… von Zypern aus! Der durch seine Kritik an Israels Zielaufassungspraxis bekannt gewordene Uno-Koordinator für humanitäre Hilfe nahm erst nach Verlassen des Libanon Stellung zur Praxis der Zielabgabepolitik der Hezbollah.
„Die Hisbollah-Kämpfer müssten aufhören, „sich feige unter Frauen und Kinder zu mischen“, forderte Egeland, als er gestern aus Beirut kommend in Zypern zwischenlandete.“
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,428359,…
Wenn es die Israelis tatsächlich darauf anlegten, Zivilisten zu treffen, dann wäre es von den Hezbollah-Kämpfern wohl sehr unklug, „sich feige unter Frauen und Kinder zu mischen“. Für so intelligent darf man die Herrschaften Kämpfer wohl halten. Wenn sie sich also dennoch „feige unter Frauen und Kinder mischen“, dann doch wohl deshalb, weil sie davon ausgehen, sie seien dort sicher. Wenn dann die Israelis ein Ziel zerstören, bei dem sie Kämpfer geortet haben, dann waren es die Kämpfer, die die Zivilisten als Ziele designiert haben.
Oder?
Wenn selbst Herr Egeland auf diesen skandalösen Sachverhalt erst nach Verlassen des Libanons aufmerksam macht, dann gestattet dieser Umstand doch wohl gewisse Schlussfolgerungen auf die Artikulationsfreiheit im Libanon bezüglich des Verhaltens der Hezbollah. Die Menschen sterben also, weil sie es nicht verhindern können, dass sich die Hezbollah hinter ihnen versteckt. So etwas ist nicht „Pech“ (einen Ausdruck, den ich in diesem Zusammenhang schon einmal ausgiebig gerügt habe) sondern Tragik. Angesichts dieser Konstellation wird von einigen beklagt, den Menschen werde zugemutet, nur mit einer demokratischen Revolution die Zustände abstellen zu können, unter denen auch sie Opfer werden. Andere gehen nicht soweit, die Menschen wegen der hohen Messlatte einer demokratischen Revolution zur Rettung ihres Lebens zu bedauern, sondern bringen die Idee ins Spiel, dass es ein nicht-terroristischer Diktator von Israels Gnaden (so Uri Avneri) in den Augen Tel Avivs vielleicht auch schon tun könnte. Natürlich wird eine solche Idee auch nur kritisch ins Spiel gebracht und nicht etwa als echte Anregung, wie das STerben beigelegt werden könnte. So demokratisch sind freie Diskussionen.
So. Und nun der Versuch von ein paar Fragen: Ist es so schwer zu kapieren, wer es auf wessen sterben anlegt und sich dabei hinter wem verteckt? Wie virulent ist das „Stockholmsyndrom“?
(Zur Erinnerng: Solidarisierungsphänomen von Geiseln mit Kidnappern anlässlich von RAF-Besetzung der dt. Botschaft zum Kümmerniss von Verhandlungsführern und Zugriffskräften)
Welche Chancen haben Meinungen, die nicht in erpressten Haltungen gründen? Warum wirken Meinungen, die erpresste Haltungen honorieren, indem sie deren Inhaber von deren allfälligen Konsequenzen entlasten, so menschenfreundlich? Ist Freiheit die falsche Idee für das menschliche Empfinden? Wie dumm muss Mitleid unbedingt sein, um sich gut anzufühlen?
Wer die Hezbollah unterstützt und dabei umkommt, der hat bekommen, was er wollte. Schließlich verspricht die Hezbollah weniger irdische Triumphe als jenseitige Wonnen. Wer aufseiten der Hezollah umkommt, hat dagegen nicht unbedingt bekommen, was er verdiente, sondern nur was er wollte. Verdient hätte er eine Therapie. Sowas bieten Juden ja auch an; aber nur nach Terminvereinbarung und nicht nach Raketenbeschuss. Nach Raketenbeschuss dagegen kann es dann nur noch nach dem Willen der Todesvernarrten gehen.
Wer von kollektivistischem Druck zur Abgabe einer Mitleidskulisse genötigt wird, dessen Blut aber wird über die kommen, die da genötigt haben. Ob das dann sofort einen „Diktator“ gibt, wie Uri Avneri argwöhnt, oder erstmal einen Bürgerkrieg, nach welchem dann erst recht keiner mehr was von Demokratie wissen will, wird man sehen. Bzw. das halte ich für den wahrscheinlicheren Fortgang der eifrigen Glaubenshändel in der Milch-und-Honig-Gegend rund um Heilige Stätten und Gelobtes Land.
Und bevor Ihr Euch zuviel aufregt, denkt dran, dass es noch viel tiefere Abbträume gibt als den Libanon, in Zetralafrika z.B. wo der Rohstoff Coltan noch nicht ganz so wichtig ist, wie das Öl, ohne dessen märchenhafte Umsatzeinnahmen das ganze nahöstliche Terrordesaster sowieso nicht zu finanzieren wäre; von Leuten, die wie Enzensberger kürzlich mal feststellte „seit 400 Jahren nichts mehr erfunden haben“.
Thomas