Hallo,
siehe unten, ich bin auch ein prinzipienreiter.
Aber und wie!
Der Grundsatz „gleiches Recht für alle“… drängt sich da in
meinem Hinterkopf auf.
Na prima. Nach dem „So ein Tadel interessiert doch eh keinen“ (warum wird er dann erst erteilt?) Argument war es nur eine Frage der Zeit, bis das „da könnte ja jeder kommen“ Argument hinzukommt.
Das ist das mit Abstand dämlichste Argument überhaupt. Nehmen wir mal an, Du gehst zu Deiner Bank und möchtest Geld von Deinem Konto abheben. Das verweigert Dir aber überraschend der Bedienstete am Schalter, mit folgendem Argument:
Unsere Bank hat 2.5 Mio. Kunden. Wenn ich Ihnen jetzt die gewünschten 1000 Euro auszahle, dann müsste ich das ja bei all den andren auch machen. Gleiches Recht für alle. 2.5 Mio mal 1000 macht lockere 2.5 Milliarden Euro. Das müssen Sie schon einsehen, dass eine solche Summe von unserem Institut nicht auf einmal aufgebracht werden kann. Daher ist es auch in Ihrem Sinne besser, wenn wir das Geld hierbehalten. Sie bekommen ja auch 1.2% Habenzinsen. Schönen Tag noch.
In diesen 100 Tagen fehlen schonmal an 25 Tagen jeweils ein
Schüler, weil wir es ja nicht so furchtbar ernst nehmen. An
einem Viertel der Schulzeit fehlt also schonmal jeweils ein
Schüler in je sechs Unterrichtsstunden, sechs verschiedene
Fächer, vielleicht sogar bei sechs verschiedenen Lehrern…
und das ist jetzt nur mal für eine Klasse angenommen, ohne
Fehlzeiten aufgrund von Krankheiten oder ähnlichem.
Ja und? Da es jeweils verschiedene Schüler sind, ist das überhaupt kein Problem. Sicher wird ein Schüler alleine, wenn er 1/4 der Schulzeit nicht anwesend war, erhebliche Probleme haben. Aber einen Tag? Nee, also wirklich.
Pfft. PISA liegt sicherlich nicht darin begründet, dass
Schüler an einem Tag nicht in der Schule waren.
Auf einen Schüler gesehen, sicher nicht, auf alle Schüler
gesehen denke ich schon, dass das eine rolle spielt.
Nein. Da die Schüler unabhängig voneinander lernen ist das PISA-mäßig völlig unerheblich.
So. Und was ist mit den Schülern, die eben nicht aus ihren
büchern lernen können sondern den Lehrstoff erst mal vom
Lehrer hören müssen, evtl. Beispiele dazu sehen können und so
weiter?
Die werden sich entweder bei ihren Mitschülern erkundigen müssen, oder einen Nachhilfelehrer engagieren. Das war zu meiner Zeit vollkommen üblich. Da wurde nicht wegen eines Schülers der Stoffplan umgebaut. Was nicht heisst, dass es keine Wiederholungen gab. Aber die waren für alle zur Vertiefung des Stoffs gedacht und nicht für einen Schüler, der am Vortag nicht anwesend war.
Die sind in dem Fall die blöden, wenn wir die Schule
nicht so ernst nehmen.
Dann werden die auch nicht so ohne weiteres auf den Unterricht verzichten. Du willst alle über einen Kamm scheren und meinst, damit noch besonders gerecht zu sein. Es gibt nichts ungerechteres, als „gleiches Recht für alle“.
Was ist mit den Schülern, die evtl. nur mal einen Tag im Jahr
krank mit Fieber zu Hause liegen, sonst immer in der Schule
sind und im Stoff gut mitkommen, wenn die Lehrer aufgrund der
Schüler, die mal nen Tag für Schieß-mich-tot nicht in die
Schule kommen, den Lehrstoff wiederholen müssen und somit
Richtung Jahresende evtl. die Zeit zu knapp wird, den ganzen
Stoff zu behandeln?
Das findet nicht statt. Wer krank ist, insbesondere wenn er das für längere Zeit ist, hat Pech gehabt. So ist das immer schon gewesen. Da sind dann die Schulfreunde für das überbringen der Hausaufgaben und das „auf dem neuesten Stand“ halten zuständig. Nicht der Lehrer. Geht ja auch gar nicht. Eltern machen bestimmt kein großes Geschrei.
Definiere doch bitte mal „Augenmaß“ für diesen Fall. Wo legst
Du die Grenzen fest?
Ich lege eben gar keine Grenze fest. Am Ende des Schuljahres gibt es Zeugnisse, da kann jeder Schüler ersehen, wie erfolgreich er mit seiner Methode war. Zur Not wird er das Schuljahr eben wiederholen müssen.
Hätte die Lehrerin der Ursprungsposterin diesen Tag zur
Einschulung des Bruders genehmigt, gut. Wäre am nächsten Tag
ein anderer Schüler gekommen, der in der Vergangenheit evtl.
schon an 5 Tagen in einem Monat gefehlt hat und würde auch
gerne zur Einschulung des kleineren Bruders gehen - dann
müsstest Du ihm als Lehrerin konsequenterweise doch auch den
Tag genehmigen, oder? Alles andere würde wieder als Willkür
und unfaire Lehrer gedeutet werden. Wo hat hier Augenmaß einen
Platz? Wo sind die Grenzen? Gleiches Recht für alle?
Ich würde als Lehrer mal von dem ewigen „worst case“ denken abkommen. Lehrer haben scheints lediglich eine Sorge: Dass ihnen irgendwann einmal die Regeln ausgehen.
Dass es Schulpflicht gibt und festgelegte Ferienzeiten ist
m.E. sinnvoll. Ebenso die Möglichkeit, z.B. für Beerdigungen
oder ähnliches auch mal einen Tag beurlaubt zu werden. Aber
irgendwo sind nunmal Grenzen und die sind gut so.
Ja, warum ist eine Beerdigung eigentlich so viel wichtiger, als eine Einschulung? Ich würde das ganz umgekehrt sehen. Den Toten störts vermutlich weit weniger, als den sehr lebendigen kleinen Bruder, wenn eine wichtige Bezugsperson nicht anwensend ist. Kann ja die werte Lehrerin gar nicht beurteilen, wie wichtig oder nicht es für den Jungen war.
Meine Meinung.
Fritze