Das ist der Versuch einer Emotionalisierung der Debatte. Und es ist klassischer Populismus. Einfache Antworten werden als vermeintliche Lösung angeprangert. Hier: Es sollen Gefühle geweckt werden (auch friedliche Migranten würden zu Unrecht von der Tafel ausgeschlossen) und einfache Lösungen präsentiert (man schließe einfach nur diejenigen aus, die sich danebenbenähmen).
Vollkommen ausgeblendet werden mit diesem Populismus die wahren Fehlentwicklungen. Menschen kommen zu uns, die wir subjektiv in der - zum Beispiel durch die Medien postulierten - Schublade „Kriegsflüchtlinge“, „Verfolgte“ usw. wähnen, die aber objektiv aus einer Anspruchshaltung heraus zu uns kommen. Man sieht es zum Beispiel an den jungen Männern, teils als minderjährig deklariert, die es hier bei uns zu Wohlstand schaffen sollen, mit dem sie andere in der Heimat versorgen. Man erkennt das ganze Schauspiel zum Beispiel an den massiv gestiegenen Überweisungen in die Länder. Aber auch an den Geschehnissen im Alltag. In der vergangenen Woche sah ich zum Beispiel ein junges Mädchen, das mit dem Hund spazieren ging. Es kamen ihr zwei Jugendliche entgegen. Selbst eine solche alltägliche Situation verlief nicht, ohne dass sich eine Art Anspruchsdenken der beiden bemerkbar machte.
Vergessen wird in Bezug auf die Essener Tafel: Altmigranten sind gar nicht betroffen. Es geht um die Frage, wer einen neuen Zutritt bekommt. Und die Beschränkungen sind nur temporär. Aber es lässt sich eben leicht mit dem Finger auf andere zeigen, wenn man selbst keine Probleme hat und sich das ganze aus sicherer Entfernung anschauen kann. Das kann man nutzen, um sich selbst als den tollen, moralisch höherstehenden Menschen zu präsentieren, indem man den anderen (hier: den Leiter der Tafel) abwertet. Auch Frau Barley meldet sich fingerzeigend zu Wort. Sie genießt als Ministerin Personenschutz, meint aber, moralische Standards in Bezug auf Essener Hartz IV-Milieus vorgeben zu können.
Das Problem ist politisch. Warum sind diese Menschen, die sich nach Anerkennung eines Flüchtlingsstatus, an die Lebensmittel der Tafel drängen, überhaupt hier? Es gibt keine Begründung. Die Diskussion um die Essener Tafel ist dabei nur synonym für eine wahnwitzige Entwicklung, wie die Politik der einheimischen Bevölkerung entgegen tritt: Ihr habt das Nachsehen, denn wir arbeiten am real existierenden Multikulturalismus. Unserem „historisch einzigartigem Experiment“, eine monoethnische und monokulturelle Demokratie in eine multiethnische zu verwandeln, habt ihr euch zu fügen.
Und so hat der Gesetzgeber zum Beispiel im Rahmen des AGG vorgesehen, dass man als Migrant rechtlich dagegen vorgehen kann, wenn man eine gewünschte Wohnung nicht bekommt. Ein rational handelnder Vermieter würde also vermutlich die freie Wohnung eher an den Flüchtling geben als an die erwähnte „deutsche Oma“, denn letztere kann sich nicht auf das Gesetz berufen und klagen. Die Altparteien veranstalten aber lieber Aktuelle Stunden im Bundestag, um gegen ihre Konkurrentin AfD zu wettern, als auch nur ein klein wenig dieser politischen Entwicklung zu korrigieren.