Eltern lassen Sohn im Stich

Hallo Ihr Lieben,

ich (kinderlos) wollte mal Eure Meinung einholen, da ich mich gerade (berechtigt?) über meine Schwester ärgere.

Mein Neffe (21 Jahre) war schon immer ein „Sorgenkind“ (woran - nach meinem Geschmack - die Eltern aber nicht ganz unschuldig sind). Er ist mit 15 nach längerem Klinikaufenthalt ins Betreute Wohnen gekommen, hat sich im Laufe der Zeit aber wirklich „gemacht“ (Realschulabschluss geschafft, eigene Wohnung, Ausbildungsplatz).

Meine Schwester und ihr Mann (zu denen ich kein wirklich gutes Verhältnis habe) haben schon immer den Eindruck gemacht, dass sie eigentlich ganz froh waren, den Störenfried ihrer Vorzeigefamilie (die beiden jüngeren Geschwister sind wirklich „Vorzeigekinder“) los zu sein.

Jetzt hat mein Neffe richtigen Mist gebaut! Er hat mit (Soft-)Drogen gedealt, ist aufgeflogen, Anzeige, Ausbildungsplatz (im 3. Lehrjahr) verloren.

Die Eltern (und auch ich) wussten schon seit Wochen, dass er dealt, haben es aber nicht ernst genommen („Der denkt sich doch immer solche Geschichten aus!“. Gespräche mit mir haben sie verweigert. „Wir möchten nicht mit Dir darüber reden! Und tschüs!“

Jetzt sitzt mein Neffe richtig in der Sch…Die einzige Reaktion seiner Eltern: „Er ist erwachsen und muss da allein durch!“

Jetzt telefoniere ich mehrmals täglich mit meinem Neffen und versuche aus der Entfernung, ihm so gut es geht zu helfen! Ich bin auch bereit, ihm den Anwalt zu bezahlen, da auch das die Eltern verweigern.

Ich verstehe die Eltern einfach nicht! Klar, mein Neffe hat Mist gebaut, aber wenn man ihn jetzt hängen lässt??? Er ist ein sehr sensibler Kerl, war in seiner Ausbildung sehr gut, wollte noch sein Abi nachholen etc.

Würdet Ihr Eure Kinder im Stich lassen? Entweder ich ticke falsch, aber für mich als Tante kommt das überhaupt nicht in Frage!

Danke für Eure Meinungen und viele Grüße

Kathleen

Hallo,

sicher ist es nicht der Regelfall, das die Eltern das Kind im Stich lassen und sagen: „Der ist 21, der muss da durch!“. Vielmehr kümmern sich Eltern um ihren Nachwuchs, so wie es sein soll. Dabei ist es egal, ob sie 8, 18, oder 38 sind. Unterstützung und Rückhalt ist da enorm wichtig.

Aber anscheinend gilt das nicht für alle, wie du ja selber mitgekriegt hast. Und es ist natürlich super, das du dich da so reinhängst.
Man kann die Eltern nicht dazu zwingen, dem Kind zu helfen. Man muss ihre Entscheidung leider kopfschüttelnd akzeptieren. Das ist dann eine ziemlich miese Charaktereigenschaft. Der Junge kann froh sein, das er so eine Tante wie dich hat.

Das er nun mit Soft-Drogen gedealt und dabei erwischt wurde und seinen Ausbildungsplatz verloren hat, ist scheisse, aber im Augenblick nicht zu ändern. Hoffen wir, das es ihm eine Lehre sein wird. Und hoffen wir, das er einen anderen Ausbildungsplatz kriegt, noch ist er ja auch nicht so alt.

Das du den Anwalt bezahlen willst, ist sehr edel von dir, aber hol dir da Hilfe. Da der Junge mittellos ist, kann man da Prozesskostenhilfe beantragen, wie aller vorraussicht nach auch bewilligt werden wird. Einen Antrag zum Ausfüllen findest du hier:
http://www.justiz.de/formulare/zwi_bund/zp1a.pdf

Der ist dann beim Anwalt samt Belegen abzugeben und bei Prozessbeginn beim Gericht zu beantragen (macht der Anwalt).

GDA

Ich verstehe die Eltern einfach nicht! Klar, mein Neffe hat
Mist gebaut, aber wenn man ihn jetzt hängen lässt??? Er ist
ein sehr sensibler Kerl, war in seiner Ausbildung sehr gut,
wollte noch sein Abi nachholen etc.

Ich verstehe die Eltern wohl. Auch ein Mitglied meiner Familie hatte diese „Karriere“ mit zum Schluss Drogen hinter sich. Immer wieder sind sie auf ihn zugegangen und haben ihn aus der Sch… rausgeholt, Schulden bezahlt noch und nöcher.
Es wurde eine zeitlang ruhiger, der junge Mann heiratete . Die Eltern waren froh und bezahlten alles mögliche Hochzeit, wollten keine Miete, keine NEbenkosten und was ist passiert?? Der junge Mann ließ sich scheiden , hat natürlich wieder einen Haufen Schulden angehäuft und sitzt immer noch in der Wohnung die den Eltern gehört und zahlt nix und überhört genüsslich und kommentarlos wenn die Eltern sagen er soll doch bitte ausziehen und sein Leben in den Griff kriegen!

Ich verstehe die Eltern nicht: Jahrelang dem Kind den Hintern abwischen und dann von heut auf morgen Selbständigkeit erwarten und sich aufregen wieso das alles so gekommen ist. Das funktioniert nicht.

Würdet Ihr Eure Kinder im Stich lassen?

Definiere „im Stich lassen“ : Lasse ich meine Kinder im Stich wenn ich erwarte dass sie die Suppe auslöffeln die sie sich eingebrockt haben? Ich finde nicht. Erst nicht bei einem über 20jährigen.

Entweder ich ticke
falsch, aber für mich als Tante kommt das überhaupt nicht in
Frage!

Du bist die Tante und ich denke dass du das alles viel zu „locker“ siehst. Du brauchst dir ja keine Schuldgefühle zu machen, ob deine Erziehung richtig war oder nicht. Was ich damit sagen will:
Sicher machen sich die Eltern auch ein paar Gedanken über ihren Sohn auch wenn das dir vielleicht zuwenig ist.
Irgendwann ist das Maß einfach voll - auch für Eltern. Und solange es nicht um Leben oder Tod geht, finde ich sollte man sich sogar oder besonders als Eltern zurückhalten.

Gruss. M.

Hallo GDA,

http://www.justiz.de/formulare/zwi_bund/zp1a.pdf

ich befürchte, dass die Prozesskostenhilfe in diesem Fall nicht greift. Das hat auch der Anwalt gesagt!

Ich habe meinen Neffen jedenfalls jetzt erst einmal zu einem Anwalt geschickt, er war beim Jobcenter, hat mit der IHK Kontakt aufgenommen…

Ich will auch zusehen, dass er hier bei uns im Norden seine Ausbildung beenden kann, damit er aus diesem Dunstkreis rauskommt - aber dafür muss erst einmal klar sein, welches Urteil gefällt wird.

Ich verstehe bloß meine Schwester nicht! Und ihr Verhalten ärgert mich einfach! Und mich macht es wütend, dass sie dann noch nicht einmal mit mir sprechen möchte, ob meine Hilfeleistungen denn für sie als Eltern auch in Ordnung sind!

Viele Grüße

Kathleen

Hallo Melli,

Ich verstehe die Eltern nicht: Jahrelang dem Kind den Hintern
abwischen und dann von heut auf morgen Selbständigkeit
erwarten und sich aufregen wieso das alles so gekommen ist.

stimmt! Meine Schwester ist eine Überfürsorgliche. Im Zuge der Therapie meines Neffens wurde ihr dies auch deutlich, aber jetzt die totale Ignoranz?

Außerdem hat mein Neffe sich im Betreuten Wohnen auch beweisen müssen, als er mit 18 eine andere Wohnmöglichkeit (erst WG, dann eigene Wohnung) wünschte. Das heißt: Haushaltsarbeiten, Kostenkontrolle bezüglich des Lebensunterhalts etc. Wir sprechen hier daher nicht von einem verzogenen Einzelkind!

Definiere „im Stich lassen“ : Lasse ich meine Kinder im Stich
wenn ich erwarte dass sie die Suppe auslöffeln die sie sich
eingebrockt haben? Ich finde nicht. Erst nicht bei einem über
20jährigen.

Gut, das sehe ich anders, da ich auch meine Freunde nicht im Stich lasse, wenn sie Scheiße gebaut haben!

Du bist die Tante und ich denke dass du das alles viel zu
„locker“ siehst.

Komisch, mir kommt es gerade andersherum vor!

Du brauchst dir ja keine Schuldgefühle zu
machen, ob deine Erziehung richtig war oder nicht.

Und wenn man dann Schuldgefühle empfindet, läuft man lieber weg - oder wie soll ich das verstehen?

Was ich
damit sagen will:
Sicher machen sich die Eltern auch ein paar Gedanken über
ihren Sohn auch wenn das dir vielleicht zuwenig ist.

Natürlich machen sie sich Gedanken! Das ist eine Akademiker-Familie, die einen Richter und einen Anwalt zu ihrem Freundeskreis zählen. Ist es so schwer, vor denen einzugestehen, dass der Älteste Mist gebaut hat?

Irgendwann ist das Maß einfach voll - auch für Eltern. Und
solange es nicht um Leben oder Tod geht, finde ich sollte man
sich sogar oder besonders als Eltern zurückhalten.

Du rätst mir ergo, ich sollte hier auch nichts unternehmen?

Viele Grüße

Kathleen

Hallo,

erstmal muss ich dir sagen, das sich manche Eltern wirklich freuen, wen sie ihre „Problemkinder“ loswerden. Nicht weil sie sie nicht mögen, sondern weil das eine unheimliche Belastung für die ganze fAmilie ist und zudem die Eltern manchmal nicht weiterwissen und froh sind, das sich jemand anderer, kompetenterer kümmern kann, mit der Hoffnung, das sich die Situation auslöst und es dem Kind dann besser geht.

Hat doch auch funktioniert, oder ? Du schreibst, das er sich dann wohl auch gefangen hat und alles besser lief. Wo war da dann das Problem?

Die Entscheidung, zu dealen, hat er ja nun ganz alleine getroffen. er wird wohl gewusst haben, das das eine Straftat ist und hat nebenbei auch in Kauf genommen, andere Menschen an Drogen zu gewöhnen - und das die eltern darüber sauer sind und sagen, das er jetzt sich die Suppe selber auslöffeln soll, kann ich verstehen.

Auch, das sie sich von dir nicht reinreden lassen wollen, kann ich verstehen - vll auch weil sie das gefühl haben, da mischt sich überheblich jemand ein, der eh keine Ahnung hat, weil er keine Kinder hat, wie das ist. (Nicht das ich diese Reaktion als richtig erachte, aber ihc kann sie verstehen).

Weißt Du, nicht immer sind Eltern an allem Schuld was das Kind macht, und irgendwann hat man auch den Kaffee auf. Habe eine Bekannte lange begleitet, und das Kind rutschte immer weiter ab obwohl die mutter sich wirklich bemühte. Als er Junge dann straffällig wurde und einen RAub beginn, brach sie den Kontakt ab, das FAss war voll, sie selber völlig überlastet und fertig. Der Sohn fing sich dadurch dann irgendwann, mittlerweile ist das schon lange her, und das verhältnis wieder gut. Aber ich werde nie vergessen, wie schlecht es ihr ging in der Zeit. Immer in Sorge, nächtelang keinen Schlaf, die jüngeren Kinder wurden ständig vernachlässigt etc.

Nicht das ich das , was deine Schwester macht, in ordnung finde, dazu kenne ich sie ja auch nicht. Aber ich kann sie schon ein Stück verstehen. Und ich gebe zu bedenken, das sie nebem dem einen Sorgenkind ja auch zwei anscheinende Vorzeogekinder hat, also kann ihre Erziehung ja nicht die vollkatastrophe sein.

Niemand zwingt dich, deinen Neffen fallenzulassen, wenn du für ihn da sein willst, dann sei da und lass dir nicht reinreden. Bedenke aber, das das dealen einfach eine straftat ist, und das nicht zu unrecht. Wenn ich bedenke, das jemand meinen Kindern Drogen vertickt , würden meine Kinder Ärger kriegen und der Dealer handfeste Probleme!!

Lg

brenna

Hallo Melli,

Ich verstehe die Eltern nicht: Jahrelang dem Kind den Hintern
abwischen und dann von heut auf morgen Selbständigkeit
erwarten und sich aufregen wieso das alles so gekommen ist.

stimmt! Meine Schwester ist eine Überfürsorgliche. Im Zuge der
Therapie meines Neffens wurde ihr dies auch deutlich, aber
jetzt die totale Ignoranz?

Eine gewisse Ignoranz täte dem jungen Mann ganz gut denke ich. Ich würd nix machen außer anrufen und mir höchstens das Elend anhören in dass er sich gebracht hat aber sonst… nö.

Gut, das sehe ich anders, da ich auch meine Freunde nicht im
Stich lasse, wenn sie Scheiße gebaut haben!

Es kommt doch drauf an was derjenige sich leistet. Wenn jemand meint ich geh mal mit Drogen dealen… das ist für mich schon ein Unterschied.

Du bist die Tante und ich denke dass du das alles viel zu
„locker“ siehst.

Komisch, mir kommt es gerade andersherum vor!

Ja weil die Eltern halt wahrscheinlich eine Menge schon mitgemacht haben. Die schockt das dann auch nicht mehr großartig .

Und wenn man dann Schuldgefühle empfindet, läuft man lieber
weg - oder wie soll ich das verstehen?

Du hast so oder so Schuldgefühle als Eltern ob du nun versagt hast oder nicht. Warum weglaufen. Wollen sie denn garnix mehr von ihm wissen ?

Natürlich machen sie sich Gedanken! Das ist eine
Akademiker-Familie, die einen Richter und einen Anwalt zu
ihrem Freundeskreis zählen. Ist es so schwer, vor denen
einzugestehen, dass der Älteste Mist gebaut hat?

Na wenn das wirklich Freunde für sie wären würden sie wahrscheinlich schon drüber reden glaub ich.

Irgendwann ist das Maß einfach voll - auch für Eltern. Und
solange es nicht um Leben oder Tod geht, finde ich sollte man
sich sogar oder besonders als Eltern zurückhalten.

Du rätst mir ergo, ich sollte hier auch nichts unternehmen?

Du willst ihn finanziell unterstützen und ihm das Leben wieder angenehmer machen und er sagt sich : Och ja meine Eltern sind die Doofen aber meine Tante die ist immer für mich da egal was ich für ein Dreck mache. Kanns das sein? Ich glaubs nicht.

Liebe Brenna,

erstmal muss ich dir sagen, das sich manche Eltern wirklich
freuen, wen sie ihre „Problemkinder“ loswerden. Nicht weil sie
sie nicht mögen, sondern weil das eine unheimliche Belastung
für die ganze fAmilie ist und zudem die Eltern manchmal nicht
weiterwissen und froh sind, das sich jemand anderer,
kompetenterer kümmern kann, mit der Hoffnung, das sich die
Situation auslöst und es dem Kind dann besser geht.

ja, ja, ja! Es war auch das Beste für meinen Neffen aus der Familie rauszukommen!

Hat doch auch funktioniert, oder ?

Ja, es hat funktioniert, aber „abgeschoben“ hat er sich immer gefühlt.

Du schreibst, das er sich
dann wohl auch gefangen hat und alles besser lief. Wo war da
dann das Problem?

Ich denke, es waren Geldprobleme. Ich hatte ihm im letzten Frühjahr Geld für seinen Führerschein gegeben, was er anderweitig in kürzester Zeit verschlammpt hat. Danach habe ich gesagt: Bei mir ist nichts mehr zu holen!

Die Entscheidung, zu dealen, hat er ja nun ganz alleine
getroffen. er wird wohl gewusst haben, das das eine Straftat
ist und hat nebenbei auch in Kauf genommen, andere Menschen an
Drogen zu gewöhnen - und das die eltern darüber sauer sind
und sagen, das er jetzt sich die Suppe selber auslöffeln soll,
kann ich verstehen.

Ich unterschätze es nicht, was er getan hat. Ich habe ihn noch Weihnachten, als er hier war, „auseinandergenommen“ und ihn gefragt, was er davon hielte, wenn seine kleine Schwester, die er sehr liebt, so einfach an Drogen käme. Er bekommt schon auch einen auf den Deckel von mir!

Auch, das sie sich von dir nicht reinreden lassen wollen, kann
ich verstehen - vll auch weil sie das gefühl haben, da mischt
sich überheblich jemand ein, der eh keine Ahnung hat, weil er
keine Kinder hat, wie das ist. (Nicht das ich diese Reaktion
als richtig erachte, aber ihc kann sie verstehen).

Ich wollte mich doch auch nicht einmischen! Ich habe hier auch bewusst erwähnt, dass ich keine Kinder habe! Ich habe meiner Schwester gesagt, dass ich mich nur gern mit ihr absprechen möchte, damit ich eben nichts verkehrt mache!

Aber ich werde nie vergessen, wie schlecht es ihr
ging in der Zeit. Immer in Sorge, nächtelang keinen Schlaf,
die jüngeren Kinder wurden ständig vernachlässigt etc.

Ja, meiner Schwester geht es auch sehr schlecht, ihr Mann leidet auch!

Aber kann man dann nicht miteinander reden, was die beste Lösung wäre?

Nicht das ich das , was deine Schwester macht, in ordnung
finde, dazu kenne ich sie ja auch nicht. Aber ich kann sie
schon ein Stück verstehen. Und ich gebe zu bedenken, das sie
nebem dem einen Sorgenkind ja auch zwei anscheinende
Vorzeogekinder hat, also kann ihre Erziehung ja nicht die
vollkatastrophe sein.

Nein, gewiss nicht. Aber beim Ersten haben sie definitiv Fehler gemacht!

Niemand zwingt dich, deinen Neffen fallenzulassen, wenn du für
ihn da sein willst, dann sei da und lass dir nicht reinreden.
Bedenke aber, das das dealen einfach eine straftat ist, und
das nicht zu unrecht. Wenn ich bedenke, das jemand meinen
Kindern Drogen vertickt , würden meine Kinder Ärger kriegen
und der Dealer handfeste Probleme!!

Glaube mir, ich packe meinen Neffen nicht mit Samthandschuhen an! Ich will nur einen vernünftigen Weg finden, damit er nicht ganz abrutscht!

Danke und liebe Grüße

Kathleen

Hallo,

ich gebe den Eltern absolut Recht!
Das ist kein Kind mehr, der ist schon lange erwachsen.

Und wie soll er etwas lernen, wenn ihm immer wer aus der Sch*** hilft?

Der ist 21!! Er muss da tatsächlich alleine durch.

Und warum sollten die Eltern mit dir über diese Probleme reden?
Du hast dich als Gesprächspartner angeboten und die Eltern wollten das nicht. Warum glaubst du, dass es hilft mit dir darüber zu sprechen?

Scheinbar haben sie ja nicht alles falsch gemacht, mit den andern klappt es ja.

Ich denke eher die Eltern beobachten und sorgen sich aus der Ferne. Und wenn der Lütte ernsthaft Schade nimmt, helfen sie ihm. Aber er muss doch tatsächlich selber für sein Handeln gerade stehen…

Gruß Jenny

Nein, gewiss nicht. Aber beim Ersten haben sie definitiv
Fehler gemacht!

Eltern sind auch ‚nur Menschen‘ und machen zwangsläufig Fehler. Erziehung bedeutet nichts anders als den Versuch, ein erwünschtes Verhalten durch bestimmte Maßnahmen im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu erzielen - jedes Kind ist anders und deshalb funktioniert es beim einen Kind, beim anderen möglicherweise aber nicht. Manchmal gelingt es dann im 2. Versuch, indem man einen anderen Weg beschreitet, manchmal aber auch dann nicht. Das Kind entwickelt sich auf Basis dieser Erfahrungen und über die Zeit kann es sein, dass sich die Fronten verhärten - wie auch wohl in diesem Fall.

Von außen lässt sich da leicht reden, wie man es hätte besser machen können. Ob das tatsächlich besser gewesen wäre, weißt du aber nicht. Dass solch ein Gerede nerven kann, kann ich sehr wohl verstehen. Deine Schwester würde vermutlich nicht so sauer reagieren, wenn sie es sich leichter gemacht hätte. Dass sie leiden zeigt doch ihre Hilflosigkeit.

Du wirst sicherlich auch enttäuscht gewesen sein, als dein Neffe das Geld für den Führerschein anderweitig verjubelt hat. Du hast diese Enttäuschung einmal erlebt, die Familie deiner Schwester vermutlich immer und immer wieder. Kein Wunder also, dass sie jetzt ihre Konsequenzen gezogen und den Kontakt gekappt haben… aus Ohnmacht, weil sie keinen anderen Weg mehr wissen.

Manchmal muss man auch als Eltern diesen Schritt tun. Der Junge fühlt sich offensichtlich immer nur als Opfer: Die Eltern haben ihn angeblich abgelehnt, Fehler gemacht, die Geschwister wurden ihm vorgezogen, jetzt wird er auch noch im Stich gelassen, der arme Kerl! - m. E. gehört der in therapeutische Behandlung, um mal wieder einen korrekten Blick auf die Dinge zu bekommen und um auch mal HÖCHSTSELBST Verantwortung für die Folgen seines Handelns zu übernehmen. Vielleicht klappt es dann auch mit seiner Zukunft!

Und genau deshalb gehörst du an dieser Stelle m. E. tatsächlich nicht dazwischen. Indem du ihn in Watte packst und wieder auf die Füße fallen lässt, tust du ihm u. U. keinen Gefallen. Manche lernen es nur, wenn sie mal richtig auf die Nase fliegen!

Bei dir findet er Verständnis für ein Verhalten, das einfach kein Verständnis verdient. Irgendwann muss Schluss sein! Der junge Mann ist 15!!!

Viele Grüße
Kirsten

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Aaaaargh, ich lese gerade, dass der sogar schon 21 ist!!! Er ist somit Erwachsen und somit voll und allein verantwortlich für seine Taten!!! Der ist kein kleines Bübchen mehr, das an die Hand genommen werden muss.

Hallo !

Tja, dass deine Schwester deine Hilfeleistungen nicht passend findet scheint doch offensichtlich. Offensichtlich auch, dass du trotzdem tust was du richtig findest und die Position deiner Schwester als falsch be-/verurteilst. Worüber also reden ?

Dein geschätzter Neffe dealt. Das ist kein Kaugummidiebstahl. Und er sollte zu Recht dafür die Konsequenzen tragen müssen, immerhin bringt er andere junge Menschen damit in Gefahr. Auch wenn er es schwer hatte : die gegebenen Chancen hat er mit dieser Aktion echt schlecht genutzt.

Und wenn ich es Recht verstanden habe hat er jüngere Geschwister. Die zu schützen ist übrigens auch Aufgabe deiner Schwester. Ob sie da nun alles richtig macht kann man hier so nicht beurteilen. Darum gehts aber auch gar nicht:
Dein Neffe ist 21 und nicht (mehr) nur das arme kleine Opfer. Er ist verantwortlich für seine Taten, Mama ist nicht bis ans Lebensende an allem Schuld.

Natürlich : wenn du ihm einen Anwalt bezahlen willst, warum nicht.

Du hilfst ihm aber nicht damit, wenn du weiter seine Mutter anklagst und ihn in seiner Opferrolle bestätigst, denn sein Leben in den Griff kriegen kann er nur, wenn er sich nicht selbst leid tut sondern Rückrat und Verantwortungsbewußtsein entwickelt.
Dass ist ein schmerzhafter Prozess für einen jungen Menschen „mit Vergangenheit“, aber ein notwendiger. Hilf ihm dabei und hackt nicht auf den Eltern rum, das nützt nämlich niemandem.

Viel Erfolg !

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Hallo,

ich habe eben den „Briefwechsel“ gelesen - Du hast schon reichlich gute und richtige Ratschläge bekommen. Ein Satz von Dir in einer Deiner Antworten ist mir aber aufgefallen:

Gut, das sehe ich anders, da ich auch meine Freunde nicht im Stich lasse, wenn sie Scheiße gebaut haben! …

Dazu möchte ich Dir sagen, daß das dann ja keine 21 jährigen Jugendlichen mehr sind, die erst wirklich erwachsen werden und in vieler Hinsicht lernen müssen. Die einzige Chance ist meiner Ansicht auch, daß er allein zusieht, wie er aus dem Schlamassel herauskommt, und er die Folgen für sein Verhalten selber tragen muß. Nur so wird er - hoffentlich - kapieren, daß er selbst für sich und sein weiteres Leben verantwortlich ist.

Alles Gute Dir und Deiner Familie
Annemarie

Hi
Wie wärs, wenn du den jungen Herrn an echte Fachleute vermittelst?
Gefällt ihm wohl weniger. Ist halt leichter, die Eltern zu verurteilen
als selbst die Konsequenzen zu tragen.
Um es knallhart zu sagen:
Ich, an der Stelle der Mutter, würde jeglichen Kontakt zum Sohn UND
zu dir abbrechen!
LG D

Hallo, Kathleen!

Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, daß es den Eltern vielleicht sogar schwerer fällt, Vernunft walten zu lassen und damit ihrem Sohn wirklich zu helfen - anstatt ihm in blinder Lieber immer ein Sprungtuch zu spannen. Er selbst muß festen Boden unter die Füße bekommen und das wird er nur, wenn er die Konsequenzen seines Verhaltens selber tragen muß.

LG Annemarie

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Hi

Findest du nicht, dass du ihm, wenn du jetzt Anwalt und Co. spendierst, eher noch in der Drogensache bestärkst?

v.a. wenn du wie du unten erwähnst denkst, dass er es wegen Geld gemacht hat?

Dann hat er nicht nur _immer noch nicht_ gelernt mit Geld umzugehen, sondern ist gleichzeitig auch noch gierig, rücksichtslos und emotional verkühlt, da ihm das Leben anderer offenbar doch ziemlich scheißegal zu sein scheint.

Und das willst du jetzt noch unterstützen?

Mit einer Standpauke ist das nicht getan!
Die hat er in den letzten Jahren doch mit Sicherheit zur Genüge bekommen, wenn er jetzt nicht lernt wo eine Grenze ist, was soll denn dann bitte noch kommen?

Tut mir Leid, aber nach dem was ich in diesem Thread hier gelesen habe scheinst du einfach nicht wahr haben zu wollen, dass er erwachsen ist. Du behandelst ihn wie einen 16 Jährigen der noch nicht ganz angekommen ist und mal in ein Fettnäpfchen getreten ist.

Das ist er aber nicht.
Er hat nicht mal ne CD geklaut, oder jemandem ein Handy abgezogen, oder „nur“ illegale Drogen genommen. Er hat gedealt, das ist eine ganze Stufe weiter.

Er ist eben _keine_ 16 mehr und aus einem guten Grund gilt für ihn auch nicht mehr dad Jugendstrafrecht.

Es ist natürlich sehr schade, dass er nicht schon früher gelernt hat, das man so einen Mist nicht baut - aber jetzt ist es absolut zu spät, ihn in Schutz zu nehmen, so züchtest du höchstens noch was viel schlimmeres. NOCH hat er die Chance etwas zu lernen - lass ihm diese Gelegenheit!

lg
Kate

Hallo Kathleen, hab mal ein paar Fragen
Er ist mit 15 nach längerem Klinikaufenthalt

ins Betreute Wohnen gekommen, hat sich im Laufe der Zeit aber
wirklich „gemacht“ (Realschulabschluss geschafft, eigene
Wohnung, Ausbildungsplatz).

Der Grund einen Platz in einer betreuten Wohngruppe zu beziehen war die längere Krankheit?
Wie lange war er dort? Was war das für eine Gruppe?

Dann las ich, du hättest ihm Geld für den Führerschein gegeben, er hätte es verschlampt. Verloren oder verlegt?

Er hat mit Softdrogen gedealt, was verstehst du unter Softdrogen?

Für mich liest sich das, was du über den jungen Mann berichtest hast, wie eine beginnende Karriere in die Kriminalität.
Wie ich herausgelesen habe, versuchst du ihm aus der Ferne zu helfen.
Also erlebst du ihn nicht täglich sondern immer nur dann, wenn er dir seine Sichtweise der Dinge schildert und nach einem Strohhalm greift?
Die Tante wirds schon richten.

Meiner Meinung nach verhalten sich die Eltern genau richtig. Man muß sein Kind auch mal ins offene Messer laufen lassen. Das hat absolut nichts mit „im Stich lassen oder abschieben“ zu tun.
Er weiß doch wohl in seinem Alter was richtig und was falsch ist.
Tante hat geschimpft zu Weihnachten…ach wie furchtbar…der macht ein bedröppeltes Gesicht, verspricht dir sich zu bessern, dreht sich um und grinst sich eins.
Wie naiv bist du, dass du ihm dauernd sein Köpfchen streichelst?
Du hast geschrieben, in der Familie gäbe es einen Richter.
Nimm mal Kontakt auf und lass dir berichten welche Früchtchen er schon in seiner Verhandlung hatte.

Sensibel sind sie da alle auf der Sünderbank.
Spätestens dann, wenn ein Richter sensible Sanktionen ausspricht.

Übrigens bin ich auch so eine unmögliche Mutter, deren Sohn mit 17 Jahren straffällig wurde. Er sass ein knappes Jahr, seine Karriere begann mit Drogen und endete beim bewaffneten Raubüberfall. Danach hat er zum Glück einen besseren, legalen Weg eingeschlagen.

Du solltest nicht alles glauben was dir der junge Mann auftischt, es sind NICHT immer „die Anderen“ an seiner jetztigen Lage schuld.
Hier hilft nur ein Schuss vor den Bug

seute

Danke
Hallo Ihr Lieben,

Ihr habt sicherlich Recht damit, dass ich meinen Neffen zu sehr in Schutz nehme - aber ich war damals auch immer das schwarze Schaf (gut, nie kriminell) und habe nur das geschafft, was ich heute bin/habe, da es Menschen gab, die an mich/mir geglaubt haben (meine Eltern inklusive).

Das ist sicherlich ein großer Schwachpunkt bei mir. Es spielt gewiss auch mit hinein, dass mein Neffe nach dem Tod meines Mannes wirklich eine große Stütze war (hat mich bei Behördengängen begleitet etc.).

Zu Deinen Fragen seute (und ein besonderes Dankeschön für Deine Erfahrungsschilderung):

Der Grund für den Klinikaufenthalt (ich weiß nicht mehr genau, wie lang, schätze 3 Monate) war eine psychische Störung (die genaue Diagnose kennt mein Neffe auch nicht). Ich weiß nur, dass bei ihm eine Lese- und Schreibschwäche festgestellt wurde, sein IQ aber recht hoch war/ist, er immer unkonzentriert, hippelig war. Naheliegend war dann „natürlich“ AD(H)S. Eine fundierte Diagnose liegt aber - wie gesagt - nicht vor.

Die Ärzte haben angeraten, ihn ins Betreute Wohnen zu geben, da sein Familienumfeld keine Aussicht auf Besserung versprach (meine Schwester und ihr Mann wurden parallel „therapiert“). Wenn er wirklich in der Familie geblieben wäre, hätte er auch sicherlich nicht seinen Schulabschluss geschafft - dazu war der Leistungsdruck in der Konkurrenz zu seinen Geschwistern zu hoch.

Er blieb bis zum Ausbildungsbeginn im Betreuten Wohnen und in therapeutischer Betreuung. Anfangs war er altersübergreifend in einer recht großen Wohngruppe. Als er 18 jahre alt wurde, kam er in eine betreute 2er-WG, und als er seine Ausbildung anfing, half ihm das Jugendamt bei der Wohnungssuche. Seine Eltern haben ihm das Kindergeld und 100 € im Monat gegeben.

Das Geld von mir für den Führerschein hat er für Computer, PC-Spiele etc. ausgegeben. Außerdem hat er den Hang, ständig alle beschenken zu müssen - vor allem seine Eltern und seine Geschwister; aber auch Freunde gehören dazu!

Was ich unter Softdrogen verstehe? Gras halt!

Natürlich erlebe ich ihn nicht täglich, aber seine Eltern auch schon seit Jahren nicht! Er hat sich häufig bei mir „ausgeweint“, dass seine Eltern ihn so selten besuchen kommen.

Ich streichele ihm gewiss nicht ständig das Köpfchen, auch wenn es so erscheinen mag. Er bekommt schon klare Ansagen von mir. Aber genau daran hapert es bei seinen Eltern! Meine Schwester meinte vor ein paar Tagen zu unserer Mutter, dass mein verstorbener Vater wohl jetzt einen guten Einfluss gehabt hätte. Der Tod meines doch sehr strengen, aber sehr ehrlichen Vaters hat den Kerl ziemlich mitgenommen.

Er weiß ganz genau, dass es jetzt die letzte Hilfeleistung sein wird, die ich ihm biete. Wenn er das versaut, ist er eben selbst Schuld!

Aber die letzte Chance möchte ich ihm geben! Ist das so verkehrt?

Danke und liebe Grüße

Kathleen

Hallo Melli,

Ich verstehe die Eltern nicht: Jahrelang dem Kind den Hintern
abwischen und dann von heut auf morgen Selbständigkeit
erwarten und sich aufregen wieso das alles so gekommen ist.

stimmt! Meine Schwester ist eine Überfürsorgliche. Im Zuge der
Therapie meines Neffens wurde ihr dies auch deutlich, aber
jetzt die totale Ignoranz?

Ich kann nur sagen: Ich ignoriere Leute nur dann total, wenn sie mir dermaßen wehgetan haben, dass mir nichts mehr einfällt.

Das ist wohl ein Schutzmechanismus.

Tilli

Hi

Um das mal so hart und unbeliebt zu sagen: Ja.

Denn ich verstehe beim besten willen nicht warum du schon wieder auf die Mutter, die Geschwister etc. deutest.

Der Mann (!!!) ist erwachsen.

Die Erziehung ist vorbei. Aus. Ende. Finito. Basta. Tutti. Chu. Mon.

Ob seine Eltern ihn selten besuchen oder nicht spielt überhaupt keine Rolle. Das ist vielleicht nicht schön, aber weder Grund noch Entschuldigung für _seine_ falschen Entscheidungen.

Du warst vielleicht damals das schwarze Schaf und hast dich ungerecht behandelt gefühlt, verständlicherweise - das ist hier aber nicht der Fall, er erntet was er säht und das ist _sehr sehr_ wichtig und zwar jetzt.

Ich halte das „Noch ein mal aber dann…“ für sehr falsch, denn erstens bleibt es meist nicht dabei und zweitens ist es ja wenn er sich hier nach noch etwas leistet _noch_ etwas schlimmeres! Willst du das?

lg
Kate

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