Jo, und genau diese sprechen Französisch genau so, wie es an der Schule gelehrt wird. Einschließlich Subjonctif, (geschrieben, nicht gesprochen) Passé Simple und der im Französischen sehr strikten Verwendung von Singular/Plural.
Beiläufig auch die Frankophonen in Kamerun und Ruanda.
Wenn ein Frankophoner einen radebrechenden Deutschen nicht korrigiert, bedeutet das nicht, dass er dessen Fehler akzeptiert, sondern dass er es nicht für wert hält. Von einem Franzosen korrigiert zu werden ist eine Bestätigung dafür, dass man nicht mehr ganz schlecht Französisch spricht.
Was bei Franzosen unter Fünfzig sehr schnell nachlässt, sind nicht Grammatikkenntnisse, sondern die in Orthografie. Das bedeutet aber keineswegs, dass es plötzlich keine Regeln mehr gäbe und man als Ausländer z.B. alle Endungen auf [-é] schreiben könnte, wie man grade lustig ist - man muss immer damit rechnen, dass französische Leser Französisch können, und die nehmen es sehr wohl wahr, ob man richtig oder falsch schreibt.
In schriftlicher Korrespondenz sind übrigens die Formeln, die Du als „gestelzten Quatsch“ bezeichnen würdest, wenn Du sie denn kenntest, unverändert ganz hervorragende Türöffner - jeder Franzose kennt sie, auch wenn er selber E-Mails ohne Anrede des Adressaten mit „Bonjour“ beginnt und mit „Cordialement“ abschließt, und sie werden keineswegs als Schnee von vorgestern wahrgenommen, sondern als gutes Französisch.
Auch in Khénifra, auch in Kigali, auch in Douala.
Nichts von dem Französisch, das in der Schule unterrichtet wird, ist irgendwie obsolet oder veraltet, und jeder Frankophone, der auch nur ein Mindestmaß an Schulbildung hat, weiß, wie man richtiges Französisch spricht und schreibt. Es gibt keinen Unterschied zwischen der in D unterrichteten französischen Grammatik und der aktuell in Frankreich gültigen und verwendeten. Als Ausländer sollte man sich hüten, aufgeschnappten Argot (und nein, es gibt keine Mischung zwischen richtigem Französisch und Argot) zu verwenden oder irgendwo gehörten Dialekt oder Verlan zu sprechen - man kann sich damit nur blamieren.
Wenn Du irgendwo mit petit-nègre-Französisch „durchgekommen“ bist, heißt das nicht, dass das plötzlich als richtiges Französisch anerkannt wäre.
Schöne Grüße
MM