Wissenschaft und Mystik - kein Widerspruch
Hi Candide.
Theosophie
Astrologie
Ken Wilber
Nunja, ich würde nicht all das als Esoterik abhandeln, das
pflichtbewusste Bibliothekare in eben diesen Saal räumen.
Wo soll denn bitteschön bei den drei oben zitierten
Wissensgebieten ein gemeinsames Band bestehen, …
Nun, alle drei Gebiete (Theosophie, Astrologie, Wilbers Theorie) haben mehr gemeinsam als ihre Präsenz in esoterischen Buchregalen: sie basieren auf der Annahme, dass das Universum in einem einzigen Prinzip gründet und sich von dort aus in eine strukturierte Vielheit entfaltet, die durch feinstoffliche Felder zu einer relativen Einheit verbunden bleibt.
Das alles schließt erhebliche Differenzen zwischen diesen Modellen nicht aus. Wilber z.B. ist der Astrologie gegenüber sehr skeptisch. Er würde sie als einen Mischmasch aus prä- und transpersonalen Elementen bezeichnen, mit Übergewicht auf ersterem.
Dem Geheimwissen greift nicht gleich jeder Dahergelaufene
zwischen die Beine, Rituale wie die Einweihung erzeugen eine
vorgängige Ehrfurcht vor diesem Wissen.
Dahergelaufene? Klingt etwas herablassend und elitär, findest du nicht? Geheimlehren entstanden in Zeiten, als Heimlichkeit oft überlebensnotwendig war. Rituale - nun, die sind ein zweischneidiges Schwert, hier kann die Form leicht über Mängel des Inhalts hinwegtäuschen. Nüchtern betrachtet, sollten Rituale im Sinne von Initiation rein pragmatisch sein, eine Methode also, die optimal zum gewünschten Resultat führt. Und das bitteschön mit einem Minimum an Symbolik.
Der Astrologe und die Unternehmensberaterin als die
vollendeten Alche-misten unserer Zeit.
Du siehst, meine Meinung zur Astrologie ist durchaus eine
geringe.
Im Astrobrett brachte ich letztes Jahr ein astrokritisches Posting „Hat die Astrologie 5 Prozent Aussagekraft?“, da waren Argumente von Wilber gegen die Astro zuammengefasst.
Ken Wilber als Esoteriker zu bezeichnen ist erstens wohl für
ihn eine Beleidigung
Habe ich auch nicht getan. Ich sagte nur, dass New Age und Eso sich partiell überlappen. Die Gründe findest du z.T. oben angeführt.
und zweitens nicht klüger als dies bei
einem Hegel wäre, dem er aus meiner Sicht ja sowieso sehr
ähnelt, gerade im gemeinsamen Schlechten. Im Guten
unterscheiden sie sich eher.
Klar ähneln sie sich, Hegel ist der Ober-Alles-Integrator der Philosophie, so wie Wilber der OAI der heutigen Philosophie (wo ich ihn eigentlich einordnen würde). Ich bin übrigens ein Fan von ihm.
Die Stärke einer Arbeit wie derjenigen Wilbers ist zweifellos
die, das angesammelte wissenschaftliche Wissen einer
Totalsynthese zuzuführen …
In der Tat…
Ob dies so geschehen muss, wie Wilber dies tut, ist für mich
fraglich;
Es sollte auf jeden Fall so geschehen, dass verschiedene Wahrnehmungsebenen (physikalische, psychologische und spirituelle) in einem einheitlichen System eingeordnet sind. Nur so kann das vor-Wilbersche Theorie-Chaos zu einem Ende finden.
fraglich ist auch, ob das überhaupt „synthetisch“
geschehen muss, oder ob es nicht vielmehr ästhetisch geschehen
kann und sollte.
???
Jedenfalls liegt für mich der Wert von Wilbers Tun weniger im
AQUAL selbst als in dem Input, den ein AQUAListisches Denken
wiederum auf die Wissenschaft besitzt, oder besser, besitzen
könnte, nähmen die Wissenschaften so etwas ein wenig ernster.
Auch Freuds Theorie hatte Mängel, er stampfte aber genialisch die Grundlagen der Psychoanalyse aus dem Boden, als hätten ihm das die Englein eingeflüstert. Ein ähnliche Leistung sehe ich bei Wilber.
Wie gesagt finde ich an Herrn Wilber nicht viel esoterisches,
Es gibt wichtige gemeinsame Ausgangspunkte, z.B. Vedanta und Buddhismus. Und die auch von dir sowie von mir in der Fragestellung angesprochenen Unterschiede. Hier ein Hinweis auf eine kompetente Website:
http://www.integralworld.net/de/visser_novalis.html
im Gegenteil erscheint er mir viel zu szientistisch mit seinem
Synthesewahn.
Nun, diesen Synthesewahn haben alle mystischen Theorien, und Wilber ist nun mal ein die Wissenschaft und die Mystik vereinender Autor. Mystik zielt auf die Einheit in der Vielheit, da ist das Synthetisieren eine logische Folge.
Gruß