damit wird ja nun klar, auf welcher seite du stehst. Anstatt
hier dummes zeug von dir zu geben, solltest du mal an die
toten denken und ueberlegen, wie du helfen kannst. Vielleicht
durch eine spende fuer die opfer.
Peter, hier geht es nicht um Parteinahme. Man kann getrost davon ausgehen, daß ausnahmslos niemand in diesem Forum die Attentate gutheißt. Die Betroffenheit ist überall gegenwärtig. Das muß nicht andauernd betont werden. Andererseits muß auch nicht Kritik an der befürchteten Vorgehensweise durch das Einfordern verbaler Betroffenheit erstickt werden.
Wenn der Tod vieler Menschen das Entsetzen und die Trauer auslöste, kann es nicht falsch sein, den Tod weiterer Menschen zu verhindern. Dabei geht es nicht in erster Linie um den Tod von Schuldigen, denn die unmittelbaren Täter sind tot und deren Hintermänner sind schlicht unbekannt. Mehr als Verdächtigungen gibt es nicht. Es geht um den Tod unbeteiligter Menschen, auch um unser eigenes Leben. Es geht um die von Gerechtigkeit weit entfernte Ordnung im gesamten arabischen Raum, es geht auch um ein lebenswertes und angstfreies Leben. Es geht darum, daß Vergeltung und Rache eine tödliche Spirale lostreten, daß plötzlich ein Verdacht reicht, um tot oder lebendig vorgeführt zu werden. Und es geht um die Angst, daß dumme oder gewissenlose Politiker die Situation nutzen, um ganz andere Ziele, als „nur“ die Bekämpfung des Terrors zu verfolgen.
Solche Befürchtungen sind keineswegs irreal. Bei Diskussionen mit deutschen Politikern kann einem nicht entgehen, wie Mahner und Kritiker per eingeforderter Solidarität und Trauer mundtot gemacht werden. Herr Schilly fuhr Herrn Scholl-Latour über den Mund, weil dieser (wahrhaftig kein Pazifist, aber ein Kenner des arabischen Raumes und ein Kriegsberichterstatter, dem schon mehr um die Ohren flog, als manchem General) zu bemerken wagte, daß sich Militär in afghanischem Gebirge nur selbst zerstören kann. Die Kette höchst bedenklicher Entwicklungen sprengt hier den Rahmen.
Bedenklich ist allemal die Bereitschaft, den Schrecken des Krieges in Kauf zu nehmen oder auch nur zu riskieren, um Rache oder Vergeltung zu üben. Von Ächtung des Krieges sind wir weit entfernt. Es wird sogar wieder von gerechtem Krieg gesprochen. Gefährliche Märchenerzähler sind solche Leute. Jeder Krieg ist immer eine Aneinanderreihung von Verbrechen. Und jeder Krieg ist die Folge von ganz jämmerlichem Versagen der Politik. Folglich sind Politiker, die auf einen Krieg zusteuern, jämmerliche Versager. Menschen, die solchen Politikern nicht in den Arm fallen und ihre Kritikfähigkeit statt dessen mit geschürter Emotionalität einlullen lassen, sind ebensolche Versager.
Die Menschen im WTC kann man nicht mehr lebendig machen, aber man kann verhindern, daß eine vielfach höhere Opferzahl auf allen Seiten entsteht. Hinterher heißt es, man sei in den Krieg „hineingeschlittert“.
Wolfgang