Deshalb möchte ich dich, als universell wissenden, fragen um deine Meinung.
Wie Du wohl schon bemerkt hast, bin ich besonders auf dem Gebiet der Naturwissenschaften bewandert, aber das Problem welches Du hier ansprichst ist hauptsächlich politischer und wirtschaftlicher Natur. Zudem ist das Thema so komplex, daß man ganze Romane darüber schreiben kann. Ich will aber trotzdem ein paar Worte darüber verlieren und wenigstens ein paar Aspekte anreißen.
Zunächst zur wissenschaftliche Komponente:
Die negativen Entwicklungen in der Umwelt sind unübersehbar und in vielen Fällen ist unbestritten, daß wir selbst dafür verantwortlich sind. Beispielsweise weiß man, daß die Natur nur eine begrenzte Regenrationsfähigkeit hat und deshalb nur bis zu einem bestimmten Maße belastbar ist, ohne dauerhaft geschädigt zu werden. Dummerweise hat die vom menschen ausgehende umweltbelastung diese grenze irgendwann in den 70er jahren überschritten. Seitem kann sich die Natur nicht mehr vollständig regenerieren und lebt von ihren Reserven. mit anderen Worten, wenn wir so weitermachen, wie seit den 70er jahren, dann ist irgendwann Schluß.
In anderen Bereichen ist die lage leider nicht so eindeutig. Beispielsweise wissen wir zwar, daß die globale Durchschnittstemperatur seit einhundert Jahren ansteigt, aber wir wissen nicht warum. Es gibt zwar Klimamodelle, welche den antropogenen Treibhauseffekt für die globale Erwärmung verantwortlich machen, aber es gibt auch andere Modelle, die das Begenteil besagen. Es ist beispielsweise möglich, daß die Klimaänderung vollkommen natürlich ist und lediglich das ende der kleinen Eiszeit darstellt, welche im 12.Jahrhundert begann und ihren Höhepunkt im Maunder-Minimum im 16.Jahrhundert hatte. Dann würden die Temperaturen voraussichtlich völlig unabhängig von uns auf ihren ursprünglichen Wert (1K über dem heutigen) ansteigen. Natürlich könnte es auch sein, daß wir tatsächlich für die Klimaänderung verantwortlich sind. Dieses „könnte“ ist aber ein ernstes Problem und führt uns zum nächsten Punkt.
Die politische Komponente:
Politiker demokratischer Länder denken nur von einer Wahl zur nächsten. Wenn die Klimakatastrophe nicht innerhalb der nächsten Wahlperiode zu erwarten ist, und eine Beschäftigung damit auch keine Wählerstimmen verspricht, dann ist sie kein lohnendes Thema für die Politik. Für Diktatoren ist das zwar prinzipiell anders, aber besitzen selten das nötige Verantwortungsbewußtsein.
Zwar beschäftigt sich die Weltpolitik mit der Lösung der Umweltprobleme, aber es genügt nich guten Willens zu sein, wenn nicht auch die nationalen Politiker aller Lager an einem Strang ziehen. Dies wird leider nicht der Fall sein, solange die Opposition ihre Rolle zu wörtlich nimmt und die Wissenschaft keine unwiederlegbaren Beweise liefern kann. Bis dahin ist das Thema Umwelt nicht viel mehr als ein Schlchtfeld, auf dem politische grabenkämpfe ausgetragen werden können.
Nun zur entscheidenden wirtschaftlichen Komponente:
Das westliche Wirtschaftssystem (welches sich erfolgreich über die ganze Welt ausgebreitet hat) ist auf Wettbewerb aufgebaut. Das bedeutet, daß ein unternehmen nur dann überleben kann, wenn es mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Profit erwirtschaftet. Da Umweltschutz erhöhten Aufwand bedeutet, ist er schädlich und im Extremfall sogar tödlich für ein Unternehmen. Durch natürliche Auslese werden also diejenigen unternehmen vom markt verschwinden, welche Umweltbewußt handeln, während diejenigen überleben, welche sich auf Kosten der Umwelt am Markt behaupten. Solange freier Wettbewerb herrscht wird sich daran nichts ändern. Ich sehe nur zwei Auswege aus diesem Dilemma.
Der eine besteht darin, daß Umweltschutz zum Wettbewerbsvorteil werden muß. Da dies aber weltweit auf politischem Wege gegen die Interessen der Wirtschaft durchgesetz werden müßte, ist damit nicht ersthaft zu rechnen. Erstens gibt es keine funktionierende globale politische Instititon, welche die Kompetenz hätte weltweite Gesetze zu erzwingen und zweitens sind multinationale Konzerne viel Mächtiger als nationale Regierungen und die wenigen schlecht funtionierenden multinationalen Organisationen.
Der andere Weg besteht darin, daß sich die Konzerne selnbst auf einheitliche Spielregelkn einigen, so daß der Umweltschutz nicht mehr zum Wettbewerbsnachteil wird. Da derartige Abkommen aber erstens illegal (wegen diverser Kartellgesetze) und damit nicht bindend sind und sich die konkurrierenden Konzerne gegenseitig mißtrauen wird das wohl auch nicht geschehen.
uns wird also nichts weiter übrig bleiben, bis sich alle Konzerne gegenseitig geschluckt haben und am Ende nur noch ein Monopolist auf jedem Wirschaftssektor übrig bleibt. Dann würde der Wettbewerb wegfallen und Umweltschutz wäre kein wirtschaftliches Risiko mehr. Daß die Vorstände dieser Mega-Konzerne ein Interesse daran haben die Umwelt zu erhalten kann man leider nur hoffen.
Momentan sieht es leider düster aus. Wir haben uns ein wirtschaftliches und politisches System gewählt, welches nicht steuerbar ist. Selbst, wenn sich alle beteiligten darüber einig wären, welche Gefahren bestehen, wo die Ursachen liegen und wie wir ihnen begegnen müssen, könnten wir es nicht, ohne die Spielregeln grundsätzlich zu ändern.