Hallo,
jedes Land muss, soweit ich weiß, dafür sorgen, dass der Atommüll auch in dem Land entsorgt werden muss, wo er produziert worden ist. Deshalb hier nur die rein theoretische Frage:
Was würde aus Umwelt / geologischen Gründen dagegen sprechen, den Atommüll wieder dort zu entsorgen, wo das Uran ursprünglich herkam. Es hat ja Jahrmillionen unter der Erde vor sich hingestrahlt und keiner hat sich darum gekümmert. Man könnte (nach meiner laienhaften Meinung) den Atommüll wieder mit der Erde vermengen, so dass er die urprüngliche Konzentration hätte und dann wieder vergraben.
Grüße Ingo
Das Problem ist, daß das Ergebnis der Kernspalterei nicht das gleiche Uranerz ist, das man irgendwann mal aus dem Boden geholt hat. Hinzu kommen Unmengen an mehr oder weniger stark strahlendem Wasser, Material des Reaktors usw.
Gruß
C.
Der mengenmäßig größte Anteil ist der schwach radioaktive Abfall, also Schutzkleidung oder sonstige Gerätschaften, die mit strahlendem Material in Berührung gekommen sind. Wo sollen die hin?
Das stark strahelnde Zeug ist nicht so einfach wieder zu verarbeiten. Man müsste es evtl sogar zerkleinern und mit anderem Material vermischen, da die kritische Masse, in der es zu einer Kettenreaktion kommen kann, also eine Atomexplosion, immer deutlich zu unterschreiten ist.
Also so einfach ist es nicht.
Das Problem ist: Das Uran in den Lagerstätten stahlt nicht sonderlich. Das tut es erst, wenn es aufwändig aufbereitet wurde. Dabei wird das Strahlende Uran (das in natürlichem Uran nur in winzigen Mengen vorkommt) angereichert, so daß man eine nutzbare Menge davon hat.
Nach dem Nutzen im AKW ist es noch schlimmer. Das Uran hat sich in Unmengen verschiedene Stoffe zerlegt. Einer giftiger und gefährlicher als der andere. Das zeug das nach dem Nutzen im AKW rauskommt, hat also nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Uran zu tun. Und aufgrund dieser Materialänderung kann man das nicht einfach so verbuddeln. Das Zeug ist einfach zu gefährlich.
Der Uranbergbau ist eine der zerstörerischsten Bergbauformen überhaupt - weil die Erze unterm Strich nur sehr wenig Uran enthalten. Damit man damit Kernkraft betreiben muss, muss das Zeug massiv aufkonzentriert werden. Anders gesagt: Der Müll strahlt sehr viel stärker, als das ursprüngliche Erz.
Darüber hinaus gilt auch das, was C_Punkt sagt - es sind teilweise auch ganz andere Isotope beteiligt.
Last but not least, ist der Rücktransfer teilweise nicht so ganz trivial. Das Deutsche Uran wurde beispielsweise mithilfe von chemischer Laugung des Gesteins gewonnen. Das lässt sich physiko-chemisch ganz schlecht wieder umdrehen
Hallo,
kleine Berichtigung zu:
Logischerweise hat der übliche Atommüll eine sehr hohe oder auch gar keine kritische Masse. Sonst würde man die Kernbrennstäbe ja weiterverwenden
Grüße
stimmt auch wieder. Deshalb ja Abklingphase etc.
Hallo,
Wie einige schon erwähnt haben entsteht aus dem relative inaktiven fast schon stabilen Uran-235 Isotop eine ganze Reihe an Stoffen die wesentlich schlimmer sind. Nebenbei wird auch noch das Reaktormaterial sowie das größtenteils in den Brennstäben enthaltene Uran-238 aktiviert. Die besonders Kurzlebigen Stoffe strahlen zwar sehr stark, sind aber erstmal irrelevant für die dauerhafte Entsorgung. Die bauen sich schon in den Abklingbecken ab. Schlimm wirds dann bei Cs-137 oder Sr-90. Diese haben beide etwa 30 Jahre Halbwertszeit bei immer noch sehr hoher Aktivität. Endlagersucher ist schwierig da bereits kleinste Mengen tödlich sind. Einzige Lösung derzeit: Der Müll wird vermutlich 50 Jahre oder länger zwischengelagert werden (müssen).
Danach ist der Spaß aber nicht vorbei. Denn dann kommen Stoffe wie Pu-239 oder Tc-99 mit Halbwertszeiten im Bereich tausend bis Millionen Jahre. Diese strahlen demzufolge immer noch zehntausend mal stärker als unser Ursprungsmaterial müssen aber dennoch auf einer für Menschen sehr großen Zeitspanne zwischengelagert werden…
Theoretisch bin ich der Meinung, dass es möglich wäre einen sicheren Ort fernab der Natur und des Menschen zu finden. In Kasachstan, Russland oder China gibt es Untertagebauten mit sehr hoher geologischer Halbwertszeit, insofern halte ich deine These nicht für so verkehrt. Das Problem ist, dass es auch noch ökonomisch vertretbar sein muss und hier scheitert die Gesamte Atomenergiebranche seit Jahrzehnten. Es geht sicher, ökonomisch und gewissermaßen auch ökologisch.
Nur nicht alles drei gleichzeitig
Grüße
Großbritannien hat seinen Atommüll jahrzehntelang im Atlantik verklappt. Wo sie das an tiefen Stellen gemacht haben, kräht heute kein Hahn mehr danach. Im Ärmelkanal liegt dummerweise auch Atommüll, und dort stört es heute schon.
Im Übrigen gehe ich nicht d’accord mit den übrigen Kommentatoren. Meines Erachtens ist mit einer ökonomischen Betrachtung inkl. externer Kosten die Kohlekraft weit teurer als Atomkraft. Nur bezahlen die Kohlekraftbetreiber nicht die immensen Gesundheitskosten durch Luftverschmutzung - laut WHO inkl. Verkehr und Industrie, aber exkl. innerhäuslichen Smogs 3 Mio. Todesfälle und mehr als 300 Mio. Erkrankungen pro Jahr, und das ohne die Klimawirkung: http://www.huffingtonpost.com/entry/33-million-die-every-year-because-of-air-pollution_us_55fb1ad3e4b00310edf64af4
Ergänzung: Laut mehrerer Peer-reviewter Publikationen ist die Kohlekraft grob 100 (Unsicherheitsspanne 30-1000) mal so tödlich, betrachtet in verlorenen Menschenleben pro TWh produzierter elektrischer Energie, wie Atomkraft.
Hallo
Bei einem Atommüllendlager ist die Hauptgefahr der Zutritt von Wasser an die hoch konzentrierten Uran/Plutoniumbrennstäbe. Nachdem diese zum in den ersten Tausenden von jahren der Lagerung noch signifikant wärme produzieren, könnte dadurch ein Hydrothermales System installiert werden, durch das die Brennstäbe zersetzt und Radioaktivität an die Oberfläche gelangen kann.
Eine Endlagerung in den Ausgeerzten Vorkommen verbietet sich, da durch den Abbau Wegsamkeiten für Fluide geschaffen wurden (Übersetzt: da läuft Wasser rein bzw kann reinlaufen). Dieses Problem ist praktisch nicht in den Griff zu bekommen. daneben sind die Urankonzentrationen im Ausgangsgestein eher gering. jetzt hier hochkonzentrietes Material reinzuschmeissen, dass noch dazu aufgrund der langen Bestrahlung auch noch eine signifikant andere Zusammensetzung aufweist, wäre sehr riskant.
Man braucht also als Endlager einen für 1 Mio Jahre geologisch stabilen Ort, bei dem ein Wasserzutritt nicht möglich ist. In der Diskussion sind hierfür Salz, Ton und Granit, was alles so seine Problemchen aufwirft.
Hallo,
werden in den Studien die Halbwertszeiten des Atommülls und die für die Zukunft zu erwartenden Schäden und Kosten berücksichtigt? Wenn ja, wie?
Es geht um Zigtausend Jahre, welche Studie will das plausibel berechnen?
Ich halte solche Studien für Augenwischerei. Verm. finanziert von wir wissen schon wem.
Gruß, Paran
Keiner lobt hierzulande mehr die Kohlekraftwerke.
Atomenergie als den CO2-Heilsbringer darzustellen, der ohnehin günstiger ist, ist aber auch quatsch.
Bei Atomenergie wird eben (auch) all das rausgerechnet bzw. (Folge)Kosten werden einfach nicht berücksichtigt und so erscheint es wirtschaftlich vielleicht sinnvoll.
Rechnet sich ja auch, wenn die AKW-Betreiber im Fall eines schweren Unfalls einfach nicht die Kosten übernehmen (siehe Fukushima, da warten die Geschädigten heute noch auf eine Entschädigung und der Staat muss schon Milliardenbeträge zuschießen, allein, damit die Lage nicht weiter eskaliert). Oder die sichere Lagerung des Abfalls auf unbstimmte Zeit nicht dazurechnen. Oder keine Haftpflichtpolicen abschließen (mit ausreichender Haftpflichtversicherung allein würden sich die Kosten für eine Atomstromkilowattstunde um die 4 € bewegen: http://www.manager-magazin.de/finanzen/versicherungen/a-761954.html).
So gesehen sind Alternative Energien einfach alternativlos.
Nur werden diese flächendeckend wohl erst dann verfügbar gemacht, wenn die „alten“ Kraftwerke sich genügend gerechnet haben, die gewünschten Renditen gezahlt sind und der nötige Netzausbau vom Staat finanziert wird…
Sie meinen z.B. von Klimaforschern der NASA? „Coal and Gas are Far More Harmful than Nuclear Power“, NASA Science Brief: http://www.giss.nasa.gov/research/briefs/kharecha_02/
Es ist sicher nicht trivial, die Kosten neutral zu berechnen. Viele Menschen gehen als Prämisse davon aus, dass Atomkraft wohl teuer sein muss. Dabei produzieren wir im Vergleich zu Atommüll wahrlich gigantische Mengen mit unendlicher Halbwertszeit belasteten chemischen Mülls (z.B. Schwermetalle und stabile giftige Verbindungen als Rückstände der Herstellung von Smartphones, Autos oder Windkraftgeneratoren bzw. die für sie benötigte Förderung z.B. von seltenen Erden), der ebenfalls kanzerogen, teratogen und giftig/krankheitserzeugend ist, aber weit unsicherer (bzw. in Zweit- und Drittweltländern gar nicht) gelagert wird. Ich will jetzt hier nicht ins Detail gehen, aber einfach mal empfehlen, sich wissenschaftliche Literatur zum Thema zu besorgen und durchzulesen. (Z.B. den Artikel über Death rates per TWh aus der medizinischen High-scientific-impact-Zeitschrift „The Lancet“). Es gibt zum Thema zahlreiche aus meiner Sicht neutrale Forschungsgruppen - in den Medien selten wiedergegeben, aber ich sah schon Artikel zum Stand der Forschung in der Süddeutschen -, die keine Verbindungen zu irgendeiner Industrie haben. Meines Erachtens wird das Thema „Atom/-müll“ in Deutschland selektiv überdramatisiert im Vergleich zu wesentlich größeren, anders gelagerten Problemen. Aber ich lasse mich auch gern eines Besseren belehren. Ich vermute bisher, Kohlekraft ist im Vergleich das bei Weitem größere „Verbrechen an der Menscheit“, wenn man irgendeine Stromerzeugung überhaupt so bezeichnen will - immerhin hat elektrischer Strom ja auch viele positive Seiten.
Nein,
viele Menschen und insbesondere die Atomlobby suggerieren, dass Atomenergie preiswerter als alle anderen Methoden Strom zu produzieren sei und damit zugleich die CO2-Problematik gelöst würde.
Das ist grundfalsch und hier nun von mir an einem Aspekt erläutert.
Rechnet man eben nicht selektiv, dann hat man insbesondere bei Atomenergie einen Rattenschwanz an Kosten, der nun eben nicht direkt auf den Strompreis umgelegt wird, sondern z.B. in Form der Risiken und der Entsorgungsproblematik ganz einfach dem Land und den Steuerzahlern und ganz generell allen Menschen als Hypothek aufgedrückt wird.
Zu argumentieren, dass Kohlestrom ja auch problematisch sei, ist sicher richtig, aber viel zu kurz gegriffen. Außerdem ist die Kohleverstromung bei weitem nicht der einzige Emmittent von CO2… Als Übersicht:
Weiterhin pro Atom damit zu argumentieren, dass wir ja auch „chemischen Müll mit unendlicher Halbwertszeit“ produzieren ist - mit Verlaub - Stammtischgequatsche, da gebe ich den Tip, mal Fachliteratur zu sichten gern zurück. Am besten mal auch Richtung Uranbergbau googlen, eine quantitativ schmutzigere und problematischere Form der Rohstoffgewinnung gibt es m.E. nicht. Oh und auch hier wird nicht unerheblich viel CO2 produziert, wir pflücken die Brennstäbe ja nicht einfach vom Baum.
Wie dem auch sei.
Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben zu wollen, ist nie zielführend. Insbesondere dann nicht, wenn sich die Langzeitproblematiken so deutlich abzeichnen, wie bei der Kernkraft.
Nein, denn die Energiedichte von Uran ist grob 10000 mal so hoch wie die von Kohle. In Kohleasche finden sich übrigens - u.a. wegen der großen Gesamtmasse der Asche - große Mengen von radioaktiven Isotopen, z.B. 10000 Tonnen Uran und 25000 Tonnen Thorium in der deutschen Kohleasche aus 10 Jahren Kohlekraftwerksbetrieb. Das landet übrigens auf gewöhnlichen Aschedeponien - und früher wurde es sogar dem Dünger beigemengt, was den zuvor natürlichen Anteil von Uran in vielen deutschen Böden um durchschnittlich 30% erhöht hat. Außerdem geben Markandya & Wilkinson in the Lancet explizit den gesamten Lebenszyklus inklusive Bergbau, aber exklusive Atommülllagerung wieder. Bei solch einer Betrachtung ist Atomkraft sogar weniger schädlich als Windkraft und erst recht als Photovoltaik (siehe „Electricity generation and health“). Bei den Schäden durch Kohlekraft ist übrigens die Klimawirkung in den meisten Publikationen (auch bei dem NASA Science Brief) für die death rate /TWh unberücksichtigt, obwohl eben das diese Zahl um einen unbekannten, wahrscheinlich nicht geringen Faktor, erhöhen würde. Hier wird über die Problematik unserer abstrus fehlgeleiteten Gefahrenwahrnehmung diskutiert: http://scienceblogs.de/naklar/2016/03/07/tschernobyl-panikalarm/
Ok,
Wikipediaartikel kann ich auch lesen.
Leider machst Du Deine Zitate nicht kenntlich und läßt das weg, was Deiner Argumentation nicht dient.
Z.B. den Absatz direkt unter der Angabe (bei Wiki siehe Artikel „Uranbergbau“ aus dem Du abgeschrieben hast) der 10.000 t Uran und 25.000 t Thorium in der Kohleasche. Im nächsten Absatz steht z.B. das es Bestrebungen gab und gibt, aus genau dieser Asche Uran zurückzugewinnen. Wäre ja auch prinzipiell sinnvoll, dort enthaltene Rohstoffe zu nutzen.
Das ist aber nur ein Beispiel für Deine selektive Darstellung hier.
Weiterhin kann man dem Artikel z.B. entnehmen, das mitunter mehr Energie zur Urangewinnung aufgebracht wird, als später als Strom erzeugt wird…
Soviel zu Deiner „Energiedichte“.
Aber wenn man nur vom fertigen Brennstab ausgeht…
Tja, wird ja auch trotz teilweise negativer Energiebilanz gemacht, weil man damit immer noch Geld verdienen kann.
Also lies Dich erstmal in Wikipedia ein und versuche mit den neu gewonnenen Erkenntnissen umzugehen.
Schau Dir dann auch gleich mal die Abraumhalden an, die der Uranbergbau erzeugt, viel schmutziger geht es nicht. Das wird noch ein Spaß, die und auch die Bergwerke zu sanieren, bevor dort die Reste an Uran und anderen Schwermetalle noch weiter mobil werden und sich in der Umwelt verteilen.
Kohlendioxid entsteht natürlich nicht im Kernkraftwerk. Da kommt (meist) nur Wasserdampf aus dem Schornstein, das heißt aber nicht, das Atomstrom nicht dennoch eine gewaltige! CO2-Schleuder darstellt. Und von der chemischen Erzaufbereitung und dem allein dadurch entstehenden Abfall willst Du wahrscheinlich auch nichts wissen.
Ne, da machst Du Dir das alles ein bissel zu einfach.
Fakt ist, dass ich mehrere wissenschaftliche Quellen zitiert habe, die bereits fertige Bilanzen enthalten. Ich bin der Meinung, alle Aspekte zu berücksichtigen, können Wissenschaftler, die sich mit dem Thema monate- bis jahrzehntelang hauptberuflich befassen, am besten. Von daher bin gerne bereit, von einer wissenschaftlichen Publikation zu erfahren, die die Bilanz total anders zieht als z.B. die im NASA Science Brief verlinkten Publikationen… Allein, ich kenne diesbezüglich keine - wobei ich bisher nicht nach Publikationen vor 1985 gesucht habe. Ich hielte es für eine für mich persönlich abwegige Verschwörungstheorie, dass alle Wissenschaftler gekauft wären. Stattdessen ist meine Vermutung, dass Deutsche Medien auf diesem Gebiet nur vereinzelt Fachwissen einholen - in ausländischen Medien, deutschen Fachmedien und vereinzelt hiesigen Zeitungen gibt es allerdings durchaus auch gegensätzliche Stimmen zum aus meiner Sicht unzählige Opfer in Kauf nehmenden Grundtenor der deutschen Öffentlichkeit. Wenn man Risiken völlig falsch einschätzt und beispielsweise Messer verbietet und dafür Sturmgewehre verteilt als Analogon, dann fordert das Opfer.
Aalso,
es geht hier im Thread um das ungelöste Entsorgungsproblem von Atommüll.
Du machst aber nichts anderes, als von den Nachteilen der Kohlekraftwerke zu schwurbeln.
Nachteile der Kernenergie versuchst Du durch irgendwelche halbgaren Argumente wegzudiskutieren oder gehst gar nicht darauf ein.
Magst Du mal erklären, warum?