Entstehung der jüdisch-christlichen Tabuisierung
Hi.
… Er schafft es einfach nicht aus dem Mittelalter in die Neuzeit…
Die Ablehnung der Homosexualität (HS) ist tief im Christentum verankert, wie auch im Judentum, aus dem das Christentum entstand und das der eigentliche Urheber dieser Einstellung ist, die das Christentum einfach nur übernahm.
Diese Einstellung entstand in jener Zeit, als sich das herausbildende Judentum gegen die Religionen seines Umfeldes zunehmend abgrenzte, also in der ersten Hälfte des 1. Jt. v.u.Z. Dieses Umfeld - Mesopotamien, Kanaan, Ägypten - stand der HS grundsätzlich bejahend gegenüber. Sexualität galt besonders in der Tradition der babylonisch-assyrischen Religionen als ein Wert für sich, ganz unabhängig vom Zweck der physischen Fortpflanzung. Es gab z.B. ritualisierte Tempelorgien, die den Sinn hatten, die Fruchtbarkeits-Götter zum Sex anzuregen, was wieder einen positiven Effekt auf Ernten usw. haben sollte. Im Rahmen solcher Riten (auch sog. „Tempelprostitution“) gehörte zwischenmännlicher Verkehr zum legalen Standard. Was allein zählte, war die Lust, die als Geschenk an die Götter galt.
Das Judentum - vor allem in Gestalt seiner „Propheten“ - war die erste religiöse Bewegung, die sich dem nicht nur verweigerte, sondern die Praktiken auch offen kritisierte und als Sünde gegen Jahwe einstufte. Lust der Lust wegen wurde tabuisiert, Lust war nur dann legal, wenn sie im Kontext von Hetero-Ehe und Fortpflanzung stand.
Das orthodoxe Christentum (das sich in Rom ab dem 2. Jh. n.u.Z. als Gegenbewegung gegen sein christlich-gnostisches Umfeld konstituierte) übernahm diese Position. Es übernahm bekanntlich auch die jüdische Texttradition in Form des AT, welches vom bedeutendsten Gnostiker Marcion wiederum heftig abgelehnt wurde. In gnostischen Schulen war die HS prinzipiell nicht tabuisiert, z.B. vielleicht sogar bevorzugt (z.B. bei den „Spermagnostikern“).
Im orthodoxen Judentum gilt die Ablehnung zumindest theoretisch heute noch, im liberal-progressiven Judentum ist man davon abgegangen.
Fazit : Die römische Kirche wird sicher nicht, solange sie besteht, von der Ablehnung der HS abrücken, weil sie sonst Praktiken gutheißt, die in der Zeit der Entstehung der jahwistischen Gottesidee als Sünden gegen den Fortpflanzungsauftrag Jahwes an die Menschen (Gen 1,28) eingestuft wurden.
Chan