Erde aus dem Universumszentrum verbannt

Hallo,

Galileo hat sich durch seine Erkenntnis, dass die Erde nicht Mittelpunkt des Universums ist, in Kirchenkreisen unbeliebt gemacht. Tatsächlich umkreist die Erde eine kleine Sonne am Rande einer Galaxie.

Woher stammt aber die einstige Annahme, dass die Erde das Zentrum des Universums sei? Gibt es dazu eine Bibelstelle?

Danke für Eure Mitteilungen!

Wolfgang D.

Hallo!

Es wird nicht ausdrücklich im Schöpfungsbericht so gesagt, aber man kann es heraus (oder hinein) lesen:

  1. Mose 1,1: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde …“
  2. Mose 1,14f: „Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des Himmels, daß sie scheinen auf Erden.“

Da der Himmel offensichtlich eine Kuppel ist, die die Erde umgibt, und die „Lichter“ (= Sonne, Mond und Sterne) am Himmel befestigt werden, bewegen sie sich um die Erde und nicht umgekehrt.

Michael

Hallo, Woher stammt aber die einstige Annahme, dass die Erde das
Zentrum des Universums sei? Gibt es dazu eine Bibelstelle?
man ging davon aus, das Jerusalem mit dem Tempel der Mittelpunkt der Welt ist somit muss ja auch die Erde in der Mitte der Welt liegen.
http://www.hagalil.com/israel/jerusalem/zion-01.htm
Zum Beispiel in Hes. 38,12.
Der Himmel war damals ja nur ein Gewölbe mit Lichtern dran.

Gruß
T.

Eine explizite Aussage, daß die Erde im Mittelpunkt stehe, gibt es meines Wissens in der Bibel nicht (ich habe allerdings ehrlich gesagt auch nicht danach gesucht). Aber bereits im Schöpfungsbericht (1. Mose 1) ist diese Annahme angelegt: Gott schafft die Erde und den Himmel als Firmament darüber (mit der Aufgabe, das Wasser „oben“ (das für den Regen gebraucht wurde) abzuhalten). Dann setzt er Sonne, Mond und Sterne als „Lichter“ an diesen Himmel. Diese Vorstellung zieht sich durch die Bibel hindurch. An anderer Stelle (2. Könige 20) ist z.B. davon die Rede, daß der Schatten auf der Sonnenuhr zurückwandert.

Daraus läßt der Grundstein für die Annahme, die Erde sei der Mittelpunkt der Welt, um den sich alles dreht, legen - zumal die Vorstellung, es gebe noch andere Planeten oder gar Sonnensysteme für die damalige Zeit völlig abwegig war.

In späterer Zeit wurde dieses Weltbild dann dogmatisch überhöht, was dazu führte, daß nicht mehr die Erde an sich, sondern die Stadt Rom als Mittelpunkt der Welt angesehen wurde. Aber auch dafür gibt es keine biblischen Belegstellen.

Gruß, Martinus

Hallo,

Bibelstelle gibt es dazu nicht. Das wurde wie vieles andere auch von den Christen aus der griechischen Antike übernommen (Ptolemäisches Weltbild).

Das Problem ist wohl entstanden weil Kirchenväter, allen voraus Basilius (v. Caesarea), basierend darauf ein Weltbild entwarfen das mit der heiligen Schrift im Einklang war. Und wie man erfahren musste, wenn sich die offizielle Kirche ersteinmal festgelegt hatte, konnte Widerspruch/Widerlegung zum Problem werden, besonders nach der Ernennung zur Staatsreligion …

Vor Galilei ist vielleicht noch Giordano Bruno interessant, der ja tatsächlich verbrannt wurde für seine Theorien (im Gegensatz zu Galilei).

Grüße
fliegerbaer

Hallo,

Bibelstelle gibt es dazu nicht. Das wurde wie vieles andere
auch von den Christen aus der griechischen Antike übernommen
(Ptolemäisches Weltbild).

so antik war Ptolemäus aber auch wieder nicht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ptolem%C3%A4us
Und wie gesagt, Jerusalem galt als Mittelpunkt der Welt.

Gruß
T.

Hallo Wolfgang,

Galileo hat sich durch seine Erkenntnis, dass die Erde nicht Mittelpunkt des Universums ist

Daß die Erde um die Sonne kreist und nicht umgekehrt, diese Erkenntnis hatte bereits Kopernikus, Kepler …

Tatsächlich umkreist die Erde eine kleine Sonne am Rande einer Galaxie.

Das weiß man erst seit 1919.

Woher stammt aber die einstige Annahme, dass die Erde das Zentrum des Universums sei? Gibt es dazu eine Bibelstelle?

Auch wenn es zahlreiche Hinweise innerhalb der alttestamentlichen Schriften gibt, so ist die Bibel dafür nicht die „Quelle“. Es gehörte zur Kosmologie sämtlicher antiker Kulturen. Somit eben auch zur israelitischen.

Es gehörte aber eben auch vor allem in der hier betrachteten Epoche zum aristotelischen Weltbild. Und das war damals für die kirchlichen Institutionen maßgeblich. Für viele von Galileis wissenschaftlichen Zeitgenossen übrigens auch.

Gruß
Metapher

Antike - Spätantike
Hi Torsten,

Die Spätantike, die der Antike folgt, beginnt meines Wissens mit Diokletian, und nach dem Tod von Ptolemäus. Dass sein Weltbild bis ins Mittelalter gewirkt hat, ändert daran nichts. Und wie ich Wikipedia entnehmen kann wirkte er in der antiken Bibliothek Alexandria.

Wo war dein Problem jetzt genau? :wink:

Grüße
fliegerbaer

Da der Himmel offensichtlich eine Kuppel ist, die die Erde
umgibt, und die „Lichter“ (= Sonne, Mond und Sterne) am Himmel
befestigt werden, bewegen sie sich um die Erde und nicht
umgekehrt.

Das ist schwer vorstellbar. Wenn jemals einer irgend einen Berg am Meer erklommen hat, wird ihm die Scheibe sehr gewölbt vorgekommen.

Der Rückschluss auf die Schöpfungsgeschichte ist nicht richtig. Das war ein Text, der nach damaliger Ansicht einen anderen Sinn hatte. Gras und Kraut, das weiß man, wächst nicht ohne Sonne. Die entstand laut Schöpfungsgeschichte danach.

Mykene

Woher stammt aber die einstige Annahme, dass die Erde das
Zentrum des Universums sei? Gibt es dazu eine Bibelstelle?

Allenfalls hat die Bibel solche Lehren, dass sich nicht einer zum Zentrum des ganzen Geschehens machen soll, sondern dass für alle ein gutes Zusammenarbeiten geht. Aber auch das findest du nicht direkt, sondern verpackt in Geschichten, wie zum Beispiel im Schöpfungsmythos.

Mykene

Wolfgang D.

Woher stammt aber die einstige Annahme, dass die Erde das
Zentrum des Universums sei? Gibt es dazu eine Bibelstelle?

Allenfalls hat die Bibel solche Lehren, dass sich nicht einer
zum Zentrum des ganzen Geschehens machen religiösensoll, sondern dass
für alle ein gutes Zusammenarbeiten geht. Aber auch das
findest du nicht direkt, sondern verpackt in Geschichten, wie
zum Beispiel im Schöpfungsmythos.

Ich denke, dass mit den primitiven Mythen immer die jeweilige Kultur sich zum Zentrum ihrer Gottesvorstellungen und damit auch zum Zentrum des ganzen Unversums machte, bevor die Wissenschaft die Erde aus dem rein kulturbezogenen Universumszentrum verbannte als bloßes „Stäubchen“ in einem scheinbar „unendlivchen“ Universum. Dass sich jede Kultur jedoch als ZENTRUM des ganzen Universum sah, war völlig normal in der Konkurrenz mit anderen Kulturen, die andere Vorstellungen von Göttern oder auch andere Philosophien zur Identitätsbildung betrieben. Für die Juden war „Gott“ nicht für alle Menschen gedacht, am wenigsten für ihre ägyptischen Feinde gedacht, sondern nur für sie selbst als Zentrum der Welt. Dasselbe galt auch z. B. für die Germanen, die sich mit „Ymir“ als Schöpfergott nur sich selbst begünstigt sehen wollten und nicht etwa auch ihre Feinde, die Römer…

CJW

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Hi,

Wo war dein Problem jetzt genau? :wink:

dass es die Idee von Jerusalem oder allgemein der Erde als Mittelpunkt der Welt schon lange vor dem 1. Jh nach Christus gab, als Ptolemäus lebte.
Das hat ja Matapher inzwischen auch beantwortet.

Grüße
T.

1.Mose 1,17 Gott setzte die Lichter an das Himmelsgewölbe, damit sie über die Erde hin leuchten,

Man stellte sich die Erde als flaches Gebilde vor, über das sich das Himmelsgewölbe halbkugelförmig stülpt. An dieses Gewölbe brachte Gott, so heißt es, die Leuchten an, etwa wie Glühbirnen an der Decke oder Fackeln an Hauswänden.

Diese Vorstellung ist aber nicht rein biblisch, sondern ist seit langem aus verschiedenen Kulturen bekannt.

Gruß Fralang

Hallo Wolfgang!

  1. Praktisch jedes Individuum hat (in gewissem Sinn) das Gefühl, in der Mitte der Welt zu stehen, das ist eine ganz normale menschliche Sichtweise. Für die mittelalterlichen Christen lag natürlich Jerusalem, ihre heilige Stadt, im Weltzentrum, für die Moslems Mekka, Chinesen gleubten, im „Land der Mitte“ zu leben, für antike Römer war Rom der Nabel der Welt, die Engländer ließen den Nullmeridian natürlich durch ihre Land gehen…

  2. Bedenke, dass die Ausmaße des Universums im Mittelalter und früher Neuzeit in keiner Weise bekannt waren. Du kannst da nicht mit deinem Wissen des 21. Jahrhunderts rangehen!
    Ja, geniale antike griechische Wissenschaftler haben schon erkannt, das Mond und Sonne recht weit weg sein müssen. Aber sehr lange herrschte bei vielen Menschen das Gefühl vor, die Welt bestände in der Hauptsache aus einer riesigen Erde, um die eine kleine Sonne, ein kleiner Mond und winzige Sternchen herumkreisten. Wenn das Universum hauptsächlich oder doch zum sehr großen Teil aus der Erde besteht, ist die Frage, warum sie im Mittelpunkt steht, sinnlos!

Karl

Ich glaube das könnte zur Haarspalterei ausarten. Zwei Gründe warum ich Ptolemäus als Namensgeber gewählt habe:

Einerseits war das Christentum bis ins 3. Jh. hinein weitgehend philosophiefeindlich, nicht ausschließlich aber weitgehend. Zu dem Zeitpunkt als Basilius das geozentrische Weltbild übernahm, hatte Ptolemäus seinen Almagest (Mathematike Syntaxis) nicht nur längst verfasst sondern war auch schon verstorben. Die Ptolemäische Ausarbeitung war also bereits bekannt, als das Christentum die ersten ernsthaften Schritte in Richtung Übernahme griechischer Philosophie machte. Aristoteles wird erst ab dem Mittelalter (Thomas v. Aquin) geradezu „Mode“. (Hauptgrund)

Die Bezeichnungen aristotelisches und ptolemäisches Weltbild werden auch synonym verwendet, trotzdem sie im Detail variieren. Und genaugenommen war die geozentrische Idee bereits vor Aristoteles diskutiert und im 16. Jh. (relativ kurz vor Galileos Dialog) herrschte auch nicht die reine aristotelische oder die reine ptolemäische Lehre vor, sondern eine Synthese der damals über 2000 Jahre alten Diskussion (von verschiedenen Varianten eines geozentrischen Weltbildes). (Nebengrund, ich halte es einfach für Haarspalterei)

Quellen: Galileo on the World Systems, Maurice A. Finocchiaro, sowie (wie oft) Deschner - diverse Bücher.

Grüße
fliegerbaer

Der Mensch wähnt sich im Mittelpunkt
Hallo,

Woher stammt aber die einstige Annahme, dass die Erde
das Zentrum des Universums sei?

dass es eine Annahme ist, die durch alle Kulturen
und Religionen geht, wurde schon festgestellt.

Die eigentliche Ursache und IMHO tiefere Erklärung
ist aber, dass sich der Mensch als Spitze der
Nahrungskette und einzigartig denkendes Lebewesen erkennt. Damit wird logisch ein starkes
Alleinstellungsmerkmal gegenüber seiner Umwelt
und aller Lebewesen definiert.

Dann ist es nur logisch, dass man jegliche menschliche
Schöpfungsgeschichte von Göttern als einzigartig
deklariert (andere kennt man nicht und akzeptiert
diese auch nicht) und dann kann nur noch die Erde
oder der Flecken auf dem man sich gerade befindet
der Mittelpunkt der Welt sein.
Gruß Uwi

Hi,

Die eigentliche Ursache und IMHO tiefere Erklärung
ist aber, dass sich der Mensch als Spitze der
Nahrungskette und einzigartig denkendes Lebewesen erkennt.
Damit wird logisch ein starkes
Alleinstellungsmerkmal gegenüber seiner Umwelt
und aller Lebewesen definiert.

Ich denke, gerade wenn er das nicht als evident angenommen hätte wäre das erst erklärungsbedürftig. Er fand sich einfach in der Mitte da. Egal in welcher Richtung er schaute war alles genau so entfernt.

Was für eine andere Annahme hätte sonst wählen können. Alles andere wäre ganz beliebig da er keinen Anhaltspunkt außer seinen (physikalischen) Standort hatte. Wie jedes neugeborenes Kind das auch genau so empfindet bis heute.

Gruß

Balázs

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Mir fällt noch was ein.
Die Dreidimensionalität ist auch noch nicht in (korrektem) physikalischem Sinne angeboren. Nach oben ist was separates.

Du meinst …

… Nach oben ist was separates.

… die 8 kHz?

Hast du da eine Studie dazu?

Gruß

Stefan

Nein.
Das Weltbild. Die zwei Dimensionen sind ja begehbar, nach oben gehts aber nicht. Die erste (bekannte) physikalische Beschreibungen machen da eine klare Unterscheidung. Die Scheu von der Tiefe ist angeboren.

Aber du machst mich Neugierig um was gehts da?

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