Ein paar interessante Details …
Ach so, Wochenende gibt es also nur in Deutschland und wenn
bei uns gerade Mittagszeit ist steht kurz hinter der Grenze im
benachbarten Ausland der Mond am Himmel.
Falls Du damit sagen willst, dass die regelmäßigen Schwachlastphasen in Deutschland (Wochenenden, tiefe Nacht, Neujahr, Ostern, usw.) meist auch bei unseren Nachbarn Schwachlastphasen sind und man dort deshalb womöglich nur eingeschränktes Interesse an unserem Strom haben könnte, dann ist das prinzipiell richtig - hat aber mit dem Grundproblem, dass Strom nicht speicherbar ist und wir deshalb einen Engpass nicht dadurch lösen können, dass wir zu anderer Zeit den Export beschränken, rein gar nichts zu tun.
Nein, der Strom aus dem neuen Kraftwerk ist groesstenteils
fuer den Export bestimmt.
Warum das so nicht richtig ist, habe ich ja an anderer Stelle
schon geschrieben.
Und ich, bzw. mein Artikel, hab es wiederlegt.
Sehe ich nicht. Das macht aber nichts.
und im übrigen möglichst nahe an der
Verbrauchsstelle.
Also im Land wo es verbraucht wird, das ist auch meine Meinung
(nicht nur aus technischen Gruenden).
Nein. Hier geht es nicht um Staatsgrenzen. Dort wo er verbraucht wird, wird der Strom dann erzeugt, wenn das in unmittelbarer Nähe zur Verbrauchsstelle geschieht (das schließt nicht aus, dass trotzdem noch eine Staatsgrenze dazwischen liegt). Es macht unter diesem Aspekt daher beispielsweise nicht unbedingt Sinn, massiv Erzeugungskapazitäten im Norden Deutschlands zu schaffen, wenn die Verbrauchsschwerpunkte in der Mitte und im Süden sind. Das kann man zwar auch anders handhaben (und das tun wir ja gerade), allerdings muß man sich im klaren sein, dass man dann zusätzlich auch noch viel Geld in die Errichtung und die Stabilisierung eines entsprechend leistungsfähigen Transportnetzes stecken muß und man zudem einiges an Energie auf dem Transport verliert - je länger der Transport, desto mehr.
Und richtig interessant wird es, wenn man nicht nur kräftig Erzeugungskapazitäten im Norden schafft, sondern gleichzeitig mit dem Ausbau des Transportnetzes nicht nachzieht und obendrein auch noch ordentlich Erzeugungskapazität im Süden dicht macht (damit meine ich vor allem die Kernkraftwerke) …
Der Stromverbrauch variiert nicht so extrem, ausser vielleicht
bei besonders heissen Sommern, aber das kann man notfalls
durch Photovoltaikanlagen ausgleichen.
Ich weiß nicht, was für Dich extrem ist, daher einfach mal ein paar Zahlen: Vor einiger Zeit habe ich eine Tagesganglinie der Netzlast für irgendeinen Freitag im Frühjahr 2011 gesehen, da schwankte die Netzlast im Tagesverlauf zwischen etwa 14 und 20 GW (keine Ahnung, wie representativ das ist). Jahreshöchstlast war übrigens in 2007 (was aktuelleres habe ich gerade nicht greifbar) rund 78 (in Worten: achtundsiebzig) GW (das war am 03.12.2007 um 18 Uhr).
Zum Vergleich: Das EON-Kernkraftwerk Brokdorf hat meines Wissens eine installierte Leistung von etwa 1,4 GW. Das heißt, dass die Netzlast an besagtem Freitag in der Größenordnung von etwa vier Kernkraftwerken dieses Zuschnitts schwankte und übers Jahr (ausgehend von den erwähnten 78 GW sowie mal unterstellt, dass es eine geringere Last als die 14 GW von erwähntem Freitag nicht gegeben habe) in der Größe von ungefähr 45 Kernkraftwerken.
Wieviele Photovoltaikanlagen man dafür braucht, habe ich jetzt nicht gerechnet (kann ich auch nicht, weil das auch vom „Sonnendargebot“ abhängt). Aber ganz gleich, wieviele das sind: ihr Beitrag zur Deckung der Jahreshöchstlast (die üblicherweise im frühen Abend im Dezember jedes Jahres auftritt) jedenfalls wird Null sein (weil es am frühen Abend im Dezember nämlich meistens ziemlich dunkel ist).
unnoetige Kapazitaeten hat und nur mit Export wirtschaftlich
betrieben werden kann dann hat der Planer wohl bei Tepco den
Umgang mit Zahlen gelernt.
Unsinn. Kraftwerke (jedenfalls die größeren) werden nicht nur für die nächsten 1-2 Jahre geplant, sondern auf 30, 40 oder noch mehr Jahre in die Zukunft, damit sie sich rechnen. Da können Kapazitätsüberschüsse ganz schnell entstehen, dann nämlich, wenn sich die Marktverhältnisse anders entwickeln, als man das bei der Planung erwarten konnte. Und das Risiko ist groß, wenn man derart weit in die Zukunft blicken muß.
Wer hätte zum Beispiel vor 20 Jahren für möglich gehalten, dass heute ungefähr ein Viertel des Stroms aus Erneuerbaren kommt, die die Einsatzbedingungen für alle übrigen Kraftwerke drastisch verändern? Oder dass man Geld nicht mehr nur für Brennstoff, sondern auch für Emissionsrechte ausgeben muß? Oder dass die Gesellschaft sich von einem Energieträger komplett verabschiedet (Atomkraft)? Oder dass wir mal einen Gesetzgeber haben werden, der ungefähr einmal jährlich substanziell an den Marktbedingungen rumbastelt wie ein ahnungsloser Garagenbastler an seinem kaputten Moped? Mit anderen Worten: Wenn heute irgendwo ungenutzte Kapazitäten herumstehen, dann hat das allenfalls ganz ganz wenig damit zu tun, dass irgendwelche Planer ihre Hausaufgaben nicht gemacht hätten.
Die Niederlande sind ein Rechtsstaat genau wie wir, […]
Es geht auch darum dass eine Demokratie in ihrer
Eigenstaendigkeit eingeschraenkt ist wenn Gesetze es einem
Staat verbieten z.B. auf eine bestimmte Sorte der
Energiegewinnung zu verzichten.
Verstehe ich nicht. Der demokratische Souverän handelt durch Gesetze, d.h. die Gesetze sind vom Willen des Souveräns abhängig. Innerhalb der (wenigen) Grenzen, die die Verfassung zieht, kann der Gesetzgeber die Gesetze erlassen, die er für richtig hält, und sie ebenso jederzeit wieder abändern oder abschaffen, wenn er das will. (Komm’ mir jetzt bitte nicht damit, dass doch das Volk der Souverän sei und der Mann auf der Straße, der zweifellos auch zum Volk gehört, dieses oder jenes Gesetz doch gerade nicht will. Das ist eine andere Baustelle. Unsere Demokratie ist eine repräsentative, d.h. für die Entscheidung über ein konkretes Gesetz kommt es eben nicht auf den Mann auf der Straße an, sondern darauf, wie seine gewählten Repräsentaten im Parlament entscheiden. Das ist eine verfassungsrechtliche Tatsache - die kann man zwar grundsätzlich ändern, wenn man das will, eine echte Alternative sehe ich für das Gros der parlamentarischen Entscheidungen schon aus ganz praktischen Gründen aber nicht).
Solange die Gesetze, aber erlassen sind und nicht geändert oder aufgehoben werden, binden sie in der Tat auch den Souverän. Aber das ist gewollt, weil das einem anderen, ebenso fundamentalen Grundsatz unserer Gemeinschaft geschuldet ist: dem Rechtsstaat. Zum Rechtsstaat gehört die Rechtssicherheit, d.h. die Gewähr, sich auf das, was im Gesetz steht, verlassen zu können. Und das ist gut und wichtig.
Das nennt man Demokratie.
Nein, der Protest gegen Stuttgart 21 hat mit Demokratie nichts
mehr zu tun. […]
Demokratie ist in der aktuellen Form keine Demokratie.
Das mag man so sehen, dann muß man sich um eine entsprechende Änderung der Verfassung bemühen. Aber ich bete und hoffe, dass eine solche Änderung - sollte sie je kommen - nicht das möglich macht, was einigen gänzlich weltfremden Stuttgart21-Protestlern offenbar vorschwebt: nämlich eine Einzelfallentscheidung, die mit viel Aufwand in dem durch Parlamentsgesetz dafür vorgesehenen Verfahren ordnungsgemäß gefunden und auch überprüft worden ist, nach Abschluss dieses Verfahrens einfach so wieder aus den Angeln heben zu können.