten ein bissel Schwierigkeiten, ihre Töchter standesgemäß zu verheiraten, weil die meisten Adelsfamilien ihres Ranges katholisch geblieben oder wieder katholisch geworden waren. Als akzeptabel, weil wenigstens nicht an den Papst in Rom und die römisch-katholische Kommunion glaubend, wurden orthodoxe Häuser angesehen, mit der Folge, dass Olga, Tochter des Zaren Nikolaus I., 1846 von Kronprinz Karl von Württemberg geheiratet wurde. Olga war als Königin bei den Schwaben, die über ein paar hundert Jahre lang mit ihren Herzögen und Königen eher wenig Glück gehabt hatten, sehr beliebt und populär. In Stuttgart wurde - auf Deutsch mit selbstironischem Anklang an die Aussprache im schwäbischen Dialekt - gereimt:

Ich bin Prinzessin Olga
Ich komme von der Wolga
Ich scheide von dem Dnjepr
Der Neckar ischt mir liebr.

Jetzt ist aber - wie man ebenfalls im Schwäbischen sagt - genug Heu unten für heute. Der Text, wegen dessen Du ja eigentlich geschrieben hast, kommt sicher. Falls je die anderen nichts machen sollten (glaub ich nicht - die sind da eh gewiefter als ich), dann in ein paar Tagen von mir.

Schöne Grüße

MM

Hi,

das war absolut keine gute Idee, mehrere Seiten in ein einziges Posting zu packen.
Es vermutlich einiges zu korrigieren und zu ergänzen geben und es ist einfacher für die Antworter (und auch für Dich!), wenn man kein Durcheinander hat.
Mach bitte zukünftig für jede Seite ein eigenes Posting.

Ich fang dann mal mit der ersten Seite an, das ist diese:
.


.
.
Betrifft: Tagesmeldung der A.O.K. 17
vom 31.8.41
1.
100. L. Div.hat ganzen z.Z. zähen Land-
… und die große Dnepr-Insel
nordwestl. Derijewka genommen u. auch
den Übergang auf die nördl. davon
liegende kleine Insel erzwungen. Südl.
Pawlowka Brückenkopf gegen mehrfache
Gegenangriffe von … Btl. ver-
teidigt. Südl. Kompaniezug ebenfalls
kleiner Brückenkopf nach …

Die restlichen zwei Zeilen sind für mich nicht lesbar.

Gruß
.

Dnepr ist der russische Flußname.
Auf Deutsch kommt noch ein j dazu und das steht auch im Text.
Also: Dnjepr-Insel
.

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Wie jetzt? Karl war eine Tochter? :wink:

Ich schlag dann mal folgenden Einschub vor:
… und für ihre Söhne standesgemäße Schwiegertöchter zu finden, weil …

Hast Du dazu eine akzeptable Quelle? :wink:
Ansonsten wiederhole ich meinen Vorschlag v. 23.06.2005 (!), die letzte Zeile umzudrehen - damit es sich reimt:
„Liebr ischt mir dr Neckar!“

Gruß
.

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Wozu soll das gut sein?
Svetka will die Texte wissen, das ist alles.
Ihre Muttersprache ist nicht Deutsch, hat noch nichtmal lateinische Buchstaben.

Könntest Du denn kyrillische Handschrift anhand eines kyrillischen Alphabets lesen?
.

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Ist das nicht völlig wurschtegal, wie die Schrift heißt, wenn es um den Inhalt geht?

Ich schau, was ich lesen kann und mache mir keine Gedanken, welche Schrift ich vor der Nase habe.

Für viele Menschen ist alles „Sütterlin“, was nicht die heutige lateinische Schrift ist. Na und?

Ich bevorzuge den Begriff „altdeutsche“ Schrift, das umfaßt (bei mir!) Kanzleischrift, Kurrent und Sütterlin, und jede/r weiß, was gemeint ist: die Schrift unserer Altvorderen.
Und @Aprilfisch hat wegens des Begriffs wieder einen Grund, sich zu echauffieren. :wink:
.

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Ich schätze, Svetkas Forschungsgebiet sind nicht die diversen Schrifttypen, die es in D. gab.
Also ist es doch egal, wie die Schrift heißt.

Yep. Deswegen haben „wir was zu tun“. :wink:

Stell Dir vor, wie langweilig we-we-wa wäre, wenn es keine Funksprüche gegeben hätte oder wenn Svetka ihr „Sütterlin“ alles selber lesen könnte.

P.S. Ich könnte mich grad über Euch (alle 3!) aufregen. Könnte!

Gruß
.

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Zum 1. Blatt.

Betrifft: Tagesmeldung der A.O.K. 17
vom 31.8.41
1.) 100. L. Div. hat gegen z.Z. zähen Feind-
widerstand die große Dnjepr-Insel
nordwestl. Derijewka genommen u. auch
den Übergang auf die nördl. davon
liegende kleine Insel erzwungen. Südl.
Pawlowka Brückenkopf gegen mehrfache
Gegenangriffe von etwa 2 Btl. ver-
teidigt. Südl. Kompanejzg( * ) ebenfalls
kleiner Brückenkopf nach Wegnahme
eines Bunkers u. Überwindung von
Feldstellungen.

( * ) lat. Schrift

Gruß
Metapher

Soooo wahr!

Mach doch, mach doch! :stuck_out_tongue_closed_eyes:
Und schick ein Selfie! :heart_eyes:

Unnu bin ich nach unterwegs. Und auf der elektronischen Schiefertafelimitation isses mit Herumkraulen in diesem wirren Thread nich so doll :frowning:

Schönen Gruß
Metapher

PS: Hab deine Lektüre ein wenig ergänzt …

corr.:

Betrifft: Tagesmeldung an A.O.K. 17

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Ja, sag ich doch!

Ja, Lina Hahn geb. Weigle aus Langenburg - das Hohenlohische wurde bekanntermaßen anders als die Reichsstädte von Württemberg aus nicht als feindliches Ausland betrachtet und es gab enge kulturelle Verbindungen. Lina Hahn ist 1891 geboren und hat das Verslein von einer Großtante, mit der sie als Kind viel Umgang hatte, weil ihre Mutter im Wochenbett verstorben ist, wie es zu dieser Zeit öfter mal vorkam.

Den von Dir vorgeschlagenen Reim verstehe ich übrigens damals wie heute nicht so recht: In ‚Dniepr‘ klingt das ‚r‘ selber vokalisch, da ist auch gesprochen kein Vokal zwischen den beiden. Das ‚r‘ darf also für sich selbst wie ein Vokal beim Reim berücksichtigt werden, so dass ein Reimwort auf ‚ie‘-‚pr‘ endet. Das lässt sich doch anompfirsich mit einem etwas überzeichneten ‚liepr‘ recht gut abbilden?

Schöne Grüße

MM

OK, kein Problem. Bitte um Entschuldigung :0(

Also, laut Wikipedia (Englisch) die Sütterlinschrift basiert auf Kurrent und ist also kein Wunder, dass die letztere weit schwieriger als Suetterlin zu lesen ist. Ich sehe dann keinen besonderen Unterschied zwischen den Beiden. sie sind sehr schwer zum Lesen, besonders fuer Auslaender.

Sütterlin is a modern script based on Kurrent that is characterized by simplified letters and vertical strokes.
Sütterlin ist eine moderne Schrift, die auf Kurrentschrift basiert…

Das Dorf heisst Kompanejzy

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Sehe keinen besonderen Unterschied.

Hallo Svetka,

Die wenigen meisten, die dir hier antworten, wissen das. Deshalb sprachen wir ja darüber. Dazu brauchen wir keine Wikipedia :smile:

Schau hier z.B. : Wer kann diesen Text aus dem Grundriss/Schnitt von unserem Haus entziffern (vermutlich Sütterlin)?

Die reine Sütterlin kann jeder Deutschsprachige leicht lesen, wenn er die Typen kennt. Aber eine „ausgeschriebene“, „reife“ Kurrentschrift nicht. Da muss der Lesert bei jedem Schreiber eine neue Schrift erst lernen. Und so ist es auch bei deinen Textvorlagen. F

Es ist jedesmal eine sportliche Herausforderung. Und deshalb macht es ja auch Spaß - wie @Gudrun oben schrieb.

Schönen Gruß
Metapher

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