Hallo,
- „Jeder Konsument“ - ist anders. Die Konsumenten sind wir
alle, und sie sind daher die gleiche bunte Mischung wie wir
alle. Es gibt solche mit guten Einkommen, solche mit geringen
Einkommen, und sicherlich auch geizige. Auch jene, die nur
Niedriglöhne erhalten, sind Konsumenten, und die können sich
meist nicht angemessene Preise für Waren und Dienstleistungen
leisten, selbst wenn sie es wollten.
es ist halt die Frage, ob man zweimal billiger kauft oder einmal teurer. Das Gros der Konsumenten kauft nun einmal lieber billiger und im Notfall auch zweimal und es gibt auch genug Leute, die trotz niedriger Löhne, aber wegen niedriger Preise zum türkischen Friseuer gehen, auch wenn sie sich einen richtigen Friseur mit normalen Preisen leisten könnten. Bei vielen Dingen zieht auch das Armutproblem nicht, weil viele der gering bezahlten Waren und Dienstleistungen nicht existentiell sind. Da kann man sich natürlich sagen, daß man Gut X lieber billig als gar nicht kauft - oder man überlegt sich, daß man im Moment des Erwerbs für jemanden das Niedriglohnverhältnis alimentiert (wer an der Stelle nun sagt, besser ein niedrig bezahlter Job als gar keiner, sei daran erinnert, daß dieses Argument nie akzeptiert wird, wenn es um die Frage geht, ob der Mindestlohn Arbeitsplätze kosten wird).
Mir würde jedenfalls schon das Bewußtsein ausreichen, daß man mit einem derartigen Konsumverhalten niedrige Löhne unterstützt.
- „Angemessene“ Preise sind keine Garantie dafür, daß die
Beschäftigten auch ordentlich bezahlt werden.
Da die Ware immer noch über den Preis verkauft wird, ist die Schlußfolgerung angemessener Preis = angemessene Löhne durchaus gerechtfertigt. Denn wenn bei einer solchen Ware beim Preis noch Spiel nach unten ist, wird dieses auch genutzt, um sein Produkt noch ein bißchen billiger und damit besser verkaufen zu können.
Das wissen wir
spätestens seit den Berichten über die Textilfabriken in
Bangladesh, die ihre Aufträge nicht nur von KiK und Co
erhalten, sondern auch von vielen teuren Markenproduzenten.
Es gibt solche und solche Textilfabriken und es gibt schwarze, graue und weiße Schafe.
Woher soll ein Konsument also z. B. wissen, ob etwa in einem
hochpreisigen Friseurladen die Angestellten auch bessere Löhne
erhalten?
Ich weiß das daher, daß ich in den letzten 15 Jahren immer nur bei inhaberbetriebenen Friseueren waren.
- Die Verantwortung für zu niedrige Löhne sehe ich in erster
Linie bei jenen Unternehmern, die keine besseren zahlen
wollen, und gleichermaßen bei Politikern, die dem keinen
Riegel vorschieben wollen, oder erst den gesetzlichen Rahmen
schaffen, in dem das möglich ist. Schon schwächer und in
weiterer Linie bei all den Wählern, die solche Politiker mit
ihren Stimmen in die Regierung bringen. Am wenigsten bei den
Konsumenten, eine heterogene anonyme Masse, die sich aus den
oben genannten Gründen ziemlich vorhersehbar verhält.
Genau. Verantwortlich sind immer die anderen.
Gruß
C.