Hallo Heinrich,
1.Frage:
Gibt es den Tatbestand „Vergewaltigung von Männern“ überhaupt
im StGB? Par.177 StGB: „Wer eine Frau mit Gewalt oder durch
Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib und Leben …“ Ist
das inzwischen geändert oder steht da heute noch „Wer eine
Frau“?
Der § 177 lautet seit dem 1.1.99: „Wer eine andere Person…“. Er ist somit auch für männliche Opfer anwendbar, deren Diskriminierung -zumindest auf dem Papier- wurde also endlich abgeschafft.
Es ist daher kein Wunder, dass es bisher keine Zahlen über
vergewaltigte Männer gibt.
Über „vergewaltigte Männer“ gibt es tatsächlich erst seit der Gesetzesänderung bzw. den folgenden Urteilen Zahlen. Vorher gab es natürlich auch schon das Delikt; Es wurde bloß nicht Vergewaltigung genannt, sondern bei männlichen Opfern als schwere Körperverletzung geahndet (wenn sie denn überhaupt zur Anzeige kam und bewiesen werden konnte - die Zahlen sind deshalb natürlich bestimmt nicht repräsentativ, aber eben die einzige Quelle, aus der ich Wissen ziehen kann).
2.Frage:
Welche Anlaufstellen (außer Polizei) kannst du nennen, an die
sich Männer wenden können, wenn sie Opfer einer
Vergewaltigung geworden sind?
Nach meinem Kenntnisstandsind solche Stellen erst in jüngster
Zeit auf Betreiben von Schwulen-Organisationen eingerichtet
worden. Ob ein vergewaltigter Hetero-Mann solche Anlaufstellen
aufsuchen mag oder überhaupt Kenntnis darüber hat, zweifle ich
an.
Genau da liegt das Problem. Da viele Männer glauben, kein Opfer werden zu können, setzen sie sich natürlich auch nicht für die Einrichtung der entsprechenden Hilfszentren ein. Schwule Männer haben hier ein viel größeres Problembewußtsein, von Frauen ganz zu schweigen. Außer dem weißen Ring, den schwulen Überfalltelefonen und den „üblichen“ Anlaufstellen für alles mögliche (Krankenhäuser, Therapeuten, tel. Seelsorge etc.) kenne ich auch keine spezielle Hilfe für vergewaltigte Männer. Hinzu kommt, daß auch die „üblichen Stellen“ (Polizei, Krankenhäuser) selbst nur ein unzureichendes Problembewußtsein haben und auf die spezielle Situation männlicher Vergewaltigungsopfer hilflos bis brutal reagieren.
3.Frage:
Wenn die Hemmung bei vergewaltigten Frauen, sich als Opfer
erkennen zu geben, bereits ausgesprochen hoch ist, wie groß
ist dann erst die psychologische Hemmung bei männlichen
Vergewaltigungsopfern?
Aus obigen Gründen: immens! Leider.
Jede Frau lebt mit der Vorstellung, irgendwann Opfer einer
Vergewaltigung werden zu können, allein schon aus dem Fakt der
geringeren physischen Stärke gegenüber einem Mann. Ein Mann
erwartet dies so gut wie gar nicht für sein Leben. Zudem ist
die Vergewaltigungspraxis des erzwungenen Analverkehrs (drei
Viertel aller Männervergewaltigung laufen so ab) für die
allermeisten Heteros undenkbar. Selbst ärztliche Versorgung
bei Verletzungen durch die Vergewaltigung nehmen nur 30 % der
männlichen Opfer in Anspruch.
Genau da liegt das „spezielle“ Problem der Männer.
4.Frage:
Wie gut kennst du dich in der schwulen Sado-Maso-Szene aus,
dass du behaupten kannst, noch nie wäre ein Schwuler als
Männervergewaltiger aktenkundig geworden?
Als Frau natürlich nur von Erzählungen schwuler Freunde. Habe aber schon geschildert, daß meine Zahlen und Fakten nur aus Akten stammen und ich diesbezüglich wahrlich kein Experte bin. Zudem habe ich wegen des Ausgangspostings (Gefahr alleinreisender Frauen, Opfer zu werden) in meine Betrachtungen allein die Fälle von überfallartigen Vergewaltigungen einbezogen. Alle Fälle sogenannter „häuslicher Gewalt“, wie sie in Beziehungen und auch rein sexuellen Beziehungen vorkommen, habe ich tatsächlich nicht bedacht. Das würde auch zu weit führen und gar nichts mehr mit dem Ausgangsposting zu tun haben. Daß noch nie ein homosexueller Mann als Täter aktenkundig wurde, heißt natürlich nicht, daß es sie nicht gibt! In den mir bekannten Publikationen ist aber bemerkt, daß sich die Täter in allen bekannten Fällen selbst als heterosexuell bezeichnet haben. Fand ich ein bemerkenswertes Detail.
Bereits die Nichtbeachtung des Safewords in einem schwulen
S/M-Kontakt erfüllt den Tatbestand einer Männervergewaltigung.
Deine nachfolgende Konklusion ist daher fehlerhaft:
Die bezog sich eben nicht auf „häusliche Gewalt“.
Nur Jungs laufen Gefahr von irgendwelchen Perverslingen
missbraucht zu werden, erwachsene Maenner doch nicht.
Das würde ich Euch wirklich wünschen (meine ich völlig ernst),
ist aber leider nicht so.
Meine Empfehlung: Lass dich als Mann für mehrere Jahre in den
Knast einsperren, dann wirst du erleben, wie schnell ein Mann
von einem Mann missbraucht werden kann.
Ich denke, daß dieser Satz nicht mir galt, oder?
Erstaunlich, wie blauäugig und schnell manche Themen abgehakt
werden.
Auch dieser Satz kann schwerlich mir gelten.
Grüße
agil
P.S. Was bedeutet das Kürzel PFMJI…?