Hi Claus,
Deine Argumentation zielt auf Erfahrung ab, die ja gerade im
„Übersinnlichen“ gar nie vom eigenen Bewusstsein zu trennen
ist.
Ja. Erfahrung ist stets ein Prozess, der etwas mit dem „Inneren“ zu tun hat, weil wir nur dann eine Erfahrung machen, wenn wir nachdenken; erst daraus ergibt sich das, was man als Erfahrung bezeichnet.
Auch Deine sinnlichen Wahrnehmungen sind ja letztlich ein Verarbeitungsprozess, der im Gehirn stattfindet - alles, was wir wahrnehmen, ist ein Deutungsprozess. Interpretation.
Das „Übersinnliche“ ist also nicht bloß das, was sich über die körperlichen Sinne hinaus wahrnehmen lässt, sondern alles Sinnliche ist eine Geistestätigkeit, und nur durch diese wird eine gemeinsame Realität durch Übereinkünfte erschaffen, nicht weil es etwas gibt, das wir in reiner und unverfälschter Form erkennen könnten. Das können wir nicht. Nur ein paar Skeptiker glauben, wir könnten… sie bewegen sich nicht weiter, sondern bleiben einem alten Glaubenssatz verhaftet, wonach es Objektivität geben könne, aber nein, es gibt sie nicht.
Wir treffen Sätze, wir machen uns die Welt, wir kämpfen um Bedeutungen, wir töten sogar dafür! Das ist unsere traurige Geschichte, dass wir immerzu gemordet haben für die vermeintlich korrekte Wahrnehmung dieser unserer gemeinsamen Welt! Nein, es ist keine gemeinsame Welt, wenn man anderen ihre Wahrnehmung und ihre Erfahrungen abspricht, gar noch behauptet, man wisse es besser, man habe die einzige richtige Herangehensweise an Weltverständnis!
In so einer Welt herrscht ein diktatorisches, autoritäres Denken vor, und das ist verwerflich!
Wenn von „übersinnlichen“ Erfahrungen die Rede ist, ist
der Begriff falsch, weil es noch nie einen Menschen gab, der
„Übersinnliches“ ohne seine eigenen Sinne erfahren hätte
können.
Nein. Wir alle machen das ständig. Wir alle nutzen unseren Geist, um wahrzunehmen. Es ist ein geistiger Vorgang.
Somit hängt also jede Erfahrung immer davon ab, wie
sie interpretiert wird.
Nein, die Art und Weise was wir wie (nicht) wahrnehmen, das ist die Interpretation. Die Erfahrung wird nicht interpretiert; sie ist der Tätigkeit des Nachdenkens über ein Erlebtes entsprungen. Sicher aber kann man die Erfahrung mitteilen und dann können andere sie etwa als „falsch“ interpretieren, was ich aber für ethisch fraagwürdig halte… jeden Tag machen das übrigens Menschen mit anderen, ihnen ihre Wahrnehmung absprechen, und das ist eine Form von Gewalt.
Und dieses Interpretieren bezieht sich
doch gerade in diesem Eso-Brett auf die Sprache.
Die Sprache… sie ermöglicht es uns zwar, unsere Deutung von der Welt in Worte zu fassen, aber sie garantiert niemals, dass wir auch verstanden werden. Sie ist Brücke und Graben zugleich.
Ob ich also von Engeln, Teufeln, Feen oder Geister usw.
spreche und mich dabei auf meine Erfahrung berufe als
„Wahrheit“, hängt davon ab, welche Begriffe ich bei meiner
Kommunikation benütze.
Es hängst von dem Denken ab, nicht von den Begriffen.
Erfahrung ist Interpretation, immer! Es ist ein Prozess des Nachdenkens erforderlich, um zu einer Erfahrung zu gelangen.
Meine Erfahrung, in meiner geistigen Welt etwas wahrzunehmen, das sich ausnimmt wie lebende Wesen mit einem eigenen Willen und eigenen Handlungsmöglichkeiten ist wahr.
Wenn jemand von außen sagt, nein, es ist nicht wahr, so übt er Gewalt aus - und deutet sein ethisch verwerfliches Verhalten auch noch um: Ich will ja nur, dass du die Wahrheit erkennst, sagt er.
Nein, ich habe meine eigene Wahrheit, ich habe sie durch den Prozess des Wahrnehmenes, einer geistigen Tätigkeit des Nachdenkens erlangt.
Niemand hat das Recht, anderen ihre Wahrnehmung abzusprechen.
Es ist ein Akt der Missachtung, der Gewalt. Es ist ein autoritäres Gehabe, dem der Wille zugrundeliegt, einem anderen seine vielleicht viel feinere Geistestätigkeit (alles ist Deutung!) abzusprechen, ihn gefügig zu machen, ihn unterzuorden, in das zu asssimilieren, was er selbst als das Richtige erachtet - das freilich „richtige“ für alle… und das kennen wir alle zur Genüge.
Primitive Völker projizieren ihren
eigenen Geist in die Welt hinein, da leben sogar die Berge…
Genau dieses Denken ist es! Bist Du dann einer von den Herren?
Primitiv… ist das Dein Ernst?
http://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus
http://www.fairunterwegs.org/themen/thema/article/ap…
Es geht also nicht um bloße Erfahrung ohne Reflexion und ohne
Kommunikation.
Du solltest über den Begriff der Erfahrung nachdenken:smile:
These, dass es hier um eine
willkürliche Vermischung von Religion und Wissenschaft geht,
Das stimmt sicher oftmals.
während die Wissenschaft sich ja gerade dadurch auszeichnet,
dass sie sich seit der griechischen Philosophie bewusst von
den Religionen und ihren märchenhaften Lehren, an die man als
braver Bürger „glauben“ soll, distanziert haben.
Die Wissenschaft nicht, nein. Manche Richtungen aber schon:smile:
Und ich bin ganz dafür, dass man Götter und ebenso auch „Wissen“ nicht missbrauchen sollte, um Menschen unterzuordnen.
Im Namen von "Wissen"schaft nämlich wird nichts anderes getan, als das, was die Gottesvertreter taten und weiterhin auch praktizieren: Den Menschen ihre Spiritualität rauben. Die Möglichkeit auch der Erfahrung von Spiritualität.
Wer sich auf „Wissen“ beruft, kann sich genauso auf „Gottimhimmel“ berufen. Ist beides ein Gewaltakt.
Es geht also
hier um die Sprache, wie man Erfahrung interpretiert!
Nein, für mich nicht. Erfahrung wird gemacht, durch einen geistigen Art, der Tätigkeit des Nachdenkens… allerdings kannst Du eine Erfahrung, von der ein anderer erzählt, als falsch werten, was ich aber als Gewaltakt interpretieren würde.
Und die Sprache der Wissenschaft ist sehr viel rationaler als
die Sprache der Religionen, die von Engeln, Teufeln, Geistern
und einem frei schwebenden Gott über der Erdscheibe ausgingen,
von Begriffen also, die es in der Wissenschaft und Philosophie
niemals gegeben hat.
Rationalität ist nicht alles, und wer das glaubt, der hat m.E. etwas Wesentliches nicht verstanden.
Und wenn man die Interpretation seiner
Erfahrungen „wählen“ kann, warum dann nicht an der
Wissenschaft sich orientieren, anstatt an der Sprache der
Esoterik, wo es scheinbar lauter so unbeweisbare Phänomene
gibt?!
Du kannst wählen, ob Du eine Erfahrung machen willst oder nicht.
Manche Menschen etwa mussten viel Gewalt ertragen, aber sie interpretieren diese Erlebnisse so, als sei das aus Liebe geschehen. Das Erlebte wird interpretiert, daraus wird die Erfahrung gestaltet.
Gruß
Istiden