Ein innerer Vorbeimarsch

Hallo!
Darf man das eigentlich heute noch sagen: „das war mir ein innerer Vorbeimarsch“? Oder ist das very much verboten, wegen des Zusammenhangs mit den Aufmärschen der Nazis? Ich glaube, es gab da mal ein Skandälchen mit einer (Sport)Reporterin, die den Ausdruck benutzt hat …
Gruß,
Eva

Hallo Eva,

das lässt sich in etwa vergleichen mit vielen andern Begriffen, die der Volksmund im tausendjährigen Reich mit teils sanfter, teils recht bissiger Ironie geprägt hat: Heute gelten sie allesamt als ganz arg pöse und pfui, weil sie nicht mehr verstanden werden.

Richtig geärgert hat mich das Verbot des Wortes ‚Reichskristallnacht‘ durch die PC-Fanatiker, die nicht kapieren wollen, dass dieses Wort als zentrale ‚Botschaft‘ enthält: „Das hättet Ihr wohl gerne gehabt, dass man Euch den ‚spontanen Vorrlckszorrn‘ abkauft - aber dafür müsst Ihr früher aufstehen!“

Hübsch war ja auch der Übername, den sich Kristina Söderbaum für ihre Mitwirkung in ‚staatstragenden‘ Propagandafilmen, in denen sie immer gleich endete (vermutlich konnte sie ähnlich wie Gudrun Landgrebe eigentlich nur eine Rolle gut spielen, die dann halt immer mal wieder variiert wurde): Sie wurde vom Volksmund in die Funktion der ‚Reichswasserleiche‘ erhoben…

Geht heute alles nicht mehr, weil für Ironie und vor allem das Verständnis von Ironie ein wenig Geist notwendig ist, den man bei den Prügelgarden der Political Correctness vergebens suchen wird.

Schöne Grüße

MM

Ein „…marsch“ erfolgt grundsätzlich von rechts. Linke Gruppen „ziehen“ durch Städte. Also Vorsicht mit der Verwendung…

„In der Nacht zum Samstag sind etwa 100 Randalierer durch die Leipziger
Innenstadt gezogen. Sie warfen Steine unter anderem auf das US-Konsulat.“

Servus,

nicht ganz:
„Innerer Reichsparteitag für Klose“

Und diese Metapher war wirklich etwas unglücklich gewählt.

Lg,
Penegrin

Ja, genau! Da habe ich mich falsch erinnert. Danke!
Gruß,
Eva

Servus,
genau das wurde auch der Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss vorgeworfen:

Verbalattacken und Überraschungen in BP-Wahl-Duellen

Der unabhängigen Kandidatin Irmgard Griss wurde in den Duellen Unerfahrenheit vergeworfen, etwa weil sie die Novemberpogrome der Nazis weiterhin „Reichskristallnacht“ nennt.

Was imho ein hochgradig lächerlicher Vorwurf ist.

Lg,
Penegrin

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@ Aprilfisch:
Wieder mal sehr schön - dafür das, was früher mal ein *chen gewesen wäre :wink:
Gruß,
Eva
P.S. Was mich auf die Frage brachte: Ich wollte es in einer Übersetzung hinschreiben und mein innerer Zensor hob warnend den Finger. Ich lasse den Ausdruck lieber weg, obwohl er für mich das Gefühl tiefinnerer Genugtuung sehr schön beschreibt.

Servus,

probier mal, was der Lektor zu dem (zumindest regional in D auch üblichen) „inneren Laubhüttenfest“ sagt - das dürfte dann wohl im Zweifelsfall ‚antisemitisch‘ sein, wenn man nichts weiter damit anfangen kann.

Schöne Grüße

MM

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Ich werd’s beachten! Man kann nicht genug aufpassen heutzutage :smile:
Gruß,
Eva

– nach ‚wurde)‘ ist einzufügen

eingehandelt hat

So ganz ohne Ediieren ist das auch nix.

MM

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Hab ich schon von „Witzbolden“ extremer gehört: „Das war mir ein innerer Reichsparteitag“
Dann gibt’s da noch die mehr oder weniger antisemitischen Redewendungen, z.B. :„Nur keine jüdische Hast!“.
Ich glaub in den 80ern hatte eine Lehrerin mächtig Ärger bekommen, da sie in der Klasse bemerkt hatte: „Das geht ja zu wie in einer Judenschule“.
Auch Gegenstände des Alltags hatten antisemitische Spitznamen. So wurde eine Rohrzange z.B. „Judennase“ genannt. Von Walter Kempowski kenne ich noch den „Judenbart“, wohl eine Topfpflanze.

In unserer Familie üblich als „Nur keine semitische Hast!“

Wie wäre es alternativ mit einer „inneren Erste-Mai-Parade“?

:paw_prints:

Wieso denn nur die? Bis 1989 wurde in den neuen Bundesländern noch gar mächtig vorbeimarschiert. Hier ab 6:00 Vorbeifahrt im sozialistischen Streitwagen, Meldung an der Ober Lametta https://www.youtube.com/watch?v=Zv5KHbXqtAg und ab 15:00 dann Fackelparade … äh Dackelparade (Dackel auf der Tribüne).

vdmaster

Gab’s auch in den alten Bundesländern. Vom Marschieren, von Trommelschlägen und Fackelzügen konnten manche Leute in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik gar nicht genug kriegen.

Gruß
Wolfgang

– grade gesehen: Der ‚Tag‘, den die Expertenschleuder hier generiert hat, ist ja wohl wieder mal allererste Sahne!

Wer diese Maschine nicht

SOFORT ABSCHALTET, WEIL SIE AUSSCHLIESSLICH DUMMES ZEUG MACHT

muss

mit dem Klammerbeutel gepudert

sein.

Diese Funktion aufrechtzuerhalten, ist keine ‚Meinung‘, wie ich heute von der Pressesprecherin des Betreibers lesen durfte, sondern ein sog. Flatus cerebralis aka Hirnfurz.

Liebe Nürnis

Schantall die Küchenfee

Der Dreck lebt auch jetzt noch - das ist nicht wegzukriegen:

(wobei zugegeben werden muss, dass die Jungs bei der NVA im Gegensatz dazu nicht in Filzpuschen unterwegs waren - hatte sicher mit dem schlechten Pflaster zu tun!)

ich muss bei innerem Durchmarsch immer an was anderes denken

Hallo,

mich hat ein Lehrer (das war so ca. 1977) mal angebrüllt: „Elke! Du bist ja ein Jude!“ (weil ich versucht habe, als Klassensprecher bessere Noten in einer Klassenarbeit rauszufeilschen).

Gab aber keinen Ärger. Wir fanden das zwar nicht gut, aber hätten kaum gewusst, wem wir das hätten melden sollen.

Grüße
Siboniwe

PS: Ich kannt bislang den „inneren Vorbeimarsch“ nicht, nur den „inneren Reichsparteitag“, aber den auch nur lesender Weise.