Endlich ist die Eurokrise vorbei!

Juhuu! Jahrelang musste man sich Gedanken machen wie es in der EU weitergeht, ob Griechenland, Spanien, Italien und evtl. sogar Frankreich von Deutschland so sehr unterstützt werden müssen dass es zum Staatsbankrott oder zu einer hohen Inflation kommen könnte - aber jetzt ist das alles kein Thema mehr - zumindest im Wahlkampf. Oder wieso geht es in einem Duell um die Kanzlerschaft 1,5 Stunden um Themen wie die PKW-Maut (mal wieder) aber eben nicht um etwas was die wirtschaftliche und politische Zukunft der EU zerstören kann? Vor allem wenn der französische Präsident das Thema aktuell macht durch Vorschläge anzukündigen - die er natürlich erst nach der Bundestagswahl unterbreiten will.

Lügenmedien wäre der verkehrte Ausdruck denn es werden ja keine Unwahrheiten verbreitet - ich würde die Massenmedien eher als Manipulationsmedien bezeichnen denn was soll es sonst sein wenn man über Fliegen berichtet aber der Elefant im Zimmer überhaupt keine mediale Aufmerksamkeit bekommt?

Wieso wird bei einem Kanzlerduell nicht gefragt ob der Kanditat es problematisch findet dass auch im Jahr 2017 die Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland bei 46% liegt und auch in Spanien und Italien mehr als jeder Dritte Jugendliche arbeitslos ist? Klar ist das nicht Deutschland aber mit der gemeinsamen Währung ist dies eben der Sprengstoff für Europa.

Gruß
Desperado

Die Kandidaten und Parteien schätzen die Sache schon richtig ein: sie gehen davon aus, daß der Rest der Bevölkerung eine in etwa ähnliche Kompetenz in volkswirtschaftlichen Fragen hat wie Du und haben sich konsequenterweise dazu entschieden, solche Themen im „Wahlkampf“ nicht weiter zu diskutieren. Zumal sich der Deutsche nun einmal mehr dafür interessiert, wie lange und wie schnell er noch mit welchem Auto fahren kann und was ihn das kostet.

Im übrigen ist die Sache mit der Jugendarbeitslosigkeit so eine Sache, wie ich hier schon einige male erwähnte:

komischerweise habe ich in den letzten Wochen und Monaten in den verschiedensten Medien eine Menge Artikel/Berichte zum Zustand der EU im allgemeinen und der südeuropäischen Länder im Besonderen gefunden.

Vielleicht solltest Du mal deine Medienauswahl überdenken.

Hallo,

da das werte Mitmitglied immer wieder anprangert, daß über gewisse Themen mal so gar nicht berichtet wird, während man selbst mit Google & Co. massenweise Artikel zum jeweiligen Thema finden kann, könnte es auch sein, daß wir unsere Medienauswahl überdenken müssen. Vielleicht werden wir mit Medien beeinflußt, die die wahren Durchblicker gar nicht zu Gesicht bekommen, weil sie gar nicht existieren (die Medien, nicht die Durchblicker). Andererseits stellt sich dann natürlich die Frage, wie er von Themen wissen kann, über die gar nicht berichtet wird (siehe auch Ausgangs"frage").

Grübelnd
C.

Ist ja nett dass Du die Diskussion gleich mit einer Beleidigung beginnst.

Inwieweit die Jugendarbeitslosigkeit in den Krisenländern mit der deutschen Messmethode übereinstimmt ist ein Detail, Fakt ist dass die wirtschaftliche Lage dort problematisch ist und Deutschland durch EU und Euro mit hineingezogen wird.

Dass die Parteien schwierige Themen lieber ausklammern kann man ihnen nicht verwehren - aber Medien sollten objektiv sein und die Bürger über die Positionen der Kanditaten zu wichtigen Themen informieren. Wenn im einzigen Kanzlerduell das m.E. wichtigste Thema überhaupt nicht angesprochen wird sehe ich darin eine bewußte Verdummung der Wähler durch die Medien.

Und wenn das Thema so oft in den Medien ist dann müssten doch die Wähler brennend daran interessiert sein was die Spitzenkanditaten der größten Parteien dazu finden - wieso wird es dann in deren Debatte totgeschwiegen?

Beim Wahlomat wird auch nur nach einem Schuldenschnitt für Griechenland gefragt - von Eurobonds (oder Schuldenvergemeinschaftung jeglicher Art), einer Aufweichung der Stabilitätskriterien oder einem Rauswurf einiger Länder aus dem Euro wird nichts erwähnt. Wie objektiv sind solche Entscheidungshilfen denn?

Drei Dutzend Fragen, zu beantworten mit stimme zu, stimme nicht zu und neutral, können das Spektrum politischer Themen und die Vielfalt möglicher Lösungen nicht ansatzweise abdecken. Von daher ist der Wahlomat eine nette Spielerei, aber sehr viel mehr darf man von solcher Seite nicht erwarten. Als Entscheidungshilfe mag er für Leute taugen, die sonst nur nach Krawattenfarbe und Slogans auf Wahlplakaten entscheiden würden.

Dafür gibt’s keine Rechtsgrundlage. Davon abgesehen ginge es den betroffenen Staaten durch Einführung nationaler Tauschmittel nicht automatisch besser.

Gruß
Wolfgang

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Hallo,

es ist einfach immer wieder rührend

Vielleicht nimmst Du mal endlich zur Kenntnis, daß - mit Ausnahme der öffentlich-rechtlichen Sender - Medien eine stinknormale kapitalistische Veranstaltung gewinnorientierter Unternehmer sind und auch so handeln.
Dann machst du Dich vielleicht mal kundig, was aktuell und in der Vergangenheit bei vielen Medienunternehmern gelaufen ist in Sachen Sparmaßnahmen, Zusammenlegung von Redaktionen und entsprechendem Personalabbau und wieviel faktische Monopole (auch in Großstädten) trotz vorgeblicher Titelvielfalt entstanden sind.
Und ein Unternehmer im Medienbereich wird nun mal von seinen Redaktionen verlangen, möglichst auflagenrelevante Themen mit der eingedampften Restbelegschaft zu bearbeiten.
Was Du persönlich dann für wichtig hältst, ist dann nicht unbedingt relevant.

Einen größeren Überblick kannst Du Dir nun mal nur dann verschaffen, wenn Du mehrere Medien gleichzeitig nutzt und ihre Ausrichtung kennst, um ihre Berichterstattung einordnen zu können.

Aber was regst du Dich überhaupt auf, der Mehrheit der Wähler scheint es schnurzegal zu sein, daß es von Merkel zu so gut wie überhaupt keinem Thema sowas ähnliches wie eine konkrete Position gibt.

Das Kanzlerduell fand aber in den öffentlich-rechtlichen Medien statt - und diese haben eben die Aufgabe zu informieren und nicht irgendwas zu bringen was die Mehrheit der Medienkonsumenten wahrscheinlich interessant findet damit die Einschaltquoten steigen.

Dass die privaten Medien alle jemanden gehören und diese Personen auch ihre eigenen Interessen und Ansichten haben die auch in der Berichterstattung wiedergespiegelt werden sollte jedem klar sein der sich mit dem Thema befasst.

Wie gut der Wahlomat den Wählern dient eine Wahlentscheidung zu treffen sei einmal dahingestellt. Jedenfalls soll dies der Zweck dieser Internetseite sein. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat laut Wikipedia eindeutig die Aufgabe „ durch Maßnahmen der politischen Bildung Verständnis für politische Sachverhalte zu fördern, das demokratische Bewusstsein zu festigen und die Bereitschaft zur politischen Mitarbeit zu stärken.“

Wenn eines der Themen fast komplett ausgeblendet wird welches für die gesellschaftliche Zukunft Deutschlands mit am relevantesten ist wird diese Aufgabe aber nicht erfüllt.

Wieso wird nach elternabhängigen vs. elternunabhängigen Bafög gefragt während die allgemeine Frage nach einer Schuldenvergemeinschaftung auf EU (oder EWG) Ebene (Eurobonds) viel relevanter wäre?

Die Frage nach einem Schuldenschnitt für Griechenland hat damit nicht sehr viel zu tun.

Hallo!

Über die Prioritäten politischer Themen lässt sich lange streiten. So gibt es Menschen, die Fragen, bei denen es um Geld oder den Wert des Tauschmittels geht, für die bedeutsamsten Probleme halten. Andere sagen, ist doch bloß Geld. Manche Zeitgenossen halten Themen des Umweltschutzes für existentiell und unbedingt vorrangig, andere legen ihren Schwerpunkt auf Friedenssicherung und Überwindung des alten Ost-West-Machtspiels und wieder andere Wähler wollen den Umbau der sozialen Sicherungssysteme an der Spitze politischer Bemühungen sehen. Manche Leute halten alles für gut, was Arbeit bringt, egal welcher Schaden dabei entsteht. Es soll Leute geben, denen alles wurscht ist, so lange sie auf der Autobahn beliebig schnell fahren dürfen, während andere Bürger Demokratie für Mist halten und sich einen starken Mann wünschen, der ansagt, was zu geschehen hat.

Viele Themen kommen gar nicht vor. Liegt aber in der Natur der Sache. Wenn der Wahlomat breite Schichten erreichen soll, muss die Seite einfach und knapp gehalten werden. Davon abgesehen ist eine strunzdumme Software nun mal nicht in der Lage, in die Tiefe gehende Probleme darzustellen und Lösungsansätze mit feinen Differenzierungen auszuwerten. Von daher kann der Wahlomat über den Holzhammer für politische Analphabeten kaum hinaus kommen. Oder er dient der Bestätigung der ohnehin längst feststehenden Wahlentscheidung.

Zielgruppe des ganzen Wahlkampfs sind Erstwähler und die alltäglich politisch Desinteressierten. Interessierte und informierte Leute mit einigen Jahren Beobachtungshintergrund über Tun und Lassen, die auch mal Parteiprogramme lesen, gehen Wahlplakate mit dümmlichen Slogans und Politikergeschwätz auf Marktplätzen am Allerwertesten vorbei. Man kennt Werdegang und Kompetenzen der Akteure, kann ihren Lebenslauf und ihr politisches Tun auf Wikipedia nachlesen, kennt über Jahre ihr Abstimmungsverhalten und ihre Reden, kennt die Linie der Parteien, Außerdem kennt man natürlich die eigenen Prioritäten und verfolgt, welche Parteien/Akteure in ähnlicher Richtung agieren. Vor solchem Hintergrund können von einem halben Dutzend Fernsehsendern übertragene Gesprächsrunden, Plakate und Wahlomat nur noch bei den genannten Gruppen etwas bewegen.

Gruß
Wolfgang

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Man könnte schon halbwegs objektiv sagen dass z.B. die Einführung eines Tempolimits den Durchschnittsmenschen zu einem viel kleineren Teil im Leben beinflusst als z.B. eine höhere Inflation oder die Vergemeinschaftlichung der Staatsschulden diverser Euroländer was die Bürger in Deutschland dann wahrscheinlich an einem niedrigeren Lebensstandard merken würden.

Wenn man politische Aufklärung betreiben will (und das ist ja das offizielle Ziel der öffentlich-rechtlichen Medien sowie der Bundeszentrale für politische Bildung) dann kann man nicht leugnen dass es relevanter wäre die wichtigen Themen anzusprechen als die unwichtigen.

Hallo,

das hier

ist halt nur die halbe Wahrheit, denn zu gleichen Teilen waren auch zwei Privatsender beteiligt, die das auch ausgestrahlt haben.

Und wenn dann alle Beteiligten der Meinung sind, daß aufgrund der beschränkten Sendezeit Prioritäten gesetzt werden müssen, dann ist das halt so.
Und nochmal: Deine Befindlichkeit ist nun mal nicht automatisch der Nabel der Welt.

&Tschüß
Wolfgang

Ja, weil Merkel und Schäuble es tatsächlich geschafft haben, die Sache bis zum Wahlkampf nicht platzen zu lassen. Glückwunsch. Vier weitere Jahre für sie.

Die Realität sieht so aus: Die Forderungen der Deutschen Bundesbank gegenüber der EZB im Rahmen des Target2-System hatten Ende April [2017, Anmerkung von Ultra] bei 843 Milliarden Euro gelegen, die Luxemburgs bei 190 Milliarden und die der Niederlande bei 103 Milliarden. Positive Salden verzeichneten außerdem Finnland, Zypern, Malta und Estland. Die größten Target2-Verbindlichleiten wiesen Italien (411 Milliarden Euro), Spanien (366 Milliarden Euro), Griechenland (77 Milliarden Euro) und Portugal (76) Milliarden Euro auf.

Und nun kommt der große Witz. Das ganze bedeute keine Gefahr. Denn: Die EZB entgegnete, dass Target2 kaum mehr als ein Verrechnungssystem sei; ein Risiko bestehe nur, wenn der Euroraum auseinanderfalle und die Peripherie-Staaten ihren Verpflichtungen nicht nachkommen.

Das heißt in den Augen der Euro-Befürworter: Der Euro sorgt nicht nur dafür, dass diese riesigen Salden entstehen und immer weiter wachsen. Der Euro sorgt gleichzeitig dafür, dass keine Gefahr dadurch entsteht, denn mit dem Euro wurden ja die Wechselkurse abgeschafft, die früher dafür gesorgt haben, dass ein Ausgleich entsteht, wenn die Kapitalflüsse ungleich sind.

Mit anderen Worten: Die EZB hat ein Perpetuum Mobile erfunden! Es gibt keine Wechselkursschwankungen mehr, die den Handel verlangsamen. Alle Volkswirtschaften in der Eurozone drehen sich also immer schneller. Ist das nicht ein Spaß, und uns geht’s ja auch gut, nicht wahr?

Was für eine Beleidigung?

Entweder meinst Du die Frage sarkastisch oder Du beleidigst Mitmenschen ohne es zu merken.

Naja, da steht ein Satz, der Deine volkswirtschaftlichen Qualifikationen mit denen des Restes der Bevölkerung mehr oder weniger gleichsetzt. Worin genau siehst Du denn da die Beleidigung?

An sich ist es keine Beleidigung die Kompetenzen einer Person mit denen der Gesamtbevölkerung gleich zu setzen - aber weil sich aus dem Kontext ergibt dass Du die Kompetenz der Gesamtbevölkerung als sehr gering einschätzt ist es sehr deutlich als Beleidigung zu interpretieren.

Na dann…